Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0196

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
381

Todesfälle. — Denkmäler — Vermischte Nachrichten. — Auktionen.

382

nicht nur der Wandgemälde, sondern der gesamten unbeweg-
lichen Einrichtung anfertigen; eine Publikation derselben
steht aber, nachdem der schöne Plan eines umfassenden
Tafelwerkes über mittelalterliche Wandmalereien in Tirol,
wie es scheint, fallen gelassen, kaum so bald zu gewärtigen.
Einen willkommenen Ersatz bieten mittlerweile die im ver-
flossenen Sommer bei Jos. Gugler in Boxen erschienenen
Kabimttphotographien nach Aquarellen von Franz Mayer,
welche zunächst den Freskenschmuck des Neidhartsaales,
und zwar das Ballspiel, den höfiseJien Tanz und das Turnier
dann die gelegentlich der 1888 abgeschlossenen Restauration
an den Fensterpfeilern des nämlichen Saales zu Tage ge-
tretenen Bildfragmente: Bärenjagd, Sauhatz und eine Fisclier-
sceno — beiläufig bemerkt, mit die frischesten, unmittelbar
aus dem Leben der Zeit gegriffenen Schildereien Runkel-
steins — wiedergeben. Vor jenen älteren Nachbildungen
haben die Kopien Mayers die größere Treue gegen den Strich
der gotischen Zeichnung, schärferes Erfassen des Details, die
photographische Vervielfältigung und damit den sehr be-
scheidenen Preis der einzeln käuflichen Blätter voraus. Im
kommenden Frühjahr gedenkt Maler Mayer an die Aufnahme
des hochinteressanten Badezimmers und des Freskencyklus
der Katharinenkapelle — beide überhaupt noch nicht repro-
duzirt — zu gehen und so allmählich die malerische Innen-
ausstattung dieses als Kulturdenkmal unvergleichlichen mittel-
alterlichen Ansitzes vollständig zur Veröffentlichung zu
bringen. Für die Fortsetzung des Unternehmens dürfte sieb
die Wiedergabe einzelner Hauptstücke in einem größeren
als dem — sonst ausreichenden — Kabinettformat empfehlen.

TODESFÄLLE.

*% Der Maler Professor Karl Oesterley ist am 28. März
zu Hannover im 80. Lebensjahre gestorben. Einem Nekro-
loge des „Hannov. Kuriers" entnehmen wir die folgenden
Mitteilungen über ihn: Karl Wilhelm Friedrich' Oesterley
wurde am 22. Juni 1805 in Göttingen geboren. Er besuchte
das Gymnasium seiner Vaterstadt, dann das zu Holzminden,
studirte seit 1822 in Göttingen und wurde 1824 zum Dr. phil.
promovirt. Er besuchte darauf die Kunstakademien in
Kassel und Dresden bis 1827 und ging dann nach Italien,
wo hauptsächlich die Bilder Giotto's und Fra Fiesole's ihn
fesselten. Nach Göttingen zurückgekehrt, erhielt er am
27. April 1829 als Privatdozent in der philosophischen Fa-
kultät die venia docendi und wurde gleichzeitig mit der Auf-
sicht über die Gemälde- und Kupferstichsammlung beauf-
tragt. 1831 zum außerordentlichen Professor befördert, hielt
er Vorlesungen über Kunstgeschichte und wurde 1844 ordent-
licher Professor. Er siedelte 1845 als Hofmaler nach Han-
nover über, behielt aber die Professur in Göttingen bei, bis
er 18G1 pensionirt wurde. Von seinen Gemälden sind die
hervorragendsten: Wittekinds Bekehrung, die Tochter Jepb-
tas, Christus und Ahasver, Christus, die Kinder segnend.
Bürgers Leonore. Für die Schlosskirche in Hannover malte
er das Altarbild: Christi Himmelfahrt. Mit Otfried Müller
gab Oesterley die bekannte Sammlung von Abbildungen an-
tiker Denkmäler heraus, ferner veröffentlichte er Umrisse zu
Schillers Teil. Wie er schon in Göttingen den Unterricht
im Zeichnen nach lebenden Modellen geleitet, so übernahm
er auch in Hannover bei Eröffnung der kunstgewerblichen
Lehranstalt am 1. Dezember 1868 das Aktzeichnen, gab aber
mit Rücksicht auf seine Gesundheitsverhältnisse diese Thätig-
keit 1877 wieder auf. 1852 erwarb er das zum Abbruch be-
stimmte, nach Blumenhagen „Haus der Väter" benannte Ge-
bäude an der Leinstraße, ein 1G19 erbautes Patrizierhau,,
das erst viele Jahre von der Familie von Windheim, dann

von der von Änderten bewohnt war. Er ließ es in verän-
derter Form unter Erhaltung der Skulpturen vom Oberbau-
rat Mithof an der Langenlaube wieder aufbauen, wo der
interessante Bau aus der Zeit der deutschen Renaissance mit
seinen schönen Steinhauerarbeiten an Giebel und Erkern den
Blick aller fesselt.

DENKMÄLER.

= tt. Worms. Die durch Baron Heyl von Hernsheim
unserer Stadt zum Geschenke gemachte Büste des Fürsten
Bismarck ist von Bildhauer Johann Hirt in Berlin modellirt
und ausgeführt worden und am 1. April unter entsprechen-
der Feierlichkeit zur Aufstellung gebracht.

=tt. Mannheim. Bildhauer Professor Gustav Eberlein
in Berlin hat das Hilfsmodell für unser im hiesigen äußeren
Schlosshofe zu errichtendes Reiterdenkmal Kaiser Wilhelms I.
vollendet und auch das Gussmodell der Reiterfigur bereits
so weit ausgearbeitet, dass dessen Vollendung bis zum Ende
dieses Jahres in sichere Aussicht gestellt werden kann.

VERMISCHTE NACHRICHTEN.

= tt. Düsseldorf. Zu dem vom Centralgewerbeverein
für Rheinland und Westfalen beabsichtigten Neubau eines
Museums für die bedeutenden kunstgewerblichen Samm-
lungen hat die Stadtgemeinde Düsseldorf einen geeigneten
Bauplatz zur Verfügung gestellt und außerdem noch durch
Ankauf vergrößert. Nachdem der Provinziallandtag schon
50000 M. für den Neubau bewilligt, hat nun auch die könig-
liche Regierung der Bitte des Vereins entsprochen und wei-
tere 100000 M. in den Staatshaushaltsentwurf eingestellt.
Die Gesamtbaukosten dieses neu zu errichtenden Kunstgewerbe-
museums sind auf 270000 M. veranschlagt.

= tt. Mainz. Am Josephstage, 19. März, fand die
feierliche Grundsteinlegung zum Neubau der hiesigen St.
Josephs-Pfarrkirche durch Bischof Dr. Hoffner statt; die Bau-
pläne sind vom Mainzer Diözesanbaumeister Lucas entworfen,
der auch die Ausführung der Kirche leiten wird.

AUKTIONEN.

• Bei H. O. Outekunst in Stuttgart kommt, vom 28. April
angefangen, eine höchst kostbare Sammlung von Kupfer-
stichen, Holzschnitten und Zeichnungen alter und neuerer
Meister zur Versteigerung, welche, gleich den bisherigen
Veranstaltungen der bewährten Firma, die ernste Aufmerk-
samkeit der Kunstfreunde verdient. Der mit Lichtdrucken
ausgestattete, gegen 1400 Nummern umfassende Katalog weist
Blätter von höchster Seltenheit und Schönheit aus allen
Schulen auf.

ZEITSCHRIFTEN.

Zeitschrift für christliche Kunst. 1890. Heft 12.

Gemaltes Triptychon um 1300 im städtischen Museum zu Köln.
Von Schnütgen. — Entwurf zu Dalmatiken-Stäben in Aufnäh-
arbeit. — Die Cappenberger Schale. Von M. Rosenberg. —In
welchem Stile sollen wir unsere Kirchen bauen? Von H. Krings.
— Neues über den Meister PW zu Köln. Von M. Lehrs.

Allgemeine Kunstchronik. 1891. Nr. 7.

Im Kimstlerhause in Wien. — Die Erneuerung der Marienkirche
zu Zwickau. — Das Mozartdenkmal in Wien.

Die Kunst für Alle. 1891. Heft 13.

Adolf Hildebrand. Von H. Helferich. — Die internationale Ge-
mäldeausstellung in Stuttgart. VonA. Freihof er. — Die Jahres-
ausstellung der Düsseldorfer Künstlerschaft.
The Magazine of Art. Nr. 120.

Benjamin Constant. Von J. Murray Templeton. — The cru-
eifixion in Celtic Art. Von J. Romilly Allen. — Lord Arm-
strongs Collection of modern Pictures. II. Von Kimbault
Dibdin - Meissonier (1812 — 1891). Von W. Armstrong. —
The modern schools of Painting and Sculpture: Great Bntain
and the United States of America. Von Cl. Phillips. — Some
recent Irish I-aces. Von A. S. Cole.
 
Annotationen