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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0264

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Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

51G

verschieden gedeutet. Zumeist wurde sie für ein Geschoss
(eineBonibe) gehalten. Doch hat schon A.Springer darauf auf-
merksam gemacht, dass es sich auch um ein Meteor handeln
könne, und diese Deutung scheint nach den Forschungen
Newtons die richtige zu sein. Raffael hat das Bild zwischen
1511 und 1512 für einen Kämmerer des Papstes Julius II.,
Sigismondo Conti aus Foligno, gemalt. Nach früheren Deu-
tungen sollte das brennende Geschoss eine Anspielung auf
den Krieg sein, der im Sommer 1511 zwischen den Fran-
zosen und ihren Verbündeten einerseits und dem Papste
andererseits geführt wurde, während dessen die Franzosen
Norditalien besetzt hatten und in der Schlacht bei Ravenna
am 12. April 1512 den Papst mit seinen Kriegsgenossen
schlugen; gleichwohl mussten die Franzosen im Juni 1512
Mailand und Norditalien räumen. Neuere Kunstkritiker
haben wiederholt betont, dass die auf dem Bilde dar-
gestellte Feuerkugel und ihre Bahn einem brennenden Ge-
schoss und seinem Laufe so wenig ähnlich ist, dass man
sich sträuben muss, Raffael eine so unwahre Darstellung
zuzumuten. Dagegen hat sie mit einem Meteor und seiner
Bahn eine so auffallende Ähnlichkeit, dass Newton die An-
sicht ausspricht, Raffael habe eine solche Naturerscheinung
auf dem Bilde verewigen wollen. In der That hat nämlich
im Jahre 1511 und zwar in der Nacht zum 4. September
ein Meteorsteinfall an den Ufern der Adda bei Cremona
stattgefunden. Newton giebt mehrere zeitgenössische Be-
schreibungen dieses Meteoritenfalles wieder, von dem sich
leider keine Probestücke erhalten haben. In den Aufzeich-
nungen von Zeitgenossen wird die Erscheinung der leuch-
tenden Feuerkugel, die Detonation und das Niederfallen von

.....lir oder weniger großen Steinen sehr genau beschrieben,

und da einerseits die Naturerscheinung damals nicht entfernt
so bekannt war wie heute, andererseits die damalige Zeit
noch stark zu einer religiösen Deutung der Naturerschei-
nungen neigte, so war es natürlich, dass ein so seltenes und
auffallendes Phänomen als ein sichtbares Zeichen göttlicher
Hilfe in der Kriegsnot angesehen wurde. Dieser Auffassung
Newtons, die ihre beste Stütze in der Natin Wahrheit des
Hildes findet, schließt sich auch Daubree in einer Zuschrift
au dir Pariser Akademie an.

PERSONALNACHRICHTEN.
„% Die Centraldirektion des Deutschen Archäologischen
Instituts bat die Herren Dr. Ferdinand Noaek aus Holz-
hausen, Dr. Erich Pernice aus Qreifswald, Dr. Johannes
Tbepffer ans Merlin und Dr. Julius Ziehen aus Frankfurt
• i. Main zu Stipendiaten des Institut« in der Abteilung ffir
klassische Archäologie, sowie den Herrn Dr. Joseph F<il<r<r
au München mm Stipendiaten detflnstifafa in der Abteilung
für christliche Archäologie für das Jahr L891 gewählt, und
diese Wahlen sind seitens de« Auswärtigen Amis bestätigt
worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.
|| Die internationale Ausstellung künstlerischer Photo-
graphien, weiche der Klub der Amateurphotographen in

^ ien kürzlich im k. k. Museum für Kunst und Industrie
veranstalte! hatte, l">l ein glanzvolles Bild ron den tech-
»ischen and künstlerischen Bmingensohaften der photo-
graphischen Technik Seit der Einführung der hochempfind-
ll,|"n Gelatintrookenplatten hat in der Photographie das
A"i;ii,■„,„, ,.,, ,.,,„.„ enormen Aufschwung genommen, und
gerade dem tobhaberphotographsn füllt ein groik-r Anteil

! an der künstlerischen Vervollkommnung der heutigen Licht-
I bilder zu. Erfordert es schon an und für sich viel Studium
i und vor allem ein künstlerisch geschultes Auge, aus der
Natur „Bilder" in richtiger Beleuchtung heraus zu heben, so
muss der Photograph in zweiter Linie die physikaliseh-
: chemischen Mittel völlig in seiner Gewalt haben, um die
! Motive naturwahr auch in geringerer Lichtskala festhalten
und sie so wiedergeben zu können, wie sie der Künstler der
| Natur entlehnt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass, wenn
: der Photograph diesen Forderungen gerecht wird, künstlerisch
gestimmte Bilder zustande kommen können. Bei der Mannig-
faltigkeit der neueren Reproduktionsmethoden und der ver-
schiedenartigen Tonung der Bilder wird es auch möglich,
der mechanisch erzeugten Aufnahme mehr oder minder den
Charakter der Handzeichnung zu verleihen, so dass auch
im Vortrag ein künstlerischer Anstrich dazu kommt. Die
ausgestellten 000 Nummern, welche von einer Künstlerjury
ausgewählt wurden, zeigten zunächst in den Porträt- und
Gruppenaufnahmen, insbesondere aber in der Landschaft,
Bilder von solcher Vollendung, dass diese nicht nur für
Freunde der Photographie, sondern auch für Künstler von
hohem Interesse waren. Das Grundprinzip, welches die Jury
leitete, war die Bedingung, dass in den Aufnahmen die
künstlerische Auffassung dominire und ein idealer Gedanke
zum Ausdruck gebracht werden müsse. Es wurde daher
in einzelnen Fällen selbst die technische Vollendung in
zweite Linie gesetzt und jede geschäftsmäßige Reproduktion
ausgeschlossen. Ins Detail der Ausstellung einzugehen, ver-
bietet uns der Raum; nur einige besonders hervorragende
Namen seien aus der Zahl der Einsender (400) hervorgehoben.
In landschaftlichen Stimmungsbildern und großen Moment-
aufnahmen (See- und Strandscenen) brilliren vor allem die
Engländer und Amerikaner: darunter F. Tliurston (Luton),
George Dacison (London). Baph. W. Robinson (Redhill),
.1. /.'. Dresser (Bexley Heath) und W. dem. Williams (Ha-
lifax). In Porträtstudien hatte Meisterhaftes R. Faulkmr
(London) ausgestellt. Daran reihten sich die photographischen
Strandbilder von Drcescn (Flensburg), die schönen Land-
schaftsstudien von G. Schuh (St. Petersburg) und die male-
rischen Aufnahmen von Mar. Nähr und Ollo Schmidt (Wien).
Mit vorzüglichen Porträtstudien war auch die k. k. Lehr-
und Versuchsanstalt für Photographie in Wien vertreten.
Wir notiren nur noch die prächtigen Blumenstücke von
tu nry Stevens (Addlesstone), Gletscherbilder von Vittorio
Sclla (Biella) und die reizvollen Genrescenen und Salonbilder
von Albert und Nathaniel Rothschild (Wien).

x. — Die internationale Kunstausstelluug in Berlin
nimmt in finanzieller Beziehung einen, wie e8 scheint, sehr
günstigen Verlauf. In der ersten Juniwoche wurden zwölf
Gemälde, darunter Micheüüs „Fronleichnamsfeier in den
Abruzzen" für den Kaiser angekauft, in der zweiten Juni-
woche sechzehn Gemälde und vier plastische Werke. Ins-
gesamt wurden bisher für rund L'30O00 Mark Kunstwerke
fzt.

**» Die Gemäldegalerie des Louvre ist durch eine
Schenkung des Kunstsammlers Oh. F. L. Moreaux um
Gemälde niederländischer Meister bereichert worden, einen
„Waldeerand" von Jakob van Ruisdael, eine Landschaft bei
Sonnenuntergang von Pynacker (beide aus der Galerie Fesch)
einen Hühnerhof, der von Adlern überfallen wird, von
Bondekoder, ein Blumenstück ron Jan van Euysum, ein
Süllleben vo„./„» Weenix and eine Landschaft- mit Staffage
von D. Thniers •>.,,. Die Gräfin von Beaurnont-Castries bat
dem Louvre das Gemälde von P. Baudry „Die Wahrheit"
das im Salon 1S82 ausgestellt war, vermacht.
 
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