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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0277

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541

Korrespondenz.

542

schöner Goldmünzen und die Sammlung des hoch-
verdienten Kölner Chronisten Dr. J". /. Merlo, so-
weit sie sich auf Coloniensien bezieht. Die Er-
werbung dieser ganz ausgezeichneten Sammlung, mit
seltener Kenntnis und Liebe zur Vaterstadt während
eines langen Lebens zusammengebracht, war nur
durch weitgehendes patriotisches Entgegenkommen
der Erben möglich. Durch Aufnahme dieser Kollek-
tion, welche Ansichten der Stadt und ihrer Bauten,
Pläne, historische Darstellungen, vor allem eine groß-
artige Sammlung von Porträts enthält, in den ohne-
hin nicht unbedeutenden Bestand des Museums er-
reicht diese Abteilung der Sammlung eine Voll-
ständigkeit und Bedeutung, wie sie ähnliche Institute
nur in seltenen Ausnahmefällen besitzen dürften.

Auch das Kunstgewerbemuseum hat sich in er-
freulicher Weise entwickelt. Abgesehen von den
laufenden Erwerbungen konnten dank der zum Teil
großartigen Freigebigkeit einzelner Bürger wieder-
holt die Mittel beschafft werden, um einzelne be-
sonders kostbare und hervorragende Stücke zu er-
werben. Auch Stadt und Staat, vor allem aber der
Kunstgewerbeverein, der fast seine ganzen Mittel
zur Vermehrung der Sammlung zur Verfügung stellt,
haben redlich zu der schnellen Entwicklung des
Instituts beigetragen. Infolge planmäßiger Ankäufe
steht es heute bereits in mehreren Abteilungen eben-
bürtig neben manchen größeren Instituten, die
kleineren hat es zum guten Teil überflügelt. Na-
mentlich hinsichtlich der Qualität der Objekte ist
bei den Ankäufen die größte Sorgfalt beobachtet
worden, um dem Handwerkerstand nur Bestes als
Muster zu bieten, da hier das Beste eben gut genug
ist. Ein vor kurzem dem Museum zugefallenes
größeres Legat wird es in die Lage versetzen, weiter
einzelne ganz hervorragende Sachen zu erwerben.

Endlich ist auch unsere Kaiserdenkmal-Angelegen-
heit wieder in Fluss gekommen, über deren Anfang
ich früher berichtet habe. Auf Antrag einer der
vier Prämiirten hatte das Komitee eine engere Kon-
kurrenz unter denselben ausgeschrieben und Modelle
im Maßstab von 1:3 verlangt, natürlich gegen ent-
sprechende Entschädigung. Nur zwei der Sieger,
Anders und Albermann, haben sich dazu eingefunden,
die beiden Dritten haben abgelehnt. Konnte es schon
nach dem Ergebnis des ersten Wettbewerbes nicht
zweifelhaft sein, dass Anders seinen Nebenbuhler
nach allen Richtungen hin bedeutend überragte, so
zeigen die neuen Modelle dies noch deutlicher. Das
Modell von Anders ist fast dasselbe geblieben; es
ist darüber nicht viel Neues zu sagen. Die Figur

des Kaisers ist noch lebendiger und freier geworden
dadurch, dass der Künstler den Arm mit dem Mar-
schallstab gesenkt hat; das Pferd etwas monumen-
taler, ohne ein schwerer Renaissancegaul zu sein.
Der meisterhaft gelungene Sockel hat dadurch ge-
wonnen, dass die Langseiten einzelner schwerer or-
namentaler Zuthaten entkleidet und wesentlich nur
mit Inschrifttafeln und zwei wasserspeienden Löwen-
köpfen geziert sind. Weniger glücklich und kaum
ausführbar ist der Zusatz von vier Brunnensäulchen
an den Ecken des Bassins, die an sich unschön,
nicht recht an die betreffenden Stellen passen, ja von
einzelnen Punkten den Anblick der Sockelfiguren
verdecken.

Gegen dieses durchaus originale und individuelle
Werk, das von der gewöhnlichen Schablone gänz-
lich abweicht, fällt der Albermannsche Entwurf er-
heblich ab: es ist das landläufige Reiterdenkmal mit
zwei Gruppen an den Langseiten: eine Colonia, die
scheinbar dem oben reitenden Kaiser einen Kranz
zuwirft und ein Genius des Friedens (?) mit Lorbeer-
zweig, den er sinnlos nach vorn hält. Die einzelnen
Figuren sind recht tüchtige Arbeiten, mit Liebe ge-
arbeitet und mit Sorgfalt durchgebildet, aber ohne
einen Funken von Geist und Originalität. Das neue
Modell bedeutet gegen den ungleich reicheren ersten
Entwurf des Künstlers entschieden einen Rückschritt.

So kann es nicht zweifelhaft sein, wem hier
die Palme winkt; hoffen wir, dass dem Sieger auch
die Ausführung übertragen werde. Gegenüber dem
himmelweiten Unterschied zwischen beiden Ent-
würfen können — was bei annähernder Gleich-
wertigkeit vielleicht zu fürchten wäre — lokalpatrio-
tische Erwägungen nicht in Betracht kommen: es
wäre das dem Sieger gegenüber ein schreiendes Un-
recht und der öffentlichen Meinung ein Schlag ins
Gesicht. Wohl aber könnte man, um Beklemmungen
aller Arten aus dem Wege zu gehen, an den Aus-
weg denken, andere Kräfte heranzuziehen , deren
Namen die beiden anderen verdunkelten: auch da-
gegen würde man lebhaft protestiren müssen, zumal
von anderer Seite kaum etwas Besseres zu erhoffen
ist, als Richard Anders in seinem schönen Entwürfe
bietet. a. P.

KUNSTLITTERATUR.
Grans, Job.., Die Ben-Jem-Kirehe in Ortuh Ort* 1891
Styria. 04 S. 8«.
Nach einigen inhaltsreichen Schriften polemische- N»'
tur1), hat uns der Verfasser des Buches dos in folgenden»

1) Die katholische Kirche und die Renainsance. 8. Aufl. Frei-
burg 1888. — Über eine Kunstanschauung Bamberg 1880. D»*tt
viele DeUilstudien im „Kirchenachmuck".
 
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