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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Todesfälle. — Nekrolog. — Sammlungen und Ausstellungen.

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TODESFÄLLE.

* Der russische Landsehafter Felix Brzosowski ist am
5. Februar nach kurzer Krankheit in Warschau gestorben.

* Der polnische Maler Wilhelm Leopolski starb am 2G.
Januar in Wien im Alter von 03 Jahren. Der Künstler ge-
hörte, wie seine Landsleuto Matejko und Grabowski, dersel-
ben Kunstperiode und Richtung an.

NEKROLOG.

* Mit Franz Schmoranz, dem Direktor der k. k. Kunst-
gewerbeschule in Prag, der am 12. Januar im Alter von 40
Jahren gestorben ist, schied wiederum einer der begabtesten
Architekten Österreichs allzufrüh aus dem Leben. Schmoranz
war vornehmlich mit der Baukunst des Orients wie wenige
vertraut. Zeugnis dessen war u. a. der mit seinem Freunde
Mächytka für die Wiener Weltausstellungsbauten von 1873
errichtete Pavillon des Khedive. Auch die von beiden Künst-
lern zu dem ägyptischen Prachtwerke von G. Ebers beige-
steuerten Illustrationen sowie das köstliche arabische Inte-
rieur im Osterreichischen Museum in Wien geben Beweise
für die intimen Studien, welche der Dahingeschiedene mit
seinem Genossen der Welt des Orients und speziell den deko-
rativen Künsten desselben gewidmet hatte. Die Direktorstelle
an der Prager Kunstgewerbeschulo bekleidete Schmoranz seit
1S80 mit segensreichem Erfolge.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

■fj- Wiener Künstlerhaus. Auch in der diesjährigen
Ausstellung des Aquarellisten- Clubs haben die Gründer die-
ser Künstlervereinigung die Führung behalten und leuchten
mit ihren trefflichen Arbeiten den übrigen voran. Obenan
stehen die reizvollen landschaftlichen Aufnahmen Hugo Dar-
nauts von der Küste Abbazia's, wahre Kabinettstücke feinen
Naturstudiums und zart empfundener Lichtstimmung. Dazu
gesellen sich L. IL Fischers neueste Ägyptische Studien, zu
denen namentlich die sonnigen Trümmerstätten des alten
Theben und die farbenduftigen Straßen Kairo's die dank-
barsten Motive geliefert haben, ferner Ed. Zctsche's malerische
Ansichten aus Sulzfeld und Sommerhausen am Main und
R. Bemts meisterhaft durchgeführte Architekturbilder aus
alten Tiroler Städten. Die Landschaft ist diesmal im all-
gemeinen stark vorherrschend; außer dem Genannten ragen
darin vornehmlich die wirkungsvollen Aufnahmen von Hans
Wild (Amalfi) und IL Oude's nordländische Küstenbilder her-
vor. In der Perspektive des Seespiegels und der Wiedergabe
des Wellenschlags mit seinen mannigfachen Reflexen bleibt
Gude der unübertroffene Meister. Unter den Figurenbildern
ist zunächst eine Reihe größerer Einzelstudien französischer
Offizierstypen von F. Mgrbach zu nennen; sie imponiren
durch geistvolle Auffassung und flotte, aber zugleich gedie-
gene Technik. Dem Meister der Illustration im modernen
Sittenbild und des Militärwesens sollten wir denn doch auch
einmal in seinen „Schwarzweiss"-Originalen begegnen, wie
sie uns diesmal die Ausstellung wieder mit Rene Reinieke,
Mandlik, Sehlingen u. a. als treffliche Schilderer des mo-
dernen Salonlebens vorführt. Eine „Karnevalsszene'' von
Reinieke dürfte darunter zu den besten gehören, was in die-
sem Genre jüngeren Datums geschaffen wurde. Zwei größere
Studienköpfe von Passini zeigen von dem Künstler mehr die
technische als geistige Seite; dagegen hat der Spanier Jose

\rillegas ein großes figurenreiches Aquarell unter dem Titel
„der Kardinal" geliefert, welches in seiner brillanten Technik
und der scharfen Charakterisirung im einzelnen eine große
Wirkung erzielt. Das Aquarell im großen Format versteht
übrigens auch Ludw. Deltmann (Charlottenburg) zu be-
herrschen; die ausgestellten Entwürfe zu einem Cyklus von
Wandbildern „Der verlorene Sohn" sowie andere landschaft-
liche und architektonische Studien weisen bei kühner Pinsel-
führung schöne malerische Effekte auf. Schwächer als sonst
sind diesmal die Pastelle. Anmutvolle Frauenbildnisse in
vornehmer künstlerischer Wiedergabe sind jedoch von C.
Bunzl, C. Fröschl und R. Mchojfer zu notiren. Nicht zu ver-
gessen sind schließlich auch noch die reizenden Miniaturen
der Josefine Swoboda und Hugo Charlrmonts malerische
Kreuzgangansichten aus Millstadt. Als Anhang finden wir
in der gegenwärtigen Ausstellung noch eine Serie von Studien
und Farbenskizzen von dem kürzlich verstorbenen Münchener
Maler H. Lang (dem Gemahl der Malerin Tina Blau). Es
ist ein Teil des Nachlasses des genialen Künstlers, der nament-
lich in der Pferdedarstellung eine ganz außergewöhnliche
Meisterschaft beurkundete. Er ging in seinen Darstellungen
weniger auf den äußerlichen Glanz, auf das bestechliche
Inkarnat, in welchem sich die modernen gutbezahlten Mode-
maler so sehr gefallen, als vielmehr in das tiefere anatomische
Wesen der Tiere; er studirte alle Bewegungen, Gangarten,
man könnte sagen, das Physiologische des Pferdes, wie kaum
ein anderer; und zu all dem standen ihm alle technischen
Mittel zur künstlerischen Wiedergabe im reichsten Maße zu
Gebote. Man könnte ihn den Meister der künstlerischen
Momentaufnahmen nennen. Sein Formengedächtnis muss
ein erstaunliches gewesen sein.

0. M. Im Königlichen Kunstgewerbemuseum zu Berlin ist
ein eiserner Ofenschirm ausgestellt, ein Geschenk Ihrer König-
lichen Hoheiten des Großherzogs und die Frau Qroßherzogin
von Baden an S. M. den Kaiser. Dieser Schirm ist eine aus-
gezeichnete Arbeit der Eisenwerke Gaggenau nach Zeichnung
der Kunstschule in Karlsruhe gefertigt. Das Gestell ist in
schwungvollen Rokokoformen geschmiedet, die große Platte
ist in Emailfarben auf Eisen hergestellt; sie enthält einen
großen Reichsadler in reicher Umrahmung farbig und relief-
artig gemalt, in einem neuen patentirten Verfahren, wel-
ches die Weichheit der Majolikafarben mit der Festigkeit des
Eisenemails verbindet. Die Fabrik wird zu gleicher Zeit
Platten zur Wandbekleidung in derselben Technik ausstellen.

Kunstgewerbemuseum in Berlin. Die Ausstellung lebender
Blumen in der japanischen Ausstellung im Kunstgewerbe-
museum hat an Glanz noch zugenommen. Die älteren Ge-
winde werden durch neue ersetzt, weitere Aussteller sind
hinzugetreten. Kommerzienrath Spindler hat eine besondere
Merkwürdigkeit eingeschickt, drei Zirergbäumc einer Cypressen-
art angehörig, gegen 200 Jahre alt.

A. P. Halle a/S. In dem nun vollendeten 7. Jahre seines Be-
stehens hat das Museum einen wesentlichen Fortschritt in
seiner Entwicklung zu verzeichnen, indem jene im letzten
Jahresbericht in Aussicht gestellte Bereicherung desselben
durch die Zahl von rund 050 kunstgewerblichen orientalischen
Gegenständen aus dem hinterlassenen Besitz des Herrn Paul
Riebeck vor sich gegangen ist. Es wurde die Sammlung in
drei Zimmern des ersten Stocks im Aichamt aufgestellt und
zu Ehren des Erblassers unter dem Namen „Riebeck Samm-
lung" gekennzeichnet. Dieselbe enthält Bronzen, Porzellane
und Majoliken, Schnitzereien in Holz und Elfenbein, Lack-
arbeiten, Seidengewebe und Stickereien, Waffen, und eine
 
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