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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Schmidt, Wilhelm: Albrecht Dürer in Basel und Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0275

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL von LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN
Heugasse 58. Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang. 1891/92. Nr. 31. 21. Juli.

Während der Sommermonate Juli, August und September erscheint die Knnstchronik mir aller vier Wochen.

albrecht dürer in basel und
venedig.

Dr. Daniel Burckhardt, der Verfasser des wich-
tigen Buches „Die Schule M. Schongauers am Ober-
rhein" hat sich nunmehr auch um Albrecht Dürer
hochverdient gemacht. Er veröffentlichte soeben in
G. Hirths Verlag in München ein reich illustrirtes
Buch unter dem Titel: „Albrecht Dürers Aufenthalt
in Basel 1492—1494", und diese Arbeit bereichert
Dürers „Werk" um
eine bedeutende An-
zahl Zeichnungen und
Holzschnitte.

In Baselbefindet
sich ein Holzstock,
der heilige Hierony-
mus in der Zelle
(Pass. 246), welcher
auf der Rückseite die Inschrift trägt: Albrecht Dürer
von nörmergk. Burckhardt nimmt mit Recht an, dass
diese Schrift von Dürer selbst herrühre und dem-
gemäß auch die Zeichnung auf dem Holzstocke von
ihm gefertigt sei. Bisher kannte man — abgesehen
von neueren Abdrücken — bloß die Verwendung:
des Blattes für die 3. Ausgabe der Epistolae beati
Hieronymi, Basel 1497, Burckhardt zeigt aber die
überraschende Thatsache, dass der Stock bereits in
der 2. Auflage des genannten Buches von 1492 sich
vorfinde. Es ist also festgestellt, dass sich der Nürn-
berger damals in Basel aufhielt. Im Jahre 1492 war
er in Kolmar eingetroffen, wo er von den Brüdern
des verstorbenen Martin Schongauer, Kaspar, Paul
und Ludwig, gut aufgenommen wurde. Burckhardt
meint nun, dass Dürer in Ludwigs Werkstatt ge-
treten und hier zum Holzschnittzeichnen angeleitet

worden sei. Nach Burckhardt war nämlich Ludwig
auch Zeichner für den Holzschnitt und verfertigte
die Illustrationen zur Chronica Hungariae, Augsb.
bei Ratdolt 1488, eine Vermutung, die sehr viel für
sich hat. „Wahrscheinlich im Spätsommer 1492"
ist Dürer dann nach Basel gezogen und zeichnete
alsbald den heiligen Hieronymus.

Von diesem letztern ausgehend, mit dem die
ganze Beweisführung steht und fällt, thut Burckhardt
nun dar, dass Dürer in Basel eine größere Thätig-

keit für den Holz-
schnitt entfaltet ha-
be. Es existiren im
Museum daselbst
noch eine Reihe un-
geschnittener und
geschnittener Stöcke
zu den Komödien
des Terenz Andria
und Eunuch, die ohne Zweifel, wie der Vergleich
mit dem heiligen Hieronymus beweist, von einer
und derselben Hand sind. Der bekannte Gelehrte
und Dichter Seb. Brant hatte diese Terenzaus-
gaben, zu deren thatsächlichem Erscheinen es je-
doch nicht gekommen ist, angeregt. Ferner zeichnet
Dürer in Basel noch die 45 Holzschnitte des „Buches
des Ritters vom Thum" (1493) und eine „Reihe
Blätter'' zum Narrenschiff (1494). deren stilkritische
Untersuchung Burckhardt sich vorbehält. Nach dem-
selben ist das letzte Werk Dürers in Basel das Titel-
bild zu den Opera Roswithae (anfangs 1494 ge-
zeichnet). Bald darauf muss sich Dürer nach Straß-
burg begeben haben, wo er gemäß dem Imhofschen
Inventar, zwei Bildnisse, die seines Meisters und einer
Frau, im Jahre 1494 malte. (Diese Angabe ist
nur aus Hyperkritik angezweifelt worden). Nach

Nameiiszug Albrecht Dürers auf derRückseite des Holzstockes von St. Hieronymus.
 
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