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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Rosenberg, Adolf: Neue Erwerbungen der Berliner Gemäldegalerie
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Der Ausbau des Doms zu Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0285

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Der Ausbau des

Doms zu Trier.

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höchst profanen zu verquicken. Auch der offenbar
von Reinbrandt selbst entworfene, ursprüngliche
Rahmen des Bildes ist noch vorhanden. Er befindet
sich im Besitze des Malers Bonnat in Paris. Stärker
als diese Zeugnisse fällt aber für die Authenticität
des Bildes die echt Rembrandtsche Faktur ins Ge-
wicht, die sich in allen Teilen des Bildes mit höchster
Genialität ausspricht.

Zugleich mit diesem Bilde sind einige andere
Erwerbungen der letzten Monate zur Ausstellung ge-
langt. Die koloristisch anziehendste darunter ist ein
großes Frühstück von Abraham van Beijercn: ein
angeschnittener Schinken, Austern, Früchte u. dgl. m.
auf einem Marmortische mit grüner Decke, die an
der einen Ecke zurückgeschlagen ist, und mitten
darin eine silberne Weinkanne, in deren Bauch sich
das Bildnis des vor seiner Staffelei sitzenden Künstlers
spiegelt. Eine thronende, mit einem roten Mantel
bekleidete Madonna, vor der links der Stifter, eine
auffallend kleine Figur, und rechts zwei Kinder
knieen, während vorn, durch einen mit einer grünen
Decke bekleideten Tisch von den Figuren des Hinter-
grundes getrennt, drei Engelsbübchen ihr Wesen
treiben, von denen einer musizirt, ein anderer dem
Kinde eine Nelke reicht, wird auf Grund von Ana-
logieen dem Lucas van Leyden zugeschrieben. Wenn
diese Zuweisung richtig ist, würde dieses aus der
Sammlung Hulot stammende Bild zu den farbigsten
Schöpfungen des Meisters gehören. Eine kleine
Kreuzigung mit den heiligen Frauen und Johannes
gilt als das Werk eines späteren Nachahmers des
Roger ran der Weyden, etwa aus den achtziger Jahren
des 15. Jahrhunderts, trägt aber auch Züge an sich,
die auf die niederrheinische Schule deuten. Es ist
besonders dadurch interessant, dass hinter dem Kreuze
vor einer Gewitterwolke Engel in schwarzen, roten
und gelben Gewändern schweben, womit der Künstler
vielleicht auf den Regenbogen nach dem Gewitter
anspielen wollte. Mit voller Sicherheit ist eine „heilige
Nacht", eine kleine Mondscheinlandschaft mit einer
Ruine, über der Engel schweben, das Gloria singend,
während drei andere Engel unten in dem phanta-
stischen Bauwerk das neugeborene Kind vor der
Madonna und dem Nährvater in einer Windel halten,
als ein Werk Albrecht Altdorf ers zu bezeichnen, ob-
wohl es kein Monogramm trägt, und zwar als eines
seiner liebenswürdigsten und gemütvollsten, das einige
Verwandtschaft mit dem Bilde gleichen Gegenstandes
in der Kunsthalle zu Bremen hat. Es war früher
bei Charles Butler in London. Endlich ist noch ein
feines niederländisches Kabinettsstück zu erwähnen,

eine Spitzenklöpplerin in roter Jacke und weißer
Schürze auf schwarzem Hintergrunde, die sich über
ihre Arbeit beugt. Früher dem Slingeland zuge-
schrieben, gilt es jetzt als ein Werk des wenig be-
kannten Pieter van den Bos, der, soweit bis jetzt
nachgewiesen worden ist, von 1635—1655 in Amster-
dam thätig war. ADOLF ROSENBERG.

DER AUSBAU DES DOMS ZU TRIER.

Die Wiederherstellung des Doms zu Trier, eines
der großartigsten Denkmäler der romanischen Bau-
kunst, muss als eine Ehrenpflicht der deutschen Na-
tion betrachtet werden. Die Summen, welche dazu
erforderlich sind, werden nicht annähernd die Höhe
erreichen, welche bei der Restauration der gotischen
Dome erforderlich sind. Eine mäßige Summe, zur
Bestreitung der notdürftigsten Reparaturen steht dem
Kapitel heute zu Gebote. Aber um weitere Mittel
zu schaffen, werden andere Hilfsquellen zu erschlie-
ßen sein, da die Aussicht, dass der Staat mit einer
erheblichen Beihilfe eintreten werde, sehr gering ist.
Freilich wird sich dann die Regierung nicht weigern
dürfen, auf einige Jahre eine Lotterie zu bewilligen,
wie dies anderwärts ja seit Jahrzehnten geschehen
ist, oft sogar mehr zu Zwecken der Verschönerung
der betreffenden Städte als Ausbau der Kirchen.

Bei dem Ausbau des Trierer Doms wird es
nicht darauf ankommen, den alten romanischen Bau
ganz in dem Sinne wiederherzustellen, wie er im
Anschluss an den merkwürdigen alten Römerbau,
von den ersten Bischöfen geplant war: die Grund-
form des Kreuzes wird vor allem zu erhalten sein
und lediglich der Ausbau des Innern wird unter Er-
haltung selbst einzelner Barockeinbauten durchzu-
führen sein.

Über die bauliche Entwicklung des Domes seit
1196 und die Aussichten bezüglich seiner Restaura-
tion hat sich der Domdechant Prälat de Lorenzi
eingebend ausgesprochen, dessen Erörterungen un-
serem Aufsatz zu Grunde liegen. Der Dom zu
Trier hat so viel Umgestaltungen erfahren, wie
kaum eine Kathedrale unseres Vaterlandes. Den
ältesten Bestandteil bildet ein römischer Bau des vier-
ten Jahrhunderts, vielleicht von einer Basilika oder
von einem Baptisterium herrührend. Derselbe war
von quadratischer Form und nahm die ganze Breite
des jetzigen Gebäudes ein; er begann beim zweiten
Pfeiler und reichte bis zur östlichen Apsis. In der
Mitte standen vier gewaltige, durch Gurtbogen ver-
bundene Granitsäulen, der heutige Rest des Römer-
 
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