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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Die dritte internationale Aquarellausstellung in Dresden, [1]
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Verschiedenes und Inserate
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7

Die dritte internationale Aquarellausstellung in Dresden. — Nekrologe.

s

sehen lassen kann. Umsomehr müssen wir bedauern,
dass sich Julius Scköltx mit seinem „Morgengruß", der
einer noch sehr jugendlichen Schönen von einem
Verehrer im Gestalt eines Blumenstraußes und eines
Briefchens am Morgen, da sie noch im Bett liegt,
überschickt worden ist, offenbar an einen Stoff
gewagt hat, der außerhalb seiner Begabung liegt.
So geschickt die weißen Federkissen, auf denen das
Haupt der Schönen ruht, gemacht sind, so ausdrucks-
los ist ihr Gesicht und so gezwungen die Haltung
ihrer über der Brust gekreuzten Hände. Wie ganz
anders verstehen die Franzosen derartige Scenen
wiederzugeben, die, wenn sie so schüchtern, wie das
Scholtz gethan hat, behandelt werden, nach keiner
Richtung hin befriedigen können. Außer Scholtz
hat sich von den älteren, namhaften Dresdener Künst-
lern nur noch Oehme mit einem figürlichen und fünf
landschaftlichen Aquarellen beteiligt, die seine be-
währte Tüchtigkeit von neuem erkennen lassen.

Die Zahl der von München nach Dresden
geschickten Bilder ist weder groß, noch ihre
Qualität im- allgemeinen hervorragend. Am be-
deutendsten haben ohne Zweifel Dill und Bartels
ausgestellt. Wenn ersterer namentlich als Schilderer
des Venezianischen Fischer- und Schifferlebens bril-
lirt, so erscheint die Technik des anderen in der
Wiedergabe des wildbewegten, nordischen Meeres
geradezu staunenswert. Sie besiegt scheinbar spie-
lend alle Schwierigkeiten und wetteifert mit dem
Olbilde so sehr, dass der eigentliche Aquarellcharak-
ter darüber ganz verloren geht. Dill und Bartels
imponiren beide durch Kraft und Kühnheit, dagegen
entzückt uns Erich Kubierschlcy durch seine Poesie,
die auch aus seinen diesjährigen mitteldeutschen
Flusslandschaften, die so einfach und schlicht ge-
halten sind, in erfreulichster Weise zu uns spricht.
In Strathmann lernen wir einen etwas derben, dra-
stische Wirkungen liebenden Humoristen nach dem
Muster Oberländers kennen, der namentlich als Mi-
miker die komischten Effekte zu erzielen versteht.
Die Münchener Radirung wird durch Peter Hahn,
Ludwig Kühn, Carl Theodor Meyer-Basel und nament-
lich durch Wilhelm Krauskopf auf das vorteilhafteste
vertreten. — Noch weit geringer als die Beschickung
von München ist die von Düsseldorf aus ausgefallen.
Sieht man von den vier Aquarellen Theodor Rocholls
aus dem modernen Soldatenleben ab, die den Künst-
ler in fortschreitender Entwicklung begriffen zeigen,
so bieten nach unserem Dafürhalten eigentlich nur
noch die Arbeiten Arthur Kampfs erhöhtes Interesse
dar. Unter ihnen steht das „Mutterlos" betitelte

I Aquarell oben an. Ein junger Mann in ärmlichen
Verhältnissen hat seine betagte Mutter, das einzige
Wesen, das ihm Liebe erwies, verloren. Verzweifelt
starrt er durch das geöffnete Fenster seiner dürftigen

i Wohnung, durch das das helle Sonnenlicht grell und
scharf einfällt. So einfach wie der Vorwurf, ist auch
seine Behandlung; Kampf verschmäht alle Effekte,
wirkt aber gerade durch seinen schlichten Realismus
wahrhaft ergreifend. Außer. Kampf hat diesmal
unter den deutschen Naturalisten nur noch der
Berliner Skarbina das Leben, wie es thatsächlich ist,
resolut zu packen gewagt. Er ist in Dresden sehr

I gut vertreten, doch sind die meisten der ausgestellten
Bilder schon von früher her bekannt. Auch Hans
Herrmann hat zum großen Teil nur Bilder nach
Dresden geschickt, die bereits in Berlin oder Mün-
chen zu sehen waren. Aber wenn wir in ihnen aucli
meist alte Bekannte wiederfinden, so freuen wir uns
doch über diese Begegnung, da sie zu den besten

I Erzeugnissen ihres Urhebers gehören. Wesentlich
sind die Fortschritte, die Ludwig Dettmann seit zwei
Jahren gemacht hat. Sie treten am deutlichsten an

I seiner „Judenbörse in Hamburg" hervor, einem Bilde,
das an Lebendigkeit der Darstellung und Naturwahr-
heit der Beleuchtung an Menzels Schilderungen aus

I dem Volksleben heranreicht, und entschieden zu den
besten Stücken der Ausstellung zählt. Es wird
übrigens für Dresden dauernd erhalten bleiben, da
es für das kgl. Kupferstichkabinett angekauft worden
ist. Da wir uns hier auf die Hauptsachen beschrän-
ken müssen, können wir aus der überraschend gut

! beschickten Berliner Abteilung nur noch die als
Tuschzeichnung behandelten Kaiserporträts Max
Koners hervorheben, die in ihrer ungesuchten Einfach-
heit weit höher stehen, als die bekannten, großen
Paradebilder dieses Künstlers. (Schluss folgt.)

NEKROLOGE.

St. In Paris starb am 25. August der Bildhauer
Oeoffroy de Chaume, Direktor des Museums im Trocadero
im Alter von 76 Jahren.

St. In Paris starb der Maler Georg Quirin, ein Schüler
von Yon, der seit 1880 hauptsächlich als Landschafter sich
auszeichnete.

St. In Paris starb am 27. September im 57. Lebens-
jahre der Landschaftsmaler Stanislas Lepine, geboren im
1 Jahre 1836. Im Jahre 1889 erhielt er auf der Weltausstellung
eine goldene Medaille.

St. Am 26. September starb in Paris der Architekt
der Deputirtenkammer E. de Joly, geboren am 7. April 1824.

„% Der Landschaftsmaler Otto Brandt, der seit vierzig
Jahren in Rom ansässig war, ist am 10. September in
Olevano, wo er den Herbst zubringen wollte, plötzlich an
; einem Gehirnschlage gestorben. 1828 in Berlin geboren,
 
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