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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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aus Dresden.

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trächtlichen Beitrag für seine Zwecke zu gewähren.
Immerhin aber besitzt auch diese Veranstaltung
künstlerische Bedeutung genug, um auch nach dieser
Richtung anregend zu wirken. Sie ist vor allem
wundervoll arrangirt und bietet durch die Herbei-
ziehung von zum Teil vollendet bemalten kunst-
gewerblichen Arbeiten besonderen Reiz. Da wohl
nur ein kleiner Teil der Damen, deren Werke hier
vereinigt sind, berufsmäßig die Kunst ausübt, hat
die Kritik sich nur mit denjenigen zu beschäftigen,
die auch sonst mit ihren Arbeiten öffentlich aufzu-
treten pflegen. Zu den berufensten, dieser berufs-
mäßigen Künstlerinnen, um an eine Wendung im
Vorwort des von dem Galeriedirektor Prof. Wörmann
sorgfältig bearbeiteten Katalogs zu erinnern, gehört
aber Bora Hit», die vor nicht zu langer Zeit von
Paris nach Dresden übergesiedelt ist. Sie hat zwei
ganz prächtige Gouachebilder und ein größeres Öl-
gemälde ausgestellt, Arbeiten, die sich in jeder grö-
ßeren Kunstausstellung behaupten würden und sie
im Vollbesitz ihrer Mittel zeigen. Neben ihrer fer-
tigen Erscheinung interessirt uns namentlich eine
junge Dame, Ritta Boemm, eine Ungarin, die in
Dresden viel von sich reden macht und ein ent-
schiedenes Talent zu besitzen scheint. Ihre Gouache-
bilder nach ungarischen Motiven, eine Dorfstraße,
ein Bauernhof, ein Friedhof, sind fein empfunden
und gut gezeichnet, doch möchten wir glauben, dass
ein kräftigerer Farbenauftrag und überhaupt ein
resoluteres Zugreifen der Künstlerin nur von Nutzen
sein könnte. Daran fehlt es Fräulein Käthe Juncker,
die in München ausgebildet wurde, zu ihrem Glücke
nicht. Ihre Pastellbilder, Mädchen- und Kinderköpfe
darstellend, verdienen deshalb mit Anerkennung ge-
nannt zu werden. Ebenso ist das lebensgroße Bild-
nis einer jungen Geigerin von Helene Gammius, mit
Pastellstiften ausgeführt, als tüchtige Leistung zu
bezeichnen. Ob das männliche, vermutlich mit Zu-
hilfenahme einer Photographie auf Porzellan aus-
geführte Bildnis von Anna von ühde von einer be-
rufsmäßigen Künstlerin herrührt, wissen wir nicht
zu sagen. Es ist jedenfalls sehr ähnlich, da in dem
Dargestellten sofort der berühmte Münchener Maler
Fritz von UMe erkannt wird. Adelgunde Orthaus hat
ein namentlich in der Farbe vorzügliches Frühlings-
bild ausgestellt, und die Skizzen und Studien der
Freiin Alma von Niethammer verraten eine entschie-
dene koloristische Begabung. Unter den kunstge-
werblichen Arbeiten ist der Ofenschirm von Hilda
Kunkel, Lehrerin des Dresdener Frauenerwerbsvereins,
hervorzuheben. Er ist durch Lederschnitt mit Be-

malung hergestellt und mit einer Bronzeeinfassung
versehen. Eine höchst geschmackvolle Arbeit ist
das japanisch bemalte Theeservice von Hanna Seholtz,
während das anspruchsvoll auftretende, große deko-
rative Panneau der Frau Mankiewicz, das eine Ver-
bindung von Stickerei und Malerei zeigt, zwar über-
aus kostbar erscheint, aber nicht den Erwartungen
entspricht, zu dem man nach dem reichlichen Lob,
das die Dresdener Presse den früheren Arbeiten
dieser Dame gezollt hat, berechtigt ist. Es ist nach
unserem Dafürhalten zu bunt gehalten und leidet
an einem Übermaß von großblättrigen Blumen, die
das als Vorwurf gewählte architektonische und land-
schaftliche Motiv aus der Alhambra fast erdrücken.

Auch in den Räumen des Kunstvereins in dem
ersten Stockwerk des Brühl'schen Palais, in denen
für kurze Zeit die Studienarbeiten der Dresdener
Akademie ausgestellt waren, sind die regelmäßigen,
im Sommer aber unterbrochenen Wochenausstellungen
wieder aufgenommen worden. Doch ist dort bis auf
die zum Teil vortrefflichen Einkäufe zur Verlosung,
die das Direktorium auf der letzten Aquarellaus-
stellung gemacht hat, noch nicht viel Erwähnens-
wertes zu sehen. Wir nennen daher nur eine große
Frühlingslandschaft von dem jüngeren Eduard Schleich
in München nach einem Motiv aus den so ungemein
malerischen Isarauen und einige kleinere Landschaften
von Karl Küstner, der nach Auffassung und Technik
ein Schüler Wenglein's in München zu sein scheint.
Gleichzeitig war auch eine kleinere orientalische
Landschaft mit Pyramiden ausgestellt, die als ein
Werk des verstorbenen Münchener Malers Adolf hier
bezeichnet war. Obwohl das kleine Bild so un-
günstig aufgehangen war, dass eine genauere Be-
trachtung unmöglich war, kann doch behauptet
werden, dass hier ein Irrtum obgewaltet hat. Lier
hat niemals ein ihm so fern liegendes Studiengebiet
wie den Orient zum Vorwurf für ein Bild gewählt,
und die ganze Technik des Gemäldes ist so ver-
schieden von der seinigen, dass man schwer begreift,
wie es möglich war, das Bild auf seinen Namen zu
taufen. Allerdings ist in der linken Ecke, wenn wir
in der Dunkelheit richtig gesehen haben, sein Name
zu lesen, aber wir hegen starke Zweifel an der Echt-
heit dieser Bezeichnung, die, wie wir vermuten, von
irgend einer unberufenen Hand dem Bilde nachträg-
lich gegeben worden ist. Das Bild ist übrigens in-
zwischen auf Veranlassung des Vorstandes wieder
entfernt worden.

Die lebhafteste Anteilnahme des Publikums
dürfte aber unter allen Ausstellungen der letzten
 
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