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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Die neuesten Erwerbungen für das British Museum: Von den Baulichkeiten und Skulpturen zu Persepolis und Pasargada. - Das Monument des Cyrus. - Die Inschrift von Bisutun
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Koehler, S. R.: John Webber und die Erfindung der Lithographie, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0057

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101

John Webber und die Erfindung der Lithographie.

102

erhält das British Museum, das zweite New-York,
und die übrigen Bewerber werden der Reihe nach,
nach Eingang der Bestellung, berücksichtigt. Die
bereits oben erwähnte Art der Formung kann näm-
lich zur Reproduktion beliebig vieler Abgüsse und
Abdrücke verwandt werden. Entweder wird die
Papierrnacheform direkt benutzt, um eine neue Gips-
matrize zu schaffen, oder sie wird mit Leinöl und
französischer Politur behandelt, um beliebige Ab-
güsse zu erlangen.

Das mystische Bild des Cyrus mit seiner auf-
fallenden Tracht und Ausschmückung ist inzwischen
zerstört, und es bleibt zu bedauern, dass die persische
Regierung diese Schätze, welche größere Juwelen
darstellen als alle Diamanten des Schahs, nicht besser
beschützt hat. Mr. Blundell berichtet ferner, dass
er mehrere Reste sehr schöner Farben entdeckt habe,
so ein tiefes Blau an den Propyläen, ebenso waren
mehrere Skulpturen blau angemalt. Auf einer Stein-
platte fand er in Linien den sehr detaillirten Plan
und die Verteidigungswerke der Akropolis von Pasar-
gada, von welcher Diodor ganz ausführlich als der
Residenz des Königs und seiner Schatzkammer er-
zählt. Die Entwicklung der Kunst in diesen Funden
lässt mit Sicherheit auf assyrischen, ägyptischen
und griechischen Einfluss schließen.

Auch die berühmte Inschrift von Bisutun wurde
einer genauen Untersuchung unterzogen. Dort steht
ein imposanter Fels, der sich 1700 Fuß hoch senk-
recht über die Ebene erhebt. Schon Semiramis soll
darauf ihr Bild haben eingraben lassen. Jetzt stehen
noch etwa 1000 Zeilen Keilschrift darauf und Skulp-
turen. Diese beziehen sich auf den König Darius.
Der König steht in faltenreichem Gewand in der
Mitte, die Rechte hebt er drohend empor, sein rechter
Fuß steht auf einem besiegten Feind, hinter ihm
stehen zwei Leibwächter. Bilder und Inschriften
fangen nicht am Fuße des Felsens an, wo sie der
Zerstörung ausgesetzt gewesen wären, sondern 300
Fuß über der Erde. Der Felsen ist sorgfältig ge-
glättet, Höhlungen und Spalten sind mit geschmol-
zenem Blei ausgefüllt, die Inschrift selber ist mit
einer Art Glasur überzogen worden, um den Buch-
staben einen schärferen Umriss zu geben und sie
gegen den Einfluss der Elemente zu sichern. Das
Ganze ist ein Triumphdenkmal des Darius, das den
Bericht seiner Kriege in folgender Weise anhebt zu
erzählen: „Ich Darius, der große König, der König

der Könige, König in Persien,......u. s. w. Es

spricht Darius der König: Acht meiner Familie
waren früher Könige, ich bin der neunte, von sehr

langer Zeit her sind wir Könige. Es spricht der
König: durch die Macht Auramazda's bin ich König,

Auramazda (Ormudz) übergab mir das Reich!".....

Der Schluss dieser hochwichtigen Inschrift ist äußerst
charakteristisch: „Es spricht Darius, der König: du,
der du nachher diese Tafel sehen wirst, bewahre
sie, dann wird Auramazda dein Freund sein, zerstörst
du sie aber, so möge Auramazda dich und deine
Familie schlagen." v. SOHL.

JOHN WEBBER UND DIE ERFINDUNG DER
LITHOGRAPHIE.

Im 23. Jahrgange der „Kunstchronik", No. 3,
Sp. 35-40, No. 4, Sp. 54—58, und No.32, Sp.507—511,
erschienen zwei Artikel von mir unter obiger Uber-
schrift. Dazu kommt noch eine Entgegnung auf den
ersten Artikel, in No. 25, Sp. 393—400, von Herrn
M. König, unter dem Titel: „Noch einmal John
Webber und die Erfindung der Lithographie." Meine
in meinem ersten Artikel an die Vorsteher öffent-
licher Kabinette und die Eigentümer von Privat-
sammlungen gerichtete Bitte um Nachricht über
etwaige in ihren Händen befindliche Arbeiten Web-
ber's ist leider erfolglos geblieben. Außer der Mit-
teilung Prof. Colvin's, auf direkte Anfrage hin, die
ich in meinem zweiten Artikel mitteilte, ist mir
nichts zugekommen. Ebenso war es mir bis vor ganz
kurzem unmöglich, etwas von dem genannten Künstler
aufzutreiben. Nun aber habe ich endlich doch ein
Blatt gefunden, und zwar in der vor einigen Monaten
dem Harvard College geschenkten und meiner Obhut
vertrauten John Witt Plandall-Sammlung. Es ist
das Blatt, welches „Kunstchronik", XX1I1, No. 4,
j Sp. 57, unter No. 10 folgendermaßen beschrieben ist:
j „Waldige und felsige Küste von Japan mit einem
i Hafenplatz, über welchem zwei Flaggen auf Stangen
aufgehisst sind. Eine Treppe führt links zu einem
Gebäude. Links im Vordergrund fährt ein Schiffer
in einem Boote, in welchem sich zwei Personen be-
finden." Was in dieser Beschreibung, die von der
auf der Platte ausgeführten Zeichnung gemacht ist,
„links" ist, zeigt sich auf den Abdrücken naturge-
mäß „rechts". Die Bildfläche misst 410 mm in der
Breite, die Höhe lässt sich nicht ganz genau be-
stimmen, da oben keine Umgreuzungslinie zu sehen
ist, doch misst sie wenigstens 265 mm. Das Blatt
ist ohne Schrift, trägt aber handschriftlich in Blei-
stift die Bezeichnung: „Grave ä Londres par J.
Weber 1792." Der Plattenrand ist nicht sichtbar,
da das Papier beschnitten ist. Dass man es hier mit
 
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