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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0088

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Sammlungen und Auestellungen. — Vereine und Gesellschaften.

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geht: „An die Thatsache, dass Se. Majestät der Kaiser vor
kurzem eine neue Modellskizze zu dem Nationaldenkmal
für Kaiser Wilhelm I. in Augenschein genommen und mit
der weiteren Durcharbeitung dieses Entwurfs durch Professor
Begas sich einverstanden erklärt hat, knüpfen die Zeitungen
bereits Mutmaßungen über die Höhe der Kosten der ganzen
Denkmalsanlage. Da die Vorarbeiten über den Entwurf einer
Skizze noch nicht hinausgekommen sind, liegt es auf der
Hand, dass für eine einigermaßen zuverlässige Kostenberech-
nung die Voraussetzungen noch fehlen. Wenn gleichwohl
geschrieben wird, dass die Kosten der Ausführung rund 16
Mill. Mark betragen würden, so darf dies ohne weiteres als
eine ganz ungerechtfertigte Übertreibung bezeichnet werden.
Wollte man die Kosten auf Grund der vorliegenden Skizze
annähernd schätzen, so würde sicherlich auch nur die Hälfte
jener Summe nicht erreicht werden."

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

A. R. Aus Berliner Kunstausstellungen. In den vier
ständigen Kunstausstellungslokalen Berlins hat während
der letzten Wochen vor Weihnachten eine so grolle Betrieb-
samkeit geherrscht, dass selbst der abgehärtetste Kunst-
berichterstatter nur mit dem Aufgebot seiner ganzen Kraft
der „Flucht der Erscheinungen" folgen konnte. Zum Glück
handelte es sich bei der Mehrzahl wirklich nur um flüchtige
Erscheinungen, vor denen der Füll des Kunstwanderers
ungern verweilt. Das vornehmste Interesse nahmen einige
Sonderausstellungen in Anspruch, die ausnahmsweise ein-
mal nicht zu den unberechtigten und unberufenen gehör-
ten. Wohl noch niemals seit ihrer Eröffnung sind die
neuen Ausstellungsräume von Eduard Schulte, Unter den
Linden 1, so stark besucht gewesen, wie bei der Ausstellung
des Cyklus der Originalzeichnungen von C. W. Allers „Fürst
Bismarck in Friedrichsruh" und der grollen Tuschzeichnungen
von Carl Röcldiny zu dem Prachtwerk „Unser Heer". Beide
Cyklen sind in unserer neulichen Nummer auf Grund der
im Kunsthandel erschienenen Reproduktionen ihren Ver-
diensten entsprechend gewürdigt worden. Auch die Sonder-
ausstellungen von E. Hemeler, Th. von Eekenbreeher
(Aquarelle aus Norwegen) und Fr. Neydhardt (Landschaften
und Bilder aus dem Volksleben Japans) boten ein stoff-
liches Interesse. Weniger einwandsfrei waren dagegen
einige Sonderausstellungen von Anfängern und unselbstän-
digen Nachahmern, die wir mit Stillschweigen über-
gehen, weil dieser Bericht keine Statistik künstlerischer
Krankheitserscheinungen werden soll. Von den übrigen
Werken, die uns Schulte in den letzten Wochen ge-
boten hat, heben wir noch das mit großem Fleille und
reicher Kenntnis durchgeführte Bild „Gustav Adolfs Gebet
vor der Schlacht bei Lützen" von Louis Braun in München,
das umfangreiche, von der letzten Münchener Ausstellung
bekannte Gemälde des Spaniers Moreno Carbonero: „Der
Einzug des spanischen Söldnerführers Roger di Flor in
Konstantinopel 1303", das weder durch seinen Inhalt noch
durch seine malerische Ausführung ein stärkeres Interesse
hervorruft, ein mit groller koloristischer Virtuosität be-
handeltes Seestück von Karl S'altzmann: „Kaiser Wilhelm II.
auf der Walfischjagd an Bord des DuncanGrey, 15. Juli 1892",
ein fein charakterisirtes Bildnis des Generalfeldmarschalls
Grafen von Blumenthal von Georg Lampe in Berlin und
die landschaftlichen Studien von R. Warthmüller hervor.
Ein Kolossalgemälde von Max Pietsehmann, „Ein Fischzug
Polyphem's", der in seinem Netz drei Meernixen gefangen
hat und eine davon mit der Linken in die Höhe hebt, als
wollte er sie verspeisen, ist nach Erfindung und Ausführung

so grotesk, dass wir uns mit seiner Erwähnung begnügen
dürfen. — Bei Ourlitt ist der Ausstellung von Gemälden
und Aquarellen Felix Possart's, des Alhambra- und Alcazar-
Malers, eine Sammelausstellung von fünfundzwanzig in 01-
und Wasserfarben gemalten Strandlandschaften und Mari-
nen von Hermann Hendrich gefolgt, der es liebt, seine

j meist auf eine düstere Tonart gestimmten, aber stets mit
starken poetischen Reizen ausgestatteten Bilder mit Nixen,

j Wassergeistern und besonders mit den GötternundGöttinnen,
den Helden und Heldenweibern der nordischen Mythologie
zu bevölkern. Zur sogenannten „heroischen Landschaft" hat
er gewissermalien ein Seitenstück in der „heroischen Marine'
geschaffen. Ein „Allerseelentag" an der Küste der Bretagne,
wo die Geister der Ertrunkenen den Andächtigen erschei-
nen, die ihr Gedächtnis ehren, „die traurige Weise", die ein
junger, auf einer Klippe am Meeresstrande sitzender Hirt
seiner Flöte entlockt, der „Raub des Rheingolds" und das
„Meeresleuchten" mit in allen Farben schillernden Nixen,
die auf den Wogen dahingleiten, sind die hervorragendsten
unter den letzten Schöpfungen des eigenartigen Künstlers.
Am 18. Dezember ist an ihre Stelle eine Ausstellung von
Ölgemälden und Aquarellen des bekannten holländischen
Marinemalers II. W. Mesdag und seiner Gattin, der etwas
stark zum Naturalismus neigenden Landschafts- und Still-
lebenmalerin S. Mesdag van Honten getreten. Ihnen hat sich
der seit zehn Jahren an der Amsterdamer Reichsakademie
thätige Kupferstecher Professor Ii. Stang gesellt, der nicht
nur die Mehrzahl seiner eigenen Werke, sondern auch über
70 Arbeiten seiner Schüler und Schülerinnen (größtenteils
Originalradirungen) ausgestellt hat, die seiner Lehrthätigkeit
ein rühmliches Zeugnis geben. — Bei Amslcr und Ruthardt
waren 46 AquarelUandschaften von Albert Hertel zu sehen,
die der fleißige Künstler im verflossenen Sommer und Herbst
nach Motiven vom Gardasee, aus Merane, Bozen, Salzburg,
Hastein u. a. 0. gemalt hat. Es sind nicht Studien und
Skizzen, die einen Eindruck, einen Stimmungsmoment mit
flüchtigen Strichen festhalten, sondern sorgsam und doch
nicht kleinlich durchgeführte. Blätter von völlig bild-
mäßiger Wirkung, in denen sich feinste Naturbeobachtung
mit einer koloristischen Virtuosität verbindet, die alle
Luft- und Lichtstimmungen in ihrem malerischen und
poetischen Gehalt zu erschöpfen weil!. — Am wenigsten
ist aus dem Verein Berliner Künstler zu melden, dessen
Ausstellungskommission nach derEntfernung derMunch'schen

I Bilder durch Majoritätsbeschluss noch nicht zu neuen
bemerkenswerten Thaten gekommen ist. Grölleres Interesse
erregte nur eine Anzahl Bildnisse, Volkstypen und Innen-
räume von Kirchen und Wohnhäusern mit Figuren aus Dit-
marschen von dem kürzlich von Düsseldorf nach Karlsruhe
übergesiedelten Clir. L. Bokelmann, der in diesen Arbeiten
eine Breite und Flottheit der malerischen Darstellung
entfaltet hat, die seinen früheren Werken fremd gewesen
waren.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

* * Der neue „Deutsche Kunstverein in Berlin" hat am
20. Dezember seine begründende Versammlung gehabt, worin
die Satzungen angenommen, ein Vorstand und ein Schieds-
gericht gewählt wurden. Zum ersten Vorsitzenden wurde
der Staatsminister Oberpräsident v. Achenbach gewählt, der
nicht anwesend war. Den Vorstand bilden des weiteren die
Herren: Geh. Oberreg.-Rat Jordan, Geh. Reg.-Rat Dohme,
Prof. Hans Müller, Kaufmann Mielitz, Bankier Willy Mole-
naar, Bankier C. H. Kreschmar, Justizrat v. Simson, die Maler
Conrad Fehr, Hans Fechner, J. Wentscher, Bildhauer Otto
 
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