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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0144

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275

Nekrologe. — Personalnachrichten. — Konkurrenzen. — Sammlungen und Ausstellungen.

276

richtig: das Blättchen mit dem ihr Bein waschenden Mäd-
chen ist eine veritable Eisenradirung und sowohl das Mono-
gramm als auch die Jahreszahl 1513 erscheinen reinlich und
zweifelsohne. Dürer, den man sonst als den ersten bezeich-
nete, der die frühest datirten Radhungen geliefert, steht um
zwei Jahre zurück. Plötzlich aber stößt uns der Verfasser
wieder in die Ungewissheit. Er sagt nämlich, das Mono-
gramm in dieser Form mit dem Dolch komme nicht vor
1519 (Nagler erwähnt übrigens das Dolchmonogramm als
schon auf einer Zeichnung von 1518 befindlich, was aller-
dings wenig verschlägt) vor und schließt daraus, Graf habe
1513 zu radiren versucht, habe aber die Platte liegen gelassen
und erst etwa 1519 beendigt. Die Möglichkeit dieser An-
nahme lässt sich nicht leugnen, doch sträubt man sich
immerhin gegen die Vorstellung, der Künstler habe das Blätt-
chen nicht auf einen Sitz fertig gemacht und zuerst die
Jahreszahl, dann sechs Jahre später das Monogramm bei-
gefügt. Es kann ja auch sein, dass Graf die Radirang vor-
datirt hat, um den Dürer'schen Blättern voranzustehen.
Freilich gilt dies nur, wenn die Möglichkeit ganz abge-
schnitten sein sollte, dass Graf die Ätzung 1513 gemacht
habe. Ich bin hier nicht in der Lage, diese interessante
Frage zu erledigen. Die „Pannerträger" entstanden 1521
und bilden l(i schwarz auf weiß gedruckte Holzschnitte. In
Basel befinden sich die Entwürfe dazu, 10 Zeichnungen in
Silberstift, von denen Haendcke gleichfalls Facsimiles giebt.

_ WrLU. SCHMIDT.

Das forum Romanum, Rekonstruktion nach Angaben
und mit Erläuterungen von Ch. Hülsen.
Das unter vorstehendem Titel vor kurzem in der Spit-
höver'schen Buchhandlung in Rom erschienene Heftchen
(Preis 2 72 Francs) enthält zwei nach Hülsen's Angaben von
F. O. Schuhe und dem Wiener Architekten V. Rauscher ge-
zeichnete Wiederherstellungen des forum Romanum, die eine
von einem Punkt vor der Freitreppe des Castortempels, die
andere von der Nordecke der Rostra aus gesehen, und im
Anschlüsse daran einige kurz gefasste Angaben über Be-
stimmung und Geschichte der einzelnen Anlagen, sowie
drei Planskizzen, welche das forum Romanum in der Re-
publik, der Kaiserzeit und in seinem jetzigen Zustande ver-
gegenwärtigen. Dem Bestreben, aus den erhaltenen Trümmern
ein Bild des einstigen Ganzen zusammenzufügen, wird
durch die genannten, zeichnerisch wohlgelungenen Re-
konstruktionen in einer die Phantasie in wissenschaftlich
gesicherte Bahnen leitenden Weise entgegengekommen. Der
Gedanke ist trefflich und verdiente auch auf die anderen
Uiiinenkomplexe des alten Roms Anwendung. Vielleicht
darf man eine in gleicher Weise von Hülsen im Vereine mit
Rauscher entworfene Wiederherstellung eines Teiles des
Palatins, welche dem Vortrag des ersteren in der Er-
öffnungssitzung des archäologischen Instituts zu Grunde lag,
als die Ankündigung einer solchen Fortsetzung ansehen, e. 1.

NEKROLOGE.

%* Der schottische Geschichts- und Gcnrcmalcr John
Pettic ist am 21. Februar in Hastings im 54. Lebensjahre
gestorben. Eines seiner Hauptwerke, „Eduard VI. vor der
Unterzeichnung des ersten Todesurteils", ist mit der Schwabe-
schen Sammlung in die Hamburger Kunsthalle gekommen.
Eine Abbildung brachte die „Zeitschrift für bildende Kunst''
im XXIV. Jahrgang, S. 6.

%* Der Genre- und Porträtmaler Heinrich Schlesinger
ist am 21. Februar in Neuilly bei Paris im 80. Lebensjahre
gestorben. Er war aus Frankfurt gebürtig, hatte sich zuerst

auf der Wiener Akademie gebildet und ging dann nach
Paris, wo er sich dauernd niederließ. Seine größten Erfolge
erzielte er in den sechziger Jahren durch seine elegant ge-
malten Mädchen- und Frauengestalten, durch Genrebilder
und durch Allegorieen, von denen die „fünf Sinne" am
meisten bekannt geworden sind.

*„* Der Bildhauer August Wütig. Professor der Bild-
hauerkunst an der Kunstakademie zu Düsseldorf, ist daselbst
am 20. Februar im 07. Lebensjahre gestorben. Aus Meißen
gebürtig, wurde er 1843 Schüler Rietschel's in Dresden. 1849
ging er mit einem Stipendium der sächsischen Regierung
nach München und von da nach Rom, wo er 1852 die
Gruppe Hagar und Ismael begann, die ihm seinen ersten
großen Erfolg eintrug und auch das Hauptwerk seines Lebens
geblieben ist. Die Ausführung in Gips, die den besonderen
Beifall von Cornelius fand, der nächst Rietschel den größten
Einfluss auf Wittig geübt hat, befindet sich im Museum zu
Leipzig, die Ausführung in Marmor (1871 vollendet) in der
Berliner Nationalgalerie, die auch eine Kolossalbüste des
Cornelius in vergoldeter Bronze von ihm besitzt. Seit 1S04
war er Lehrer der Bildhauerkunst an der Düsseldorfer Aka-
demie. Für Düsseldorf schuf er die kolossale Bronzebüste
W. v. Schadow's. In den letzten fünfzehn Jahren trat sein
künstlerisches Schaffen fast völlig hinter seiner Lehrthätig-
keit -zurück. Von seinen früheren Schöpfungen sind noch
der Raub des Hylas, Siegfried's Abschied von Krimhilde, eine
Charitas, eine Lurlei und das Relief einer Grablegung
Christi für die Kirche in Dönhofstädt in Ostpreußen hervor-
zuheben.

PERSONALN A CHRICHTEN.

*j Der Privatdozent an der technischen Hochschule in
Charlottenburg-Berlin, Dr. Cornelius Gurlitt, ist zum außer-
ordentlichen Professor mit dem Lehrauftrage für Stillehre
der technischen und tektonischen Künste, sowie für Formen-
lehre und Geschichte der Baukunst des Mittelalters an der
Technischen Hochschule in Dresden ernannt worden.

KONKURRENZEN.

*„* In der Konkurrenz, um den Bau des Märkischen
l'rui-inxialmuscums in Berlin, zu der 76 Entwürfe einge-
gangen waren, hat das Preisgericht, das aus den Herren
Oberbaudirektor v. Siebers aus München, Geh. Oberbaurat
Adler, Baurat Schmieden, Oberbaudirektor Spieker, Baurat
Hossfeldt und Stadtrat Priedel aus Berlin bestand, folgendes
Urteil abgegeben. Der erste Preis von 4000 M. wurde dem
Entwürfe mit dem Motto „Joachim Hektor" (Verfasser Reg.-
Baumeister Wilhelm Möller in Berlin), der zweite Preis von
2500 M. dem Entwürfe mit dem Motto „Roland" (Verfasser
Regierungs- und Baurat Eggert in Wiesbaden) und der dritte
Preis von 1500 M. dem Entwürfe mit dem Motto „Branden-
burgs Adler" (Verfasser Zaar und Vahl in Berlin) zuge-
sprochen. Zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe
Nr. 48 (Motto „Märkisch"), Nr. 51 (Motto „Auf märkischer
Erde aus märkischer Erde") und Nr. 07 (Motto „1040").
Welcher von den preisgekrönten Entwürfen zur Ausführung
gelangen wird, hängt von der Entscheidung der städtischen
Behörden ab.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

%* Für die Berliner Nationalgaleric sind, wie die
„Nordd. Allg. Ztg." mitteilt, dank kaiserlicher Munificenz
hundert Studien in Blei, Kreide und Rotstift, die Professor
Geselschap für seine Gemälde in der Kuppelhalle des Ber-
 
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