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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Rosenberg, Adolf: Die Ausstellung der "Vereinigung der Elf" in Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0150

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287

Vom englischen Büchermarkt.

288

die gesunde Frische der Naturanschauung zeigt, die die
Bilder Herrmann's, trotz häufiger Wiederholung der
Motive, immer anziehend macht. — Zwei Skizzen
von Friedrich Stahl, „Ein Windstoß" (Motiv aus
Brüssel) und „Aus einem Pariser Konzertgarten",
befinden sich noch so sehr in dem Zustande der
ersten rohen Andeutung, dass sie füglich im Atelier
des Künstlers hätten bleiben sollen. Eine öffentliche
Kunstausstellung ist doch kein Institut zur Ent-
zifferung von Hieroglyphen! Wir haben darin wohl
nur ein Zugeständnis an die Häupter der „Elf" zu
sehen; denn in der zu gleicher Zeit bei Amsler und
Ruthardt eröffneten zweiten Ausstellung der „Gesell-
schaft deutscher Aquarellisten" sind Herrmann und
Stahl mit Bildern vertreteu, deren künstlerische
Auffassung und koloristischer Stil die beiden
Künstler noch durchaus in ihrem alten Fahrwasser
zeigen.

Danach bleiben nur noch Max Liebermann, L.
v. Hofmann und Franz Skarbina übrig, die freilich
alles aufgeboten haben, um das Siegel, das sie der
vorjährigen Ausstellung aufgedrückt hatten, auch
der diesjährigen zu erhalten. Unter den Lieber-
mann'schen Bildnissen befinden sich zwei, in denen
wenigstens ein Streben nach tieferer Charakteristik
unter der schludrigen Ausführung emporkeimt. Da-
für zeigt sich in den „Holländischen Waisenmäd-
chen" in einem Park, das, vermutlich als staunens-
wertes Specimen deutscher Kunst, für die Galerie
in Straßburg i. E. angekauft worden ist, wieder der
alte Liebermann in seiner uns völlig unverständ-
lichen Vorliebe für das fingerdicke Hinstreichen der
weißen Lichter, das seinen Ölgemälden ein relief-
artiges Aussehen giebt. Wir begnügen uns mit
diesen Andeutungen, da sich demnächst die „Zeit-
schrift" näher mit Liebermann beschäftigen wird.
Auf die grotesken Phantasieen von L. v. Hofmann
näher einzugehen, könnte den Schein erwecken, dass
man sie ernst nimmt. Diese Landschaften und Strand-
bilder, die ihr Schöpfer übrigens selbst zum Teil
als „Eindrücke und Phantasieen" bezeichnet, haben
trotz ihres kecken, jedem gesunden Gefühl Hohn
sprechenden Gebahrens nicht einmal den Vorzug
der Originalität. Franzosen und Schotten haben
dergleichen schon mit viel feinerem Sinn für wirk-
liche Farbensymphonieen gemalt. Hofmann's Eigen-
tum scheinen nur die scheußlichen, dürren Ge-
spenster zu sein, mit denen er seine Landschaften
belebt und die vermutlich Nymphen, Nixen oder
ähnliche Elementargeister vorstellen sollen. Am
bedauerlichsten ist es, dass Franz Skarbina seine

ursprüngliche Kraft, den Reichtum und die Fülle
seiner Beobachtungen immer mehr in Experimenten
verzettelt, die alle auf dasselbe Ziel hinauslaufen,
die verzwicktesten Beleuchtungsprobleme zu allen
Tages-, Nacht- und Jahreszeiten zu lösen. Vor-
arbeiten und immer wieder Vorarbeiten, gelungene
und misslungene, bald fein und poetisch empfunden,
wie z. B. das Liebespaar im Park an einem Sommer-
abend, bald nur auf die rohe, materielle Wirkung
ausgehend, und das wiederholt sich jahraus, jahr-
ein, ohne dass sich das große Werk einstellt, in
dem endlich einmal die Summe aus diesen Experi-
menten gezogen wird. ADOLF BOSENBERG.

VOM ENGLISCHEN BÜCHERMARKT.

Das Königshaus der Stuarts, „The Royal House
of Stuart", ist ein prachtvolles Werk, welches 40
kolorirte Platten nach Zeichnungen von W. Gipp
enthält, die in ihrer Art das Vorzüglichste in Chromo-
Lithographie darstellen, was bisher in diesem Fache
geleistet wurde. Reiche Silber- und Goldeinlagen er-
höhen den äußeren Glanz des bei Macmillan heraus-
gekommenen und der Königin gewidmeten Werkes.
Der beschreibende Teil des Buches ist durch eine
Autorität auf antiquarischem Gebiet, St. John Hope,
verfasst und mit einer Vorrede von Slcelton versehen. —
Selten hat eine regierende Familie solchen Zauber auf
die Gemüter ausgeübt, wie die der Stuarts, welche
gleich den maurischen Königen von Granada mit
Recht als die Unglücklichen bezeichnet werden können.
Die Liebenswürdigkeit und Schönheit verschiedener
ihrer Angehörigen, deren Thorheiten und die Zähig-
keit, mit der sie ihrer Sache anhingen, die Abenteuer
sowie der tragische Tod mehrerer ihrer Mitglieder
haben dem ganzen Königshause das allgemeine In-
teresse und eine gewisse Zuneigung erworben. Die
Thatsache, dass viele Stuarts französische Prinzen
und Prinzessinnen heirateten, mag wohl mit dazu
beigetragen haben, den Sinn der schottischen Könige -
für Kunst und Litteratur zu heben. Aus diesem
Grunde haben die Reliquien der Stuarts in der Regel
außer dem geschichtlichen und antiquarischen In-
teresse auch einen ungewöhnlichen künstlerischen Wert,
da sie vielfach die Werke von Künstlern ersten Ranges
aus der italienischen, französischen, spanischen und
niederländischen Schule sind. Die Reichskleinodien
nehmen mit die erste Stelle ein, aber auch Bildnisse der
Königin Maria, Jacobs I., Karls I., Karls IL, Jacobs IL,
Jacobs III. und des Prätendenten Karl Eduard haben
hohen Kunstwert. Die schönsten Miniaturen, die auf
 
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