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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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311

Kunstblätter. — Nekrologe. — Personalnachriehten.

312

Schwierigkeiten entstand und nur der Beständigkeit und der
zähen Ausdauer seines Urhebers sein Dasein dankt. Die kri-
tischen Beleuchtungen Dr. Schmidt's wirken außerordentlich
durch eine seltene Einfachheit, oft kindliche Naivität, die
jeder Schönfärberei aus dem Wege geht und über der An-
erkennung des Guten und der oft schier unüberwindlichen
Schwierigkeiten technischer und anderer Natur speziell beim
Teutoburgerdenkmal nie der Mängel vergisst; dabei versucht
er eine Erklärung, eine Motivirung derselben zu geben; durch
Anführung der in jeder Individualität liegenden Gegensätze
gewinnt aber das Bild an Licht und Schatten. — Eine Cha-
rakteristik Bandel's leitet zum Kapitel über sein Familien-
leben hin, das uns den Künstler von der schönsten mensch-
lichen Seite kennen lehrt — ein Abschnitt, der so vielen
Biographieen mangelt, wenn er aber anzubringen ist, sehr be-
deutend zur Modellirung der Figur beiträgt. Alle die Per-
sonen, die Bande! während seines langen thätigen Lebens
im Verkehr kennen lernte, hat Schmidt in ein genaues Ver-
zeichnis gebracht, so dass das Buch auch für spezielle Fragen
aus dem Kunstleben jener aufstrebenden Epoche raschen
Aufschluss zu geben vermag. Gegen achtzig größere und
kleinere Arbeiten des Meisters sind nach der Zeit der Ent-
stehung geordnet und mit ihrem gegenwärtigen Aufstellungs-
orte und dem Namen des Materials, in dem sie ausgeführt
wurden, notirt, gleichfalls eine dankenswerte Erweiterung
der Monographie, die in befriedigendster Weise eine er-
schöpfende Darstellung des Lebens des „großen National-
romantikers", wie ihn der Autor nennt, und seiner Fahrten
und Irrfahrten im Gebiete der Künste giebt. Wir können
das Werk in Ansehung seiner Vorzüge, schon in Anbetracht
der starken kritischen Benützung von autobiographischem
Material, das Dr. Schmidt von Bandel's Witwe zur Ver-
fügung gestellt wurde, aufs beste empfehlen.

RUÜ. BÜCK.

KUNSTBLATTER.

Franz Hanfstaengl's Photographieen nach Gemälden der
Dresdener Galerie. Es ist seit zwanzig Jahren das dritte
Mal, dass die Generaldirektion der königlichen Sammlungen
in Dresden die Genehmigung zu einer umfassenden photo-
graphischen Aufnahme der alten Gemälde der Dresdener
(ialerie erteilt hat. Obwohl nach den im Jahre 1S83 er-
folgten, meist vortrefflich gelungenen Aufnahmen von Ad.
Braun & Co., die 600 Nummern umfassen, gerade kein
dringendes Bedürfnis dazu vorlag, ist es nur zu billigen, dass
die Generaldirektion einem erneuten Wettbewerb keinen
Riegel vorgeschoben hat, um so mehr, als die Braun'sehen,
allmählich auf ganz Europa ausgedehnten Galericwerke zu
einem Privileg auszuarten drohten und durch ihre ziem-
lich beträchtlichen Preise namentlich Gelehrten und wenig
bemittelten Kunstfreunden eine Art von Zwangssteuer auf-
erlegten. Dies war gewiss gerechtfertigt, solange das
Verfahren des unveränderlichen Kohledrucks ein Geheim-
nis der Firma Ad. Braun & Co. in Dornach war. Das ist
es heute nicht mehr, und darum ist es nur zu wünschen,
dass der Vorgang der Münchener Firma Franz Hanfstaengl
eifrige Nachfolge fände, vorausgesetzt, dass damit eine
wesentliche Ermäßigung der hohen Preise für mechanische
Reproduktionen einträte. Die seit 1871 angefertigten Photo-
graphieen nach Gemälden der Dresdener Galerie gewähren
ein sehr interessantes Material zur Beurteilung der ungeheuren
Fortschritte, die die Photographie und das auf ihr beruhende
Druckverfahren in zwanzig Jahren gemacht hat. Wir er-
innern uns noch, welch großes Aufsehen die 1872 erschiene-

nen Aufnahmen der Berliner Photographischen Gesellschaft
damals machten. Man hatte noch niemals zuvor Photo-
graphieen gesehen, auf denen die Handschrift des Künstlers
so deutlich erkennbar gewesen, noch niemals Photographieen
von dem Umfange, wie z. B. die Sixtinische Madonna. Diese
große That ist freilich durch die Braun'schen Aufnahmen
von 1883 überholt worden; aber noch heute ist eine Anzahl
der Blätter der Photographischen Gesellschaft empfehlens-
wert und auch für Studienzwecke brauchbar, wobei noch
der geringe Preis ins Gewicht fällt. Dass, beiläufig bemerkt,
die Photographische Gesellschaft mit den Fortschritten der
Technik mitgegangen ist, hat sie erst im vorigen Jahre durch
eine vortreffliche Heliogravüre der Sixtinischen Madonna
von ungewöhnlich großem Umfange bewiesen, der eine
photographische Aufnahme aus dem Jahre 1891 zu Grunde
liegt. Der Name Franz Hanfstaengl's, den die neuesten, von
j 1892 datirten Aufnahmen tragen, hat für die Dresdener
Galerie einen historischen Klang. Der Begründer der Firma
hat vor etwa fünfzig Jahren die erste große Publikation der
Dresdener Galerie in Steindruck veranstaltet. Jetzt kommt
sein Nachfolger mit der Photographie, die die Lithographie
tot gemacht hat. Die uns vorliegenden Probeblätter dieser
Hanfstaengl'schen Photographieen tragen in so hohem Grade
| den Stempel der Vollkommenheit, dass es den Erfindern der
i Zukunft schwer fallen dürfte, ein Verfahren zu ersinnen, das
noch mehr Licht in die Finsternis nachgedunkelter Öl-
gemälde alter Meister bringen könnte. Holbein's Bildnis
des Morette, freilich eine dankbare Aufgabe für die Photo-
graphie, tritt uns auf dem großen Imperialformat in wahr-
haft unheimlicher Lebendigkeit entgegen, und selbst in der
Verkleinerung auf Folioformat sind die tiefsten Schatten
kaum merklich getrübt. Die Höhle, in der die Battonische
Magdalena ruht, ist so vollkommen aufgehellt, dass man
das Bild besser in allen Einzelheiten verfolgen kann als vor
dem Original, und die Aufnahme der Sixtinischen Madonna
hat aus der Leinwand noch mehr herausgeholt, als heute
dem unbewaffneten menschlichen Auge erkennbar ist. Es
wäre zu wünschen, dass die Firma sich entschlösse, auch
Ausgaben in Kabinettformat zu veranstalten, wie sie es bei
ihren Aufnahmen aus der Münchener Pinakothek gethan
hat. Dann würden erst die Schätze der Dresdener Galerie
zu einem Gemeingut und zugleich dem Trödel mit unwür-
digen Nachbildungen in Dresdener Läden ein Ende gemacht
werden. A. Ii.

NEKROLOGE.

*„* Der Landschaftsmaler Nicolas Louis Cabat, einer
der Begründer der modernen Stimmungslandschaft in der
französischen Malerei, ist am 13. März zu Paris im 81. Le-
bensjahre gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

*„* '/Ami Administrator der Pariser Gobclinsmtniiifakliir
ist an Stelle des in den Ruhestand getretenen Gerspach der
Kunstschriftsteller Jules Guiffrey, Verfasser der „Histoirc
universelle de la tapisserie," einer Biographie van Dyck's
und anderer Werke, ernannt worden.

%* Dem Geschiehtsmaler Prof. August von Heyden igt
vom Kultusminister die erbetene Entlassung aus dem Lehrer-
verbande der Berliner Hochschule für die bildenden Künste,
an der er Vorlesungen über Kostümgeschichte hielt, gewährt
worden.
 
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