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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0163

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Sammlungen un

314

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

%* Für die große Berliner Kunstausstellung war eine
Konkurrenz um ein Plakat ausgeschrieben worden, an der
sich 23 Künstler mit 20 Entwürfen beteiligt haben. Der
erste Preis im Betrage von 1000 M. wurde Prof. Ernst
Hildehrnnd zuerkannt. Der Entwurf zeigt eine Idealfigur
der Kunst, die in der hochgestreckten Rechten den verheißen-
den Lorbeer trägt; daneben hat ein schwebender Adler das
entrollte Banner der Ausstellung in den Krallen; in der Tiefe
schimmern die Türme und Kuppeln von Berlin, insbesondere
Schlosskapelle und Rathausturm hervor. Den zweiten Preis
von 200 M. erhielt der Maler Rudi Rother.

%• Die in München geplante Ausstellung der dortigen
Scxessionislen wird wegen finanzieller Schwierigkeiten, und
weil das Gebäude an der Prinzregentenstraße nicht recht-
zeitig vollendet werden kann, in diesem Jahre unterbleiben.

— München. Die vierte Jahresausstelhmg von Kunst-
irerken aller Kationen, in gleicher Weise wie in den Vor-
jahren im König]. Glaspalaste zu München von der Münchener
Künstlergenossenschaft veranstaltet, wird wie bisher am
L Juli laufenden Jahres eröffnet. Zur Durchführung der
Ausstellung hat sich der Gesamtvorstand der Genossenschaft
als Ausstellungskomitee konstituirt und zunächst die folgen-
den Herren kooptirt: die Maler Anders-Andersen-Lundby,
Professor Hans von Bartels, Professor Josef von Brandt,
Wladislav von Czachorski, Professor Adolf Echtler und den
Kupferstecher Jakob Deininger. Die meisten der vorge-
nannten Herren sind zugleich beauftragt, als Bevollmächtigte
der Münchener Künstlergenossenschaft die verschiedenen
Kunstcentren des Kontinents zu besuchen, um bei der dortigen
Künstlerschaft für die Jahresausstellung thätig zu sein.
Seit längerer Zeit sind die verschiedenen Komitees schon in
eifriger Thätigkeit und ohne Zweifel werden Künstler und
Kunstfreunde kommenden Sommer im Münchener Glaspalaste
so viel des Interessanten zu sehen bekommen, wie bei irgend
einer der vorhergehenden Jahresausstellungen.

Bei Ed. Schlüte in Düsseldorf ist die neben der „Freien
Vereinigung" fortbestehende permanente Ausstellung in
dieser Woche durch drei Kabinettstückchen von Pradilla
(„Karneval in Rom", .,Wäscherinnen" und „Auf der Terrasse")
ausgezeichnet. Drei Pradilla's auf einmal! Wer die enor-
men Preise kennt, die der große Spanier heute bekommt,
der weiß, was das heißen will. Seitdem der Künstler in
Berlin die Medaille erhalten, hat man ihm in Deutschland
erst die gebührende Wertschätzung angedeihen lassen. Es
bedarf ja dazu solcher äußerlichen Mittel — leider! Von
den drei Bildern gefallen uns die „Wäscherinnen" vielleicht
am besten, doch wer die Wahl hat, hat die Qual und in

diesem Falle auch das Forteinonnaic zu — erleichtern. _

Oswald Achenbach hat schon wieder ein Bild fertig, das
geht alle Wochen so lustig weiter. Eine Landschaft von
Carl Ilcffncr (jetzt ein seltener Gast bei uns geworden), des-
gleichen ein Härtung, ein Munt/u; und ein feiner Oeder sind
ebenfalls hinzugekommen. _nn

*»* Die Mcissonier-Ausstellung in Paris ist am (i. März
in der Galerie G. Petit eröffnet worden. Au diesem Tage
betrug der Eintrittspreis 100 Frk. Die Einnahme belief sich
jedoch nur auf KjOOO Frk., was bei dem großen Andränge
daraus zu erklären ist, dass sich unter den Besuchern viele
Eingeladene befanden, an der Spitze Präsident Carnot.

— Breslau. Dem sehlcsischen Museum der bildenden
Künste ist von dem verstorbenen Stadtrichter a. D., J. Fried-
länder, eine bedeutende Sammlung von Gemälden und

Bronzen testamentarisch vermacht worden mit der Bedingung,
dass von seitendes Museums ein Fonds gegründet werde, dessen
Zinsen zu Reisestipendien für jüngere Künstler verwandt
werden. Um diesen Fonds zu schaffen, wird von seiten des
Museums ein großer Teil der Bilder, die zur Aufnahme in
die Galerie weniger geeignet sind, verkauft werden. Für
die Galerie zurückbehalten sind: G. Max, Venus und Amor;
O. Achenbach, Oberitalienische Landschaft; E. J. Schindler,
Regenlandschaft; J. E. Meyerheim, Katzenfamilie; F. De-
fregger, Apfelschälerin; Schleich Ben., Landschaft; zwei
Bronzen von Moreau-Vauthier. Zum Verkauf sollen ge-
langen Bilder von E. Meyerheim, J. Dupre, El Grützner,
A. Seitz, J. Jutz, C. Süs, W. Kray, A. Achenbach, L. Dou-
zette, R. v. Haanen, Dressler, F. Vinea, Alb. Zimmermann,
C. Gussow und A. Holmberg und noch viele andere minderer
Bedeutung. Nur durch das einmütige Zusammengehen
opferwilliger Kunstfreunde, zumal derer, die dem Verstor-
benen nahe gestanden, mit der Verwaltung des Museums
lassen sich die idealen Absichten des Erblassers, die Kunst-
sammlungen und zugleich die Künstler zu fördern, verwirk-
lichen. Wir haben die Zuversicht, dass er sich in seinen
Voraussetzungen nicht getäuscht habe. (Schlesische Ztg.)

A. R. Ans Berliner Kunstausstellungen. Die im vorigen
Jahre ins Leben getretene Gesellschaft deutscher Aquarellisten,
die sich von den ähnlichen Gesellschaften in Paris, London
und Wien dadurch unterscheidet, dass sie nur auf eine
geringe Anzahl von Mitgliedern beschränkt ist — sie zählt
gegenwärtig acht — hat bei Amsler <('• Ruthardt (Gebr.
Meder) ihre zweite Ausstellung am G. März eröffnet. Sie ist
zwar nur mit 36 Blättern beschickt; aber es sind fast durch-
weg völlig ausgereifte Schöpfungen, in denen die Künstler
nicht nur ihr Bestes gegeben, sondern zum Teil auch ihre
glänzendsten früheren Schöpfungen übertroffen haben. Dies
gilt besonders von Hans r. Bartels in München und dem
Dresdener Max Fritz,. Ersterer hat außer einer von einein
tiefen Augenpunkt genommenen Ansicht des Promenaden-
platzes in München zur Herbsteszeit und bei lebhaftem Ver-
kehr ein holländisches Strandbild ausgestellt: eine eben ge-
landete Fischerbarke im Mittelgrunde, die von Käufern um-
geben ist, und im Vordergrunde eine junge, von Glück über
ihren guten Einkauf strahlende Frau, die, vom Winde zer-
zaust, mit ihrer Bürde nach Hause eilt. Mit einem blühen-
den Kolorit von strotzender Gesundheit ist hier eine pla-
stische Kraft vereinigt, die bisher nur selten in einer Wasser-
farbenmalerei erreicht worden ist. Freilich hat H. v. Bartels
gleich den übrigen Mitgliedern der Gesellschaft längst die
reine Aquarelltechnik alten Stils aufgegeben. Wie er selbst
m einer Abhandlung über Aquarellmalerei, die er zu dem
Raupp'schen Katechismus der Malerei beigesteuert hat, her-
vorhebt, ist „ein Teilen der Aquarelltechnik in Gouache und
reines Aquarell ein überwundener Standpunkt. Das Weiß
in dieser Technik gehört vollkommen gleichberechtigt zu
den übrigen Farben, genau wie in der Ölmalerei." Er ist
der Meinung, dass erst dadurch die Aquarelltechnik mit der
Ölmalerei an Leuchtkraft und Intensität der Farbe wett-
eifern, ja sie sogar übertreffen könne. Wenn letzteres bis-
her auch noch nicht eingetreten ist, so ist es doch zu er-
warten, wenn die deutsche Aquarelltechnik sich so weiter
entwickelt, wie in den letzten fünf bis sechs Jahren. Diese
Fortschritte sind keinem so sehr zu gute gekommen, wie
dem poesievollen Landschaftsmaler Max Fritz, der sich von
seiner etwas spitzen, tüpfelnden Manier in einem Feldweg
zur Sommerszeit, einem holländischen Kanal im Februar
und einer Strandpartie von Rügen bei bewölktem Himmel
zu vollkommener Freiheit der malerischen Darstellung er-
 
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