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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0203

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393 Personalnachrichten. — Wettbewerbungen. — Denkmäler. — Ausstellungen. — Vereine und Gesellschaften. 394

kirche und die Entwürfe für Fenster der Kaiser Wilhelin-
Gedächtniskirche in Berlin.

PERSONALNACHRICHTEN.

H. A. L. Dr. Max Lehrs, Direktorialassistent am Kgl.
Kupferstichkabinett in Dresden, ist am letzten Geburtstage
Sr. Majestät des Königs zum Professor ernannt worden. —

Basel. An Stelle Jakob Burckhanlt's wurde Dr. Heinrich
Wöl/fiin, Privatdozent in München, an die hiesige Univer-
sität berufen. Er siedelte bereits in den ersten Maitagen
von München hierher über.

WETTBE WERBUNGEN.

*„* In dem Wettbewerb um den architektonischen Uber-
bau des Kaiserin Augusta-Dcnkmals in Koblenz hat der Archi-
tekt Bruno Schmitz in Berlin den ersten Preis erhalten.
Der zweite Preis wurde dem Regicrungsbaumeister Schotter
in Stuttgart, der dritte dem Regierungsbaumeister Kohte in
Posen zuerkannt. Der Entwurf des Architekten Jahn in Char-
lottenburg erhielt eine lobende Anerkennung.

DENKMÄLER.

%* Die weitere Ausführung des von Prof. l^aul Otto un-
vollendet hintcrlasscncn Ltdherdenkmals für Berlin ist dem
Bildhauer Robert Toberentx übertragen worden, der nach
mehrjähriger Lehrthätigkeit an der Kunstschule in Breslau
1891 seinen Wohnsitz in Berlin genommen hat. Er hat sich
in den letzten Jahren besonders durch einen monumentalen
Brunnen für Görlitz, die nackte Marmorfigur einer einen Amor
formenden, antiken Bildhauerin und die Figur des anmutigen
schlafenden Mädchens bekannt gemacht, die die „Zeitschrift
für bildende Kunst" (N. F. III. S. 252) wiedergegeben hat.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

%* Die Jury der großen Berliner Kunstausstellung hat
den Kupferstecher Prof. Gustav Eilers zu ihrem Vorsitzen-
den, den Maler Prof. Thumann zu dessen Stellvertreter ge-
wählt. — Die Ausstellung wird nicht, wie ursprünglich be-
stimmt war, am 30. Juli, sondern erst am 17. September
geschlossen werden.

*,* Für die Königliche Gemäldegalerie in Dresden ist
ein Gemälde von Horns i'homa „Der Hüter des Thaies" aus
der Kunsthandlung von Emil Richter angekauft worden.

Eine Dante-Ausstellung in London. Der Kurator der
„University Hall", Mr. Wicksteed, ist in England rühmlichst
bekannt als ein enthusiastischer Schüler und Ausleger Dante's
und seiner Zeitepoche. Um das Interesse und die Kenntnis
für seine Schriften sowie das Verständnis für sein Zeitalter
zu erhöhen, hat Mr. Wicksteed in der Bibliothek des Dr.
William in Gordon-Square eine Sammlung von Gegenständen
vereinigt, die wesentlich zur Erreichung des obigen Zweckes
dienen. Aus der „Vernon-" und anderen Bibliotheken sind
bedeutende hierauf bezügliche Schätze hergeliehen, die das
Kunst- und Universitätsleben, sowie die wissenschaftlichen
Studien des 13. und 14. Jahrhunderts veranschaulichen.
Bilder von Crivelli, Botticelli, Fra Angelico und Signorelli,
Zeichnungen und Kupferstiche sind ausgestellt, welche uns
die theologische und moralische Auffassung, die Beziehungen
zwischen materiellem und geistigem Leben des Volkes zeigen,
wie sie zur Zeit Dante's vorherrschend waren. So vor allem
zeigt uns das wiederkehrende Sujet des jüngsten Gerichts
die Lehre des Dualismus, die zeitige Auffassung des Kaiser-
tums und die entgegengesetzte des Papstes über himmlische
Dinge. Jedes Bild und jeder Kupferstich trägt, soweit dies

anging, eine bestimmte Stelle aus Dante's Werken. Histo-
rische Tabellen zeigen uns den Stand der Astronomie Dante's
und seiner Zeit. Kommentare zu seinen Schriften, kurz nach
seinem Tode verfasst, sind gleichfalls vorhanden, aus denen
der Einfluss Virgil's und Cicero's auf Dante ersichtlich wird.
Ebenso finden wir in der Leihausstellung alte Schulbücher,
Grammatiken, rhetorische und philosophische Schriften jener
Epoche; ferner ein altes Bild, das uns Florenz genau zur
Zeit Dante's, und ein neues Bild von Leigbton, welches
uns das heutige Florenz zeigt. Ebenso finden wir neuere
Bilder, namentlich von Burne-Jones und Leighton, deren
Sujets Bezug auf Dante haben. Schließlich ist hier eine
interessante Sammlung von Kunstwerken aller Art, Por-
träts, Kameen, Gemmen, geschnittene Steine, Schmuck-
gegenstände, Büsten, Statuetten und andere kunstvolle Anti-
quitäten ausgestellt, die auf die „göttliche Komödie", wie
auf Dante und sein Zeitalter Bezug haben. $

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

%* Eine Delegirtenrcrsammlung der Deutschen Kunst-
genossenschaft wird am 25. Mai in Eisenach tagen, um die
Satzungen für eine Pensionsanstalt für deutsche bildende
Künstler zu beraten. Für die Beratung hat der Großherzog
den Saal im Residenzschlosse zu Eisenach bewilligt, ebenso
die Zuziehung von rechtsverständigen Staatsbeamten. Auch
Autoritäten auf dem Gebiet des Versicherungswesens werden
teilnehmen.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

Archäologische Entdeckungen in Griechenland. Dr. Karl
Waldstein von der amerikanischen archäologischen Gesell-
schaft hat bei Gelegenheit der Ausgrabungen des Hera-
Tempels zwischen Argos und Mycenae eine wichtige Ent-
deckung gemacht. Unter Leitung dieses Gelehrten waren
200 Arbeiter mit Ausgrabungen beschäftigt, als sie auf die
polygonalen Fundamente eines uraltenTempels der Hera stießen,
der nach Nachrichten alter Schriftsteller bereits 423 v. Chr. ab-
gebrannt war. Unweit des alten, jetzt wieder aufgefundenen
Tempels war das neue Bauwerk errichtet worden. Ge-
schmolzene Bronze, zahlreiche Vasen und sogenannte Krüge
von Mycenae und Korinth wurden schon innerhalb weniger
Tage vorgefunden. Man hofft daher mit Zuversicht, dass
die fernere Ausbeute eine außergewöhnlich interessante sein
wird. — Die britische archäologische Gesellschaft, welche
ihre Ausgrabungen bei Megalopolis beendet hat, und deren
Resultate binnen kurzem veröffentlicht werden sollen, wird
nun mit ihren Arbeiten in Agosthena bei Korinth fortfahren.
Daselbst befinden sich nämlich vollkommen erhaltene Über-
reste von Befestigungen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.
Vor allem hofft man den von Pausanias erwähnten Melampus-
Tempel aufzufinden. $

VERMISCHTES

%* Kaiser Wilhelm II. über moderne m/d alle Kämst.
Bei dem am 27. April erfolgten Empfange einer Vertretung
der Deutschen in Rom hat Kaiser Wilhelm II. eine Reihe
von Äußerungen über moderne und alte Kunstverhältnisse
getlian, die wegen ihrer bestimmten Färbung und nament-
lich wegen des abfälligen Urteils über die neueste deutsche
Architektur großes Aufsehen erregt haben. Die Berichte der
Blätter weichen in den Einzelheiten voneinander ab. So
soll der Kaiser nach dem „Berliner Tageblatt" das Wallot-
sche Reichstagsgebäude als den „Gipfel der Geschmacklosig-
keit" bezeichnet haben. Am vertrauenswürdigsten scheint
 
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