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Vom Kunstuiarkt. — Zeitschriften.
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hält sich im großen und ganzen an die Renaissance. Die
Bauzeit dürfte sechs Jahre dauern.
%* Der Markuslöwe in Venedig. Die italienischen Sach-
verständigen, die kürzlich bei der Ausbesserung des berühm-
ten, auf einer der Säulen der Piazzetta stehenden Markus-
löwen zu Rate gezogen wurden, hatten sich dabei ausge-
sprochen, dass das Werk aus dem 12. Jahrhundert stamme.
Diese Ansicht hat aber, wie die „Academy" mitteilt, nicht
allgemeine Zustimmung gefunden. In einem an die „Aca-
demie des Inscriptions" gerichteten Schreiben bestreitet Herr
Casati ihre Richtigkeit aus folgenden Gründen: 1) weil die
Bronze des Mittelalters im allgemeinen ein Viertel oder ein
Fünftel Blei enthalte, wogegen die des Löwen aus Kupfer
mit 15 Proz. Zinn bestehe; 2) weil der Stil in keiner Hin-
sicht der mittelalterlichen Kunst entspreche; und 3) weil,
wenn das Denkmal in der angenommenen Zeit angefertigt
worden wäre, ein Bericht darüber in den Archiven irgend
einer italienischen Stadt vorhanden sein dürfte. Nach Casati
sind vielmehr gewichtige Gründe zu der Annahme vor-
handen, dass der Löwe eine etruskische Arbeit sei.
MB. Der neue Württembergische Kunstetat. Ein regel-
mäßiger Etat zur Anschaffung von Kunstwerken in Württemberg
besteht seit 1845. Damals wurden4000 fl. bewilligt, 18G2 760011.,
1875 24343 Mark; diese Summe ist bis heute stehen geblieben,
abgesehen davon, dass für die Kunstschule jetzt ein bedeu-
tend höherer Aufwand gemacht werden muss und auch der
Staat für verschiedene Privatvereine zur Pflege der Kunst
und des Altertums weitere Beiträge bewilligt hat. Die ein-
zelnen Posten setzen sich folgendermaßen zusammen: An-
schaffungsfonds für Gemälde 17143 M., für die Kupferstich-
sammlung 5143, für Plastik 2057. Unterstützungen an Pri-
vatvereine : Württ. Kunstverein 1000 M., Verein f. christl.
Kunst in der evangelischen Kirche 515 M., desgl. in der
katholischen Kirche 250 IL, Verein zur Förderung der Kunst
in Stuttgart 1000 M., Kunstverein Heilbronn 300 M., Alter-
tumsverein in Stuttgart 600 M., Altertumsverein in Ulm430 M.,
Altertumsverein in Hall 400 M., Altertumsverein Tübingen-
Reutlingen 400 M. Bezüglich der Sammlung vaterl. Alter-
tümer ist eine Änderung insofern eingetreten, als nach
Ableben des seitherigen Vorstandes Prof. Majer jetzt die
Direktion dieser Sammlung mit dem Landeskonservatorium
vereinigt worden ist. Für das Lapidarium und die Münz-
sammlung soll ein eigener Beamter angestellt werden. Der
Anschaffungsfonds für diese Sammlungen beträgt 11300 M.;
außerdem sind noch 2000 M. für Restaurationen altertüm-
licher Baudenkmale ausgeworfen. Beiläufig sei erwähnt,
dass nach dem Vorgange Badens jetzt auch eine historische
Kommission errichtet worden ist, welche die Aufgabe hat,
die württembergische Geschichte nach jeder. Richtung zu
fördern, was selbstverständlich auch der Kunstgeschichte zu
gute kommt. Dieser Behörde wurden gleichfalls 11000 M.
bewilligt.
0 Die Königliche Zeielienakademie in Hanau, die unter
Leitung des Bildhauers Prof. M. Wiese steht, hat ihren
Jahresbericht für 1892/93 herausgegeben. Wir entnehmen
ihm, dass die Gesamtzahl der Schüler zu Anfang des Schul-
jahres, das von Anfang April 1892 bis Ende März 1893
reichte, 405 betrug, gegen 452 im Vorjahre. Der Rückgang
in der Schülerzahl findet seine Erklärung in dem schlechten
Geschäftsgange der für Hanaus Erwerbsleben maßgebenden
Goldwarenbranche, welcher bewirkt hat, dass weniger Lehr-
linge in diesen Industriezweig eingetreten und angenommen
worden sind. Jedoch war der Besuch des Unterrichts so
rege, dass bis zu dem im Oktober 1892 erfolgten Eintritt
einerneuen Lehrkraft (des als Lehrer für Musterzeichnen be-
rufenen Herrn Hugo Schimke aus Liebau in Schi.) mehrere
Parallelabteilungen in Überstunden unterrichtet werden
mussten. Die Anstalt erhielt einen Staatszuschuss von 07 032 M.,
wozu noch 10982 M. Einnahmen aus Schulgeldern kommen.
Die Ausgaben beliefen sich auf rund 80320 M.
* Das Linxerthor in Salzburg, eines der bemerkens-
wertesten Denkmale seiner Gattung in Österreich, 1014 unter
dem Erzbischof Marcus Sitticus erbaut, soll demolirt werden.
In der schönen Juvavia ist darüber ein sehr erklärlicher
Meinungskampf entbrannt und wir hoffen, dass es gelingen
werde, noch in letzter Stunde den verderbendrohenden
Spruch der Stadtväter von dem ehrwürdigen Bauwerke ab-
zuwehren.
VOM KUNSTMARKT.
Frankfurt ajM. Am 6. Juni kommt eine Sammlung
von Gemälden älterer und moderner Meister bei Rudolf
Bangel im Auktionssaal für Kunstsachen zur Versteigerung.
Daran schließt sich am 7. Juni eine Sammlung von Anti-
quitäten, kunstgewerblichen Arbeiten, Goldsachen und Ju-
welen. Die beiden Kataloge sind soeben erschienen.
*„* Die 18 ersten Tage der Versteigerung der Sammlung
Spitzer in Paris haben eine Gesamtsumme von 5 568 710
Frank ergeben. Auch in den letzten Tagen sind keine un-
gewöhnlich hohen Preise bezahlt worden. Bemerkenswert
ist nur eine Kusstafel (Pax), die auf 40 000 Frank getrieben
wurde.
Leipzig: Von dem Antiquariat von K. W. Hierseinann
ist soeben Katalog Nr. 115, enthaltend Architektur, Orna-
mentik, Innendekoration, Möbel, Skulptur etc. einschließlich
der vom Oberbaudirektor J. Bormann in Weimar hinter-
lassenen Bibliothek herausgegeben. Derselbe steht Interessen-
ten kostenlos zur Verfügung.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Kunstchronik. 1893. Nr. 10/11.
Die Dominikanertreppe von J. Leisching. — Johann Weikars
Freiherr von Valvasor. Von P. v. Radi os. — Künstler bei der
Arbeit. Von Cl. S o k a 1. — Kunstbrief: München. Von II. P e t e r s.
Christliches Kunstblatt. 1893. Nr. 5.
Kirchenschmuck und Kirchengeräte. — Die bildliche Darstellung
des Glaubensbekenntnisses. Von E. Wernicke. (Schluss.) —
Die Herz-Jesukirche in Paris.
Die Kunst für Alle. 1892/93. Heft 17.
Die Entwickelung der Schönen Künste in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Von R. Köhler. (Schluss.) — New-Yorker
Kunstbericht. Von P. Hann.
Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbevereins in Mün-
chen. 1893. Nr. 5/6.
Japanische Möbel. Von J. Lessing. — Über Trophäen. Von
Prof. Dr. M. Haushofer. (Schluss.) — Das Grabmal Kaiser Lud-
wig's von Bayern in der Münchener Frauenkirche. Von K. Th.
Heigel.
L'Art. Nr. 696. 15. Mai 1893.
La collection de M. le Chevalier H. A. Steengracht van Duiven-
woorden. Von P. Leroi. — Le Poussin et le „Covolo" de Co-
stozza dans le Vicentin. (Schluss.) Von B. Morsolin. — L'art
dana les jardins. (Schluss.) Von G. de Leris. — L'exposition
du Ohamp de Mars. Von P. Leroi.
The Magazine of Art. Juni 1893. Nr. 152.
The Royal Academy exhibition II. Vom Herausgeber. — British
etching. Von Fr. Wedmore. III. Frank Short; Watson; Mac-
beth; Herkomer; Oliver Hall; and others. — The National Gal-
lery of british art, and Mr. Tate's Collection. IV. The Gallery.
Von H. Spielmann. — Thomas Faed. Von M. Hepworth Dix on.
— Egyptian Slave. Von N. Sichel. — The Meissonier Exhibi-
tion. Von Cl. Philipps.
Vom Kunstuiarkt. — Zeitschriften.
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hält sich im großen und ganzen an die Renaissance. Die
Bauzeit dürfte sechs Jahre dauern.
%* Der Markuslöwe in Venedig. Die italienischen Sach-
verständigen, die kürzlich bei der Ausbesserung des berühm-
ten, auf einer der Säulen der Piazzetta stehenden Markus-
löwen zu Rate gezogen wurden, hatten sich dabei ausge-
sprochen, dass das Werk aus dem 12. Jahrhundert stamme.
Diese Ansicht hat aber, wie die „Academy" mitteilt, nicht
allgemeine Zustimmung gefunden. In einem an die „Aca-
demie des Inscriptions" gerichteten Schreiben bestreitet Herr
Casati ihre Richtigkeit aus folgenden Gründen: 1) weil die
Bronze des Mittelalters im allgemeinen ein Viertel oder ein
Fünftel Blei enthalte, wogegen die des Löwen aus Kupfer
mit 15 Proz. Zinn bestehe; 2) weil der Stil in keiner Hin-
sicht der mittelalterlichen Kunst entspreche; und 3) weil,
wenn das Denkmal in der angenommenen Zeit angefertigt
worden wäre, ein Bericht darüber in den Archiven irgend
einer italienischen Stadt vorhanden sein dürfte. Nach Casati
sind vielmehr gewichtige Gründe zu der Annahme vor-
handen, dass der Löwe eine etruskische Arbeit sei.
MB. Der neue Württembergische Kunstetat. Ein regel-
mäßiger Etat zur Anschaffung von Kunstwerken in Württemberg
besteht seit 1845. Damals wurden4000 fl. bewilligt, 18G2 760011.,
1875 24343 Mark; diese Summe ist bis heute stehen geblieben,
abgesehen davon, dass für die Kunstschule jetzt ein bedeu-
tend höherer Aufwand gemacht werden muss und auch der
Staat für verschiedene Privatvereine zur Pflege der Kunst
und des Altertums weitere Beiträge bewilligt hat. Die ein-
zelnen Posten setzen sich folgendermaßen zusammen: An-
schaffungsfonds für Gemälde 17143 M., für die Kupferstich-
sammlung 5143, für Plastik 2057. Unterstützungen an Pri-
vatvereine : Württ. Kunstverein 1000 M., Verein f. christl.
Kunst in der evangelischen Kirche 515 M., desgl. in der
katholischen Kirche 250 IL, Verein zur Förderung der Kunst
in Stuttgart 1000 M., Kunstverein Heilbronn 300 M., Alter-
tumsverein in Stuttgart 600 M., Altertumsverein in Ulm430 M.,
Altertumsverein in Hall 400 M., Altertumsverein Tübingen-
Reutlingen 400 M. Bezüglich der Sammlung vaterl. Alter-
tümer ist eine Änderung insofern eingetreten, als nach
Ableben des seitherigen Vorstandes Prof. Majer jetzt die
Direktion dieser Sammlung mit dem Landeskonservatorium
vereinigt worden ist. Für das Lapidarium und die Münz-
sammlung soll ein eigener Beamter angestellt werden. Der
Anschaffungsfonds für diese Sammlungen beträgt 11300 M.;
außerdem sind noch 2000 M. für Restaurationen altertüm-
licher Baudenkmale ausgeworfen. Beiläufig sei erwähnt,
dass nach dem Vorgange Badens jetzt auch eine historische
Kommission errichtet worden ist, welche die Aufgabe hat,
die württembergische Geschichte nach jeder. Richtung zu
fördern, was selbstverständlich auch der Kunstgeschichte zu
gute kommt. Dieser Behörde wurden gleichfalls 11000 M.
bewilligt.
0 Die Königliche Zeielienakademie in Hanau, die unter
Leitung des Bildhauers Prof. M. Wiese steht, hat ihren
Jahresbericht für 1892/93 herausgegeben. Wir entnehmen
ihm, dass die Gesamtzahl der Schüler zu Anfang des Schul-
jahres, das von Anfang April 1892 bis Ende März 1893
reichte, 405 betrug, gegen 452 im Vorjahre. Der Rückgang
in der Schülerzahl findet seine Erklärung in dem schlechten
Geschäftsgange der für Hanaus Erwerbsleben maßgebenden
Goldwarenbranche, welcher bewirkt hat, dass weniger Lehr-
linge in diesen Industriezweig eingetreten und angenommen
worden sind. Jedoch war der Besuch des Unterrichts so
rege, dass bis zu dem im Oktober 1892 erfolgten Eintritt
einerneuen Lehrkraft (des als Lehrer für Musterzeichnen be-
rufenen Herrn Hugo Schimke aus Liebau in Schi.) mehrere
Parallelabteilungen in Überstunden unterrichtet werden
mussten. Die Anstalt erhielt einen Staatszuschuss von 07 032 M.,
wozu noch 10982 M. Einnahmen aus Schulgeldern kommen.
Die Ausgaben beliefen sich auf rund 80320 M.
* Das Linxerthor in Salzburg, eines der bemerkens-
wertesten Denkmale seiner Gattung in Österreich, 1014 unter
dem Erzbischof Marcus Sitticus erbaut, soll demolirt werden.
In der schönen Juvavia ist darüber ein sehr erklärlicher
Meinungskampf entbrannt und wir hoffen, dass es gelingen
werde, noch in letzter Stunde den verderbendrohenden
Spruch der Stadtväter von dem ehrwürdigen Bauwerke ab-
zuwehren.
VOM KUNSTMARKT.
Frankfurt ajM. Am 6. Juni kommt eine Sammlung
von Gemälden älterer und moderner Meister bei Rudolf
Bangel im Auktionssaal für Kunstsachen zur Versteigerung.
Daran schließt sich am 7. Juni eine Sammlung von Anti-
quitäten, kunstgewerblichen Arbeiten, Goldsachen und Ju-
welen. Die beiden Kataloge sind soeben erschienen.
*„* Die 18 ersten Tage der Versteigerung der Sammlung
Spitzer in Paris haben eine Gesamtsumme von 5 568 710
Frank ergeben. Auch in den letzten Tagen sind keine un-
gewöhnlich hohen Preise bezahlt worden. Bemerkenswert
ist nur eine Kusstafel (Pax), die auf 40 000 Frank getrieben
wurde.
Leipzig: Von dem Antiquariat von K. W. Hierseinann
ist soeben Katalog Nr. 115, enthaltend Architektur, Orna-
mentik, Innendekoration, Möbel, Skulptur etc. einschließlich
der vom Oberbaudirektor J. Bormann in Weimar hinter-
lassenen Bibliothek herausgegeben. Derselbe steht Interessen-
ten kostenlos zur Verfügung.
ZEITSCHRIFTEN.
Allgemeine Kunstchronik. 1893. Nr. 10/11.
Die Dominikanertreppe von J. Leisching. — Johann Weikars
Freiherr von Valvasor. Von P. v. Radi os. — Künstler bei der
Arbeit. Von Cl. S o k a 1. — Kunstbrief: München. Von II. P e t e r s.
Christliches Kunstblatt. 1893. Nr. 5.
Kirchenschmuck und Kirchengeräte. — Die bildliche Darstellung
des Glaubensbekenntnisses. Von E. Wernicke. (Schluss.) —
Die Herz-Jesukirche in Paris.
Die Kunst für Alle. 1892/93. Heft 17.
Die Entwickelung der Schönen Künste in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Von R. Köhler. (Schluss.) — New-Yorker
Kunstbericht. Von P. Hann.
Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbevereins in Mün-
chen. 1893. Nr. 5/6.
Japanische Möbel. Von J. Lessing. — Über Trophäen. Von
Prof. Dr. M. Haushofer. (Schluss.) — Das Grabmal Kaiser Lud-
wig's von Bayern in der Münchener Frauenkirche. Von K. Th.
Heigel.
L'Art. Nr. 696. 15. Mai 1893.
La collection de M. le Chevalier H. A. Steengracht van Duiven-
woorden. Von P. Leroi. — Le Poussin et le „Covolo" de Co-
stozza dans le Vicentin. (Schluss.) Von B. Morsolin. — L'art
dana les jardins. (Schluss.) Von G. de Leris. — L'exposition
du Ohamp de Mars. Von P. Leroi.
The Magazine of Art. Juni 1893. Nr. 152.
The Royal Academy exhibition II. Vom Herausgeber. — British
etching. Von Fr. Wedmore. III. Frank Short; Watson; Mac-
beth; Herkomer; Oliver Hall; and others. — The National Gal-
lery of british art, and Mr. Tate's Collection. IV. The Gallery.
Von H. Spielmann. — Thomas Faed. Von M. Hepworth Dix on.
— Egyptian Slave. Von N. Sichel. — The Meissonier Exhibi-
tion. Von Cl. Philipps.