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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Rosenberg, Adolf: Die grosse Berliner Kunstausstellung, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0241

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-169

Nekrologe.— Wettbewerbungen. — Denkmäler.

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dagegen wieder den ernsten und hochstrebenden
Künstler, dem es nur leider nicht gelingen will, die
Originalität des Stiles, die sich in seinen Radirungen
ausspricht, auch in seinen Gemälden zu erreichen.
Auch der bedingungsloseste Verehrer Klinger's wird
zugeben müssen, dass wir hier eine Malerei aus
zweiter Hand vor uns haben, einen Widerschein
der Studien, die der Künstler nach den Florenti-
nischen und Paduanischen Meistern des 15. Jahr-
hunderts gemacht hat. Wenn wir sagen, dass er in
der Größe der Charakteristik an Mantegna heran-
reicht, dass er die Tiefe des Schmerzes, der die
beiden Leidtragenden erschüttert, zu ergreifendem
Ausdruck gebracht hat, so haben wir ihm volle Ge-
rechtigkeit widerfahren lassen. Wir vermögen aber
nicht einzusehen, weshalb der Künstler auf jeglichen
Reiz des Kolorits verzichtet, weshalb er sich einer
Trockenheit und Härte in der malerischen Behand-
lung beflissen hat, die in den Augen vieler die Vor-
züge der Charakteristik stark beeinträchtigen.

Durch die Beteiligung der Münchener Sezes-
sionisten hat Berlin auch zum erstenmal die Be-
kanntschaft mit der Glasgower Malerschule gemacht,
deren Mitglieder freilich nicht so zahlreich und nicht
mit so herausfordernden und so völlig unverständ-
lichen Bildern und Studien erschienen sind, wie 1890
bei ihrem ersten Auftreten in München. Wenn man
etwa von den Landschaften von James Patersem ab-
sieht, die ein normales Sehvermögen auf eine harte
Probe stellen, wird man die übrigen Arbeiten der
Schotten, namentlich die Bildnisse von Guthrie, der
sich übrigens, wie das Porträt des Erzbischofs von
Glasgow in ganzer Figur beweist, zu einer gewissen
Größe der Auffassung hindurchgearbeitet hat, die
Landschaften von John Lavery (die Brücke in Gretz
und die Waldlandschaft mit Maria Stuart nach der
Schlacht von Langside) und die Landschaften von
Edward A. Walton schon unter einem milderen Lichte
betrachten als vor drei Jahren. Inzwischen haben
uns die Münchener und Berliner Naturalisten an
Dinge gewöhnt, neben denen sich die Bilder der
Schotten wie erste tastende Versuche ausnehmen.

Zu den erquicklichsten und gediegensten Kunst-
werken, die uns die Münchener Sezessionisten mit-
gebracht haben, gehören die Bilder des in Rom
lebenden Spaniers Jost; Välegas, die in Ol gemalte,
grandiose Einzelfigur des sein Todesurteil anhörenden
Dogen Marino Faliero, eine Gestalt von wahrhaft
unheimlicher Lebendigkeit der Charakteristik, und
das figurenreiche Aquarell „Kardinal, Absolution ]
erteilend", und die drei .Studien" des in Paris leben-

den Amerikaners Alexander Haorison. Die Motive
sind immer dieselben: eine glatte Wasserfläche, in
der sich Bäume, Wiesengrün, alle Lichter des Him-
mels und der Luft spiegeln, und am Ufer eine nackte
Jünglings- oder Mädchengestalt, die dem Beschauer
den Rücken zukehrt. Aber die koloristische Lösung
der Luft- und Lichtprobleme ist so geistreich, so
frisch und doch so einfach, dass man an dieser Art
von Freilichtmalerei seine helle Freude hat.

ADOLF ROSEXBERG.

NEKROLOGE.

*** Der Genre- und Porträtmaler Ludwig Lang ist Ende
Mai in New-York, wo er seit 1852 ansässig war, im Alter
von 79 Jahren gestorben. Den größten Teil seines etwa
50 000 Dollars betragenden Vermögens bat er seiner Geburts-
stadt Waldsee in Württemberg für wohlthätige Zwecke
vermacht.

\* Der Genre- und Ijaudschaftsmaler Karl Schlesinger
aus Lausanne ist am 12. Juni in Düsseldorf, wo er sich vor
vierzig Jahren niedergelassen hatte, im Alter von 67 Jahren
gestorben.

WETTBE WERBUNGEN.

* Pfarrkirclie in Esseg. Für den Bau einer neuen Pfarr-
kirche zu Esseg in Slavonien war ein Wettbewerb ausge-
schrieben, bei welchem die Architekten Hermann, Luntz und
Wächtler in Wien als Preisrichter fungirten. Den ersten
Preis erhielt der gotische Entwurf von Franx, Langeberg,
Baumeister in Bonn, den zweiten der in italienischer Renais-
sance gehaltene Plan von August Kirstein, Architekt in
Wien, den dritten der gotische Entwurf von August Grotlie
und Rudolf Jakob, Architekten in Dresden. Bemerkenswert
an dieser Konkurrenz war die verhältnismäßig große Anzahl
von Renaissanceprojekten für ein kirchliches Bauwerk.

DENKMALER.

= tt. Karlsruhe. Bildhauer Professor Volx hat das Modell
eines Grabdenkmales für den verstorbenen Prinzen Ludwig
Wilhelm von Baden vollendet und zur Ausstellung in
seinem Atelier gebracht. Im Anschlüsse an die Epitaphien
Rauch's im Mausoleum von Charlottenburg stellt der hiesige
Künstler den Prinzen auf dem Paradebette über einem reich-
geschmückten Sarkophage liegend dar. Das in Marmor
auszuführende Kunstwerk soll in dem in Ausführung
begriffenen Mausoleum im Fasanengarten beim grollherzog-
lichen Schlosse aufgestellt werden. Das Mausoleum wird
nach dem Entwürfe des im Jahre 1891 in Freiburg ver-
storbenen erzbischöflichen Bauinspektors Franz Bär im früh-
gotischen Stile durch den großherzoglichen Hofbaudirektor
Hemberger mit einem Kostenaufwande von 600 000 M. er-
richtet und dürfte noch im Laufe dieses Jahres seine Voll-
endung flndeD.

Karlsruhe i. B. Professor Adolf Beer, dem in der Kon-
kurrenz um das Kaiserdenkmal der erste Preis und die
Aufgabe der Ausführung dieses Werkes zugefallen, hat nun-
mehr das Hilfsmodell dazu vollendet und dasselbe in seinem
Atelier den Kunstfreunden zugänglich gemacht.

*„* Mit der Ausführung des Kaiser -Wilhelm Denkmal*
für dir Stadt Ruhrort in der Rheinprovinz ist der Bildhauer
 
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