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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Die grosse Berliner Kunstausstellung, [4]
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Koehler, S. R.: Peter Symen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0266

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519

Peter Symen.

520

Eltern von Hermann Ilidding als Muster ihrer Art
herausgreifen. ADOLF ROSENBERG.

PETER SYMEN.

In der Kunstchronik vom 30. Juni 1892 bat
ich um Auskunft über Peter Symen von Antwerpen,
dessen von Van Dyck gemaltes Porträt, von einem
Unbekannten gestochen, in den späteren Ausgaben
der Ikonographie des genannten Künstlers erscheint.
Auf meine Anfrage ist nichts erfolgt, jedoch bin ich
seitdem selbst in die Lage gekommen, wenn auch
nicht das Rätsel zu lösen, so doch eine Konjektur
zu wagen, die nicht ganz grundlos zu sein scheint.

Im vergangenen Jahre arrangirte ich eine Velaz-
quez-Ausstellung im Bostoner Kunstmuseum und las
bei dieser Gelegenheit natürlich Prof. Justi's treff-
liches Werk über den spanischen Meister. Daselbst
findet sich, Bd. I, S. 398, detaillirte Nachricht über
eine große Anzahl von Bildern, welche Rubens
unternommen hatte für Philipp IV. zum Schmuck
der „Torre de la Parada" entweder selbst zu malen
oder von anderen malen zu lassen. Unter den auf-
gezählten Gehilfen wird auch Simon Peter Tilmans
genannt und Herr Prof. Justi fügt diesem Namen
in Klammern bei „Pedro Simon'', was mich natürlich
sofort an unseren „Peter Symen" denken ließ. Meine
briefliche Anfrage, auf welche Gründe sich die Iden-
tifizirung des Simon Peter Tilmans mit .Pedro Simon"
stütze, war Herr Prof. Justi so freundlich wie folgt
zu beantworten: „Der Name Pedro Simon findet
sich in der im königl. Palast zu Madrid, Archiv,
aufbewahrten Testamentaria del Sefior D. Carlos II.
und dem darin befindlichen Inventar der Gemälde
in der Torre de la Parada, aufgestellt im Jahre 1701.
Qnarto bajo, Sulza llla werden aufgezählt, Pedro
Simon, Pocrie y Zolaizo (Zephyr) — Nepptuno y
una Ninfa, mit dem Zusatz: perdido 1710. Ich habe
nun in allen mir zugänglichen Registern damaliger
vlämischer Maler nach diesem Pedro Simon gesucht
und nur diesen S. P. Tilmans gefunden, auf den

P. S. passen könnte.....Die Angaben des Inventars

sind wahrscheinlich nach der von Rubens übersandten
Liste der Gemälde für die Torre de la Parada ge-
macht. Über diese Bilder finden Sie Auskunft in
meinem Artikel über den Infanten D. Fernando
in Lützow's Zeitschrift für bildende Kunst, 1879."
Herr Prof. Justi weist noch auf die Notiz hin,
welche Houbraken, Schouburgh, II, S. 88, über
Tilmans beibringt, und schreibt über das diese Notiz
begleitende Porträt wie folgt: „Sein Porträt (zu S. 79),
das einen Sechziger darzustellen scheint, — nach der

Angabe 67 Jahre alt, — ist nach einem Stiche von
Chr. Hagens gemacht, 1668. Ist meine Vermutung
richtig, so wäre er als Vierziger in Antwerpen ge-
wesen, wo ihn Rubens für die Ausführung dieser
Gemälde gewonnen hätte." Dem wäre noch hinzu-
zufügen (laut Justi, I, S. 398), dass die betreffenden
Gemälde im November 1636 schon in Arbeit waren
und am 7. Dezember 1637 an den Ort ihrer Bestim-
mung abgingen.

Die Stelle aus Houbraken citire ich aus „Quellen-
schriften", Bd. XIV, S. 196 und 197, wie folgt:
„Auch ein Simon Peter Tilmans, genannt Schenck,
ein tüchtiger Landschaftsmaler, der sich viele Jahre
in Italien geübt hat, wird erwähnt. Später verlegte
er sich auf die Porträtmalerei, in welcher er zu solcher
Bedeutung gelangte, dass er unter die Besten seiner
Zeit zu zählen ist. Er hatte auch die Ehre, in Wien
den Kaiser Ferdinand zu porträtiren. Ich habe
Landschaften, Figuren, insbesondere aber Blumen
von ihm gesehen, die mit Wasserfarben fleißig nach
der Natur gemalt waren. Sein Porträt ist durch
einen Kupferstich von Chr. Hagens aus dem Jahre
166S, als er 67 Jahre alt war, bekannt."

Nagler lässt den Künstler, dessen Namen er
„Tillemans, Simon Peter, genannt Schenck" schreibt,
in Bremen geboren sein und sagt unter anderem
über ihn: „Über die Lebenszeit dieses Künstlers giebt
uns das von C. Hagens gestochene eigenhändige
Bildnis des Meisters Aufschluss. Es ist bezeichnet:
Simon Peter Tillemans pinxit aet. 67. C. Hagens sc.
1668. Auch Weyerman, Houbraken und Descamps füg-
ten das Bildnis dieses Meisters bei. Boschini nennt
diesen Künstler Tiliman Vangemeren, was wahr-
scheinlich T. von Bremen bedeuten soll. Auch Til-
mann scheint der Meister genannt worden zu sein."

Es existirt also ein Porträt des Peter Symen,
Originalgemälde von Van Dyck bei Herrn Francis
Bartlett, in Boston, eine Kopie davon in der Kasseler
Galerie, ein Stich danach in den späteren Ausgaben
der Ikonographie. Von Simon Peter Tilmans haben
wir den Stich von Hagens, 1668 gefertigt, als
der Künstler 67 Jahre alt war. Zur Zeit als die
Bilder für die Torre de la Parada gemalt wurden,
1637, war Tilmans demnach 36 Jahre alt. Van
Dyck, 1599 geboren, zählte damals 38 Jahre. Da
er aber schon 1632 nach London ging, so musste
er das Porträt spätestens in diesem Jahre gemalt
haben, als Tilmans 31 Jahre alt war, was ganz gut
mit dem Aussehen des Dargestellten stimmt.

Die Frage ist nun: Lässt sich zwischen dem
Porträt des Peter Symen von Van Dyck und dem
 
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