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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0268

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523

Bücherschau.

524

haben. Die Angaben Houbraken's aber, die er von seinen
Zeitgenossen hat, bleiben bedeutsam, wenngleich man sie
mit Vorsicht aufnehmen wird. Die Angaben, für die bisher
keine Quellen zu finden waren, zerfallen wieder in solche,
die von der neueren Forschung berührt (bestätigt oder wider-
legt) worden sind, und in solche, für die wir nur Houbraken
allein als Quelle kennen. Eine Bearbeitung der Angaben
nun, die übrig bleiben, wenn man die bisherigen Quellen-
nachweise vom ganzen Houbraken'sehen Buche abzieht, er-
scheint uns erwünscht. Eine kleine Ergänzung, die wir zu
bieten vermögen, bezieht sich auf die Angaben über die
Maler Namens Katnjihuyscn. De Groot bemerkt, dass sichere
Bilder von Joachim Kamphuysen nicht bekannt seien. In
der Litteratur allerdings nicht; doch kennen wir ein deut-
lich signirtes Gemälde, das folgende echte Inschrift trägt:
Jo Kamphuysen fe. Das J ragt von unten her bis fast in
die Mitte des 0 und ist in seiner Lesung vollkommen sicher.
Das Bild selbst befand sich ehedem in der Sammlung Kast-
lunger in Wien1), kam später in die Sammlung Göll und
ist gegenwärtig im Besitz der Frau Caroline Burger, Hof-
sekretärs-Gattin zu Wien, welche eine Reihe wertvoller Ge-
mälde (wie einen signirten A. Palamedes mit lebensgroßen
Figuren, einen schönen Ruthardt, einen trefflichen Adr. v.
Nieulandt von 1640, einen schönen Verboom und viele spä-
tere gute Bilder) ihr eigen nennt. Der Joachim Kamphuysen
ist eine Landschaft, die ein wenig an Albert Cuyp, ein
wenig an Paul Potter erinnert und die bedauern lässt, dass
sich von einem so tüchtigen Meister nicht mehrere Bilder
erhalten haben. Vielleicht finden sich übrigens nach dem
Bekanntwerden des Joachim Kamphuysen bei Burger bald
noch andere da und dort unter den Cuyps und Potters.
Der „Katalog der rühmlichst bekannten Sammlung von Ori-
ginalölgemälden alter und moderner Meister des verstorbenen
Herrn Ferdinand Göll in Wien" beschreibt das Bild als
Nr. 18: „Eine Landschaft mit drei Kühen, wovon eine von
einem Weibe gemolken wird. Ein Mann ist im Begriffe,
die Milch in hölzernen Kübeln fortzutragen. Aus der Samm-
lung des Herrn Kastlunger. Auf Leinwand 23 Zoll hoch,
20 Zoll breit." Das Bild ist, wie fast alle Gemälde der
Burger'schen Sammlung, vortrefflich erhalten. Über den
großen Kamphuysen in Kassel sei die Bemerkung gestattet,
dass die Sicherheit der Bestimmung in diesem Falle keine
allzu große ist, namentlich was den Vornamen Govert Go-
vertsz anbelangt. — Der zweite Teil des vorliegenden Buches,
enthält einen eingehenden „Einzelnachweis der litterarischen
Quellen", einen Abschnitt, dessen saubere, übersichtliche
Ausarbeitung besonders betont werden soll. Auf S. 201 sind
wohl die Verse aus de Bie zu streichen, die sich nicht auf
dasjenige Werk des Mieris beziehen, welches bei Houbraken
besprochen ist, sondern auf irgend ein Werk des Mieris,
das sich wohl gar nicht mehr nachweisen lässt. Die Cha-
rakterisirung ist gar zu allgemein. Als Ganzes betrachtet,
müssen wir die De Groot'sche Kritik der „Großen Schau-
bühne" des Houbraken als eine der tüchtigsten Leistungen
bezeichnen, die auf dem Gebiete der modernen Kunst-
geschichte neuerlich erschienen sind. Auch die äuliere Aus-
stattung des Buches ist eine durchaus gediegene und macht
dem Verleger alle Ehre. Man ist sicher, das neue Buch in
kürzester Zeit bei allen Freunden niederländischer Malerei
anzutreffen.

Wien. TU. v. FRIMMKL.

1) Über diese vergl. des lief. Studie über die Gemäldesamm-
lungen in Wien im Keiiertorium für Kunstwissenscbaft, XIII. Bd. ff.

Guhl und Koner, Leben der Griechen und Iiiimer. Sechste,
vollständig neu bearbeitete Auflage, herausgegeben von
Richard Emjelmann. Berlin, Weidmann'sche Buchhand-
lung. 1893. 8°. (Vollständig in 18 Lieft', ä 1 Mk.)

Die neue Bearbeitung, in der uns das weitverbreitete,
treffliche Handbuch der Altertumskunde vorliegt, ist eine
so durchgreifende, dass man sie nahezu als eine völlige Neu-
schöpfung bezeichnen kann. Zunächst bringt sie selbstver-
ständlich die ganze Fülle der Ausgrabungsergebnisse, durch
welche Heinrich Schliemann und die in Griechenland und
Rom etablirten archäologischen Staatsinstitute seit zwanzig
Jahren unsere Kenntnisse bereichert haben. Um dieses
Material bewältigen zu können, hat die Verlagshandlung
das Format des Buches vergrößert und damit zugleich Raum
geschaffen für eine Menge neuer instruktiver Abbildungen,
durch welche die Gesamtzahl der Illustrationen des Buches
auf über 1000 erhöht wird. — Dann aber ist auch mit der
Einteilung des Werkes eine durchgreifende Veränderung
vorgenommen worden: die Paragraphen sind weggefallen
und an ihre Stelle ist eine übersichtliche Kapiteleinteilung
getreten, in deren Rahmen sieh der Inhalt sachgemäßer
gliedern, das Zusammengehörige zu abgerundeter Darstellung
bringen lässt. Ein Hauptvorteil dieser neuen Gliederung
des Stoffes liegt darin, dass die berühmten Fundstätten von
Mykenä, Olympia, Pergamon, Tiryns, Troja, die Akropolis
von Athen, das römische Forum u. s. w. nun ihre eingehende
zusammenhängende Behandlung finden können, was bei der
alten Paragrapheneinteilung schwer möglich gewesen wäre.
Wir machen hiermit alle beteiligten Kreise, Gelehrte wie
Lernende, auf die Engelmann'sche Arbeit aufmerksam. Einer
besonderen Empfehlung bedarf sie kaum. Nach Voll-
endung der neuen Ausgabe werden wir auf sie zurück-
kommen und hoffen dann auch aus dem bildlichen An-
schauungsmaterial des Buches den Lesern einige interessante
Proben vorlegen zu können. *

* Der berühmte Hochaltar und das Gestähl im Chor
der Klosterkirche zu Blaubeuren, zwei Hauptwerke derschwä-
bischen Schule vom Ende des 15. Jahrhunderts, finden ihre
treffliche Publikation in einem Lichtdruck werke mit erläu-
terndem Text von Max Bach, von dem die erste Lieferung
vor kurzem erschienen ist. Die von C. Ebner in Stuttgart
herrührenden photographischen Drucke lassen an Klarheit
und günstiger Bildwirkung nichts zu wünschen übrig. Der
sorgfältig gearbeitete Text beschäftigt sich eingehend mit
der vielumstrittcnen Frage, ob und wie weit Syrlin d. ä.
oder jung, und Zeitblom an den Werken beteiligt Bind.
Sobald das Ganze vorliegt, werden wir über die Resultate
der Untersuchung berichten. Die Publikation ist Hrn. Dir.
Ed. Paulus in Stuttgart gewidmet.

Katalog der Bibliothek der königl. Akademie der Künste
zu Berlin. Bearbeitet von E. Dobbert und TV. Grohmann.
Berlin, A. Asher & Co. 1893. XXI u. 576 S. 8°.

Gedruckte Kataloge großer, viele Wissenszweige umfas-
sender Bibliotheken bleiben stets pia desideria, weil ihre
Herstellung mit unverhältnismäßig großen Kosten und Schwie-
rigkeiten verbunden ist. Um so willkommener müssen den
Fachleuten gedruckte Spezialkataloge mäßigen Umfangs
sein, welche ihnen über den Bücherbestand einer bestimmten
Anstalt bequemen Überblick gewähren. Wir besitzen solche
systematisch geordneten Verzeichnisse z. B. von den Biblio-
theken mehrerer technischen Hochschulen und Kunstaka-
 
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