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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0272

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tungsproblerne ist ein Bild, einen sizilianisohen Fischer und
ein bulgarisches Mädchen darstellend; dieser zündet seine
Pfeife an, während jenes mit flackerndem Lichte dabei steht.
Bs fällt außer dem künstlichen noch ein Strahl des Tages-
lichts auf die Gestalten. Auch ein Porträt, des Künstlers
Bruder darstellend, ist unter der Sammlung. Eine große
Zahl der Bilder sind aber Kopieen und zwar in einem vom
Künstler selbst erfundenen Verfahren, das er Elaio-Photo-
graphie nennt und das vorläufig noch sein Geheimnis ist.
Diese Kopieen ähneln Kartons in Gouachearbeit, sind aber
dieser Technik in dem matten und doch lebhaften Ton der
Farben überlegen. In dieser Manier hat der Künstler, der
sich etwa 15 Jahre in Italien aufhielt, vieles von Raphael,
Caravaggio, Guido Reni für sein Vaterland abkonterfeit.
Einige Gemälde des Künstlers wurden für das bulgarische
Nationalmuseum angekauft.

München. Im Anschlüsse an die Ausstellung für Mal-
technik findet in der Zeit vom 28., 29. und 30. September
der Kongress der deutschen Gesellschaft zur Beförderung
nationaler Malverfahren statt, auf welchem eine Reihe von
auf die Mal- und Parbentechnik bezüglichen Vorträgen ge-
halten, die gegenseitigen Meinungen und Ansichten ausge-
tauscht und gemeinsame Normen für Fabrikation der Farben
und Malmittel, sowie bezüglich deren Anwendung, ausge-
arbeitet werden sollen. Die Anmeldungen zu diesem Kon-
gresse sind an den Sekretär der Gesellschaft, den techn.
Chemiker Hrn. Adolf Wilh. Keim in Grünwald bei München
zu richten.

London. Der berühmte Teppich aus der Moschee von
Ardebil, der im Jahre 1892 so viel Aufmerksamkeit hier
erregte, ist für das South Kensington Museum erworben
und in der indischen Abteilung zur Besichtigung ausge-
stellt worden. Der Preis war so hoch, dass die Verwal-
tung des Museums nicht in der Lage war, aus den verfüg-
baren Mitteln den Ankauf bestreiten zu. können; indessen
einige kunstliebende und patriotische Männer, wie nament-
lich Mr. Franks, Steinkopf, Morris und Mr. Taylor haben
den Rest der Kaufsumme bereitwilligst zugeschossen. Der
Teppich misst 34 Fuß 6 Zoll in der Länge, und 17 Fuss
6 Zoll in der Breite. Die Feinheit seiner Textur mag daraus
ersehen werden, dass auf den tjuadratzoll 380 Handknoten
kommen, mithin auf den gesammten Teppich 33 000 000
Knoten (englisches Maß). Die Zeichnung besteht aus einem
großen Mittelstück in Medaillonform, hellgelb, umgeben von
Kartuschen verschiedener Farbe, symmetrisch auf dunkel-
blauem Grunde verteilt, der wiederum mit Blumenschnörkeln
bedeckt ist. Jede Ecke des Teppichs ist mit einem Abschnitt
eines großen Medaillons ausgefüllt ähnlich dem Central-
medaillon und mit Kartuschen umgeben. In dem breiten
Rande wechseln runde und viereckige Felder auf braunem,
blumenreichen Grunde. Auf der oberen Hauptseite ist ein
Feld, welches eine Inschrift trägt, die in der Übersetzung lautet:
„Ich habe keine Zuflucht in der Welt als deine Schwelle."
„Mein Haupt hat keinen andern Schutz als diese Säulen-
halle." ,,Das Werk des Sklaven dieser heiligen Stelle, Mark-
soud von Kaschan, im Jahre 942" (n. Chr. 1535). Dieser
herrliche Teppich ist eins der bemerkenswertesten Kunst-
objekte, über welches das Museum nunmehr verfügt, und in
Anbetracht seiner Größe, der Feinheit der Textur, der
Schönheit der Farbe und der reichen Zeichnung, ist er
sicherlich geeignet, bei Teppichfabrikanten und Liebhabern
das größte Interesse zu erwecken. Die Bedeutung der Er-
werbung wird durch den Umstand erhöht, dass sie
nicht nur wertvolles Material über die Herstellung der per-
sischen Teppiche liefert, sondern dass man auch in den

Stand gesetzt wird, über Art und Zeit der Arbeit Aufschluss
zu erhalten. J

x. Die Dresdener Kgl. Gemäldegalerie hat unlängst einen
Zuwachs von 19 Gemälden aus dem Vermächtnisse des ver-
storbenen Appellationsgerichtspräsidenten Eduard Ferd.
Nosshy erhalten. Der Heimgegangene besaß etwa 50 Ge-
mälde, von denen er der Galerie vermachte, was die Direktion
als geeignet auswählen würde. Meisterwerke ersten Ranges
sind unter den Bildern nicht gewesen, aber doch ein halbes
Dutzend, das ohne Rücksicht auf Urheber oder Entstehungs-
zeit mit künstlerischem Auge betrachtet zu werden verdient;
die übrigen Werke füllen teils kunsthistorische Lücken der
Galerie aus, teils helfen sie das Charakterbild ihrer Urheber
in der Galerie vervollständigen. Aus dem 19. Jahrh. stammen
Faber (wahrscheinlich K. G. Traugott, und nicht sein Bruder
Eusebius) Mondscheinlandschaft, Jos. Wenglein, Landschaft.
Aus dem 18. Jahrhundert: J. F. Schenan, Genrebild (Mädchen
mit einem Vögelchen), gestochen von J. G. Wille 1771,
Sir O. Kncller, Porträt des Lords Euston (reproduzirt in
Schabkunst von John Smith 1689), Ohr. Stöcklin, zwei
Architekturbilder (Inneres von Kirchen). Aus dem 17. Jahrh.
stammen: zwei Landschaften, angeblich von Bout und Bou-
dewijns, wahrscheinlich aber von T/t. Micha/u von Tournay,
ihrem Nachfolger; P. Neefs d. j., Kircheninneres (1658);
Jacques d'Arthois, Abendlandschaft; Jan Micnsxe Molenaer,
ein Sittenbild, das die Bilder dieses Meisters, die bisher in
der Dresdener Galerie sich fanden, übertrifft; Jan Asselyn,
Küstenlandschaft. Von besonderem kunstgeschichtlichen
Interesse ist ein 1676 gemaltes Bild einer Dame in wein-
rotem Kleide mit einem Bogen in der Hand, seither als
Constantin Netscher irrigerweise bezeichnet, aus den Resten
einer Namenszeichnung aber als Jan van Haensberyens
erkannt, von dem besonders die Bildnisse selten sind; das
erwähnte Bild ist als eine solche Seltenheit anzusehen.
Aufmerksamkeit verdient ferner ein wegen des Monogramms
G. T. bisher als Ger. Terborch angesehenes großes Gesell-
schaftsstück, von dem es sicher nicht herrührt; Direktor
Woermann vermutet den Urheber in Oillis Tilborch, der
in der Regel Bauernbelustigungen gemalt, mitunter aber
auch Gruppen aus der vornehmen Gesellschaft wiedergegeben
hat. Als gutes Bild ist endlich zu nennen: J. Vonck (be-
zeichnet), Stillleben, tote Vögel, das viel Ähnlichkeit mit
einem Bilde im Utrechter Museum hat. Das Utrechter
Bild ist vielleicht mit Unrecht dem Elias Vonck Zuge-
schrieben. Von den minder bedeutenden Bildern seien noch
erwähnt: J. H. Boos, Landschaft mit Tieren, und zwei See-
stücke, deren eines dem Ludolf BakJmysen, deren anderes
dem Joseph Vernet zugeschrieben wird; die Vaterschaft
beider ist jedoch sehr zweifelhaft.

—nn. Düsseldorf. Bei Eduard Schulte ist eine Samm-
lung von Skizzen und Studien von Iiudwig von Hofmann
in Charlottenburg zur Ausstellung gekommen, v. Hofmann
gehört zu der Gruppe der „Elf" der Berliner Künstler,
welche mit ihren Separatausstellungen vor einiger Zeit Auf-
sehen erregten, viel Interesse und viel Widerspruch fanden.
Was hier von allen möglichen Sachen zusammengestellt ist,
teils in Öl, teils in Pastell, kann kaum für die Beurteilung
des Künstlers einen Maßstab abgeben. Es ist zu viel Un-
fertiges, Dürftiges, Verworrenes und — „Hysterisches" dar-
unter neben einigen immerhin aparten und ernsten Ver-
suchen. Aber darüber geht's nicht hinaus. Das Figürliche
ist meist zu absurd und karikirt, um Anspruch auf Kunst
machen zu können, am besten sind einige der landschaft-
lichen Eindrücke in Stimmung und Ton. Aber auch hier
überall Versuche, Experimente und Zufälligkeiten, keine
 
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