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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Zur Neuaufstellung der Kölner Malerschulen im Museum Wallraf-Richartz zu Köln
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Zur Neuaufstellung der Kölner Malerschulen im Museum Wallraf-Richartz zu Köln.

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besserten. „In den geheimen Kammern und Gängen
des hiesigen städtischen Museums", schrieb 1841
das Kunstblatt, „befinden sich hunderte der treff-
lichsten Bilder der kölnischen Schule — auf- und
aneinandergeschichtet — in einem Zustande, dass der
in Wahrheit große einzige Schatz nur durch schleu-
nige Hilfe der Nachwelt erhalten werden kann."
Die schleunige Hilfe kam indessen erst nach circa
fünfzehn Jahren! Als eine Kommission, bestehend
aus Mitgliedern der städtischen Verwaltung, der ge-
meinderätlichen Kommission für Kunstangelegen-
heiten und einer Anzahl Kunstverständiger, wie die
meisten aller Kommissionen, resultatlos verlaufen
war, beschloss der Kölner Kommerzienrat J. H. Ri-
chartz im Jahre 1854 die zur Errichtung eines Mu-
seums erforderliche Summe der Stadt aus eigenen
Mitteln zu übergeben. Im Jalire 1861, kurz vor
Richartz' Tode, war das Museum fertig. Die Kölner
fanden hier zunächst in den unteren Räumen des
linken Flügels Platz, wurden dann in die darüber-
gelegenen oberen transportirt, schließlich wieder —
angeblich weil das Licht dort oben zu gut für sie
wäre — an ihren ersten Platz zurückgebracht, wo
sie nun endlich für viele Jahre eine an Todesstarre
erinnernde Ruhe fanden. In den Leitern, die dem
Museum vorgesetzt wurden, fanden sie keine Männer,
die ihnen mit besonderem Wohlwollen entgegen-
kommen konnten: Maler, die in Italien sich um-
gesehen und dort an fremder Kunst sich berauscht
hatten, die noch erfüllt waren von den Empfindun-
gen der Nazarener, den Ideen von Cornelius, und
die darum wenig Sinn für eine Kunst besitzen konn-
ten, die ein an Formenschönheit, an Farbenharmo-
nieen gewöhntes Auge verletzen musste. Teilte
doch noch die ganze Zeit diese Gefühle mit ihnen!
So blieben die Bilder hier lange fast unbeachtet,
ungesichtet und ungeliebt, — bis endlich vor wenigen
Jahren ein bewährter Fachmann an die Spitze des
Museums gestellt wurde, der, wissenschaftlich geschult
und von modernem Geiste beseelt, es für eine seiner
ersten Pflichten erkannte, der stiefmütterlich be-
handelten Kölner Bilder sich anzunehmen und ihre
Neuaufstellung durchzuführen.

Diese Neuaufstellung bedeutete zugleich den
Anfang einer systematischen, nach historischen und
lokalen Gesichtspunkten geplanten Anordnung des
gesamten, reichen Gemäldebestandes des Museums,
die sehr zu wünschen übrig ließ. Hierfür wurde, da
in dem Erdgeschoss bereits eine Sammlung antiker
und christlicher Skulpturen ans Originalen und
Gipsabgüssen begründet war, dem sich bald eine

Aufstellung der durch die Bemühungen der neuen
Museumsverwaltung hier jetzt immer reichlicher zu-
sammenströmenden römischen Altertümer anschließen
soll, das ganze obere Geschoss des zweistöckigen
Gebäudes in Aussicht genommen. Die Kölner Meister
erhielten so den ganzen linken, aus einem großen
und zwei kleineren Sälen bestehenden Flügel wieder
zurück, wo sie sich nun dank dem zum Teil neu-
angelegten Oberlichte der günstigsten Beleuch-
tung zu erfreuen haben, während der bis dahin
hier einquartierte Kunstverein nach unten zog. Den
neuen Räumen suchte man nun eine der Bedeutung
der ihnen zugewiesenen Bilder würdige Ausstattung
zu verleihen und sie mit diesen zu einem für das
Auge wohlthätigen Gesamtbilde zu verschmelzen;
denn da man noch nicht gerade behaupten kann,
dass die Kölner in Köln selber bereits populär ge-
worden sind, so galt es, sie in einer möglichst an-
ziehenden Form dem Publikum von neuem vorzu-
führen. Entgegen dem sonstigen Brauch schien es
da in diesen Bildern besonders warme rote Töne
sich vordrängen, hier am geeignetsten, an Stelle
des sonst bei solchen Gelegenheiten üblichen Brauns
oder Rots den Tapeten einen etwas stumpfen bläu-
lichen Ton zu geben, der jene Farben nur noch
wirksamer hervorzuheben vermag. Es war ein Ex-
periment, das hier versucht wurde, das aber zu aller
Befriedigung ausfiel. Die Farben der Bilder ge-
langen überall auf dem neutralen Grunde zu voller
Kraft. Die Vornehmheit der Räume wird dann noch
wesentlich erhöht durch gotisch gehaltene Holzver-
täfelungen, die unten geschnitzt, oben leicht bemalt,
als feste Bänder die Säle umziehen. Bordeauxrote
Vorhänge an den Thüren und Sofas vollenden die
Ausstattung.

Bei der Anordnung der Bilder galt es, das be-
rühmteste und im Gegensatz zu einem anderen nicht
weniger bekannten Bilde des Museums wirklich be-
deutendste Werk dieser Sammlung, die Madonna mit
der Bohnenblüte des Meisters Wilhelm, deren Be-
deutung in der für jene Zeit einzig dastehenden tech-
nischen Vollendung und Tiefe des Ausdrucks liegt,
auch äußerlich durch seine Aufstellung als den eigent-
lichen künstlerischen Mittelpunkt der ganzen Ab-
teilung zu charakterisiren. Es wurde erreicht, indem
man den an sich ja kleinen Flügelaltar durch einen
reich geschnitzten Altaraufbau erweiterte und diesen
in dem letzten der drei in einer Achse liegenden
Säle so dem Eingange gegenüber aufstellte, dass er
als Endpunkt einer wirkungsvollen, aus diesen Räu-
men und ihren Thüröffnungen gebildeten Perspek-
 
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