Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

DOI Artikel:
Römischer Brief, [2]
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0013

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3

Nekrologe

4

einverleibt worden. Manches Neue ist in den Vitrinen
des Antiquariums zu sehen, so eine Sammlung alt-
römischer Bestecke, darunter einige Gabeln und
Messer aus Silber, eine köstliche kleine Statuette des
ägyptischen Gottes Amubis in römischer Rüstung,
sowie eine Form für Pastae vitreae mit einem feinen
Porträt des Octavianus Augustus.

Bald wird das Museum eine neue glänzende
Marmortreppe haben und auf diese Weise etwas von
dem klösterlichen Aussehen verlieren, das im großen
Klosterhof und in den kleinen Zellen der Karthäuser
seinen Reiz, aber in den Sälen des Museums, die, als
das Kloster noch als solches existierte, nur Magazine
waren, keine Berechtigung mehr hat.

Ein anderes Kloster, aber ein recht unschönes,
wird in allernächster Zeit den neuen Arbeiten Roms
zum Opfer fallen: das Kloster von Santa Caterina
da Siena a Magnapoli an der Via Nazionale.

Im Jahre 1563 von Porzia de' Massimi gebaut,
umfaßte das Kloster, das jetzt als Kaserne dient, eine
ganze Menge großer Baulichkeiten, so daß es im
16. Jahrhundert vom Forum Traianum bis zur Villa
Aldobrandini reichte. Papst Sixtus V. schränkte es
aber bedeutend ein und um die Mitte des 19. Jahr-
hunderts verlor es noch mehr durch die Anlage der
neuen Via Nazionale. Nun hatten die guten Nonnen
als Wahrzeichen ihres Klosters den größten und
berühmtesten Turm Roms, die Torre delle Milizie,
die die Sage als Torre di Nerone bezeichnet, in ihr
Kloster einverleibt und auf der höchsten Terrasse kann
man noch jetzt den barocken Steintisch und die Bänke
sehen, die sie da oben angebracht hatten, um in be-
schaulicher Ruhe einen weiten Blick in die Welt und
ihr rastloses Getriebe zu genießen. Jetzt wird die
ganze Vorderseite des nichtssagenden Klosters fallen
und der größte mittelalterliche Turm Roms, dessen
Gründung in das 12. Jahrhundert fällt, in seiner ganzen
imposanten Größe zu bewundern sein. Aber nicht
nur den Turm wird man sehen können, sondern auch
die großen mittelalterlichen Hallen, die zu seinen
Füßen noch erhalten sind, und die Reste der so-
genannten Terrae dei Paliari. Wie schon gesagt,
wird sich die Arbeit jetzt bloß auf die Vorderseite
des Klosters beschränken, aber man arbeitet bereits
an einem viel größeren Projekt, um das ganze Kloster
abzutragen und um die großen und kleinen Exedren des
Forum Trajanum, die am Fuße des Hügels, auf dem
sich das Kloster jetzt erhebt, stehen, von den Häusern,
die sie verdecken, zu befreien.

Daran anschließend hofft man auch den größten
Teil der Fora des Augustus und des Nerva aufzu-
decken. An diesem Plan arbeitet Generaldirektor
Dr. C. Ricci und nicht nur die Archäologen, sondern
auch die Kunsthistoriker können sich fachlich über
diese bevorstehenden Arbeiten freuen, denn mit der
Ausgrabung der Fora ist die Freilegung des mittel-
alterlichen Klosters der Santissima Anunziata verbunden,
und die der großartigen Überreste der festen Häuser,
welche sich die Johanniter im 14. Jahrhundert im
Forum Augusti und in dem angrenzenden Forum
Nervae gebaut hatten. Der Plan, das Forum Traianum

auch auf der Südseite am Fuße des Nationaldenkmals
von den späten Häusern zu befreien, wird wohl auch
in nicht zu weiter Ferne ernstlich in Angriff ge-
nommen werden. Aber was die Freilegung der Turris
Militiarum und der Kaiserfora betrifft, hat man allen
Grund, auf baldige Lösung zu hoffen. Wenn man
sich vorstellt, wie sich das große marmorne Denkmal
mit den goldenen Statuen über dieser Trümmerwelt
voll ausgezeichnetster Formen erheben wird, dann
kann man wohl behaupten, daß das Jubeljahr und
die großen Arbeiten, die dafür ins Werk gesetzt
worden sind, zur Verschönerung der ewigen Stadt
wie sonst wenig anderes seit langer Zeit beigetragen
haben. TED. H.

NEKROLOGE

Stuttgart. Ein tragisches Geschick hat mitten aus
dem reichsten Schaffen einen Künstler gerissen, der, wie
wenige, berufen schien, der deutschen Malerei die Wege
zum monumentalen Stile zu weisen. Am 2g. September
starb Hans Brühlmann, ein Künstler, in den seit seinen
Fresken in den Pfullinger Hallen ein stets wachsender
Kreis von Kunstfreunden und Künstlern das Vertrauen
setzte, daß er vollenden werde, was von MarSes und
Hodler erstrebt, doch noch nicht völlig zur Reife gebracht
wurde. Ein Mensch, voll Harmonie, ein Künstler, ausge-
glichen und doch stark und tief, mit ungewöhnlich sicherem
Gefühl für das Wesentliche, für die Wirkung ruhiger Ver-
hältnisse im formalen und farbigen Aufbau der Bilder, und
zugleich mit einer nie versagenden Fähigkeit, schon durch
den bloßen Kontur — gleich den Künstlern der Frühgotik
— Leben zu erwecken, sollte er nur eben andeuten dürfen,
was er der Menschheit zu schenken hatte. Hans Brühl-
mann war am 25. Februar 1878 zu Amriswil im Thurgau
geboren, studierte eine Zeitlang bei Gattiker in Zürich,
erwachte aber zur persönlichen Gestaltung seines Stiles erst
unter der Leitung Kalckreuths und Hölzeis in Stuttgart.
Hier entstanden, nicht zuletzt dank dem Einflüsse einer
italienischen Reise, die ihn zu Giotto führte, die ersten mäch-
tigen Aktstudien, bereits von einer Harmonie des Rhythmus,
wie sie sich in der neueren Malerei ähnlich nur bei Hodler
findet, doch durchaus persönlich und unabhängig in Form
und Technik. Die letztere reifte noch mehr während eines
Aufenthaltes in Paris, der ihm Cezanne und die jüngere
französische Malerei offenbarte. Immer aber hatte er so-
viel Sicherheit und künstlerische Geschlossenheit, nur das
auszuwählen, was für seine persönliche Entwicklung wesent-
lich schien. So durfte er denn, als der weitaus reifste der
in Theodor Fischers Pfullinger Hallen tätigen Künstler,
im Jahre 1907 an der dem Eingange gegenüber liegenden
Wand des Musiksaales jene beiden Bilder, die »Resignation«
und die »Herabkunft der Freude« malen, die in ihrer herben
Größe und doch so unendlich feinen Stimmung dauernd
für seine Künstlerkraft zeugen werden. Es folgte eine Zeit
emsigen Weiterarbeitens. Nun entstanden köstliche Land-
schaften und Blumenstilleben, vor allem aber einige lebens-
große Akte, die auf Ausstellungen in München und Zürich
und in der Berliner Sezession dem Künstler manchen
Freund gewannen. Sie sollten nur die Vorübung sein für
die Ausmalung der Loggia des neuen Züricher Kunst-
hauses, mit der Brühlmann bald darauf betraut wurde.
Kurz nachdem dieser Auftrag erfolgt war, setzte das furcht-
bare Leiden des Künstlers ein. Er hatte in Paris im
frohen Kreise auf wahrhaft tragische Art infolge einer
Verletzung des Mundes beim Trinken sich eine Krankheit
zugezogen, die anfangs leichter Natur schien. Plötzlich,
 
Annotationen