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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Bayersdorfer, W.: Die Tschudispende
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0254

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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege

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artiger Naturanschauung und Kunstweise und hier fand
im Jahr 1869 die große Kunstausstellung statt, die eine
Schar aufnahmefähiger, junger Talente mit den so
anregend und befruchtend wirkenden Werken der
Courbet, Manet, Diaz und ihrer Mitkämpfer zum
erstenmal bekannt machte und dadurch eine förmliche
Umwälzung im malerischen Sehen Deutschlands, wenn
auch nicht gerade hervorrief, so doch wesentlich be-
schleunigte. „ W. BA YERSDORFER.

NEKROLOOE
Albert Welti, der hervorragende Schweizer Maler und
Radierer, ist, nur fünfzig Jahre alt, gestorben. Er war 1862
in Zürich geboren und nach seinen Münchener Studienjahren
ein Schüler Böcklins. Vom Ende der neunziger Jahre ab
bis 1908 lebte Welti in München und gerade in dieser Zeit
hat sich nach und nach der Ruhm seiner starken, phantasie-
voll belebten Bilder so verbreitet, daß heute Welti in der
ersten Reihe der modernen Schweizer Maler steht. 1908
kehrte er wieder in die Heimat zurück und übersiedelte
nach Bern. Dort hatte er einen bedeutenden Auftrag zu
bewältigen, nämlich die große Wand des Ständerat-Saales
mit fünf Gemälden zu schmücken. Leider hat er die Voll-
endung dieser Arbeit nicht mehr erlebt; am 7. Juni erlöste
ihn der Tod von langem Leiden, im Hause seiner Mutter zu
Zürich. Die Nachricht vom Hinscheiden dieses bedeutenden
Künstlers hat in der ganzen Schweiz allgemeine Trauer
hervorgerufen. In Bern wird seine, von Rodo von Nieder-
häusern geschaffene Büste im Museum aufgestellt. Weltis
Schaffen ist in unseren Zeitschriften verschiedentlich gewür-
digt worden, wir verweisen auf den Artikel »Neue Schweizer
Kunst« in der »Zeitschrift für bildende Kunst« N. F. Band 16.

In Charlottenburg ist der bekannte Bildhauer Max Levi,
noch nicht 47 Jahre alt, einem schweren Leiden erlegen.
Levi, der in Stuttgart am 27. September »865 geboren war
und an der Berliner Akademie studiert hatte, ist der Schöpfer
einer Reihe ausgezeichneter Porträtbüsten von lebendiger
Charakteristik.

4- Stuttgart. Der Kunstmaler und Zeichner Peter
Schnorr, der langjährige Ortskassier der Weimarer Ge-
nossenschaft für bildende Kunst, ist am 1. Juni hier gestorben.

Der Landschafts- und Marinemaler Hans Schleich
ist in Berlin im 78. Lebensjahre gestorben. Er war in
Stettin am 24. Juni 1834 geboren und studierte auf der
Akademie in Berlin, besonders unter Hans Gude. Von
diesem Norweger hat er auch die meisten Anregungen
empfangen und wie Gude besonders die nordische Gebirgs-
und Küstenwelt in seinen Gemälden wiedergegeben.

In Auma (Thüringen) ist der Maler und Bildhauer
Eduard Ludwig, der Schöpfer zahlreicher Denkmäler in
Thüringen und Sachsen, 85 Jahie alt, gestorben.

Der Architekt der Brüsseler Weltausstellung, Ernst
Acker, ist im Alter von 60 Jahren gestorben. Er war in
Brüssel 1852 geboren, Schüler der dortigen Akademie, der
Ecole des Beaux Arts in Paris und von Wynand Janssens.
Er hat besonders in seiner Heimatstadt zahlreiche Privat-
häuser gebaut.

PERSONALIEN
Professor Ferdinand Luthmer konnte am 4. Juni in
körperlicher und geistiger Frische seinen siebzigsten Ge-
burtstag feiern. Luthmers Ruf gründet sich nicht nur auf
seine Eigenschaft als schaffender Künstler, sondern vor
allem auch auf seine Lehrtätigkeit. Seit 33 Jahren steht
er ununterbrochen an der Spitze der Frankfurter Kunst-

gewerbeschule, aus der so viele tüchtige deutsche Kunst-
gewerbler hervorgegangen sind. Daneben ist er hervor-
ragend tätig auf den Gebieten des Heimatschutzes und der
Denkmalpflege, und weit über den ihm als Bezirks-Konser-
vator von Wiesbaden gesteckten Rahmen hat er so mancher
Gemeinde wertvolle Dienste geleistet. Als Niederschlag
seines umfassenden literarischen Wissens veröffentlichte er
eine Reihe wichtiger Arbeiten. Vor wenigen Tagen wurde
er bei der Grundsteinlegung zur Kaiserbrücke in Frankfurt
am Main durch Verleihung des Titels Geheimer Bauart
ausgezeichnet.

Professor Dr. Adolf Goldschmidt ist jetzt an Stelle
Heinrich Wölfflins in das Herausgeberkollegium des Jahr-
buchs der Königl. Preußischen Kunstsammlungen ein-
getreten. Als die übrigen Herausgeber zeichnen nunmehr
Wilhelm Bode, Otto von Falke und Max J. Friedländer,
und als Redakteur, nach dem Ausscheiden des als Ordinarius
nach Halle berufenen Dr. Wilhelm Waetzoldt, Dr. Detlev
Freiherr von Hadeln.

Der Bildhauer und Erzgießer Ferdinand von Miller
in München vollendete am 8. Juni sein 70. Lebensjahr.
Er ist der Sohn des bekannten Begründers der Kgl. Erz-
gießerei, des älteren Ferdinand von Miller, der das Nieder-
wald-Denkmal gegossen hat. Auf ausgedehnten Reisen,
auch nach Amerika, erwarb er sich die Kenntnis der Guß-
technik. Es entstanden in langer Reihe seine siebzig an Zahl
überschreitenden Kolossaldenkmäler, die er nicht nur ge-
gossen, sondern meist auch entworfen hat. Seit 12 Jahren
ist er Akademiedirektor. Die Stadt München hat ihm jetzt
das Ehrenbürgerrecht verliehen.

WETTBEWERBE
Bonn. In dem Wettbewerb für einen Laufbrunnen,
der am Hof gegenüber dem Eingang zur Aula der Univer-
sität in Bonn errichtet werden soll, wurde die Summe von
1500 Mark auf 2000 Mark erhöht, und daraus vier gleiche
Preise von je 500 Mark verliehen an Professor Clemens
Buscher-Düsseldorf, E. Burger-Aachen, Wilhelm Faßbinder-
Köln und Emil Cauer-Berlin. Der Wettbewerb war von
der Stadt Bonn für im Rheinland geborene Künstler aus-
geschrieben.

Für die Internationale Ausstellung für Buchge-
werbe und Graphik Leipzig 1914 hat der Presseausschuß
beschlossen, ein Plakat-Preisausschreiben ergehen zu
lassen. Das Preisgericht besteht aus sieben deutschen
Künstlern. An Preisen sind ausgeworfen für den 1. Preis
2000 Mk., für den 2. Preis 1000 Mk., für den 3. und 4. Preis
zusammen 1000 Mk. Die Plakatentwürfe sind bis 30. Sep-
tember an die Geschäftsstelle der Ausstellung einzusenden.
Es dürfte eine rege Beteiligung zu erwarten sein, um so
mehr, als es sich um eine internationale Fachausstellung
handelt.

In Metz wurde anläßlich der Ausstellung der Kunst-
freunde in den Ländern am Rhein, die von den bedeutendsten
Künstlern der Rheinlande, Süddeutschlands und der Schweiz
beschickt worden ist, der mit der Ausstellung verbundene
Wettbewerb entschieden, es erhielt den Ernst-Ludwig-Preis
von 2500 Mk. Oskar Obier-Stuttgart für ein Ölgemälde,
den zweiten Preis (1500 Mk.) Sprung-Karterubz für sein
Bild »Moselkai bei Koblenz«.

DENKMALPFLEGE

Die Stadt Danzig erwarb für 1 toooo Mk. das »englische
Haus«, das auf Abbruch verkauft werden sollte. Das Haus,
das einen großen architektonischen Wert repräsentiert, wurde
von dem Baumeister Hans Kramer im Jahre 1559 erbaut.
 
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