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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0015

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I

7 Funde — Ausgrabungen — Ausstellungen

ein Denkmal in Form einer monumentalen Brunnenanlage
mit dem Brustbild des Verstorbenen errichten will.

FUNDE

Neugefundene Aphrodite-Statue. Das Neapeler Mu-
seum ist durch eine neugefundene wundervolle Aphrodite,
eine Marmor-Statue, bereichert worden, die der energische
Leiter des Neapeler Museums Vittore Spinazzola noch im
letzten Moment aus der Hand der Händler, die sie zum
heimlichen Export in Kisten verpackt hatten, für sein Mu-
seum hat retten können, wo sie jetzt zusammengesetzt und
restauriert in der Sala des Ercole Farnese aufgestellt ist.
Die Statue, eine dem Bad entstiegene Aphrodite, deren
Oewand die Schenkel ein Stück oberhalb der Knie be-
deckt und bis zu den Füßen fällt, hat etwas Praxitelisches;
doch scheint — nach der Photographie in »L'lllustration«
vom 16. September — der obere Teil des Torsos schmal
im Verhältnis zum Becken. Arme und Kopf sowie die
linke Brust fehlen. Die Statue ist im Territorium von
Mondragone zwischen Gaefa und Neapel in verschiedenen
Stücken gefunden worden. Nach dem alten Sinuessa, das
in diesem Gebiete lag, soll sie in Zukunft als »Aphrodite
von Sinuessa« in der Kunstgeschichte figurieren. m.

AUSGRABUNGEN
Gortyn (Kreta). Die Ausgrabungen, die das Italie-
nische Archäologische Institut seit mehreren Jahren vor-
nehmen läßt, haben im letzten Jahre wieder interessante
Ergebnisse geliefert, besonders Architekturfunde aus römi-
scher Zeit. In der Stadt entdeckte man ein Nymphaeum
mit Säulenhallen und dekorativen Statuen. Ferner wurde
in den Fundamenten des am linken Flußufer belegenen
Gebäudes, in dem vor Jahren die Inschrifttafel mit dem
Stadtrecht aus archaischer Zeit gefunden ward, weiter-
gegraben. Man weiß jetzt, daß dieser Bau mit dem hufeisen-
förmigen Grundriß und der quervorgelegten Skene ein
Odeion war, aus römischer Zeit. Benutzt wurden dazu
Mauern eines älteren hellenistischen Rundbaues, zu dem
seinerseits wieder die Kalksteine eines wahrscheinlich aus
dem 6. Jahrhundert stammenden Rundbaues verwendet
wurden. Mit seinem Durchmesser von etwa 30 Metern
erreicht dieses Odeion die große, schon im Altertum viel-
bewunderte Tholos des jüngeren Polyklet in Epidauros
an Umfang. Welchen Zwecken hier in Gortyn der helle-
nistische sowohl wie der archaische Rundbau gedient haben,
ist einstweilen noch unbestimmt, ebenso wie in Epidauros
und wie bei dem archaischen Rundbau, der in Delphi im
Fundament des Sikyonierschatzhauses zutage gekommen
ist, wie auch bei der hellenistischen Tholos in der Mar-
maria in Delphi. e. w.

AUSSTELLUNGEN

X Die diesjährige Winterausstellung der Berliner
Sezession, die am 4. November eröffnet werden soll, wird
eine größere Sammlung von Zeichnungen älterer deutscher
Meister des ig. Jahrhunderts vorführen, die von den Klassi-
zisten (Carstens, Koch, Genelli) über die Romantiker (Cor-
nelius, Schnorr, Rethel, Schwind usw.) zu Spitzweg und
Blechen, zu Eysen, Feuerbach und Geselschap führen wird.
Auch von Rudolf Schick, dem Schüler und Freunde Böck-
lins soll eine Kollektion von Zeichnungen aufgenommen
werden. Der Vorstand der Sezession hat für die Aus-
stellung den Radierer Hermann Struck und den Bildhauer
Oeorg Kolbe kooptiert.

X Im Berliner Kunstsalon Rabl wird jetzt ein ver-
gessener deutsch-österreichischer Künstler, Alois Penz,
durch eine Ausstellung seines Nachlasses zu Ehren gebracht.

Penz war am 7. April 1853 in Zell am Ziller geboren,
hatte früh seinen ersten Unterricht an der Akademie zu
München genossen, dann, nach einem längeren Beamten-
Intermezzo, das durch den finanziellen Niedergang der
Familie veranlaßt war, in Wien und in Weimar bei Thedy
und Kalckreuth, schließlich in Paris bei Roll und Carriere
studiert. Als Vierzigjähriger kehrte er nach Österreich
zurück, wo er auf einem kleinen Besitztum in der Steier-
mark ein weltenfernes, arbeitsreiches Leben führte, bis er
sich igoo in Frankfurt a. M. festsetzte. Die Sommer- und
Herbstmonate brachte er auch jetzt meist in der Heimat
zu, und in Graz ist er dann am 5. Oktober vorigen Jahres
gestorben. Was man jetzt von ihm sieht, läßt eine solide
und ehrliche Begabung erkennen, die in mancherlei Sätteln
gerecht war, dabei eine gewandte Vielseitigkeit besaß, aber
auch etwas Sprunghaftes und Unruhiges hatte. Zum Besten
gehören einige weibliche Akte, die aus Carriereschen
Schleiern auftauchen und eine feine Beobachtung des
Lichterspiels auf den Fleischlönen zeigen. Der Körper
eines jungen Mädchens gegen grünen Hintergrund (»Noli
me tangere«) verrät am meisten Selbständigkeit. Mehrere
Landschaften und Interieurs, eine Dorfschmiede, ein Bauern-
hof, Köpfe und Kindergruppen haben eine tonige Weichheit.
Manches erinnert an Dill, Holzel und andere Dachauer.
Dann wieder wird die Palette heller; ein großes Sommer-
bild mit einer lesenden Dame in schattigem Baumgrün ist
in gedämpftem Freilicht gehalten; einige Pastelle gehen
ganz in heitere Farbigkeit. Anderes wieder ist recht trocken
und nüchtern. Doch im ganzen war hier ein sympathisches
Talent an der Arbeit, dem es wohl an Kraft und Umfang
fehlte, das aber mehr Anerkennung und Aufmunterung
verdient hätte. Nun muß es sich mit diesem posthumen
Erfolge begnügen. — Von den übrigen Werken, die im
Salon Rabl ausgestellt sind, interessiert besonders ein früher
Leistikow von 1888, ein Ausschnitt von der pommerschen
Küste von vorzüglicher Mache und außerordentlicher Inti-
mität der Naturbeobachtung.

Der Deutsche Künstlerbund (Sitz in Weimar) wird
im nächsten Jahre eine große allgemeine Ausstellung
von Werken seiner Mitglieder in Bremen und später eine
solche graphischer Arbeiten in Chemnitz veranstalten.

In Wasmunds Kunstsalon in Weimar sind neuer-
dings, nach Schluß der Simplizissimus-Ausstellung, eine
Serie von Marinestudien des Prof. F. Albert Schmidt zu-
sammengestellt, welche als Ganzes, wie auch in manchem
Einzelstück, sehr günstig wirken. Es sind meistenteils
Studien aus Italien, von der westlichen Küste, am Mittel-
meergestade. Die blauen und grünen Meertöne, schaum-
gekrönte Brandung, oder dunklere, trübe, gelbliche Stim-
mung am aufgewühlten Flachstrande. Mit einer Morgen-
stimmung bei Sizilien fängt die Reihe an, geht dann in
allen Wetterzuständen über die »Burg von Aci-Castello bei
Sturm« zu den Hafenbildern von Nordweslfrankreich über,
»Flut bei Dieppe, Fischerboote im Hafen (ein entzückend
feines Stück im Ton und als Bild!), von luftiger atmo-
sphärischer Noblesse; hervorzuheben wären noch die Stücke
Nr. 36 und 37 (Zyklopenfelsen, Sizilien) und Nr. 44, 45 und
46, die Brandung im Spezzia-Golf und bewegte See bei
Scilla. Farbige Schabkunstblätter und Radierungen, u. a.
von Prof. Emil Orlik, Qraf Kalchreuth, Paul Bürck, Emil
Nolde, Walter Klemm, Emil Klaus und Heia Peters vervoll-
ständigen die interessante Kollektion der Wasmundschen
Kunstblätter. w. s.

X In Budapest wird Mitte Oktober eine Kollektiv-
ausstellung der Berliner Sezession eröffnet.

Für die Herbstausstellung des Berliner Künstler-
bundes, die am 21. Oktober im Palais Lipperheide, Pots
 
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