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Personalien —
Ausstellungen
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Rathaus und das Ziviljustizgebäude in Graz, das Zivilge-
richtsgebäude in Brünn, das Redoutengebäude in Innsbruck
ü. a. m. Er war auch der Erbauer der Kirche in Breiten-
feld und der Pfarrkirche in Ottakring (Wien). Von Privat-
gebäuden ist das Haus «•Zum goldenen Becher« am Stock-
im-Eisen-Platz in Wien das bekannteste. Wielemanns blieb
bis zu seinem Ende ein typischer Vertreter der »Stil«bau-
weise, wie sie in den siebziger und achtziger Jahren üblich
war. Er war Ehrenmitglied der Akademie der bildenden
Künste in Wien. Sein Leichnam wurde in der Familien-
gruft auf dem Klosterneuburger Ortsfriedhofe beigesetzt.
O. P.
PERSONALIEN
X Prof. Heinrich Wölfflin hat nun doch den Ruf
nach München angenommen; es verlautet, daß er im
kommenden Sommersemester bereits seine Vorlesungen
dort beginnen wird. So haben sich denn die Hoffnungen,
die man sich in Berlin machte, den Gelehrten in der Reichs-
hauptstadt zu halten, als trügerisch erwiesen. Für die
Berliner Universität bedeutet Wölfflins Fortgang einen
schweren Verlust.
Dr. Richard Hamann hat sich für das Fach der Kunst-
geschichte an der Berliner Universität habilitiert. Hamann,
ein Schüler Wölfflins, ist vor fünf Jahren mit einer viel-
beachteten Erstlingsarbeit über Rembrandts Radierungen
hervorgetreten. Ferner hat Hamann interessante Unter-
suchungen über die Geschichte des Magdeburger Doms im
Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen veröffentlicht
und in Bildern die italienische Frührenaissance bearbeitet.
Dr. Hamann wird seine Lehrtätigkeit im Wintersemester
mit einer Vorlesung über die Geschichte der graphischen
Künste und Übungen über Rembrandt im Kupferstich-
kabinett der Berliner Museen beginnen.
Berlin. Dr. Wilhelm Waetzoldt ist vom 29. Sep-
tember ab als Hilfsarbeiter in das Kultusministerium be-
rufen worden unter Beurlaubung von den Geschäften
des Bibiothekars der Kgl. Museen. Die Redaktion des
»Jahrbuches der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen« und der
»Amtlichen Berichte« behält er bei.
AUSSTELLUNGEN
Magdeburger Kunstschau 1911. Am 1. Oktober ist
das Ausstellungsgebäude für Kunst und Kunstgewerbe in
der Nähe des Hauptbahnhofs in Magdeburg eröffnet worden.
Der Bau ist von der Stadt hergestellt worden, recht und
schlecht im Anschluß an die neue Kunstgewerbeschule,
die ihrerseits keinen Anspruch auf revolutionierende Be-
deutung in der modernen Architektur erhebt, mit einem
Portal, dessen Skulpturen lieber unterblieben wären. Aber
es ist sehr anzuerkennen, daß sich die Stadtverwaltung so
kurz nach der Erbauung des Kaiser-Friedrich-Museums (1906)
und der Kunstgewerbeschule (1910) zu einem abermaligen
Luxusbau (oder sollte Kunst kein Luxus sein?) entschlossen
hat, der für den heimischen Kunstmarkt erfreulicherweise
den stärksten Ansporn bedeutet. Es fehlte bisher sehr an
Räumen, moderne Kunst zu zeigen. Die junge Industrie-
stadt wächst und dehnt sich nach allen Seiten, und daß
auch die Kunst darunter immer stärker herangezogen wird,
ist ein gutes Symptom für die kulturelle Steigerung ihrer
Bedürfnisse.
Das Kunstgewerbe Magdeburgs hat es, da ihm bisher
ein sicherer künstlerischer Mittelpunkt fehlte, zu keiner
•reponierenden Kundgebung gebracht; ein paar mehr oder
minder gute Zimmer und etwas Kleinkunst: das will bei
,'^se,r Zierlichen Gelegenheit wenig besagen. Dagegen
hat der Kunstverein hier einen bedeutenderen Anlauf ge-
nommen, indem er eine qualitativ genügende Übersicht
über den Stand unserer heutigen deutschen Malerei gab,
oder geben ließ: denn die Ausstellungsleitung liegt fortan
in den Händen der Weimarer Kunsthandlung Brodersen.
Man kann in dieser Kunstschau einen besseren Über-
blick über unsere zeitgenössische Malerei bekommen,
als in den großen Jahresausstellungen der Hauptstädte,
weil sie alle Gruppen gelassen in sich vereinigt und
allenfalls nur auf die Berliner Sezession einen stärkeren
Akzent setzt; das liegt dann in deren Qualität und
Fortgeschrittenheit begründet. Abgesehen davon, und
daß die Wiener Sezession, die Münchener Scholle, die
Dresdener, die Worpsweder nur mit je einem oder
zwei schwachen Stücken vertreten sind — aber sie sind
doch wenigstens angedeutet —, findet man das Wesent-
lichste beisammen. Es fehlt nicht an tüchtigen Land-
schaften der Karlsruher und verwandter Heimatkünstler,
nicht an Stuttgarter und Münchener Impressionisten vom
Schlage Hayecks, Kaisers und Oroebers, deren Freilicht
gedämpft und blond gemacht ist, oder die das Heil in
technischer Übertreibung suchen wie der hier recht un-
erfreulich wirkende Haueisen. Es fehlt auch nicht die der
Historienmalerei verschämt entstiegene figürliche Kompo-
sition, ohne es freilich zu einem herzhaft aufrüttelnden
Eindruck zu bringen: Kampf, Baiuscheck auf der einen,
Habermann, Sohn-Rethel, Thoma auf der anderen Seite;
nur Brandenburg versteigt sich zu dem mehr als gewagten
Problem, die Geburt des Heilands indirekt und total hyste-
risch durch einen Haufen wie toll dahinrennender Krüppel
und seelisch Defekter anzuzeigen. Holzel, der neben Dill
die Dachauer vornehm repräsentiert, hat sich anscheinend
ganz auf figürliche Komposition geworfen; seine »Mutter«
ist bedeutend im Aufbau, die drei nackten Mädchen des
»Erwachens« rühren in eigentümlich herber Auffassung an
modernste Probleme.
Auf der mittleren Linie wäre noch manches Feine zu
nennen: die Neu-Düsseldorfer helle Landschaftskunst der
Westendorp, Ciarenbach, Bretz; die zierliche, auf den Spuren
Pieter de Hoochs einherwandelnde Interieurschilderung
der Albrecht, Reifferscheid u. a., die in der Publikumsgunst
jetzt mit mehr Recht die Stelle der verstorbenen Genre-
malerei einnimmt. Und auch zwei unserer Besten darf
man unbedingt zu den Parteilosen zählen, auf die sich
Liebe und Interesse aller vereinigen kann: L. v. Hofmann,
leider nur mit einem seiner idyllischen Pastelle von hin-
reißender Liebenswürdigkeit, und L. v. Kalchreuth, der sich
von zwei Seiten seines Könnens darstellt. Der »Heide-
garten« gibt das Feinste seiner Landschaftsauffassung: still,
vornehm, ganz Liebe zur Natur in jeder ihrer Stimmungen;
die Dame im Autopelz mehr die zeichnerische Präzision
seiner früheren Weise, aber mit delikater Farbenwahl und
bis zum Anmutigen liebenswürdig.
Im Mittelpunkt des Ganzen steht der Dreiklang: Lieber-
mann, Slevogt, Beckmann (nicht Corinth!) mit repräsenta-
tiven Bildern; von Liebermann ein prachtvoller »Schweine-
markt«, voll Luft und Bewegung (wohl aus den neunziger
Jahren), ein lebendiges Selbstbildnis von etwas lederner
Farbe, und ein paar sehr gute Skizzen. Von Slevogt neben
Unwesentlichem (wie ungleich arbeitet er!) die heroische
Geste und Farbigkeit der Durieux als Kleopatra; von Beck-
mann die große »Unterhaltung«, die hier besser zur Geltung
kommt als seinerzeit in der Sezession: in der stillen
Gegenständlichkeit der lebensgroßen Figuren liegt etwas
von der stillebenhaften Monumentalität Manets oder Velaz-
quez' (womit keine Wertvergleichung ausgesprochen sein
soll).
An sie schließen sich Waldemar Rosler mit einer Land-
schaft und einem Selbstbildnis, das nicht das Interesse
Personalien —
Ausstellungen
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Rathaus und das Ziviljustizgebäude in Graz, das Zivilge-
richtsgebäude in Brünn, das Redoutengebäude in Innsbruck
ü. a. m. Er war auch der Erbauer der Kirche in Breiten-
feld und der Pfarrkirche in Ottakring (Wien). Von Privat-
gebäuden ist das Haus «•Zum goldenen Becher« am Stock-
im-Eisen-Platz in Wien das bekannteste. Wielemanns blieb
bis zu seinem Ende ein typischer Vertreter der »Stil«bau-
weise, wie sie in den siebziger und achtziger Jahren üblich
war. Er war Ehrenmitglied der Akademie der bildenden
Künste in Wien. Sein Leichnam wurde in der Familien-
gruft auf dem Klosterneuburger Ortsfriedhofe beigesetzt.
O. P.
PERSONALIEN
X Prof. Heinrich Wölfflin hat nun doch den Ruf
nach München angenommen; es verlautet, daß er im
kommenden Sommersemester bereits seine Vorlesungen
dort beginnen wird. So haben sich denn die Hoffnungen,
die man sich in Berlin machte, den Gelehrten in der Reichs-
hauptstadt zu halten, als trügerisch erwiesen. Für die
Berliner Universität bedeutet Wölfflins Fortgang einen
schweren Verlust.
Dr. Richard Hamann hat sich für das Fach der Kunst-
geschichte an der Berliner Universität habilitiert. Hamann,
ein Schüler Wölfflins, ist vor fünf Jahren mit einer viel-
beachteten Erstlingsarbeit über Rembrandts Radierungen
hervorgetreten. Ferner hat Hamann interessante Unter-
suchungen über die Geschichte des Magdeburger Doms im
Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen veröffentlicht
und in Bildern die italienische Frührenaissance bearbeitet.
Dr. Hamann wird seine Lehrtätigkeit im Wintersemester
mit einer Vorlesung über die Geschichte der graphischen
Künste und Übungen über Rembrandt im Kupferstich-
kabinett der Berliner Museen beginnen.
Berlin. Dr. Wilhelm Waetzoldt ist vom 29. Sep-
tember ab als Hilfsarbeiter in das Kultusministerium be-
rufen worden unter Beurlaubung von den Geschäften
des Bibiothekars der Kgl. Museen. Die Redaktion des
»Jahrbuches der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen« und der
»Amtlichen Berichte« behält er bei.
AUSSTELLUNGEN
Magdeburger Kunstschau 1911. Am 1. Oktober ist
das Ausstellungsgebäude für Kunst und Kunstgewerbe in
der Nähe des Hauptbahnhofs in Magdeburg eröffnet worden.
Der Bau ist von der Stadt hergestellt worden, recht und
schlecht im Anschluß an die neue Kunstgewerbeschule,
die ihrerseits keinen Anspruch auf revolutionierende Be-
deutung in der modernen Architektur erhebt, mit einem
Portal, dessen Skulpturen lieber unterblieben wären. Aber
es ist sehr anzuerkennen, daß sich die Stadtverwaltung so
kurz nach der Erbauung des Kaiser-Friedrich-Museums (1906)
und der Kunstgewerbeschule (1910) zu einem abermaligen
Luxusbau (oder sollte Kunst kein Luxus sein?) entschlossen
hat, der für den heimischen Kunstmarkt erfreulicherweise
den stärksten Ansporn bedeutet. Es fehlte bisher sehr an
Räumen, moderne Kunst zu zeigen. Die junge Industrie-
stadt wächst und dehnt sich nach allen Seiten, und daß
auch die Kunst darunter immer stärker herangezogen wird,
ist ein gutes Symptom für die kulturelle Steigerung ihrer
Bedürfnisse.
Das Kunstgewerbe Magdeburgs hat es, da ihm bisher
ein sicherer künstlerischer Mittelpunkt fehlte, zu keiner
•reponierenden Kundgebung gebracht; ein paar mehr oder
minder gute Zimmer und etwas Kleinkunst: das will bei
,'^se,r Zierlichen Gelegenheit wenig besagen. Dagegen
hat der Kunstverein hier einen bedeutenderen Anlauf ge-
nommen, indem er eine qualitativ genügende Übersicht
über den Stand unserer heutigen deutschen Malerei gab,
oder geben ließ: denn die Ausstellungsleitung liegt fortan
in den Händen der Weimarer Kunsthandlung Brodersen.
Man kann in dieser Kunstschau einen besseren Über-
blick über unsere zeitgenössische Malerei bekommen,
als in den großen Jahresausstellungen der Hauptstädte,
weil sie alle Gruppen gelassen in sich vereinigt und
allenfalls nur auf die Berliner Sezession einen stärkeren
Akzent setzt; das liegt dann in deren Qualität und
Fortgeschrittenheit begründet. Abgesehen davon, und
daß die Wiener Sezession, die Münchener Scholle, die
Dresdener, die Worpsweder nur mit je einem oder
zwei schwachen Stücken vertreten sind — aber sie sind
doch wenigstens angedeutet —, findet man das Wesent-
lichste beisammen. Es fehlt nicht an tüchtigen Land-
schaften der Karlsruher und verwandter Heimatkünstler,
nicht an Stuttgarter und Münchener Impressionisten vom
Schlage Hayecks, Kaisers und Oroebers, deren Freilicht
gedämpft und blond gemacht ist, oder die das Heil in
technischer Übertreibung suchen wie der hier recht un-
erfreulich wirkende Haueisen. Es fehlt auch nicht die der
Historienmalerei verschämt entstiegene figürliche Kompo-
sition, ohne es freilich zu einem herzhaft aufrüttelnden
Eindruck zu bringen: Kampf, Baiuscheck auf der einen,
Habermann, Sohn-Rethel, Thoma auf der anderen Seite;
nur Brandenburg versteigt sich zu dem mehr als gewagten
Problem, die Geburt des Heilands indirekt und total hyste-
risch durch einen Haufen wie toll dahinrennender Krüppel
und seelisch Defekter anzuzeigen. Holzel, der neben Dill
die Dachauer vornehm repräsentiert, hat sich anscheinend
ganz auf figürliche Komposition geworfen; seine »Mutter«
ist bedeutend im Aufbau, die drei nackten Mädchen des
»Erwachens« rühren in eigentümlich herber Auffassung an
modernste Probleme.
Auf der mittleren Linie wäre noch manches Feine zu
nennen: die Neu-Düsseldorfer helle Landschaftskunst der
Westendorp, Ciarenbach, Bretz; die zierliche, auf den Spuren
Pieter de Hoochs einherwandelnde Interieurschilderung
der Albrecht, Reifferscheid u. a., die in der Publikumsgunst
jetzt mit mehr Recht die Stelle der verstorbenen Genre-
malerei einnimmt. Und auch zwei unserer Besten darf
man unbedingt zu den Parteilosen zählen, auf die sich
Liebe und Interesse aller vereinigen kann: L. v. Hofmann,
leider nur mit einem seiner idyllischen Pastelle von hin-
reißender Liebenswürdigkeit, und L. v. Kalchreuth, der sich
von zwei Seiten seines Könnens darstellt. Der »Heide-
garten« gibt das Feinste seiner Landschaftsauffassung: still,
vornehm, ganz Liebe zur Natur in jeder ihrer Stimmungen;
die Dame im Autopelz mehr die zeichnerische Präzision
seiner früheren Weise, aber mit delikater Farbenwahl und
bis zum Anmutigen liebenswürdig.
Im Mittelpunkt des Ganzen steht der Dreiklang: Lieber-
mann, Slevogt, Beckmann (nicht Corinth!) mit repräsenta-
tiven Bildern; von Liebermann ein prachtvoller »Schweine-
markt«, voll Luft und Bewegung (wohl aus den neunziger
Jahren), ein lebendiges Selbstbildnis von etwas lederner
Farbe, und ein paar sehr gute Skizzen. Von Slevogt neben
Unwesentlichem (wie ungleich arbeitet er!) die heroische
Geste und Farbigkeit der Durieux als Kleopatra; von Beck-
mann die große »Unterhaltung«, die hier besser zur Geltung
kommt als seinerzeit in der Sezession: in der stillen
Gegenständlichkeit der lebensgroßen Figuren liegt etwas
von der stillebenhaften Monumentalität Manets oder Velaz-
quez' (womit keine Wertvergleichung ausgesprochen sein
soll).
An sie schließen sich Waldemar Rosler mit einer Land-
schaft und einem Selbstbildnis, das nicht das Interesse