Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0030

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
37

Sammlungen

38

nung, besonders der Hände, schwach ist. Wolter hat im
Gooilande, in der Gegend von Rhenen und in Devonshire
seine Motive gesucht. Er liebt wie Hart-Nibbrig die heiteren
Sommertage; er bevorzugt die Stunde kurz vor Sonnen-
untergang, wenn der östliche Himmel anfängt, sich' mit
einem zarten Rot zu überziehen. Eine schöne Probe seines
Könnens war die Landschaft aus der Betuwe: im Vorder-
grund das hohe Ufer mit dem in den Himmel hineinragenden
Baum steht noch im Sonnenlicht, während der Horizont
am Ende der weiten grünen Ebene sich bereits in abend-
liches Rosa hüllt, und der unten, am Fuß der Anhöhe
langsam fließende Rhein, auf dem ein paar große Kähne
mit schlaffen Segeln ziehen, schon vom gedämpften Blau
in mattes Violett übergeht. Mit diesem Wechsel der Be-
leuchtung operiert Wolter auch in anderen Landschaften
sehr geschickt; durch den Gegensatz zu den beschatteten
Partien bekommen dann die hellen mehr Leben, und das
Ganze mehr Tiefe, so in der großen Landschaft aus der
Lee-Bay in Devonshire, wo die grünen Matten auf dem
steilen Ufer schon im kühlen Schatten liegen, während die
See noch von der Sonne beschienen wird; oder in der
Regenlandschaft aus der »Eng« bei Huizen im Gooiland;
da ist das Ackerland vorn von Wolkenschatten bedeckt,
über dem Zuidersee im Hintergrund hat es sich aber wieder
aufgeklärt; hier ist auch die Luft, der tintenblaue Regen-
himmel, der nach dem Horizont zu lichter wird, gut wie-
dergegeben. In den in diesem Jahre entstandenen Hafen-
bildern aus Polperro mit den vielen Fischerbooten ist die
Farbe, die sonst etwas dünn und gleichmäßig ist, stärker
und wärmer, und der Auftrag breiter. Ist es Hart-Nibbrig
und Wolter um die sachliche und getreue Wiedergabe der
Wirklichkeit zu tun, wollen sie darstellen, was sie gesehen
haben, so will Moulyn (geb. 1866) veranschaulichen, was
er gefühlt hat; womit ich durchaus nicht sagen will, daß
Hart-Nibbrig und Wolter nichts gefühlt haben. Bei Moulyn
liegt nur der Nachdruck auf dem Subjektiven. Was man
von Hart-Nibbrigs Werk wohl kaum sagen kann, daß es
einen Seelenzustand des Künstlers ausdrückt, das gilt ge-
rade von Moulyn. Aus seinen Landschaften spricht ein
etwas schwärmerisch und verträumt gestimmter Geist, eine
leise Traurigkeit hängt in der Luft, und die Stimmung ist
aus Wehmut und Sehnsucht gemischt. Nicht die heimische
Natur dient Moulyn zum Vorwurf, er schildert typisch deut-
sche Landschaften, mit ihrem anmutigen Wechsel von be-
bauten Tälern und Hängen und bewaldeten Höhen; verschie-
dene sind aus der Umgegend von Holzhausen. Bei manchen
Sachen wird man direkt an Thoma gemahnt, sowohl durch
die etwas blasse Farbe, die die Umrisse hervorhebende
Zeichnung und die Stimmung. An Thoma erinnern auch
die Figuren, die der Künstler oft mit Absicht etwas pri-
mitiv gezeichnet, fast verzeichnet in seine Landschaften
hineinsetzt. Durch einen Wald trabt ein Reiter auf heroisch
schreitendem Schimmel; an einem Bach im Wald steht eine
nackte Frauengestalt; oder ein Bauer mit der Mistgabel
über der Schulter geht über die Felder. Aber diese Staf-
fage spielt nur eine untergeordnete Rolle; die Landschaft
bleibt die Hauptsache. Die Farben sind trocken und kühl,
etwas gedämpft; denn die Beleuchtung ist immer unbe-
stimmt, über den Himmel ziehen Wolken, oder wir sind
'm Halbdunkel des Waldes. Die Zeichnung ist etwas eckig.
JJnd dennoch geht von diesen Sachen ein eigentümlich
herber Reiz aus. — Toniger und duftiger sind seine Litho-
graphien, so besonders die Aussichten vom Duno-Berge
liei Arnhem und die Abbildungen von »Het Loo«. Stümper-
sind dagegen seine Porträts.

Der Vjerte EjnserKjerj 5. Q Bosch-Reitz (geb. 1860),
uitiviert in seinen 28 Einsendungen mit großer Virtuosität
nur ein einziges Thema: den Park der Villa Torlonia in

Frascati. Die aristokratische Schönheit und Einsamkeit der
stillen Bassins, der vornehm geschwungenen Balustraden,
der stolzen Terrassen und der alten hohen Bäume, die
nicht durch das profanum vulgus entweiht wird, hat ihn
so in ihren Bann gezwungen, daß auch der Betrachter sich
diesem in seiner Kunst festgehaltenen Zauber nicht zu ent-
ziehen vermag. Mit den drei andern Künstlern hat er nichts
gemein, wie die von ihm geschilderte durch Menschenhand
umgestaltete Natur eines Parks nichts gemein hat mit der
von diesen Malern dargestellten Natur des Alltags. Auch
seine Technik ist eine andere; und er strebt ganz im Gegen-
satz zu ihnen nach dekorativen Wirkungen.

M. D. Henkel.

SAMMLUNGEN
Die Sammlung von Bildwerken der christlichen
Epochen im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum hat

eine große Reihe von Geschenken zu verzeichnen. So
kamen aus Venedig als Geschenke des Prof. Laurenti ein
paduanisches Tonrelief der Madonna, das um 1480 entstand,
und ein Marmorrelief mit einer bacchischen Szene. Ein
Londoner Kunstfreund, R. Langton-Douglas, stiftete ein
Marmorkapitell aus einem Bau Theodorichs des Großen.
Als Geschenk des Legationsrates von Behr-Bestland kam
die Marmorskulptur einer liegenden Madonna mit dem Kinde
ins Museum, die der Art des Arnolfo di Cambio zugewiesen
wird. Eine ganze Reihe von anonymen Geschenken ver-
größern die Sammlungen, es sind meist Holzskulpturen. Ein
Steinbildwerk ist das westfälische Relief der Kreuzschlep-
pung von der Wende des «5. und 16. Jahrhunderts. Das
Buchsreliefs der Abnahme vom Kreuz, das Direktor Koet-
schau auf der zweiten Lanna-Auktion für 30000 M. ankaufte,
haben nachträglich Baron Lanna jun., die Firma Rudolph
Lepke und ein Ungenannter dem Museum geschenkt. Geh.
Rat Eduard Simon stiftete das köstliche Solnhofer Stein-
relief der badenden Frau von Loyen Hering, dem bayrischen
Renaissanceplastiker. Noch andere Renaissancewerke kamen
als Geschenke in die Sammlung, das Solnhofer Stein-
relief der Kreuzschleppung von Vitus Kols, die reich um-
rahmte Grablegung Christi, ein Relief in Birnbaumholz, von
Hans Schwarz, dann das Bronzerelief einer stehenden nack-
ten Frau von Albrecht Dürer, und aus der Vischerschen
Gußhütte die Bronzefigur eines Bären. Auch diese Werke
stammen aus der Sammlung Lanna und wurden nachträg-
lich als Geschenke dem Kaiser-Friedrich-Museum zugeführt.

Die Generaldirektion der Dresdener Königlichen
Sammlungen hat einen von Prof. Hans W.Singer bevor-
worteten Katalog der Bildniszeichnungen des Kupfer-
stich-Kabinetts herausgegeben, der auch Biographen und
Historikern willkommen sein wird, da es sich hier nur um
authentische Bildnisse — unmittelbar nach dem Leben ge-
zeichnet — handelt. Durch den Erwerb der Vogel von
Vogelsteinschen Kollektion Mitte des vorigen Jahrhunderts
gelangte das Dresdener Kabinett in den Besitz dieser sehr
umfangreichen Sammlung von Bildnissen bedeutender Per-
sönlichkeiten.

Dem Berliner Kunstgewerbemuseum überwies
Hans Karl Krüger zwei bemalte Berliner Porzellangruppen
des 18. Jahrhunderts, eine ist die Figur des Bacchus, die
um 1765 entstand, und einen Mars. Die beiden Gruppen
stammen aus dem bekannten Tafelaufsatz, den die Berliner
Manufaktur für Katharina von Rußland schuf. — Die Biblio-
thek des Museums machte einige interessante Ankäufe,
u. a. einen Band mit chinesischen Farbenholzschnitten aus
dem Jahre 1701, ferner eine Probe frühester deutscher
Druckerkunst, ein Fragment der 48zeiligen Bibel, die 1462
in Mainz bei Fust und Schöffer erschien.
 
Annotationen