111
Sammlungen — Vermischtes — Forschungen — Literatur
112
so wie England, Frankreich und Amerika, auch Deutschland
sich außer Wettbewerb gestellt hatte. w.
SAMMLUNGEN
Nach dem Vorgang des Kaiser - Friedrich - Museums
wird jetzt auch die Berliner Nationalgalerie als amtliche
Veröffentlichung ein Werk herausgeben, das ein Verzeichnis
und Abbildungen aller ausgestellten Bilder und Plastiken
enthalten soll. Der eine Band mit etwa 700 Abbildungen,
die Gemälde umfassend, wird gegen Ende dieses Jahres
ausgegeben werden. Für das Werk, das bei Julius Bard
in Berlin erscheint, hat Professor Walter Tiemann den
Einbandjentworfen.
Das Kupferstichkabinett der Berliner Museen hat
jetzt seine prachtvolle Menzel-Sammlung, die zurzeit wohl
vollständigste überhaupt, noch durch einige Geschenke
vergrößern können, seltenen Probedrucken Menzelscher
Holzschnitte. Auch eine Anzahl kolorierter Steindrucke
aus Menzels Armeewerk in unverwendetem Zustande und
seine Ankündigung von Kuglers Geschichte Friedrichs des
Großen wurden geschenkt. Von sonstigen Neuerwerbungen
kann das Kabinett das Farbenstichbildnis Montaignes von
P. M. Alix, sowie Blätter von Georg Friedrich Schmidt,
Legros und Pennell verzeichnen.
Der Rat der Stadt Leipzig erwarb neuerdings für das
Museum der bildenden Künste die große Bronzesta-
tuette »Johannes der Täufer« von Auguste Rodin. Über
das Ölgemälde »Der Stier« von Ferdinand Hodler wurde
schon berichtet.
Chemnitz. Aus der Ausstellung der Bilder von Prof.
Hans Unger in Dresden in der Kunsthütte hat der Rat
der Stadt das hervorragende Gemälde »Mutter und Kind«
angekauft und es der von der Kunsthütte verwalteten
Sammlung städtischer Kunstwerke überlassen. Diese
Erwerbung wird künftig als eine Perle der ständigen
Ausstellung im König-Albert-Museum gelten dürfen.
Das Nationalmuseum von Stockholm hat eine der
neuesten Arbeiten von Max Liebermann angekauft. Das Bild
verdankt dem diesjährigen Sommeraufenthalt des Meisters
am holländischen Strande in Noordwijk sein Entstehen. Es
stellt einen Reiter dar, auf braunem Pferde, zu dem ein
Hund emporbellt, vor grauem Meer und regnerischem
Himmel, den nur für Augenblicke die Sonne durchbricht.
VERMISCHTES
In der Nacht vom 19. zum 20. November ist die
Madonna della Stella des Fra Angelico aus San Marco
in Florenz gestohlen worden. Indessen ist es der Polizei
bereits geglückt, das Gemälde unversehrt wiederzufinden.
Wien. Im Österreichischen Museum für Kunst
und Industrie finden zwischen dem 23. November 1911
und dem 14. März 1912 u. a. folgende Vorträge statt: Dr.
H. Sitte (Wien); »Der Mensch in der griechischen Plastik«;
Prof. W. Suida (Graz): »Die Blütezeit der genuesischen
Kunst 1530-1670«; Geh. Rat Prof. Clemen (Bonn): »Die
Probleme der modernen Denkmalplastik«; Bürgerin. C.
Rehorst(Köln):»ModerneStädtebauprobleme«; Dr.A.Weixl-
gärtner (Wien): »Über Pettenkofen«; Dir. W. Braun (Trop-
pau): »Der Einfluß der Habsburger auf die spanische Re-
naissance«; Dir. Prof. P. Ganz (Basel): »Meisterwerke Hol-
beins«; Prof. M. Dvorak (Wien): »Die letzte Renaissance«;
Hofrat E. Leisching (Wien): »Maria Theresia-Stil und jo-
sefinischer Stil«; Prof. K. Lange (Tübingen): »Die Schönheit
in den dekorativen Künsten«; Hofr. Prälat Prof. Swoboda
(Wien): »Die Regenerierungsprinzipien der kirchlichen
Kunst« ; Dir. J. Brinckmann (Hamburg): »Fälschungen
kunstgewerblicher Altertümer«.
Der für das Jahr 1911 auf dem Gebiete der Malerei
zum Wettbewerb ausgeschriebene Schmidt-Michelsen-
Preis der Kgl. Akademie der Künste in Berlin im Betrage
von 1500 M. zu Studienzwecken ist dem Maler Kurt Gasch
in Dresden verliehen worden.
FORSCHUNGEN
Eine gefälschte Marmorschale. Oliver S. Tonks
veröffentlicht im American Journal of Archaeology XV 1911,
Nr. 3, S. 310 ff. in mäßigen Autotypien »a roman bowl from
Bagdad« vermeintlich hadrianischer Zeit, die in Damaskus
erworben wurde. Sie trägt eine Reihe sehr merkwürdiger
Flachrelieffiguren mit einem tollen Qallimathias von griechi-
schen Inschriften. Den Herausgeber selbst, obgleich er
zugleich der Eigentümer zu sein scheint, hat der Verdacht
moderner Entstehung sehr beschäftigt (S. 319 f.). Wie be-
rechtigt er ist, läßt sich ohne Prüfung des Originals nach-
weisen. Ein Hauptstück des Relieffrieses ist die auch von
Tonks erkannte Nachbildung der altetruskischen Bronze-
wölfin im Konservatorenpalast, die sonst auf keinem antiken
Bildwerke vorkommt (Petersen, »Vom alten Rom« 21 ff.,
ausführlicher in der Klio VIII 1908, 440 ff.). Und zwar er-
scheint sie auf der Marmorvase mitsamt den in der Renais-
sance hinzugefügten Zwillingen. Die von Tonks S. 311
hervorgehobenen, sehr leichten Abweichungen der Kinder-
figuren im Relief von denen der Bronze können daran
nichts ändern. Die nach Petersens einleuchtender Beweis-
führung ursprünglich zu der kapitolinischen Wölfin gehöri-
gen, verlorenen Zwillinge müssen ganz anderen, archaischen
Stiles gewesen sein. Nach dieser einen Feststellung ist
es kaum nötig, noch all die übrigen Gründe für die Un-
echtheit des Marmorwerkes anzuführen, die ja zum Teil
der Herausgeber selbst schon beigebracht hat. Zu der
dennoch wünschenswerten Quellenanalyse der Fälschung
fehlt mir die Zeit. Franz Studniczka.
LITERATUR
Der Verlag von Meyer und Jessen in Berlin versendet
die Subskriptions - Einladung auf eine Neuausgabe der
Schriften von Franz Wickhoff. Die Schriften Wickhoffs,
die wie ein Sauerteig die ganze kunstwissenschaftliche
Tätigkeit in einen Umwandlungsprozeß versetzt haben und
allenthalben die reichsten Anregungen verbreitet haben,
waren in Zeitschriften und Jahrbüchern verstreut und den
Privaten schwer zugänglich. Wickhoffs Schüler und Nach-
folger an der Wiener Lehrkanzel, Max Dvorak, hat es
unternommen, diese membra disjecta zu vereinigen und
in einer weit ausholenden Biographie Wickhoffs Bedeutung
als Gelehrter und als Mensch zu würdigen. Die Ausgabe
erscheint in drei Bänden; als erster wird die vielumstrittene
»Wiener Genesis« unter dem Titel »Römische Kunst« heraus-
kommen; als zweiter kommt der Band mit den kleineren
Schriften, endlich der Band mit der Biographie. Der Sub-
skriptionspreis beträgt 24 Mk. für das ungebundene und
30 Mk. für das gebundene Exemplar. Nach dem Erscheinen
des ersten Bandes tritt ein erhöhter Ladenpreis in Kraft.
Inhalt- Tschudi t Von W. Bayersdorfer. — Berliner Ausstellungen. Von M. O. — Noch einmal die Sammeltätigkeit des Kaiser-Friedrich-Museums.
Von K. Koetschau. — Ludwig Pietsch f; W. Sintenis t; P. Eudelf; E. Semper f. — Personalien. — Ländliche Schulhausbauten. — Bostoner
Gegenstück der Ludovisischen Thronleline. — Ausstellungen in Leipzig, Karlsruhe, Wiesbaden, Bern, Rom. — Berliner Nationalgalerie und
Kupferstichkabinett; Museum der bild. Künste in Leipzig; Sammlung städt. Kunstwerke in Chemnitz; Nationalmuseum in Stockholm. —
Vermischtes. — Eine gefälschte Marmorschale. — Neuausgabe der Schriften von Franz Wickhoff.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Henrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig
Sammlungen — Vermischtes — Forschungen — Literatur
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so wie England, Frankreich und Amerika, auch Deutschland
sich außer Wettbewerb gestellt hatte. w.
SAMMLUNGEN
Nach dem Vorgang des Kaiser - Friedrich - Museums
wird jetzt auch die Berliner Nationalgalerie als amtliche
Veröffentlichung ein Werk herausgeben, das ein Verzeichnis
und Abbildungen aller ausgestellten Bilder und Plastiken
enthalten soll. Der eine Band mit etwa 700 Abbildungen,
die Gemälde umfassend, wird gegen Ende dieses Jahres
ausgegeben werden. Für das Werk, das bei Julius Bard
in Berlin erscheint, hat Professor Walter Tiemann den
Einbandjentworfen.
Das Kupferstichkabinett der Berliner Museen hat
jetzt seine prachtvolle Menzel-Sammlung, die zurzeit wohl
vollständigste überhaupt, noch durch einige Geschenke
vergrößern können, seltenen Probedrucken Menzelscher
Holzschnitte. Auch eine Anzahl kolorierter Steindrucke
aus Menzels Armeewerk in unverwendetem Zustande und
seine Ankündigung von Kuglers Geschichte Friedrichs des
Großen wurden geschenkt. Von sonstigen Neuerwerbungen
kann das Kabinett das Farbenstichbildnis Montaignes von
P. M. Alix, sowie Blätter von Georg Friedrich Schmidt,
Legros und Pennell verzeichnen.
Der Rat der Stadt Leipzig erwarb neuerdings für das
Museum der bildenden Künste die große Bronzesta-
tuette »Johannes der Täufer« von Auguste Rodin. Über
das Ölgemälde »Der Stier« von Ferdinand Hodler wurde
schon berichtet.
Chemnitz. Aus der Ausstellung der Bilder von Prof.
Hans Unger in Dresden in der Kunsthütte hat der Rat
der Stadt das hervorragende Gemälde »Mutter und Kind«
angekauft und es der von der Kunsthütte verwalteten
Sammlung städtischer Kunstwerke überlassen. Diese
Erwerbung wird künftig als eine Perle der ständigen
Ausstellung im König-Albert-Museum gelten dürfen.
Das Nationalmuseum von Stockholm hat eine der
neuesten Arbeiten von Max Liebermann angekauft. Das Bild
verdankt dem diesjährigen Sommeraufenthalt des Meisters
am holländischen Strande in Noordwijk sein Entstehen. Es
stellt einen Reiter dar, auf braunem Pferde, zu dem ein
Hund emporbellt, vor grauem Meer und regnerischem
Himmel, den nur für Augenblicke die Sonne durchbricht.
VERMISCHTES
In der Nacht vom 19. zum 20. November ist die
Madonna della Stella des Fra Angelico aus San Marco
in Florenz gestohlen worden. Indessen ist es der Polizei
bereits geglückt, das Gemälde unversehrt wiederzufinden.
Wien. Im Österreichischen Museum für Kunst
und Industrie finden zwischen dem 23. November 1911
und dem 14. März 1912 u. a. folgende Vorträge statt: Dr.
H. Sitte (Wien); »Der Mensch in der griechischen Plastik«;
Prof. W. Suida (Graz): »Die Blütezeit der genuesischen
Kunst 1530-1670«; Geh. Rat Prof. Clemen (Bonn): »Die
Probleme der modernen Denkmalplastik«; Bürgerin. C.
Rehorst(Köln):»ModerneStädtebauprobleme«; Dr.A.Weixl-
gärtner (Wien): »Über Pettenkofen«; Dir. W. Braun (Trop-
pau): »Der Einfluß der Habsburger auf die spanische Re-
naissance«; Dir. Prof. P. Ganz (Basel): »Meisterwerke Hol-
beins«; Prof. M. Dvorak (Wien): »Die letzte Renaissance«;
Hofrat E. Leisching (Wien): »Maria Theresia-Stil und jo-
sefinischer Stil«; Prof. K. Lange (Tübingen): »Die Schönheit
in den dekorativen Künsten«; Hofr. Prälat Prof. Swoboda
(Wien): »Die Regenerierungsprinzipien der kirchlichen
Kunst« ; Dir. J. Brinckmann (Hamburg): »Fälschungen
kunstgewerblicher Altertümer«.
Der für das Jahr 1911 auf dem Gebiete der Malerei
zum Wettbewerb ausgeschriebene Schmidt-Michelsen-
Preis der Kgl. Akademie der Künste in Berlin im Betrage
von 1500 M. zu Studienzwecken ist dem Maler Kurt Gasch
in Dresden verliehen worden.
FORSCHUNGEN
Eine gefälschte Marmorschale. Oliver S. Tonks
veröffentlicht im American Journal of Archaeology XV 1911,
Nr. 3, S. 310 ff. in mäßigen Autotypien »a roman bowl from
Bagdad« vermeintlich hadrianischer Zeit, die in Damaskus
erworben wurde. Sie trägt eine Reihe sehr merkwürdiger
Flachrelieffiguren mit einem tollen Qallimathias von griechi-
schen Inschriften. Den Herausgeber selbst, obgleich er
zugleich der Eigentümer zu sein scheint, hat der Verdacht
moderner Entstehung sehr beschäftigt (S. 319 f.). Wie be-
rechtigt er ist, läßt sich ohne Prüfung des Originals nach-
weisen. Ein Hauptstück des Relieffrieses ist die auch von
Tonks erkannte Nachbildung der altetruskischen Bronze-
wölfin im Konservatorenpalast, die sonst auf keinem antiken
Bildwerke vorkommt (Petersen, »Vom alten Rom« 21 ff.,
ausführlicher in der Klio VIII 1908, 440 ff.). Und zwar er-
scheint sie auf der Marmorvase mitsamt den in der Renais-
sance hinzugefügten Zwillingen. Die von Tonks S. 311
hervorgehobenen, sehr leichten Abweichungen der Kinder-
figuren im Relief von denen der Bronze können daran
nichts ändern. Die nach Petersens einleuchtender Beweis-
führung ursprünglich zu der kapitolinischen Wölfin gehöri-
gen, verlorenen Zwillinge müssen ganz anderen, archaischen
Stiles gewesen sein. Nach dieser einen Feststellung ist
es kaum nötig, noch all die übrigen Gründe für die Un-
echtheit des Marmorwerkes anzuführen, die ja zum Teil
der Herausgeber selbst schon beigebracht hat. Zu der
dennoch wünschenswerten Quellenanalyse der Fälschung
fehlt mir die Zeit. Franz Studniczka.
LITERATUR
Der Verlag von Meyer und Jessen in Berlin versendet
die Subskriptions - Einladung auf eine Neuausgabe der
Schriften von Franz Wickhoff. Die Schriften Wickhoffs,
die wie ein Sauerteig die ganze kunstwissenschaftliche
Tätigkeit in einen Umwandlungsprozeß versetzt haben und
allenthalben die reichsten Anregungen verbreitet haben,
waren in Zeitschriften und Jahrbüchern verstreut und den
Privaten schwer zugänglich. Wickhoffs Schüler und Nach-
folger an der Wiener Lehrkanzel, Max Dvorak, hat es
unternommen, diese membra disjecta zu vereinigen und
in einer weit ausholenden Biographie Wickhoffs Bedeutung
als Gelehrter und als Mensch zu würdigen. Die Ausgabe
erscheint in drei Bänden; als erster wird die vielumstrittene
»Wiener Genesis« unter dem Titel »Römische Kunst« heraus-
kommen; als zweiter kommt der Band mit den kleineren
Schriften, endlich der Band mit der Biographie. Der Sub-
skriptionspreis beträgt 24 Mk. für das ungebundene und
30 Mk. für das gebundene Exemplar. Nach dem Erscheinen
des ersten Bandes tritt ein erhöhter Ladenpreis in Kraft.
Inhalt- Tschudi t Von W. Bayersdorfer. — Berliner Ausstellungen. Von M. O. — Noch einmal die Sammeltätigkeit des Kaiser-Friedrich-Museums.
Von K. Koetschau. — Ludwig Pietsch f; W. Sintenis t; P. Eudelf; E. Semper f. — Personalien. — Ländliche Schulhausbauten. — Bostoner
Gegenstück der Ludovisischen Thronleline. — Ausstellungen in Leipzig, Karlsruhe, Wiesbaden, Bern, Rom. — Berliner Nationalgalerie und
Kupferstichkabinett; Museum der bild. Künste in Leipzig; Sammlung städt. Kunstwerke in Chemnitz; Nationalmuseum in Stockholm. —
Vermischtes. — Eine gefälschte Marmorschale. — Neuausgabe der Schriften von Franz Wickhoff.
Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Henrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig