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Funde — Ausgrabungen — Ausstellungen
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stimmig; ferner an dritter Stelle der Entwurf von A. Fischer
(früher in Düsseldorf, jetzt in Essen) mit 14 gegen
2 Stimmen. Eine Minorität von vier Stimmen empfahl
den neuen Entwurf von Wilhelm Kreis-Düsseldorf an erster
Stelle zur Ausführung. Dieser Entwurf von Kreis und
Lederer, ein Kuppelbau mit einem im Innern sitzenden
riesigen Bismarck, war es nämlich, welchen die Tadler
des Hahnschen Entwurfes in Wort und Bild hochgehoben
hatten. Aber trotzdem konnte sich das Preisgericht auch
zum zweiten Male durchaus nicht für diesen Entwurf ent-
schließen.
In solchem Stande der Dinge kam die Sache an den
entscheidenden Kunstausschuß. Dieser, nur zum Teil mit
denselben Personen besetzt, die das Preisgericht bildeten,
entschied sich zur höchsten allgemeinen Überraschung für
den vom Preisgericht zweimal zurückgewiesenen Kreis-
Ledererschen Entwurf. Der soll nun ausgeführt werden.
Resultat: Jubilieren und Fluchen. Beides können wir
zwar begreifen, ob aber das Fluchen über die Entscheidung
einer Instanz, die man sich selbst gesetzt hat, oder die
man doch wenigstens als entscheidende Instanz anerkannt
hat, berechtigt ist, möchten wir verneinen. Entweder mußte
das Urteil des Preisgerichts für die Ausführung maßgebend
sein, dann brauchte man kein »Oberhaus«; im andern Falle
hat man sich ohne Schimpfen vor der Instanz, die man
vorher anerkannt hat, zu beugen. Ob diese Zweiteilung
in theoretische und praktische Machthaberschaft richtig
war, stehe dahin. Aber mit ausgezeichneten Männern,
denen man das Entscheidungswort anvertraut hatte, soll
man nicht hadern, weil es anders ausgefallen ist, wie man
erwartet hatte. o. K.
FUNDE
In der alten Kirche auf Pellworm sind einige alte
Malereien zum Vorschein gekommen, die zum Teil wegen
ihrer künstlerischen, zum Teil wegen ihrer allgemeinen
antiquarischen und geschichtlichen Bedeutung beachtens-
wert sind. Unter den bei uns erhaltenen friesischen Bau-
werken ist diese Kirche das vornehmste, namentlich auch
wichtig wegen des in ihr gebrauchten, weither über das
Meer geholten Baustoffes: des rheinischen Tuffs und des
Wesersandsteins. Der rheinische Tuff konnte auf den
Märkten zu Utrecht und Deventer gekauft werden; den
Sandstein erhielt man aus der Obernkircher Qegend, und
zwar schon bearbeitet. Die Kirche, deren Turmruine weit
und breit sichtbar ist, ist auch in ihren östlichen Teilen
stark baufällig. Bei Bauarbeiten, die in ihr kürzlich vor-
genommen worden sind, kam die alte Bemalung des Chor-
bogens und der ihn oben umgebenden Teile der Wand
zutage. Sie ist einige Zeit nach der ersten Erbauung der
Kirche, aber noch in der romanischen Epoche, ausgeführt.
Die Leitung des Bogens und die Ränder sind auf anmutige
und lebhafte Weise mit Ornament überzogen, das in kleinen
runden Feldern auch Figürliches (stilisierte Tiere) ein-
schließt. Ein breiter Fries umgibt den Bogen. Darüber,
unter der Decke her, zieht sich ein Streif mit nebeneinander
gestellten Szenen der Schöpfungsgeschichte bis zur Aus-
treibung aus dem Paradiese. Ein anderer Streif wird durch
den Chorbogen unterbrochen. Er enthält eine Anzahl
Rundbogen; in jedem scheint eine Engelsgestalt gewesen
zu sein. Von dem, was weiter unten an Malereien vor-
handen gewesen, ist kaum eine Spur erhalten. Oering
sind auch die paar bis jetzt im Chor gefundenen Reste;
hier scheint in der Apsis Christus dargestellt gewesen zu
sein, umgeben von Symbolen der Evangelisten. Alles ist
in betrübendem Maße zerstört, und eine Wiederherstellung
wäre von größter Schwierigkeit und ist auch wohl über-
haupt nur teilweise möglich. Deshalb ist sogleich die
Aufnahme der Reste bewirkt worden. Es ist jedoch nach
Kräften danach zu streben, sie nicht untergehen zu lassen.
Die Arbeit ist von namhaftem stofflichen und großem
dekorativen Werte. Im Stil erinnert sie an einige der
besten Arbeiten des südwestlichen Jütlands. Doch ist auf
diese Verwandtschaft vielleicht nicht viel Gewicht zu legen.
Es wird nötig sein, die Arbeiten in Beziehung zu bringen mit
ähnlichen Leistungen im übrigen Friesland. In Nordfriesland
sind leider bislang noch keine mittelalterlichen Malereien
außer den Pellwormer aufgedeckt worden. r. Haupt.
AUSGRABUNGEN
Ausgrabungen auf dem Palatin. Die im Anfang
des Oktober von Boni begonnenen Ausgrabungen im Palaste
des Domitian auf dem Palatin haben schon interessante
Resultate gezeitigt. Schon im 16. Jahrhundert hat Farnesi,
dessen Gärten angrenzten, Ausgrabungen an dieser Stätte
in Angriff genommen, dann ist aber nichts Ernstliches
mehr bis in das 18. Jahrhundert begonnen worden. Vom
16. bis 18. Jahrhundert hieß Ausgrabungen machen über-
haupt nicht mehr, als Marmor-Statuen, -Säulen und -Ver-
zierungen wegzunehmen, um Museen zu bereichern. Boni
geht darauf aus, den ganzen Plan des Palastes klar-
zustellen, der ein typisches römisches Haus (Domus) war
(s. den Plan des bislang ausgegrabenen Teils bei Cancogni
>le rovine del Palatino«), das nur in dem Maße erweitert
worden ist, als es die Bedürfnisse des Herrschers des
Reiches verlangten. Bei der Arbeit in der Zimmerflucht,
welche die Front des Palastes einnahm, ist man hinter das
ganze Drainagesystem gekommen und hat außerdem eine
ganze Reihe Architekturfragmente gefunden. Im Atrium
stieß man auf gewaltiges oktogonales Bassin, von dessen
Existenz man vorher keine Ahnung gehabt hat. Es mißt
18 m auf jeder Seite und ist ungefähr 80 cm tief und war
ursprünglich durchaus mit Marmor eingefaßt. Ausgräber
früherer Jahrhunderte hatten den Boden des Bassins durch-
brochen, um darunter nach Marmorwerken zu suchen;
damals waren ganze Massen von Scherben der ältesten
Schichten zum Vorschein gekommen, die dann als Schutt
wieder hineingeworfen worden sind. Boni hat diese
interessanten Scherben wieder herausgeholt und wird nun-
mehr auch die noch darunterliegenden Schichten unter-
suchen. Im Triclinium, auf dessen Pracht Martial VIII,
39 anspielt, ist alles bis zu dem Fußboden nivelliert.
Dabei hat man aber früher einen prachtvollen Marmor-
boden übersehen, der jetzt unter wenigen Zentimetern
Schutt auf eine Länge von fast 150 m aufgedeckt worden
ist. In dem bereits früher erkannten nördlichen Nymphäum
hat man jetzt die Wasserröhren, die das Wasser hinein-
führten, entdeckt. Das südliche Nymphäum harrt noch der
Ausgrabungen; ein Teil desselben liegt unter dem nunmehr
verlassenen Nonnenkloster »della Visitazione«, das vor un-
gefähr 40 Jahren auf dieser Stätte erbaut worden ist. Dieses
moderne Gebäude muß abgerissen werden, wenn der
Palast des Domitian in seiner Vollständigkeit ausgegraben
und aufgenommen werden soll. m.
AUSSTELLUNGEN
X Berliner Ausstellungen. Zu den deutschen Malern
von der Mitte des 19. Jahrhunderts, die selbst in unserer
Epoche der Ausgrabungen bisher vernachlässigt wurden,
gehört Karl Morgenstern, einer der trefflichsten Künstler
aus der Geburtszeit der modernen Landschaft. Er rangiert
unter die Frankfurter Morgensterns, die von den hambur-
gisch-münchnerischen (Christian M.!) zu unterscheiden sind.
Diese weitverzweigte Frankfurter Künstlerfamilie geht bis
ans Ende des 17. Jahrhunderts zurück. Wir kennen haupt-
sächlich Johann Ludwig Ernst (1738—1819), Johann Fried-
Funde — Ausgrabungen — Ausstellungen
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stimmig; ferner an dritter Stelle der Entwurf von A. Fischer
(früher in Düsseldorf, jetzt in Essen) mit 14 gegen
2 Stimmen. Eine Minorität von vier Stimmen empfahl
den neuen Entwurf von Wilhelm Kreis-Düsseldorf an erster
Stelle zur Ausführung. Dieser Entwurf von Kreis und
Lederer, ein Kuppelbau mit einem im Innern sitzenden
riesigen Bismarck, war es nämlich, welchen die Tadler
des Hahnschen Entwurfes in Wort und Bild hochgehoben
hatten. Aber trotzdem konnte sich das Preisgericht auch
zum zweiten Male durchaus nicht für diesen Entwurf ent-
schließen.
In solchem Stande der Dinge kam die Sache an den
entscheidenden Kunstausschuß. Dieser, nur zum Teil mit
denselben Personen besetzt, die das Preisgericht bildeten,
entschied sich zur höchsten allgemeinen Überraschung für
den vom Preisgericht zweimal zurückgewiesenen Kreis-
Ledererschen Entwurf. Der soll nun ausgeführt werden.
Resultat: Jubilieren und Fluchen. Beides können wir
zwar begreifen, ob aber das Fluchen über die Entscheidung
einer Instanz, die man sich selbst gesetzt hat, oder die
man doch wenigstens als entscheidende Instanz anerkannt
hat, berechtigt ist, möchten wir verneinen. Entweder mußte
das Urteil des Preisgerichts für die Ausführung maßgebend
sein, dann brauchte man kein »Oberhaus«; im andern Falle
hat man sich ohne Schimpfen vor der Instanz, die man
vorher anerkannt hat, zu beugen. Ob diese Zweiteilung
in theoretische und praktische Machthaberschaft richtig
war, stehe dahin. Aber mit ausgezeichneten Männern,
denen man das Entscheidungswort anvertraut hatte, soll
man nicht hadern, weil es anders ausgefallen ist, wie man
erwartet hatte. o. K.
FUNDE
In der alten Kirche auf Pellworm sind einige alte
Malereien zum Vorschein gekommen, die zum Teil wegen
ihrer künstlerischen, zum Teil wegen ihrer allgemeinen
antiquarischen und geschichtlichen Bedeutung beachtens-
wert sind. Unter den bei uns erhaltenen friesischen Bau-
werken ist diese Kirche das vornehmste, namentlich auch
wichtig wegen des in ihr gebrauchten, weither über das
Meer geholten Baustoffes: des rheinischen Tuffs und des
Wesersandsteins. Der rheinische Tuff konnte auf den
Märkten zu Utrecht und Deventer gekauft werden; den
Sandstein erhielt man aus der Obernkircher Qegend, und
zwar schon bearbeitet. Die Kirche, deren Turmruine weit
und breit sichtbar ist, ist auch in ihren östlichen Teilen
stark baufällig. Bei Bauarbeiten, die in ihr kürzlich vor-
genommen worden sind, kam die alte Bemalung des Chor-
bogens und der ihn oben umgebenden Teile der Wand
zutage. Sie ist einige Zeit nach der ersten Erbauung der
Kirche, aber noch in der romanischen Epoche, ausgeführt.
Die Leitung des Bogens und die Ränder sind auf anmutige
und lebhafte Weise mit Ornament überzogen, das in kleinen
runden Feldern auch Figürliches (stilisierte Tiere) ein-
schließt. Ein breiter Fries umgibt den Bogen. Darüber,
unter der Decke her, zieht sich ein Streif mit nebeneinander
gestellten Szenen der Schöpfungsgeschichte bis zur Aus-
treibung aus dem Paradiese. Ein anderer Streif wird durch
den Chorbogen unterbrochen. Er enthält eine Anzahl
Rundbogen; in jedem scheint eine Engelsgestalt gewesen
zu sein. Von dem, was weiter unten an Malereien vor-
handen gewesen, ist kaum eine Spur erhalten. Oering
sind auch die paar bis jetzt im Chor gefundenen Reste;
hier scheint in der Apsis Christus dargestellt gewesen zu
sein, umgeben von Symbolen der Evangelisten. Alles ist
in betrübendem Maße zerstört, und eine Wiederherstellung
wäre von größter Schwierigkeit und ist auch wohl über-
haupt nur teilweise möglich. Deshalb ist sogleich die
Aufnahme der Reste bewirkt worden. Es ist jedoch nach
Kräften danach zu streben, sie nicht untergehen zu lassen.
Die Arbeit ist von namhaftem stofflichen und großem
dekorativen Werte. Im Stil erinnert sie an einige der
besten Arbeiten des südwestlichen Jütlands. Doch ist auf
diese Verwandtschaft vielleicht nicht viel Gewicht zu legen.
Es wird nötig sein, die Arbeiten in Beziehung zu bringen mit
ähnlichen Leistungen im übrigen Friesland. In Nordfriesland
sind leider bislang noch keine mittelalterlichen Malereien
außer den Pellwormer aufgedeckt worden. r. Haupt.
AUSGRABUNGEN
Ausgrabungen auf dem Palatin. Die im Anfang
des Oktober von Boni begonnenen Ausgrabungen im Palaste
des Domitian auf dem Palatin haben schon interessante
Resultate gezeitigt. Schon im 16. Jahrhundert hat Farnesi,
dessen Gärten angrenzten, Ausgrabungen an dieser Stätte
in Angriff genommen, dann ist aber nichts Ernstliches
mehr bis in das 18. Jahrhundert begonnen worden. Vom
16. bis 18. Jahrhundert hieß Ausgrabungen machen über-
haupt nicht mehr, als Marmor-Statuen, -Säulen und -Ver-
zierungen wegzunehmen, um Museen zu bereichern. Boni
geht darauf aus, den ganzen Plan des Palastes klar-
zustellen, der ein typisches römisches Haus (Domus) war
(s. den Plan des bislang ausgegrabenen Teils bei Cancogni
>le rovine del Palatino«), das nur in dem Maße erweitert
worden ist, als es die Bedürfnisse des Herrschers des
Reiches verlangten. Bei der Arbeit in der Zimmerflucht,
welche die Front des Palastes einnahm, ist man hinter das
ganze Drainagesystem gekommen und hat außerdem eine
ganze Reihe Architekturfragmente gefunden. Im Atrium
stieß man auf gewaltiges oktogonales Bassin, von dessen
Existenz man vorher keine Ahnung gehabt hat. Es mißt
18 m auf jeder Seite und ist ungefähr 80 cm tief und war
ursprünglich durchaus mit Marmor eingefaßt. Ausgräber
früherer Jahrhunderte hatten den Boden des Bassins durch-
brochen, um darunter nach Marmorwerken zu suchen;
damals waren ganze Massen von Scherben der ältesten
Schichten zum Vorschein gekommen, die dann als Schutt
wieder hineingeworfen worden sind. Boni hat diese
interessanten Scherben wieder herausgeholt und wird nun-
mehr auch die noch darunterliegenden Schichten unter-
suchen. Im Triclinium, auf dessen Pracht Martial VIII,
39 anspielt, ist alles bis zu dem Fußboden nivelliert.
Dabei hat man aber früher einen prachtvollen Marmor-
boden übersehen, der jetzt unter wenigen Zentimetern
Schutt auf eine Länge von fast 150 m aufgedeckt worden
ist. In dem bereits früher erkannten nördlichen Nymphäum
hat man jetzt die Wasserröhren, die das Wasser hinein-
führten, entdeckt. Das südliche Nymphäum harrt noch der
Ausgrabungen; ein Teil desselben liegt unter dem nunmehr
verlassenen Nonnenkloster »della Visitazione«, das vor un-
gefähr 40 Jahren auf dieser Stätte erbaut worden ist. Dieses
moderne Gebäude muß abgerissen werden, wenn der
Palast des Domitian in seiner Vollständigkeit ausgegraben
und aufgenommen werden soll. m.
AUSSTELLUNGEN
X Berliner Ausstellungen. Zu den deutschen Malern
von der Mitte des 19. Jahrhunderts, die selbst in unserer
Epoche der Ausgrabungen bisher vernachlässigt wurden,
gehört Karl Morgenstern, einer der trefflichsten Künstler
aus der Geburtszeit der modernen Landschaft. Er rangiert
unter die Frankfurter Morgensterns, die von den hambur-
gisch-münchnerischen (Christian M.!) zu unterscheiden sind.
Diese weitverzweigte Frankfurter Künstlerfamilie geht bis
ans Ende des 17. Jahrhunderts zurück. Wir kennen haupt-
sächlich Johann Ludwig Ernst (1738—1819), Johann Fried-