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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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213

Wettbewerbe —

Ausstellungen

214

Der König von Spanien hat dem Kunsthistoriker
Dr. August L. Mayer in München eine hohe Ordens-
auszeichnung verliehen in Anerkennung der Verdienste, die
sich der Gelehrte um die Erforschung der spanischen Kunst
erworben hat.

WETTBEWERBE
Die Gemeinde Lankwitz bei Berlin erläßt einen
Wettbewerb unter reichsdeutschen Architekten mit Frist
bis zum 31. März d. J. für Entwürfe zu einer höheren
Mädchenschule. Es sind drei Preise von 4000, 2000 und
1200 M.- und der Ankauf weiterer Entwürfe zu je 600 M.
vorgesehen.

AUSSTELLUNGEN
Graphische Ausstellung in Leipzig 1914. Der

über die Veranstaltung einer Internationalen Graphischen
Ausstellung im Jahre 1914 zwischen München und Leipzig
entstandene Prioritätsstreit ist durch beiderseitiges Über-
einkommen in der Weise beigelegt worden, daß der
Münchener vorbereitende Ausschuß seinen Plan um einige
Jahre verschoben hat. Der Deutsche Buchgewerbeverein
hat dem Münchener Ausschuß für dieses freundliche Ent-
gegenkommen besondere Anerkennung ausgesprochen und
sich bereit erklärt, bei einer späteren Münchener Aus-
stellung seine Mitwirkung in entsprechender Form zur
Verfügung zu stellen. Die Münchener Kreise werden nun
ihrerseits geschlossen für die Ausstellung in Leipzig im
Jahre 1914 eintreten.

© Das Berliner Kunstgewerbemuseum veranstaltet,
wie schon kurz berichtet, in seinem Lichthof eine Ausstel-
lung von Kirchengewändern aus Seidenstoffen des
Mittelalters. Der Hauptbestand der hochbedeutenden Aus-
stellung entstammt den protestantischen Kirchen Nord-
deutschlands, den Domen Haiberstadts und Brandenburgs
und der Danziger Marienkirche, in denen besser als in katho-
lischen Ländern die mit der Reformation außer Gebrauch ge-
setzten kostbaren Paramente sich erhalten haben. Ferner
haben die Museen von Stralsund, Braunschweig, Schwerin
und Breslau wertvolle Stücke beigesteuert. Zum ersten Male
hat man Gelegenheit, die viel diskutierten mittelalterlichen
Gewebe, die man gemeinhin als sikulo-arabisch zu be-
zeichnen gewöhnt war, in einer großen Reihe prachtvoll er-
haltener Stücke nebeneinander zu sehen. Direktor von Falke
tritt in dem Vorwort des Kataloges der Ausstellung mit
Recht dafür ein, daß diese irrtümliche Bezeichnung aufzu-
geben sei. Mit der islamischen Kunst haben diese in Italien
und der Hauptsache nach im 14. Jahrhundert entstandenen
Seidenstoffe mit dem frischen Naturalismus ihrer reichen
Bildmuster nichts zu tun. Die prachtvollen, schweren
Stoffe der Danziger Marienkirche, die aus Persien oder
Ägypten stammen, mit den farbigen Streifen, die mit Orna-
ment oder arabischer Schrift geziert sind, beweisen das.
Dagegen ist die Anregung zu der gotischen Webekunst
Italiens in chinesischen Vorbildern zu suchen, die sich
ebenfalls noch in erheblicher Zahl in den Kirchengewändern
der norddeutschen Dome erhalten haben. Hier findet man
die Vorbilder der frei bewegten Tiere zwischen ornamental
umgebildeten Pflanzenformen, und noch in den italienischen
Geweben lassen sich ohne Schwierigkeit hie und da rein
chinesische Fabeltiere erkennen. Der zweite Teil der Aus-
stellung zeigt das sogenannte Granatapfelmuster in seinen
verschiedenen Formen und Abwandlungen. Die naive Bild,
freudigkeit der Gotik und Frührenaissance ist überwunden.
Um die Mitte des 15 Jahrhunderts setzt der neue Stil ein,
und zu Anfang des 16. Jahrhunderts behauptet das groß-
zügige Ornament, das dem Geiste der Hochrenaissance
entspricht, das Feld. Ein piachtvolles venezianisches Se-

natorengewand aus rotem Seidendamast, das die Bilder
Tintorettos lebendig werden läßt, zeigt die Vollendung des
neuen Stils und bildet den würdigen Mittelpunkt dieser
zweiten Abteilung der inhaltsreichen Ausstellung.

X Beim Aufmarsch der Berliner Friedrichs-Ausstel-
lungen war das Märkische Museum das erste auf
dem Plan. Es hat aus seinen reichen Beständen an gra-
phischen Darstellungen Friedrichs des Großen selbst und
von Ereignissen seines Lebens eine Ausstellung der besten
Blätter veranstaltet, die einen interessanten Uberblick über
die Porträtkunst gibt, deren Objekt der König war. Sie
beginnt mit Stichen des kleinen und erwachsenden Kron-
prinzen, an der Spitze neben dem bekannten (dem Ende
des achtzehnten Jahrhunderts angehörigen) Cunegoschen
Stich nach Pesnes Gemälde Friedrichs des Kleinen mit
seiner Schwester zwei entzückende Bildnisse des Zwei-
jährigen von Joach. Martin Falbe. Wichtig ist dann der
Typus des jungen Königs, den Antoine Pesne schuf. Nach
seinen Porträts Friedrichs sind zahllose Blätter entstanden,
von denen eine große Reihe ausliegen, darunter Stiche von
G. F. Schmidt, von seinem Lehrer Busch, von Schleuen
usw. Um 1760 begegnet das erste Blatt von Chodowiecki
(Friedrich zu Pferde, 1758), daneben die Stiche von Glas-
bach. Bis gleich nach dem Siebenjährigen Kriege, da der
früh Gealterte bereits die charakteristischste Erscheinung des
»Alten Fritz« annimmt, hat der Typus Chodowiecki alles
beherrscht. Das berühmte Blatt der Parade mit der bereits
eingesunkenen Gestalt des Königs zu Pferde mit Dreimaster
und Stock (1777) ist unzählige Male nachgebildet und be-
nutzt worden. Von ihm stammt ja auch Rauchs Berliner
Denkmal ab. Zahlreiche Proben illustrieren den unüber-
sehbaren Einfluß dieser Schilderung. In den letzten Lebens-
jahren Friedrichs kommt dann noch der Typus hinzu, den
Graft, Cunningham, Frisch und Franke bildeten, die im
Gegensatz zu Chodowieckis volkstümlicher Auffassung das
Antlitz des Königs mehr nach der historischen Bedeutung
seiner Persönlichkeit festzuhalten suchten. Das führt
dann zu den fesselnden Darstellungen des ganz alten, des
kranken und des sterbenden Königs, denen sich als Er-
gänzung eine Anzahl merkwürdiger Blätter anfügen, die
Friedrichs Ankunft und Aufenthalt im Jenseits — »Fried-
rich der Große im Elysium« ist der stets wiederkehrende
Titel — schildern oder eine Apotheose des der Erde ent-
rückten Helden geben. Weiter findet man historische
Szenen, namentlich Kriegsschilderungen, zum Teil noch
von völlig barockem Oeschmack, mannigfache Allegorien
auf die Friedensschlüsse, vor allem auf den Frieden von
Hubertusburg, auf die Teilung Polens (»Le gatau des
rois«), auf Friedrichs Rechtspflege. Sodann eine große
Anzahl zeitgenössischer Anekdotenbilder mit erklärendem
Text und allerlei Kuriosa, wie Silhouetten, Vexierbilder,
gestochene Porträts des Königs für Tabakpakete Berliner
Firmen (mehrere mit der drolligen Umschrift »Feiner alter
Knaster«). Schließlich eine Auswahl ausländischer Porträts:
österreichische, französische, englische, holländische, italie-
nische und selbst russische Stiche.

Bei Fritz Ourlitt in Berlin war das große »Musikanten-
bild« von Hans Thoma aus dem Jahre 1887 ausgestellt,
das er ursprünglich auf die Wand eines Cafds in Frank-
furt a. M. gemalt hatte. Bei dem Abbruch des Hauses ist
es den Bauunternehmern gelungen, das Werk abzulösen
und, wie man es in Italien vielfach erreicht hat, die
Farbenteile auf Leinwand zu übertragen.

Dem Verein Berliner Künstler ist die ministerielle
Genehmigung erteilt worden, auf der Großen Berliner
Kunstausstellung eine Lotterie von Kunstwerken zu
veranstalten. Als besonders reizvolle Gewinne gelangen
 
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