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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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249

Denkmalpflege — Wettbewerbe — Funde — Ausstellungen

250

Der Hauptausschuß der Allgemeinen Deutschen
Kunstgenossenschaft, der bisher in München seinen
Sitz hatte, wird für die nächsten sechs Jahre nach Berlin
übergehen. Aus der Hauptvorstandswahl gingen hervor:
als erster Vorsitzender Bildhauer Prof. Ludwig Monzel,
zweiter Vorsitzender Maler William Pape, als erster Schrift-
führer Maler Prof. Karl Langhammer, als zweiter Schrift-
führer Maler Adolf Schlabitz, als Kassenwart Architekt
Prof. F. Schwenke. Da diese nicht auch zugleich Ausschuß-
mitglieder des Ortsvereins sein dürfen, der am Sitze des
Hauptausschusses besteht, so mußte eine besondere Neu-
wahl des Vorstandes des Berliner Ortsvereins folgen.
Hier wurde zum ersten Vorsitzenden Prof. Otto H. Engel
ausersehen. Zweiter Vorsitzender wurde Maler Otto Marcus,
erster Schriftführer Bildhauer Paul Oesten, zweiter Schrift-
führer Frau Münchhausen-Gabriola, Kassenwart Architekt
Prof. Dr. Wilhelm Cremer.

DENKMALPFLEGE

Der mit einem Kpstenaufwande von 860000 Mark
wiederhergestellte Perlach-Turm, eines der Wahrzeichen
Augsburgs, wird jetzt auch die Fresken erhalten, die er
ursprünglich getragen hat. Maler Brandes in Augsburg
wird sie nach alten Bildern wieder herstellen und so hofft
man das Werk des Elias Holl, des Schöpfers des Augs-
burger Rathauses, in altem Olanze zu erhalten.

WETTBEWERBE

Für ein neues Warenhaus der Firma A. Wertheim
in Berlin wird ein engerer Wettbewerb ausgeschrieben.
Das Haus soll auf dem Eckgrundstück Prinzenstraße und
Oranienstraße errichtet werden. Die Bewerbungen sind
bis Ende Februar einzureichen. Das Preisgericht wird sich
bis Mitte März entscheiden.

FUNDE

In der schönen alten Kirche zu Lippoltshausen,

Parochie Miershausen bei Hann. Münden, wurden gelegent-
lich der unter der Leitung des Architekten Sasse aus Han-
nover ausgeführten Wiederherstellungsarbeiten schöne
Wandgemälde, die 1494 signiert sind, entdeckt und dank
dem Eingreifen des Malers Bücker aus Hannover und des
Pastors der Kirche, Lic. Sütkemann, vollkommen bloßge-
legt. Es sind ungemein kräftige, realistische Darstellungen
aus dem neuen Testament.

AUSSTELLUNGEN

Leipziger Jahresausstellung 1912. Der Verein
»Leipziger Jahresausstellung« eröffnet eine Ausstellung für
Aquarell, Pastell, Zeichnung und Kleinplastik im städtischen
Handelshof am 6. April, die bis Ende Juni dauern wird
und einige sehr interessante Sonderausstellungen, u. a. zahl-
reiche Studien von Max Klinger enthalten soll. Eine große
Anzahl deutscher und ausländischer Künstler haben ihre
Mitwirkung bereits zugesagt, so daß das Unternehmen
erfolgreich zu werden verspricht, umsomehr als die Jury,
durch Juroren aus den größten Kunstzentren Deutschlands
verstärkt, eine unparteiische und gute Auswahl des Ge-
botenen gewährleistet.

Im Leipziger Buchgewerbemuseum werden vom
14- Februar bis 17. März Karikaturen und Buchillustrationen
des englischen Zeichners und Karikaturisten Thomas
Rowlandson (1756—1827) ausgestellt werden.

Der Kunstverein München veranstaltet in diesem
Frühjahr zusammen mit dem dortigen Museumsverein eine
große Miniaturenausstellung, sie wird in erster Linie
Porträtminiaturen aus süddeutschem Privatbesitz vereinigen.

Eine allzu strenge zeitliche Begrenzung der Entstehungs-
zeit oder eine Festlegung auf bestimmte Meister soll ver-
mieden werden, dagegen wird der Grundsatz festgehalten,
nur künstlerisch hervorragende Stücke zu bringen. Über
die Annahme entscheidet eine Sachverständigenkommission,
an deren Spitze der Direktor des Münchener National-
museums, Dr. Stegmann, ferner Dr. E. Bassermann-Jordan,
Dr. Hans Buchheit und der Maler Jeannerat stehen.

Ausstellung österreichischer Kunstgewerbe 1911
bis 1912 im k. k. österreichischen Museum für Kunst
und Industrie in Wien. Die diesjährige Ausstellung
hat für das österreichische Kunstgewerbe und für die
Stellung des Staates dazu eine einschneidende und pro-
grammatische Bedeutung. Während die früheren Aus-
stellungen mehr oder weniger den Charakter einer durch
den Zufall des Angebotes zusammengekommenen Weih-
nachtsmesse trugen, hat die diesjährige Ausstellnng eine
eindeutige Tendenz; und das kommt daher, daß sie zum
erstenmal gänzlich im Einvernehmen mit der Kunstge-
werbeschule des Museums veranstaltet wurde und fast ganz
einheitlich ein Ausdruck dessen ist, was diese Schule will.
Das zweite wichtige Ergebnis ist die Tatsache, daß die
Bestrebungen der Hauptmeister dieser Schule, eines Roller,
Hoffmann, Moser, Leffler u. a. nicht mehr so ganz isoliert
und exklusiv dastehen, daß es nicht mehr nur die von
Hoffmann und Moser geleitete »Wiener Werkstätte« ist,
die kunstgewerbliche Gegenstände in diesem Sinne pro-
duziert, sondern daß eine ähnlich geartete Produktion heute
bereits in Wien durch die zahlreichen ehemaligen Schüler
der Kunstgewerbeschule auf einer viel breiteren Grundlage
ruht; jetzt endlich zeigen sich die Früchte einer jahrelangen,
scheinbar fruchtlosen Tätigkeit der Meister. Das erfreulichste
endlich ist, daß allmählich auch das Publikum, wenigstens
ein Teil desselben, dazu erzogen worden ist, solche Gegen-
stände zu kaufen. Die »Wiener Werkstätte« hatte bis vor
kurzem noch ihre Hauptabsatzgebiete nicht in Österreich,
sondern in Deutschland, Frankreich und Amerika. Wenn die
exklusive »Werkstätte« freilich auch heute noch nicht von
ihrem Absätze in Wien leben könnte, so zeigen doch die
sehr zahlreichen Verkäufe in der Ausstellung, daß wenig-
stens diese, ins »Populärere« umgesetzte Richtung auf Ab-
nehmer in Wien rechnen kann. Daß dem so ist, beweist
auch die Tatsache, daß fast alle, selbst die konservativsten,
großen Firmen sich der »neuen Richtung« nicht mehr ver-
schließen können und immer mehr Objekte nach Entwürfen
moderner Kunstgewerbler herstellen müssen.

Eines scheint noch für das österreichische Kunstgewerbe
charakteristisch, wodurch es sich von den meisten analogen
Unternehmungen in Deutschland z. B. unterscheidet: die
gänzlich verschieden orientierte volkswirtschaftliche Tendenz.
Während in Deutschland die Bestrebungen darauf abzielen,
möglichst gute Mittelware künstlerisch herzustellen, ist das
Wiener Kunstgewerbe eine ausgesprochene Luxuskunst mit
hauptsächlich angestrebtem Qualitätscharakter.

Die räumliche Disposition und Ausgestaltung der Aus-
stellung lag in den Händen eines jungen Architekten, des
Lehrers an der Kunstgewerbeschule Karl Witzmann. Er
ist Hoffmannschüler. Er hat seine bei der unglücklichen
Bauweise des Museums recht schwierige Aufgabe glänzend
erledigt, indem er bei möglichster Ausnutzung des Platzes
eine klare und übersichtliche Anordnung schuf. Auch jene
allgemeinen Räume, die nicht Interieurs einzelner Künstler
enthalten, hat er in einer durchaus vornehmen, einfachen
Weise ausgestaltet. Weiß, grau und schwarz sind die
vorwiegenden Farben. Originell ist die Bedeckung des
Hauptraumes mit einem kaskadenartig herabfallenden Zelt-
dach-Velum.
 
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