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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Persische Miniaturen
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Verschiedenes / Inserate
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467

Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege

468

Nimbus und Glorienschein dekoriert, die man von den
Heiligen der byzantinischen Kunst entlehnt hat. Im Laufe
der Zeit wurde diese eingeborene Kunst immer mehr
verfeinert, bis sie unter den ersten Safaviden im 15. und
16. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte, als jene wunder-
vollen seidenen Tierteppiche und jene blumengeschmückten
Töpfereien mit glänzenden Farben und feinem Lüster
hergestellt wurden. In diesen Tagen des Friedens und des
Reichtums erinnerte sich Persien seiner großen Vergangen-
heit in Literatur, Kunst und als kriegerisches Land, und
der allgemeine Stolz und der Optimismus der Zeit spiegelt
sich in den Miniaturen wider, deren glänzende Zeichnung
gegen die Nüchternheit der gleichzeitigen chinesischen
Malerei stark kontrastiert. Hier finden wir Szenen aus
dem Leben einer Nation, die ein gefälliges Leben im Frieden
und in hoher Kultur führt: Liebesszenen in blumenreichen
Gärten, Dichter, die vor den Hofleuten ihre Poeme vor-
lesen, mit Wein und Musik ergötzte Fürsten, Philosophen
in der Wüste, Ballspiele und Polo Wettspiele, alles mit
reichen Zutaten dargestellt, die Wände aus farbigen Ziegeln,
mit prächtig gemusterten Teppichen, goldglänzenden Trach-
ten, das Ganze mit dem vollen Eindruck eines großartigen
Luxus. Selbst die Schlachtszenen in ihren glänzenden
Farben und blauem Himmel scheinen nicht grausam. Noch
findet man Ausgeburten einer Religion, die ihre Gläubigen
durch schreckhafte Dämonen und durch phantastische und
groteske Monstren zur Tugend zwingen will: hier liegt
der größte Unterschied zwischen persischer und chinesischer
Malerei, denn in der letzteren geben die häufigen Dar-
stellungen grausamer und wütender Gottheiten der ganzen
Art der Tempelmalerei einen schrecklichen und düsteren
Charakter. Und wie die Kunst der beiden Nationen im
dargestellten Gegenstand differiert, so tut sie es auch in
der Technik; während der Chinese in Tempera malt, wo-
durch natürlich ein dunkler Ton hervorgebracht wird und
zwar auf eine leicht braune Leinewand, gebraucht der
Perser leuchtende und glänzende Gouachefarben, wodurch
er fast ebenso brillante Wirkungen hervorbringt, wie sie
die Ölmalerei erreicht. In chinesischen Gemälden spielt
der glatte Ton des Hintergrunds, auf dem sich die Kom-
position abhebt, eine wichtige Rolle im allgemeinen Effekt,
während in der persischen Malerei der Hintergrund über
und über mit ausgearbeiteter Dekoration bedeckt ist, im
Gegensatz zu dieser erscheinen die Hauptfiguren wie
verhältnismäßig kleine, ausgesparte Räume. Den glei-
chen Unterschied finden wir auch zwischen persischen
und chinesischen Teppichen. Bei den ersteren ist der
Grund vollständig mit glänzend kolorierter Dekoration
erfüllt, während bei den letzteren wenige wichtige Mo-
tive auf einem ausschließlich bräunlichen Hintergrund er-
scheinen.

Die Miniaturkunst beginnt im 17. Jahrhundert in Per-
sien von ihrer Giöße herabzusteigen, obwohl im Beginn
dieser Periode noch ein so bedeutender Künstler, wie Riza
Abbasi, zu finden ist. Er machte von der breiteren und
mehr persönlichen Technik Gebrauch, die damals da auf-
kam, wo breite, kompliziert und glänzend kolorierte Kom-
positionen durch Außenlinienzeichnungen in grauer Mono-
chromie ersetzt wurden, wobei meistens Einzelfiguren mit
der Absicht, ein strenges Porträt zu geben, dargestellt
wurden. Mit dieser Hinneigung zum Individualismus
kommt die persische Kunst der europäischen näher, und
das ist auch ein Grund, warum Riza Abbasi von europä-
ischen Sammlern so gut verstanden wird; aber dadurch
verliert die persische Kunst das meiste von ihrem originalen
asiatischen Charakter nach einer kurzen Kompromißperiode.
Riza Abbasi lebte am Hofe des Schah Abbas des Großen
und war ebenso berühmt als Kalligraph wie als Maler.

Seine Porträts zeigen die große Tradition, die hinter ihm
steht, und eine vollständige Meisterschaft über die tech-
nische Form. M,

NEKROLOGE

In Freiburg i. Br. ist der Bildhauer Julius Seitz ge-
storben, er ist der Schöpfer vieler geschichtlicher, öffent-
licher und kirchlicher Denkmäler in Freiburg, Baden-Baden,
Heidelberg, des Kopernikus-Denkmals in Frauenberg usw.

PERSONALIEN

Auszeichnung sächsischer Künstler. Der Professor
an der Dresdner Akademie Robert Diez erhielt den Titel
eines Geheimen Rats, der Maler Walther Wetting den Hof-
ratstitel, Architekt Höhrath und der Lehrer an der Akademie
für graphische Künste in Leipzig Alexander Naumann den
Titel eines Professors; der Architekt Professor Martin
Dülfer den Titel Geheimer Hofrat.

Dem Maler Philipp von Laszlo, der kürzlich, wie
wir berichteten, unter dem Namen Philipp Laszlo von
Lombosy nobilitiert worden ist, ist eine neue Ehrung zu
Teil geworden. Auf der internationalen Kunstausstellung
in Amsterdam ist ihm für seine dort ausgestellten Werke
das Diplom d'Honneur von der Jury zuerteilt worden.

DENKMALPFLEGE

Um über den Zustand der Heidelberger Schloßruine

und die angeblichen Bewegungen des Mauerwerks, die
schließlich zu einem Zusammensturz führen müßten, Klarheit
zu gewinnen, hat die Badische Regierung Geh. Reg.-Rat
Prof. Hirschwald, Direktor des Mineralogisch-Geologischen
Instituts der Technischen Hochschule zu Charlottenburg,
mit einer eingehenden Untersuchung des Baugesteines
beauftragt. Prof. Hirschwald führt den weit vorgeschrittenen
Verfall des Gesteins, der nicht mehr aufzuhalten sei, in
den »Bautechnischen Gesteinsuntersuchungen« auf zwei
Ursachen zurück: auf die natürliche Ursache der Verwitterung
durch physikalische und chemische Einflüsse, die die beider-
seits schutzlose Mauer treffen, und auf Zermürbung und
Sprengung innerhalb des Gesteins, die sich nur durch Be-
wegungen in der Mauer erklären lassen. Um diese Be-
wegung sicher festzustellen, sind nach Hirschwalds Angaben
drei Vorrichtungen angebracht worden. Im Keller des
Otto Heinrich-Baues hat man einen Horizontalpendel zur
Aufzeichnung der Bewegungen aufgestellt, der die Bewe-
gungen der Gesamtmauer verfolgen soll. Weiter sind
noch 14 Einspannröhrchen zwischen sechs Fenstern des
Obergeschosses angebracht, die Verschiebungen selbst auf-
zeichnen. Endlich ist an der Außenseite der Mauer ein
Netz von 137 Standpunkten und an der Rückseite der Pfeiler
beider Frontmauern ein solches von 40 Standpunkten ein-
gelassen, deren Lageänderung von drei Punkten aus durch
Feinmessungen bestimmt werden soll. Über die Wirkungen
dieser drei Einrichtungen, die seit einem halben Jahr in
Gebrauch sind, läßt sich aber erst nach mindestens ein-
jähriger Beobachtungszeit ein Urteil gewinnen. Das Hori-
zontalpendel hat allerdings schon jetzt die Beobachtung
täglicher Ausweichungen des Pfeilers am Aufhängungspunkt
des Pendels ermöglicht, die von der Bestrahlung der Sonne
herrühren. Selbst wenn die stärkste Bestrahlung aufgehört
hat, ergeben sich dauernde Verschiebungen, bald nach
Osten, bald nach Westen, so daß das Mauerwerk nie in
seine ursprüngliche Lage mehr zurückkehrt. Weiter hat
das Pendel auch Schwingungen der Pfeiler, durch den
Wind hervorgerufen, verzeichnet. Das Erdbeben vom
16. November vorigen Jahres hat nur deshalb der Ruine
 
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