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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Internationale Ausstellung für religiöse Kunst Brüssel 1912
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0261

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Nekrologe — Denkmäler

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teilung muß sich der Besucher trösten, denn der
übrige »internationale« Teil der Ausstellung ist ebenso
flüchtig gesammelt als aufgestellt. In der Eile hat
man Wilsons bekannte »ewige Lampe« in zwei Teilen
und in zwei verschiedenen Sälen untergebracht, seine
»Grabplatte« an die Wand gehängt, so daß die Engel
seltsame Kapriolen zu machen scheinen. Dazwischen
hängen Wilsons köstliche Gouachestudien zu Kirchen-
interieurs, die aber Julius Hoffmann schon längst in
den »Modernen Bauformen« publiziert hat. Holidays
»farbige Reliefs« bedurften eigentlich nicht der Wieder-
ausstellung. Man hat wohl selbst die Lückenhaftigkeit
dieser englischen Abteilung gespürt, in der nicht ein-
mal Bentleys Westminsterkathedrale würdig repräsen-
tiert ist. Darum hing man schließlich als Lücken-
büßer ein paar Photographien nach Burne Jones auf
die Rampe.

Frankreich, das durch Avenards feinsinnige Leitung
in Düsseldorf so glänzend abgeschnitten hatte, würde
hier kaum der Beachtung wert sein, wenn nicht ein
paar gute alte Maurice Denis und ein etwas krasser,
gegeißelter Christus von Georges Desvallieres uns
fesselten. Das retrospektive Kabinett, in denen Flan-
drins akademisch nüchterne Entwürfe vorgeführt wer-
den, erregt kaum noch historisches Interesse. Eben-
sowenig die ausgegrabenen Studien des verstorbenen
Dominikaners R. P. Besson (1816—1861).

Die holländische Abteilung ist zwar dem Umfange
nach mehr als bescheiden. Aber die gewaltige Folge
der zwölf Apostel von Toorop, die vortrefflichen
Goldschmiedearbeiten des ausgezeichneten Jan Brom
von Utrecht klingen als helles Signal in diese sonst
so müde Umgebung.

Dagegen zeigt wenigstens die deutsche Abteilung
eine ordnende Hand, das Streben, belehrend und
einigermaßen umfassend zu sein, kurz, jenen syste-
matischen Geist, durch den zumeist Deutschland auf
auswärtigen Ausstellungen sich Erfolge sichert. Ganz
ohne Unordnung geht es ja auch hier nicht ab. Wenn
Strathmanns Marienbild als hl. Sebastian im Katalog
verzeichnet wird und wenn Theodor Fischers Ulmer
und Stuttgarter Kirche umgetauscht werden, so darf
man darin wohl nur Sünden des Katalogredakteurs
erblicken. In der deutschen Abteilung ist auch aus-
reichend die Architektur berücksichtigt, von den
wichtigsten neuem Kirchen von Theodor Fischer,
Elsässer, Fritz Schumacher, Peter Behrens, O. O. Kurz-
München Modelle oder photographische Abbildungen
gegeben. Hudlers »Cruzifixus« und »Ecce Homo«
sind hier eingereiht, als so ziemlich die einzigen guten
kirchlichen Plastiken auf dieser Ausstellung. Dabei
besitzt Belgien in dem genialen Minne einen religiösen
Bildhauer ersten Ranges. Aber man ließ ihn sein
Oeuvre im Kölner Sonderbund statt in Brüssel aus-
stellen. Dafür bietet man von Victor Rousseau ein
paar modernisierende Salonheilige. Das deutsche
kirchliche Kunsthandwerk ist etwas spärlich vertreten.
Ernst Riegels vornehme Silberschmiedearbeiten und
Ernst Petersens schlicht sachliche Vasa sacra treten
hervor.

Von Gemälden erscheinen zum ersten Male auf

einer christlichen Ausstellung Uhdes »Flucht nach
Ägypten«, Liebermanns »Barmherziger Samariter« und
sein »Moses mit der ehernen Schlange«, Weinzheimers
pathetische Kohlenzeichnung vom Martyrium des hl.
Sebastian. Dazu einige gute Radierungen und Holz-
schnittfarbendrucke und ein Glasfenster von Thorn-
Prikker, der sich als rastloser Sucher wieder in neuer
Form zeigt.

Die glanzvolle Entwicklung der österreichischen
kirchlichen Kunst wird kurzerhand mit den bekannten
Glasfensterkartons von Koloman Moser und den etwas
bunten Entwürfen von Jos. Mehover abgetan.

Was die Ausstellung eigentlich hätte bieten können
und müssen, verwirklicht im Grund genommen nur
der Saal, in dem Kloster Beuron Bildentwürfe, Para-
mente und Altargeräte ausstellt, natürlich in der ge-
wohnten feinen und strengen Qualität. Das ist
kirchliche Kunst im besten Sinne des Wortes. Möchte
bald einmal eine Übersicht über deren internationale
Entwicklung gegeben werden. SCHMID-AA CHEN

NEKROLOGE

Professor Hans Schwaiger, der böhmische Maler,
ist in Prag gestorben. Er war 1854 in Neuhaus (Böhmen)
geboren und studierte an der Wiener Akademie, war auch
Schüler von Makart. Er wurde Professor an der Akademie
Prag, später an der Technischen Hochschule in Brünn.
In seinen Aquarellen behandelte Schwaiger mit Vorliebe
Sagen- und Märchenstoffe.

DENKMÄLER

Das Roser-Denkmal in Marburg. Am 10. Juni
wurde in Marburg ein in künstlerischer Hinsicht sehr
beachtenswertes Denkmal enthüllt. Es ist dem Andenken
des berühmten Chirurgen und einstigen Direktors der
Universitätsklinik zu Marburg Dr. Wilhelm Roser (1850
bis 1888) gewidmet und von dem Leipziger Bildhauer
Professor Max Lange, der sich besonders durch seine
monumentalen Oelehrtenporträts bekannt gemacht hat, ge-
schaffen worden. Die Oesamtanlage besteht aus einer
halbkreisförmigen durchbrochenen Steinwand, deren Mitte
das Granitpostament einnimmt, welches die doppeltlebens-
große Bronzebüste Rosers trägt. Eine starkstilisierte, aus
dem Granit herausgearbeitete Rosengirlande schlingt sich
um den unteren Rand der Büste. Das Ganze bildet an
einer Straßengabelung die einspringende Ecke vor einer
Parkanlage, deren Busch- und Baumwerk durch und über
die durchbrochene Mauer schaut und den Einklang zwischen
Natur und Kunstwerk herstellt. Gegen die Straße steht
die ganze Anlage um eine Stufe erhöht. Etwas von antiker
Wucht hat der charaktervolle, groß und stark gefügte Ge-
lehrtenkopf, mit dem mächtigen Vollbarte, der hohen Stirn,
dem tiefen, weiten Blicke. In großen Flächen hat der
Künstler dieses Haupt gearbeitet und bei aller Monumen-
talität die Ähnlichkeit zu wahren gewußt. Es ist in dieser
fein erwogenen, im Ganzen wie im Einzelnen wohl durch-
gebildeten erweiterten Hermenanlage eine außerordentlich
stimmungsvolle Verwirklichung der Idee eines Gelehrten-
denkmals geschaffen worden. Becker.

Ein Denkmal für Martin Greif soll in Kufstein
errichtet werden. Die Anregung dazu geht von Öster-
reich aus.
 
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