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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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559

Literatur

560

in der »National Portait Gallery« und im South Kensing-
ton Museum. Andere Aufsätze in dem betreffenden Bande
führen die Titel: »Die Maler Londons im Mittelalter«,
»Englische, figürliche Plastik im Mittelalter«, »Reynolds erstes
Porträt des Admirals Keppell« und »Turners Bild der Insel
Wight«. Den Namen 'Walpole Gesellschaft« legte sich
letztere in Erinnerung an den berühmten Schriftsteller und
Kunstsammler Horace Walpole (1717-1709) bei, der in seinem
Schlosse Strawberry Hill bei Twickenham die kostbarsten
Sammlungen von Kunstwerken, Antiquitäten, Büchern usw.
angelegt hatte. Alle im Besitz seiner Familie in Houghton
in Norfolk vereinigten Kollektionen erwarb später die
Kaiserin Katharina II. o. v. Schleinitz.

LITERATUR

Otto von Schleinitz, London (Berühmte Kunststätten
Band 59). XI und 294 Seiten, mit 205 Abbildungen.
Leipzig, E. A. Seemann, 1912. M. 4.—.

Der verdienstvolle Verfasser der Schilderung von Trier
unter den Berühmten Kunststätten (Band 48) bietet in dem
vorliegenden Bande eine auf nicht minder gediegenen Stu-
dien beruhende Arbeit, die als glückliche Lösung einer
in hohem Grade schwierigen Aufgabe bezeichnet werden
kann. In verhältnismäßig engem Rahmen ist hier ein
möglichst vollständiges Gesamtbild der künstlerischen Ent-
wickelung Londons geboten, die sich bekanntlich über
zweitausend Jahre erstreckt, beginnend mit der altkeltischen
und britisch-römischen Kultur und endend mit der modernen
Zeit. Gewiß hat die langjährige Vertrautheit des Ver-
fassers mit dem Londoner Kunstleben und seine eingehende
literarische Beschäftigung mit demselben ihn mehr als
irgend einen anderen befähigt, von den Kunstwerken der
Hauptstadt des britischen Weltreichs zusammenfassend zu
handeln. Darum soll dieses Handbuch besonders denen
angelegentlich empfohlen sein, die London als Touristen
besucht haben oder zu besuchen vorhaben, und wir dürfen
hinzusetzen, daß auch solche, die London wohl zu kennen
meinen, in diesem Handbuche vielfache Anregung und
Belehrung finden werden. Die zahlreichen, vortrefflichen,
mit großem Geschick ausgewählten Abbildungen, tragen
wesentlich dazu bei, das eigenartige Gepräge der über die
Stadt verstreuten Monumente zu voller Geltung zu bringen.

Es kann natürlich davon nicht die Rede sein, daß die
Benutzung des »London« als Kunststätte solche bewährte
praktische Führer wie Baedekers Handbuch überflüssig
mache, in dem die Kunstwerke Londons nicht minder aus-
führlich behandelt werden. In dem »London« als Kunst-
stätte sind natürlich die Gesichtspunkte, die in den »Führern«
maßgebend sein müssen, beiseite gesetzt. Wer an dem
Ariadnefaden, den dieselben bieten, über London sich
orientiert, wird als Resultat seiner Tagewerke immer nur
ein kaleidoskopisches Bild sich verschaffen, in dem der
Genuß der Kunstwerke von zahllosen andersartigen Ein-
drücken durchkreuzt wird; und diese sind gerade in Lon-
don so mächtig, daß sie vorwalten und selbst die erste
Stelle behaupten. Daher wird für solche Besucher Londons,
die die Kunstschätze der Stadt in sich aufnehmen wollen,
das von Freiherrn von Schleinitz verfaßte Handbuch be-
sonders wertvoll sein, weil sie hier die zeitlich zusammen-
gehörigen Monumente, sowohl der Architektur als der
Skulptur und Malerei, chronologisch geordnet und in ihrer
Wechselbeziehung behandelt finden.

In Anbetracht der Tatsache, daß London eine moderne
Stadt im eminenten Sinne des Wortes ist, hat der Ver-
fasser dem abschließenden Kapitel des Handbuches be-
sondere Sorgfalt zugewandt und es so reichhaltig gestaltet
wie nur möglich, was gewiß jedem Leser willkommen
sein wird. Die Verlagsbuchhandlung hat offenbar keine

Mühe und Kosten gescheut, um in dem reichen Bildschmuck,
der den Text begleitet, nur vorzügliches zu bieten. Eben-
so ist die Drucklegung eine sorgfältige gewesen und frei
von sinnstörenden Versehen, vielleicht mit der allein-
stehenden Ausnahme der Beschreibung eines Elfenbein-
reliefs (auf S. 98), das gemeiniglich nicht dem vierzehnten,
sondern dem vierten Jahrhundert zugeschrieben wird.

__/■ P. Richter.

Zur Erwiderung C. Riccis (vgl. Kunstchronik Nr. 33,
Spalte 527/28). Auf Herrn Riccis Erwiderung auf meine
Rezension seines Buches »Baukunst und dekorative Skulptur
der Barockzeit in Italien« (Kunstchronik Nr. 30, Sp. 475/7&)
habe ich folgendes zu antworten:

1. Ich habe weder »Privatansichten als gesicherte Tat-
sachen« noch »Resultate noch unveröffentlichter Spezial-
forschungen als allbekannt vorausgesetzt«, sondern nur
einige solcher Irrtümer richtiggestellt, die sich durch die
Lektüre der gedruckten allgemein zugänglichen Quellen und
der neuesten erschienenen Literatur hätten vermeiden lassen.
Es genügt meiner Ansicht nach nicht, so allgemein als
unzuverlässig bekannte Bücher wie Fraschettis »Bernini«
und Serras »Domenichino« als einzige Quellen heranzuziehen
und diesen Autoren dann die Verantwortung der Angaben
in Herrn' Riccis Buche zu überlassen.

2. Was die Frage des Erbauers des Pal. Madama in
Rom betrifft, so verweise ich auf meinen Artikel »Archi-
tektenmärchen«, der im IV. Jahrgang des Kunsthist. Jahrb.
der Zentralkommission (1910, Beiblatt, S. 168 ff.) erschienen
ist. Unabhängig von mir kam der Verfasser des neuesten
Artikels überCigoli, K. Busse, im VI. Bande des Thiemeschen
Künstlerlexikons (1912. S. 591) genau zur gleichen Ansicht
wie ich.

3 Wenn Herr Ricci behauptet, er hätte niemals solche
Dinge geschrieben wie: »Die Fassade von SS. Vincenzo e
Anastasio sei 1600 erbaut — die Kuppel von S. Carlo al
Corso 1612 errichtet — das Tonnengewölbe in derselben
Kirche ebenfalls 1612 stukkiert usw.«, so bleibt mir nichts
anderes übrig als die Unterschriften unter den betreffenden
Bildern abzudrucken:

p. 7.: »Rom, SS. Vincenzo e Anastasio (1600) von
Martino Longhi d. Ä.« (sie! tatsächlich von M. Longhi d. J.)

p. 10: »Rom, S. Carlo al Corso (1612). Kuppel von
P. Berrettini da Cortona«.

p. 63: »Rom, S. Carlo al Corso (1612). Stukkierung
von Giac. Fancelli«. Ich möchte den Benutzer des Buches
sehen, der in solchen Zahlen etwas anderes vermutet als
die Entstehungsdaten der betreffenden Werke!

Oskar Pollak.

Diese Antwort des Herrn Pollak ist die volle Be-
stätigung dessen, was ich geschrieben habe. So muß ich
also noch einmal wiederholen: Niemals habe ich geglaubt
oder geschrieben, daß die Fassade von SS. Vincenzo e
Anastasio vom Jahre 1600 sei; noch daß die Kuppel von
S. Carlo al Corso vom Jahre 1612 sei; noch, daß die Stuck-
arbeiten dieser Kirche vom Jahre 1612 seien. Alle diese
Daten beziehen sich auf die Kirche, keinesfalls aber auf
die speziellen Bauteile, auf welche sie Herr Dr. Pollak be-
ziehen will Gerade die in seiner heutigen Entgegnung
von ihm angeführten Unterschriften sprechen für mich und
gegen seine Deutung. — Wer die Anordnung der Daten
in meinem ganzen Buche, ohne Auslassungen, prüft, wird
den Irrtum erkennen, in dem seltsamerweise Herr Pollak
beharrt.

Was aber seine andern Angaben und Aufsätze betrifft,
an die er erinnert, so erkläre ich gern, daß ich sie an-
nehme . . . con benefizio d'inventario; jedenfalls war nach
Lage der Sache eine so sicher auftretende und entschie-
dene Kritik nicht angebracht. Corrado Ricci.

Inhalt: Wilhelm Bode. — Personalien. — Othmar Brioschi f. — Rousseau-Denkmal; Ludwig Knaus-Grabdenkmal. — Wettbewerbe: Ledigenheim
in Berlin; Michael-Beersche Stiftung; Plakat für Kassel; Strauch-Preis; Realgymnasium in Oranienburg. — Ausstellungen in Neuß, Berlin,
Haarlem, Venedig, Köln, Luzern, London, Paris. — Berliner Nationalgalerie ; Amerikanische Museen; Neutestamentliches Seminar in Berlin ;
Städt. Museum in Bonn. — Vermischtes. — Entdeckung von neuen Grünewalds. — Walpole Gesellschaft. — Schleinitz, London-. — Erwiderungen.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstraße IIa
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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