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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Haendcke, Berthold: Die Stellung der deutschen Maler vom Beginn des 16. Jahrhunderts am Schlusse diese Zeitraums
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0307

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591

Kongresse — Vermischtes

592

den Sebastiano nach Vasari sein Bild gemalt hat, der Cle-
ricus Giovanni Botonti war.

Was die Skulptur betrifft, so enthält das Museum eine
Anzahl von Sarkophagen etruskischer Kunst, die in Civita
Masurna und Norchia bei Viterbo gefunden worden sind.

Unter den Inschriften sind die Mehrzahl antik und
bei den mittelalterlichen ist es interessant, die äußerst
geschickte Fälschung zu prüfen, die der berühmte und
berüchtigte Viterbeser Fälscher Annio da Viterbo Ende
des 15. Jahrhunderts vom Decretum Desiderii regis Lango-
bardorum in lateinischer und iangobardischer Schrift verfer-
tigte. Von Renaissanceskulpturen enthält das Museum wenig.
Es ist unrichtig, dem Andrea della Robbia die Büste des
Giovanni Battista Almadiani zuzuschreiben, während die
Lünette mit der Madonna zwischen zwei Engeln aus der
Fassade von San Giovanni Battista wohl auf den toskanischen
Meister zurückgeht. Einige wertvolle Holzskulpturen aus
den letzten Jahren des 16. Jahrhunderts von Valeriano di
Silvestro da Bagnaia und Ottaviano Vachini zeigen uns,
wie Tüchtiges auch im lokalen Kunstgewerbe geleistet
wurde. Fed. H.

KONGRESSE
In Genf findet der 14. internationale Kongreß für
prähistorische Anthropologie und Archäologie in der

ersten Septemberwoche unter Vorsitz von Prof. E. Pittard
statt. In Verbindung mit dem Kongreß sollen wissen-
schaftliche Ausflüge nach mehreren der prähistorisch
wichtigsten Orte der Schweiz unternommen werden. Wahr-
scheinlich werden auch Ausgrabungen in einer neolithischen
Siedelung am Neufchateler See vorgenommen werden.

VERMISCHTES

Wien. In den letzten Wochen widerhallte die Tages-
presse von einem kommunalen Kunstskandal, dessen Kosten
leider der rührigste und sympathischeste Wiener Kunst-
verband, der »Hagenbund«, zu tragen hat. Seinerzeit
haben wir gemeldet, daß die Gemeinde Wien dem Hagen-
bund den ihm zur Verfügung gestellten Teil der Markthalle
in der Zedlitzgasse gekündigt hat, weil an Stelle der
Markthalle ein neues, vom Deutsch-österreichischen Ge-
werbebunde zu errichtendes Ausstellungsgebäude erbaut
werden soll. Ursprünglich hätte die Halle schon am
15. Mai geräumt werden sollen, die Frist wurde aber

hinausgeschoben, weil der Bau der Industriehalle zunächst
überhaupt fraglich war, dann aber, als der Bau gesichert
war, man nicht daran denken konnte, vor dem nächsten
Frühjahr ihn in Angriff zu nehmen. Nun hat aber der
Bund plötzlich die Aufforderung erhalten, die Halle am
30. August zu räumen, weil der Raum zu einer — Aus-
speisungshalle für die Besucher des Eucharistischen Kon-
gresses hergerichtet werden soll. In den Protesten und
Artikeln, die deswegen in den verschiedenen Blättern ver-
öffentlicht wurden, ist für die Kunstpflege der Gemeinde
Wien nicht viel Schmeichelhaftes zu hören gewesen. Das
Traurigste war die Tatsache, daß die Kampagne gegen den
Hagenbund auf das Betreiben eines Stadtrates zurückgeht,
der auf einem vor mehreren Jahren vom Hagenbund ab-
gehaltenen Festbankett beleidigt worden sein will. Der
Leidtragende bei dieser ganzen unerquicklichen Affäre ist
der Hagenbund, der eben jetzt durch das umsichtige und
zielbewußte Wirken seines Obmannes Maler Dr. Rudolf
Junk im Begriffe war, die in früheren Jahren aufgehäufte
Schuldenlast zu tilgen. Durch die Entziehung des Lokals
ist nun freilich die Existenz des Bundes in Frage gestellt,
was um so bedauerlicher ist, als man in den letzten Jahren
gerade dort die einzigen Ausstellungen zu sehen bekam,
die von künstlerischem Wollen und von Verständnis für
die Entwicklung unserer Kunst von heute zeugten. Wir
wollen wünschen und hoffen, daß es doch ermöglicht
werden wird, daß der Bund auf irgend eine Weise sein
glückliches Wirken für die moderne Kunst wieder auf-
nehmen kann. 0. P.

Zu der Lithographie von Wilhelm Wieger im August-
heft der »Zeitschrift für bildende Kunst« sei ergänzend be-
merkt, daß der Künstler am 2. Mai 1890 geboren wurde.
(Der Vorname war im Heft versehentlich mit Paul ange-
geben.) Seine Studien begann er 1906. Unter anderen
war der jetzt in Hagen lebende Holländer Thorn-Prikker
sein Lehrer. Zuletzt besuchte er in Weimar die Akademie
unter Mackensen. Ein großer Teil seiner Bilder befindet
sich im Privatbesitz in Berlin und im Rheinland. Seine
Kunst lehnt sich mehr an die des 18. Jahrhunderts als an
die heutige an. Das 18. Jahrhundert ist es auch, dem er
mit Vorliebe seine Stoffe entnimmt. So wird im Verlage
von Kiepenheuer in Weimar in Kürze von ihm unter dem
Titel »Weimarische Interieurs aus der Goethezeit« eine
Sammlung von 16 Handzeichnungen erscheinen.

FREDERIK MULLER & CIE., AMSTERDAM

haben in ihren Kunstsälen

Doelenstraat 16-18 — eine

AUSSTELLUNG ALTER GEMÄLDE

eröffnet, die bis Ende September dauern wird.

Für diese Ausstellnng wurden eine Anzahl ausschließlich erstklassiger Bilder
zusammengebracht, wie man sie heutzutage höchst selten im Kunsthandel antrifft.

Spezielle Aufmerksamkeit verdienen die folgenden:

Die berühmte Folge der sieben primitiven Bilder

von Gosw. van der Weyden, aus dem Kloster

von Tongerloo.
Das prachtvolle Porträt von Thomas de Keyser

aus der Sammlung der Marquise de Carcano.
Meisterwerke von Hobbema, Cuyp, Potter, Ruys-

dael, van der Neer.

Sehr wichtige Werke von Jan Steen.
Eins der schönsten und wichtigsten Bilder von
Willem van de Velde, aus der Sammlung Hope.
Schöne primitive Bilder.

Erstklassige Gemälde von Bol, Aert de Gelder,
Dou, Ochtervelt, Wouwerman usw.

Zu einem Besuch dieser Ausstellung ladet höflichst ein FREDERIK MULÜER & CIE.

Inhalt: Berliner Notizen. — Die Stellung der deutschen Maler im 16. Jahrh. Von B. Haendcke. —Personalien. — Bronzestatue Marc Aurels in Rom;

Wandmalereien in Villingen und Ilbenstadt. — Ausgrabungen in Albano und Ostia. — Ausstellungen in Wien und Steinamanger. — Berliner
Kaiser-Friedrich-Museum; Ägypt. Museum in Heidelberg; Klinger-Saal im Leipziger Museum; Sammlung freier Kinderzeichnungen in Leipzig;
Das neue Museum in Viterbo. — 14. Kongreß für prähistor. Anthropologie und Archäologie. — Vermischtes. — Anzeige.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraßella
Dnick von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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