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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0318

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6i 3

Denkmalpflege — Denkmäler —

Ausgrabungen — Ausstellungen

614

An die Technische Hochschule zu Berlin-Char-
lottenburg ist ein neuer etatsmäßiger Professor berufen
worden, Professor Bruno Schulz von der Technischen
Hochschule in Hannover. Professor Schulz wird die Pro-
fessur für antike Baukunst übernehmen, die durch den Tod
des Geh. Reg.-Rates Prof. Dr. Heinrich Strack in diesem
Jahre frei geworden ist.

DENKMALPFLEGE

Auf dem 12. Tag für Denkmalpflege in Halberstadt
muß das interessante Thema »Denkmalhandel und Denkmal-
pflege« fortfallen, da Direktor Professor Dr. Karl Koetschau
wegen Übernahme seiner neuen Stellung am Kaiser
Friedrich-Museum verhindert ist, an der Tagung teilzu-
nehmen. Dafür wird Dombaumeister Knauth-Straßburg
über die Restaurierung der Turmfundamente des Straß-
burger Münsters, Professor Rathgen-Berlin über die neuesten
Ergebnisse seiner Versuche mit Steinschutzmitteln sprechen.
Der Halberstädter Stadtbaurat Sinning und Professor Emil
Högg in Dresden werden überdies eine Ausstellung von
Aufnahmen und Abbildungen alter Wohnhäuser veranstalten,
um den Vortrag über moderne Ladeneinrichtungen zu
illustrieren.

In den »Hamburger Nachrichten« Nr. 356 wird Klage
geführt, daß es allen Bemühungen nicht gelingen zu wollen
scheint, die dem Einsturz nahe Kapelle zu Grambeck
bei Mölln vor dem Untergang zu retten. Am Geldmangel
liegt es nicht, und die sachlichen Schwierigkeiten sind nicht
groß; denn die kleine Kapelle ist ein Fachwerkbau, der
sich ohne namhafte Umstände instandsetzen ließe. »Es
ist ein Hohn auf unsere mit so viel Anspruch auf Lob und
auf Anerkennung auftretende Heimatschutzbewegung, daß
sich für das bescheidene Gebäude kein Sinn rührt und die
Agitation vollständig versagt — aber auch für gewisse
Zustände innerhalb unserer Denkmalpflege ist die Sache
höchst charakteristisch; auch sie versagt, ob willig, ob
unwillig, gänzlich.« Es handelt sich vielleicht um den
ältesten überhaupt vorhandenen kirchlichen Fachwerkbau
Norddeutschlands. Er ist nicht bestimmt datierbar, muß
aber in die frühere gotische Zeit zurückgehen, worauf Teile
der sehr altertümlichen Ausstattung deuten. An ihm selber
ist sowohl die Holz- als die Steinkonstruktion und die Be-
handlung des Dachwerks von Bedeutsamkeit. — Ebenda
finden wir Nachricht (Nr. 354) über die Herstellung des
Büsumer Altars von 1712. Diese ist deshalb beachtens-
wert, weil sie einem Werke gegolten hat, das »aus der
bösesten Zeit nicht des Willens, aber des Könnens der
bildenden Kunst dieser Lande stammt«. Der Altar war
nicht gut berüchtigt wegen der großen Ungeschicklichkeit,
zu der, nach vielhundertjähriger Übung und häufiger An-
näherung an die Höhen der Vollendung, das Können in
der Behandlung des Figürlichen um 1700 heruntergesunken
war. Bei dem einfarbigen Anstrich, der das Werk deckte,
stellte sich die Häßlichkeit des Figürlichen desto heftiger
vor die Augen. Von der Herstellung erhoffte man höchstens
eine Besserung des Unbefriedigenden; nun stellt sich, im
Glänze und der Pracht der ursprünglichen, vom besten
und treuesten Staffiermaler des Landes hergestellten Be-
malung und Vergoldung strahlend, das Werk in über-
raschender Wirkung dar. Das Figürliche tritt in seinen
Schwächen so weit zurück, daß die Unschönheiten wieder
erträglich werden; die ornamentalen und allgemeinen Vor-
züge des Aufbaues heben sich so schön hervor, daß man
den Wert des Alten fühlt: dergleichen ist für das originale
Streben unserer Zeit doch unerreichbar. — Im Behälter des
Altars sind von den Reliquien bescheidene Reste gefunden,
beigesetzt in einem kleinen Kruge. Dies ist für diese

Gegenden etwas Neues; bislang sind nur Bleikästchen ge-
funden. Übrigens fehlten alle Beigaben der Reliquie;
auch ist die Urne zerbrochen, des oberen Teils verlustig.
Man wird, obwohl das Sepulcrum ganz unberührt schien,
kaum anzunehmen haben, daß sie schon zerbrochen ge-
wesen sei, als man sie beisetzte.

DENKMÄLER
Christomanos-Denkmal am Rosengarten. Die

Arbeiten am Christomanos-Denkmal am Karerpaß sind im
vollen Gange. Die größte Schwierigkeit verursachte der
Transport der einzelnen bis zu 800 kg wiegenden Teile
der großen Granitbank vom Paß zum Denkmalsplatz. Der
Schöpfer des zweieinhalb Meter hohen bronzenen Adlers,
Bildhauer Willy Zügel-München, wird die Aufstellung
seines Werkes selbst leiten.

AUSGRABUNGEN
Rom. Ausgrabungen in den Caracallathermen.

Auf Anregung Prof. Rodolfo Lanciaiiis, der die Oberleitung
der Regulierungsarbeiten für die Passeggiata archeologica
hat, zu welcher auch die Caracallathermen gehören, sind
seit einem Jahr große Ausgrabungen in diesem ausgedehn-
testen Ruinenkomplexe Roms unternommen worden, und
die Ergebnisse der Forschungen sind über alle Erwartungen
wichtig. Nicht nur hat man zwei schöne archaische Hermen
eines Apollo und eines indischen Bacchus unversehrt ge-
funden, sondern auch die Fragmente einer kostbaren Aphro-
ditestatue praxitelischen Stils. Die Ausgrabungen, die Dr.
A. Valle leitete, um das großartige Schleusensystem der
Thermen zu erforschen, haben zu einer ganz unvermuteten
Entdeckung geführt. Man stieß im nördlichen Teil der
Ruinen auf eine Treppe, die zu verschiedenen unterirdischen
Räumen führt, in welchen man mit Leichtigkeit das größte
Mytreum Roms erkannte. Aus verschiedenen Vorräumen
und einer Art von kleiner dreischiffiger Basilika bestehend,
enthält das Heiligtum des asiatischen Gottes, zu dessen
Kultus sich so viele in Rom seit den ersten Zeiten des
Kaiserreichs bekannten, nicht nur Fragmente der gewöhn-
lichen stieropfernden Statue des Gottes, sondern auch Altäre
mit der symbolischen Schlange und Freskenfragmente. Die
weiteren Ausgrabungen haben zur Auffindung anderer
großer unterirdischer Räume geführt, von denen einige
Säle bis 40 Meter lang und 20 Meter breit sind, so daß
wohl die Annahme richtig ist, daß sie zum Aufenthalt der
Thermenbesucher bestimmt waren. Leider sind sie allen
Schmuckes systematisch beraubt worden und die Forscher
stießen auf eine Gruppe von neun Skeletten von Räubern,
die durch den Einsturz eines Gewölbes getötet wurden,
während sie damit beschäftigt waren, dessen Täfelung ab-
zureißen. Vom mannigfaltigen Leben, das sich während
des Mittelalters in diesen unterirdischen Sälen abspielte,
geben einem noch eine Mühle und ein zum Weinkeltern
eingerichteter Raum ein klares Zeugnis. red. H.

AUSSTELLUNGEN

Im Berliner Kunstgewerbe-Museum ist die Ausstellung
»Alte und neue Gartenkunst«, veranstaltet von der
Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst, Gruppe Branden-
burg, eröffnet worden. Den Lichthof füllen Pläne, Modelle
und Abbildungen privater und öffentlicher Gartenanlagen
von heutigen deutschen Gartenkünstlern und Behörden. Die
Bibliothek des Kunstgewerbemuseums und Privatsammler
haben eine reichhaltige Auswahl älterer Werke und Einzel-
blätter überdieGartenkunstder letzten Jahrhunderte vereinigt.

Siena. In diesen Tagen ist die Ausstellung der
Werke Duccio di Buoninsegnas, des ehrwürdigen Alt-
 
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