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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0323

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623 Vermischtes 624

Stadt und Hildesheim, Köln, Magdeburg und Münster,
Osnabrück, Stendal und Tangermünde werden hier von Dehio
und seinen Mitarbeitern gründlich beschrieben, und für alle
die kleineren Orte des Bezirkes wird ein schier unerschöpf-
liches Material ausgebreitet. Von Österreich wird erwartet,
daß es mit einem Ergänzungsunternehmen dem deutschen
Handbuch an die Seite treten wird. Für den ersten Band des
Dehioschen Werkes ist bereits eine neue Auflage in Vorberei-
tung.

Hartmann, K. O., Die Baukunst. III. Barock und Neuzeit.
Leipzig, Carl Scholtze, geb. 12 M.

Der dritte (Schluß-)Band übertrifft die Erwartungen,
die man nach den beiden ersten Bänden hegen konnte.
So umfassend und eingehend ist die neuere Baukunst über-
haupt noch nicht dargestellt worden. Das römische Barock
wird in seiner Entstehung und seiner sieghaften Aus-
breitung über Europa geschildert; in Frankreich ist sehr
geschickt und richtig gleich die Weiterentwicklung zum
Rokoko damit verbunden, das auch in den übrigen nordischen
Ländern vom Barock nicht zu trennen ist. Einen tieferen
Einschnitt macht der Verfasser jedoch mit dem Neuklassi-
zismus, in dem Frankreich seit ca. 1750 noch entschiedener
die Führung übernimmt. Dazu wird in Deutschland auch
die Schinkel- und Klenzezeit genommen. Man kann sagen,
daß mit dieser Einteilung endlich die übersichtliche Ord-
nung im bisherigen Wirrwarr der Stilbezeichnungen gestiftet
ist. Für das 19. Jahrhundert bleibt dann noch die Neu-
romantik und Neurenaissance übrig. Hier ist Deutschland
als Herd des geistigen Umschwunges in die Führerrolle
getreten. Die Kunst der Gegenwart, d. h. die Überwindung
der historischen Stile ist am Schluß bei aller Kürze doch
in ihren Wesenszügen noch recht treffend und anschaulich
geschildert. Wir können voraussagen, daß dies Werk auf
Jahrzehnte hinaus das klassische Lehrbuch für die Geschichte
der Baukunst werden wird. Allerdings wäre es ohne die
großen Vorarbeiten besonders deutscher Forschung und
Aufnahmearbeit nicht denkbar. Denn welche Unterlagen
für eine systematische Darstellung dieser Art nötig sind,
ersieht man schon aus der Herkunft der ebenso zahlreichen
wie musterhaft ausgewählten Abbildungen. Bergner. •

Sveriges Kyrkor. Konsthist. Inventarium af Sig. Curman
& Johnny Roosval. Bd. IV, l.Heft (Uppland, Erlinghundra-
Harde). Upsala 1912.
In Deutschland hat nach manchen vereinzelten, übrigens
sehr interessanten Anläufen und Versuchen verschiedener
älterer Zeiten, die Verzeichnung der Kunstdenkmäler in
umfassender Weise nach dem nationalen Kriege von 1870
begonnen und ist so eine Frucht des Aufschwungs der
nationalen Kräfte und ihrer Zusammenfassung. Es ist
allerdings zugleich auch ein gewisser allgemeiner wissen-
schaftlicher Zug unseres ganzen Zeitalters, der zur enzyklo-
pädischen Zusammenfassung auf allen Oebieten drängend,
sich auch auf dem kunsthistorischen kräftig geltend macht,
und so wundern wir uns fast und bedauern es, daß nicht
überhaupt die Länder der zivilisierten Welt überall für ihr
Streben einen ähnlichen Ausdruck finden.

In Schweden ist das nun der Fall. Man hat freilich
auch dort, in des Reiches großer weltgeschichtlicher Zeit,
die Landesbeschreibung in einer Art begonnen gehabt, die
auf eine gewaltig umfassende Inventarisation hinausstrebte
(durch Peringskjöld im 17. Jahrhundert), so daß auf ihre
Leistungen, soweit sie benutzbar vorliegen, in ausgezeich-
neter Weise zurückgegangen werden kann. Aber das Streben
ist damals wieder zurückgesunken, weil die Macht des

Landes zerbrach. Jetzt ist es, an die besten deutschen
Inventare sich unmittelbar anlehnend, wieder neu erwacht,
und die jüngst geschehene Veröffentlichung des ersten
Heftes ist auch für unsere deutsche Kunstforschung ein wich-
tiges Ereignis, dessen mit Nachdruck gedacht werden muß.
Denn es kommt zu dem großen allgemeinen Interesse, das
die Kunst unseres nördlichen stammverwandten Nachbar-
reiches hat, das besondere, daß die Kunst der Ostseeländer,
von denen ein so erheblicher Teil deutsch ist, zusammen-
hängend und überschauend betrachtet werden muß, und
ferner, daß alle Kunst der germanischen Völker zusammen-
gehört wie ihr Geist und ihre Sprachen. Endlich aber ist
das Werk, auf die Lehren und Anregungen deutscher
Wissenschaft sich stützend, offenkundig auch eine Gabe
der Vergeltung für diese. Unsere Sprache ist darin mit-
benutzt, in der Weise, daß deutsche Auszüge gegeben sind
und die Bilder deutsche Unterschriften zur Erklärung haben.

Das zuerst erschienene Heft macht uns mit sieben
Landkirchen eines Bezirks (Harde, Cent) im Uppland, der
Landschaft nördlich von Stockholm, bekannt. Jedes Heft
soll möglichst eine Harde umfassen. Die Darstellung ist
äußerst gründlich und auf den 202 Seiten durch 17t Bilder
fast erschöpfend beleuchtet. Die Bearbeitung ist unter
eine Anzahl meist jüngerer Gelehrter, unter der Leitung
jener beiden Genannten, verteilt; bei dem feurigen Interesse
und dem Eifer der Einzelnen sieht es fast aus, als wolle
die Fülle den Rahmen sprengen. Doch steht natürlich zu
hoffen, daß unter kräftiger Zügelung das große und schöne
Werk tüchtig vorschreiten werde, vor allem auch, daß es
die notwendige freundliche und ermunternde Aufnahme
und fortdauernde kräftige Unterstützung finde. Denn da-
hinter stehen hier noch nicht helfend die Mittel eines
mächtigen Staates; es sind mehr freundliche Sympathien
gelehrter Kreise und eine fast unfaßbare Hoffnungsfreudig-
keit und Opferwilligkeit gelehrter Männer, auf die gestützt
das erste Heft ans Licht gestellt ist. Ober den Inhalt
weitere Mitteilungen zu machen, dürfte hier nicht vonnöten
und auch nicht zweckmäßig sein. r. Haupt.

VERMISCHTES

In Dresden werden jetzt Vorträge über Fragen des
neuzeitlichen Städtebaues an der Technischen Hoch-
schule abgehalten werden. Die Veranlassung hierzu sind
dieschonseit einigerZeit vom preußischen Kultusministerium
veranstalteten Kurse, die mit gutem Erfolg auf den preußischen
Hochschulen veranstaltet werden. In dem Lehrgang der
Dresdener technischen Hochschule, der im Anschluß an
das Seminar für Städtebau vom 7. bis 9. Oktober statt-
findet, sollen vor Technikern und Verwaltungsbeamten,
die entweder selbst in der Gemeindeverwaltung stehen
oder zu ihr Beziehung haben, eine Reihe von wichtigen
Fragen des neuzeitlichen Städtebaues behandelt werden.

Franz Marc, dessen Bilder im Leitartikel der Nummer
37 der »Kunstchronik« beschrieben wurden, ist nicht Rhein-
länder, sondern geborener Münchener.

Die Wallot-Gedächtnisfeier der »Vereinigung Ber-
liner Architekten», des »Berliner Architekten-Vereins«, der
Ortsgruppe Berlin des »Bundes Deutscher Architekten«
und des »Vereins Berliner Künstler« wird in der zweiten
Oktoberwoche im Reichstagsgebäude stattfinden. Ein aus
acht Mitgliedern der vier Vereine gewählter Arbeitsaus-
schuß unter Vorsitz von Baurat Wolffenstein ist mit den
Vorarbeiten zur Feier beschäftigt.

Inhalt: Neuerwerbungen des Städelsclien Instituts. — Paul v. Joukowsky f, — Personalien. — 12. Tag für Denkmalpflege; Kapelle zu Grambeck;

Büsumer Altar. — Christomanos-Denkmal am Rosengarten. — Ausgrabungen in den Caracallatliermen. — Ausstellungen in Berlin, Siena,
München. — Geschenke an die Berliner Museen und an die Stadt Essen; Essener Kunstmuseum. — Bund Deutscher Architekten. — For-
schungen. — Literatur. — Vermischtes.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstraße 11 a
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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