Samml ngen
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blematisch. Bemerkt sei noch, daß auch hier wieder Oreco
in einem Punkt eine gewisse Verwandtschaft mit Correggio
zeigt. Die »Standfiguren« stehen eigentlich nicht fest auf
dem Boden, sie schweben vielmehr halb in der Luft. Man
betrachte nur einmal daraufhin die prachtvolle Jünglings-
gestalt links, oder die Gruppe rechts (die die Zuschauer
bei dem gräßlichen Schauspiel markieren soll). Diese
beiden scheinen fast zu tanzen. — Ganz prachtvoll ist das
Landschaftliche behandelt: ein Stadtbild, das aus Toledaner
Motiven zusammengesetzt ist, jedoch keine getreue An-
sicht von Toledo bietet wie etwa das berühmte »Stadtbild«
des Toledaner Grecomuseums. In technischer Hinsicht
ist das Gemälde wiederum ein vollendetes Meisterwerk
Grecos. Sein silbrig grauer Gesamtton ist jedoch gegen-
wärtig noch durch einen den richtigen Eindruck etwas
fälschenden, bräunlichen Firnis getrübt, der wohl erst be-
seitigt werden kann, wenn — was sehr freudig zu begrüßen
wäre — das Bild in dauernden Besitz der Pinakothek
überginge. Dr. A. l. m.
Interessante Denkmäler altägyptischer Kunst wur-
den für das Berliner Museum erworben. Besonders reiz-
voll ist eine Gruppe, die die ägyptische Abteilung James
Simon verdankt. Sie wurde von einem Schreiber etwa im
15. vorchristlichen Jahrhundert dem göttlichen Schutzpatron
der Beamten und Gelehrten in seinem Tempel zu Schmun
geweiht. Es ist der alte Mondgott namens Thoth, der
hier mit dem Kopf eines nachdenklich dasitzenden Affen
dargestellt wird, was natürlich zu dem Schreiberberuf des
Braven in gar keiner Beziehung steht. »Der Affe mit weißem
Haar und süßer Gestalt, erfreulich und angenehm, die
Liebe aller Menschen.« Diesem »Herrlichsten der Götter«
widmet nun der Schreiber, wie Geheimrat Erman, der
Direktor der ägyptischen Abteilung der Berliner Museen,
in den Amtlichen Berichten ausführt, seine Gruppe, damit
Thoth ihm gewähre, schreiben zu können und schwierige
Stellen zu lösen und geschickt zu sein in dem Gottesworte.
Die eine Figur der Gruppe bildet der Schreiber selbst in
einfacher Tracht, wie er unter den Augen seines Gottes
arbeitet; er schreibt auf einer Papyrusrolle, und auf dem
einen Knie liegt die muschelähnliche Schale, in der er die
Tusche zum Schreiben hat. Ihm gegenüber thront auf
einer Holzbank der göttliche Affe, der auf dem Kopf einst
noch die Mondscheibe trug. Die beiden Figürchen sind
aus schwarzem, sorgsam poliertem Stein gearbeitet. Eine
andere Neuerwerbung der ägyptischen Abteilung wurde
neuerdings in einem Tempel der thebanischen Totenstadt
gefunden. Hier in der Totenstadt lebten einfache Leute,
die mit der Beerdigung geschäftlich zu tun hatten, und in
diese unteren Schichten führt die Stele, die ein Maler des
Gottes Amon in der Totenstadt seinem Gotte baute. Das
Bild zeigt Amon vor betenden Männern thronend. Darunter
steht die lange Inschrift, beginnend mit einem Liede auf
Amon.
Weimar. Direktor von der Gabelenz hat für das
hiesige Museum, am Karlsplatz ein neues Gemälde Lud-
wigs von Hof mann erworben, sozusagen aus der Werk-
statt heraus, frisch von der Staffelei weg gekauft! Es ist
es aber auch wert, dieser neue Wurf, der den Künstler in
einer merkbaren, erfreulichen Frische zeigt, die geradezu
erhebend wirkt. Die alte arkadische Stimmung, die man
in den letzten Jahren hin und wieder etwas vermißte, ist
jetzt wieder da. »Wenn wir wollen, haben wir eine — neu-
hellenisch-deutsche Kunst«! Eine Malerei, deren Form-
schöne erlösend, deren Farbenton wie feinster Brokatstoff
auf Silber, Grün und Grau gestimmt, die Sinne berauscht
und zugleich beruhigt, »entsinnlichen« kann! Das ist ein
seltenes Etwas, diese sinnliche Schöne, die entsinnlichend
wirkt. Der Gegenstand des Gemäldes, das im zweiten Stock
des Museums, an einer Seitenwand mit Seitenlicht einst-
weilen Platz fand, ist der bei v. Hofmann gewohnte, be-
liebtestes Motiv: schöne Menschen, Knaben sind es dies-
mal und junge Männer, die im Vordergrunde eine Barke
abstoßen; ihre Muskelspannung ist straff, bewegt, das
Fleisch dafür etwas schwer im Ton, etwas ölfarbig; oben
auf dem Rand eines grünbewachsenen Uferfelsens drei Kna-
ben, »Mitternachtsgeborene«, eine wunderherrliche Gruppe,
berückend fein in der lässigen Bewegung, in der Haltung
beschaulich, im Farbton wie feinste Harfenklänge. Ein
echter, vornehmer Akkord aus der »musikalischen« Kompo-
sition Ludwigs von Hofmann, zu dessen Akquisition man
Dr. von der Gabelenz aufrichtig Glück wünschen kann!
W.s.
Das Berliner Kunstgewerbemuseum konnte für
seine Möbelsammlung ein wertvolles Werk der Zopfzeit
kaufen, einen vortrefflich erhaltenen Schreibschrank, den
David Röntgen, der berühmte rheinische Kunsttischler, für
Marie Antoinette lieferte. Die Königin machte den Schrank
dem Papste Pius VI. zum Geschenk, und in dessen Familie,
dem Hause Braschi, ist der Schrank bis jetzt gewesen.
Die Neuerwerbung besitzt ihren besonderen künstlerischen
Wert in der figürlichen Marketerie. Diese zart abgetönten
chinesischen Figurenbilder mit ihrem impressionistischen
Stil sind ganz aus verschiedenfarbigen Hölzern zusammen-
gesetzt. Ferner ist das Bureau, das in den siebziger Jahren
des 18. Jahrhunderts entstanden ist, vermutlich nach dem
Geschmack der Bestellerin ungewöhnlich reich mit Bronze-
beschlägen ausgestattet. Der rheinische Kunsttischler, der
von Paris bis Petersburg, von London bis Neapel die Höfe
versorgte, hat hier etwas den französischen Arbeiten gleich-
wertiges geschaffen.
Neuerwerbungen des Museums Boymans in
Rotterdam. Über Ankäufe von Gemälden kann der kürz-
lich erschienene, mit zahlreichen Illustrationen versehene
Jahresbericht über 1910diesmal nicht berichten; dazu reichten
die Mittel nicht. Nur einige Geschenke sind zu verzeichnen.
Hervorheben will ich- davon ein großes Stilleben »von
delikater Ausführung, seltener Farbenpracht und reicher
Gruppierung«, das Pieter de Ring (1615—1660) zugeschrieben
wird; es gibt nicht viel Werke von diesem Leidener Meister;
sein Hauptwerk befindet sich in Antwerpen; eine gute
Probe seiner Kunst besitzt das Rijksmuseum. Das Rotter-
damer Stilleben galt bisher als ein Werk des Abraham vatl
Beyeren, es zeigte auch Spuren einer Signatur, die mit dem
Monogramm van Beyerens übereinkam, und erinnerte auch
in vielen Einzelheiten an diesen Maler; doch entschied sich
die Direktion für Pieter de Ring. Man sieht vor grauem
Hintergrunde auf einem Tisch, der zum Teil von einem
unordentlich hingeworfenen weißen Tischtuch bedeckt ist,
einen liegenden Römer, einen stehenden Deckelpokal aus
getriebenem Silber (?), eine dicke Taschenuhr, eine Platte
mit einem Hummer, und weiter zurück einen Korb mit
Eiern, dahinter erscheint der Sockel einer Säule, um die
sich Weinlaub rankt.
Wichtige Ankäufe sind für die Sammlung von Hand-
zeichnungen gemacht worden. An erster Stelle verdient
hier das Skizzenbuch des Deutschen Kirchenmalers Hendrik
van Vliet Erwähnung; wir finden hier außer einigen Blättern
mit Skizzen nach Kircheninterieurs und Details aus Kirchen,
meisterhafte Figurenstudien, die der Künstler später als
Staffage in seinen Gemälden verwendete. Den Haupt-
inhalt des Buches aber machen Porträts aus, Einzel- und
zum Teil auch Gruppenbildnisse, letztere in arkadischem
Kostüm in der Art J. G. Cuyps.
Dann erwarb das Museum die Studie für das in seinem
Besitz befindliche bekannte Knabenbildnis von Ferdinand
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blematisch. Bemerkt sei noch, daß auch hier wieder Oreco
in einem Punkt eine gewisse Verwandtschaft mit Correggio
zeigt. Die »Standfiguren« stehen eigentlich nicht fest auf
dem Boden, sie schweben vielmehr halb in der Luft. Man
betrachte nur einmal daraufhin die prachtvolle Jünglings-
gestalt links, oder die Gruppe rechts (die die Zuschauer
bei dem gräßlichen Schauspiel markieren soll). Diese
beiden scheinen fast zu tanzen. — Ganz prachtvoll ist das
Landschaftliche behandelt: ein Stadtbild, das aus Toledaner
Motiven zusammengesetzt ist, jedoch keine getreue An-
sicht von Toledo bietet wie etwa das berühmte »Stadtbild«
des Toledaner Grecomuseums. In technischer Hinsicht
ist das Gemälde wiederum ein vollendetes Meisterwerk
Grecos. Sein silbrig grauer Gesamtton ist jedoch gegen-
wärtig noch durch einen den richtigen Eindruck etwas
fälschenden, bräunlichen Firnis getrübt, der wohl erst be-
seitigt werden kann, wenn — was sehr freudig zu begrüßen
wäre — das Bild in dauernden Besitz der Pinakothek
überginge. Dr. A. l. m.
Interessante Denkmäler altägyptischer Kunst wur-
den für das Berliner Museum erworben. Besonders reiz-
voll ist eine Gruppe, die die ägyptische Abteilung James
Simon verdankt. Sie wurde von einem Schreiber etwa im
15. vorchristlichen Jahrhundert dem göttlichen Schutzpatron
der Beamten und Gelehrten in seinem Tempel zu Schmun
geweiht. Es ist der alte Mondgott namens Thoth, der
hier mit dem Kopf eines nachdenklich dasitzenden Affen
dargestellt wird, was natürlich zu dem Schreiberberuf des
Braven in gar keiner Beziehung steht. »Der Affe mit weißem
Haar und süßer Gestalt, erfreulich und angenehm, die
Liebe aller Menschen.« Diesem »Herrlichsten der Götter«
widmet nun der Schreiber, wie Geheimrat Erman, der
Direktor der ägyptischen Abteilung der Berliner Museen,
in den Amtlichen Berichten ausführt, seine Gruppe, damit
Thoth ihm gewähre, schreiben zu können und schwierige
Stellen zu lösen und geschickt zu sein in dem Gottesworte.
Die eine Figur der Gruppe bildet der Schreiber selbst in
einfacher Tracht, wie er unter den Augen seines Gottes
arbeitet; er schreibt auf einer Papyrusrolle, und auf dem
einen Knie liegt die muschelähnliche Schale, in der er die
Tusche zum Schreiben hat. Ihm gegenüber thront auf
einer Holzbank der göttliche Affe, der auf dem Kopf einst
noch die Mondscheibe trug. Die beiden Figürchen sind
aus schwarzem, sorgsam poliertem Stein gearbeitet. Eine
andere Neuerwerbung der ägyptischen Abteilung wurde
neuerdings in einem Tempel der thebanischen Totenstadt
gefunden. Hier in der Totenstadt lebten einfache Leute,
die mit der Beerdigung geschäftlich zu tun hatten, und in
diese unteren Schichten führt die Stele, die ein Maler des
Gottes Amon in der Totenstadt seinem Gotte baute. Das
Bild zeigt Amon vor betenden Männern thronend. Darunter
steht die lange Inschrift, beginnend mit einem Liede auf
Amon.
Weimar. Direktor von der Gabelenz hat für das
hiesige Museum, am Karlsplatz ein neues Gemälde Lud-
wigs von Hof mann erworben, sozusagen aus der Werk-
statt heraus, frisch von der Staffelei weg gekauft! Es ist
es aber auch wert, dieser neue Wurf, der den Künstler in
einer merkbaren, erfreulichen Frische zeigt, die geradezu
erhebend wirkt. Die alte arkadische Stimmung, die man
in den letzten Jahren hin und wieder etwas vermißte, ist
jetzt wieder da. »Wenn wir wollen, haben wir eine — neu-
hellenisch-deutsche Kunst«! Eine Malerei, deren Form-
schöne erlösend, deren Farbenton wie feinster Brokatstoff
auf Silber, Grün und Grau gestimmt, die Sinne berauscht
und zugleich beruhigt, »entsinnlichen« kann! Das ist ein
seltenes Etwas, diese sinnliche Schöne, die entsinnlichend
wirkt. Der Gegenstand des Gemäldes, das im zweiten Stock
des Museums, an einer Seitenwand mit Seitenlicht einst-
weilen Platz fand, ist der bei v. Hofmann gewohnte, be-
liebtestes Motiv: schöne Menschen, Knaben sind es dies-
mal und junge Männer, die im Vordergrunde eine Barke
abstoßen; ihre Muskelspannung ist straff, bewegt, das
Fleisch dafür etwas schwer im Ton, etwas ölfarbig; oben
auf dem Rand eines grünbewachsenen Uferfelsens drei Kna-
ben, »Mitternachtsgeborene«, eine wunderherrliche Gruppe,
berückend fein in der lässigen Bewegung, in der Haltung
beschaulich, im Farbton wie feinste Harfenklänge. Ein
echter, vornehmer Akkord aus der »musikalischen« Kompo-
sition Ludwigs von Hofmann, zu dessen Akquisition man
Dr. von der Gabelenz aufrichtig Glück wünschen kann!
W.s.
Das Berliner Kunstgewerbemuseum konnte für
seine Möbelsammlung ein wertvolles Werk der Zopfzeit
kaufen, einen vortrefflich erhaltenen Schreibschrank, den
David Röntgen, der berühmte rheinische Kunsttischler, für
Marie Antoinette lieferte. Die Königin machte den Schrank
dem Papste Pius VI. zum Geschenk, und in dessen Familie,
dem Hause Braschi, ist der Schrank bis jetzt gewesen.
Die Neuerwerbung besitzt ihren besonderen künstlerischen
Wert in der figürlichen Marketerie. Diese zart abgetönten
chinesischen Figurenbilder mit ihrem impressionistischen
Stil sind ganz aus verschiedenfarbigen Hölzern zusammen-
gesetzt. Ferner ist das Bureau, das in den siebziger Jahren
des 18. Jahrhunderts entstanden ist, vermutlich nach dem
Geschmack der Bestellerin ungewöhnlich reich mit Bronze-
beschlägen ausgestattet. Der rheinische Kunsttischler, der
von Paris bis Petersburg, von London bis Neapel die Höfe
versorgte, hat hier etwas den französischen Arbeiten gleich-
wertiges geschaffen.
Neuerwerbungen des Museums Boymans in
Rotterdam. Über Ankäufe von Gemälden kann der kürz-
lich erschienene, mit zahlreichen Illustrationen versehene
Jahresbericht über 1910diesmal nicht berichten; dazu reichten
die Mittel nicht. Nur einige Geschenke sind zu verzeichnen.
Hervorheben will ich- davon ein großes Stilleben »von
delikater Ausführung, seltener Farbenpracht und reicher
Gruppierung«, das Pieter de Ring (1615—1660) zugeschrieben
wird; es gibt nicht viel Werke von diesem Leidener Meister;
sein Hauptwerk befindet sich in Antwerpen; eine gute
Probe seiner Kunst besitzt das Rijksmuseum. Das Rotter-
damer Stilleben galt bisher als ein Werk des Abraham vatl
Beyeren, es zeigte auch Spuren einer Signatur, die mit dem
Monogramm van Beyerens übereinkam, und erinnerte auch
in vielen Einzelheiten an diesen Maler; doch entschied sich
die Direktion für Pieter de Ring. Man sieht vor grauem
Hintergrunde auf einem Tisch, der zum Teil von einem
unordentlich hingeworfenen weißen Tischtuch bedeckt ist,
einen liegenden Römer, einen stehenden Deckelpokal aus
getriebenem Silber (?), eine dicke Taschenuhr, eine Platte
mit einem Hummer, und weiter zurück einen Korb mit
Eiern, dahinter erscheint der Sockel einer Säule, um die
sich Weinlaub rankt.
Wichtige Ankäufe sind für die Sammlung von Hand-
zeichnungen gemacht worden. An erster Stelle verdient
hier das Skizzenbuch des Deutschen Kirchenmalers Hendrik
van Vliet Erwähnung; wir finden hier außer einigen Blättern
mit Skizzen nach Kircheninterieurs und Details aus Kirchen,
meisterhafte Figurenstudien, die der Künstler später als
Staffage in seinen Gemälden verwendete. Den Haupt-
inhalt des Buches aber machen Porträts aus, Einzel- und
zum Teil auch Gruppenbildnisse, letztere in arkadischem
Kostüm in der Art J. G. Cuyps.
Dann erwarb das Museum die Studie für das in seinem
Besitz befindliche bekannte Knabenbildnis von Ferdinand