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u. L. an Rauchbestecke» uud Blumenvasen, an Album-
decken, Adressen und dergleichsn lang genug unsere
wirtschaftlich recht harmlose Freude gehabt haben."
wir empfehlen das Gurlittsche Buch unsern
Lesern aufs angelegentlichste. Die darin entwickelten
Gedanken decken sich zum großen Teil völlig mit
denen, die den Lserausgeber dieses Blattes zu seinem
neuen Unternehmen bewogen haben. S.
>Willige lDöbel'
— damit ist ein Gegenstand bezeichnet, über den jetzt
häufiger und häufiger gesprochen wird i es ist eine
Bewegung in Fluß gekommen, die sich mit Lntschieden-
heit gegen jene bei dem minder verständigen j?ub!i-
kum so beliebte uud von den Geschäftsleuten deshalb
so oft gexslegte Richtung in der Tischlerei wcndet, die
auch die billigen Möbel so zu bauen sucht, daß sie
aussehen, als kosteten sie heidemnäßiges Geld oder
wenigstens viel mehr, als sie wirklich kosten. protzig
soll die Sache dreinschauen, Gediegenheit ist weniger
wichtig — so wollen's die Leute, die „schön sein"
und „prunken" für dasselbe halten. Demgegenüber
hat in jüngster Zeit besonders ein Aufsatz unseres
Uiitarbeiters bsaus Schliepmann in der „Tägl. Rund-
schau" wieder kräftig betont, mit wie einfachen Mtteln
man für geringes Geld wahrhaft erfreuliche und
schöne Wirkungen erzielen kann, wenn man in solchen
Fällen nur das Nachahmen teuren Materials und
teurer Techniken entschlossen aufgiebt.
wir zeigen in der Abbildung einen Tisch und
einen chtuhl, die solchem Verlangen entsprechen. Die
Ausführung kann mit ganz geringen Aosten geschehen,
besonders, wenn man die nebensächlichen j)rofilirungen
noch wegläßt. Dann können alle Teile einfach mit
der chäge aus billigem heimischen bjolze geschnitten
werden. Die weitere Ausschmückung besorgt ja
die Bemalung, etwa so: die auf der Zeichnung heller
gehaltenen Teile in lichtem, grünlichem Gelb, die dunk-
leren Stellen auf tiefrotem Grunde mit grünem Laub-
ornament. Oder auch anders: dem Geschmack und
den Rücksichten auf Vrt und Gelegenheit ist aller
Spielraum gelassen. —- Die Ivirkung wird kräftig,
reich und eigenartig sein, wird das Grnamentale
nur straff und sinngemäß gestaltet und, die Farbe
mit gutem Auge gewählt. Übrigens lassen sich die-
sclben Formen natürlich auch „fein" ausführen, kost-
spieliger mcinen wir, und auch so kann man Treffliches
bieten. Zum Beispiel, indem man die Ornamente
nicht aufmalt, sondern einlegt und etwa Birke oder
Ahorn für die helleren, Tbenholz oder Nuß für die
dunklercn Teile nimmt, die man dementsxrechend be-
handelt. Dann können auch die immerhin wenigen
profilirungen ausgeführt werden, die in der Abbildung
angegeben sind. Übrigens möchten wir die Entwürfe,
wenn unseren Lesern auch deren beliebige^Benutzung
freisteht, doch wie all unsere derartigen Bilder nur als
Anregungen betrachtet wissen. Ls wird uns stets
sehr erfreuen, neue „Formgedanken" solcher Art aus
den Rreisen unserer bekannten und unbekannten Freunde
kennen zu lerneu und wo es angeht, im Bilde weiter-
zuzeigen.
Dbb. 14. «Uigc «öbcl.
Lur Artellsübuug.
Uuter diescr Ueberschrift werden wlr über Erzeugnlsse
dcs Uunstgewerbes Beurtcilnngen bringcn, die gceignet sind,
irgendwie anzuregcn — zu Zustimmung oder widersprnch,
gleichviol, jedenfalls aber znm Nachdenken nnd znr Besprechung
dcr Sache im Areisc von Fachgcnossen. Lingcdcnk dieses
Zweckes dcr Abteilung würden wir uns sogar nicht scheucn,
dann und wann cinmal Bcurtcilungen zu bringen, die sich
widersprechen.
Nscbcnbccber. (Abb. In einem Auffatze des
„Uunstwarts" hattc F. Avenarius gelegentlich die Anfgabe,
cincu Aschenbecher künstlerisch zu gestalten, in solgender
weise besprochen. „Nehmcn wir an, wir hcitten noch keine
künstlerisch gntcn Aschcnbecher sür Zigarrcnaschc in der welt,
und uiir läg' cs ob, einen zu sormen. Bin ich ein echter
Uünstler, so'fällt mir's uicht ein, an Dreifüße, Schalen, Urncn
odcr irgend welcho vorhandcnen Gcfäße zu dcnken, die an d crn
Zwecken dienten, als dcm kleinen sehr niodernen, den ich jetzt
im Uopfe habe. Ich mache mir vielmehr einfach klar, was
mein Gefäß soll, um dann aus meiner phantasie heraus
die Form zu erschaffcn, die feinen Zweck in der besonderen
Ausdrucksweise mcines Ukaterials nnd mciner Technik möglichst
kennzcichnend wiedcrgiebt. Das Ding soll Zigarrcnafche zu-
nächst aiifnchmen (es muß sich alfo leicht wclche daran abstrcichen
lassen), fodann bcwahrcn (ich habe also dafür zu sorgen, daß
sic schwer herausfallcn kann, daß mein Gefäß fest steht usw.);
Ascho und der Iigarrenstumiiicl sind kein erfreulicher Anblick:
das Gcfäß muß also verdcckt odcr so tief sein, daß es dcn
Inhalt dem Auge verbirgt. Ls soll im vorliegcnden Fallo
aus Schmiedeeiscn und getriebenem Auxfer bestehen. So
weiß ich, daß mein vollcndetes werkchcn deutlich zeigen muß:
ich bin ein Ding nicht ctwa aus schwarzlackirtem und teilweis
verkupfertem Guß, fondern eben aus Schmiedeeisen und ge-
triobencm Uuxfer. So gewinne ich ein stilgemäßes Gebilde,
cin Gerät. das gleichsam durch scine Lrscheinnng sagt: das
bin ich und das soll ich. Nnd ich habe für die Befriediguug
eines ncnen Bedürfnisses den künstlerischen, den charakteristischen
— 7
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u. L. an Rauchbestecke» uud Blumenvasen, an Album-
decken, Adressen und dergleichsn lang genug unsere
wirtschaftlich recht harmlose Freude gehabt haben."
wir empfehlen das Gurlittsche Buch unsern
Lesern aufs angelegentlichste. Die darin entwickelten
Gedanken decken sich zum großen Teil völlig mit
denen, die den Lserausgeber dieses Blattes zu seinem
neuen Unternehmen bewogen haben. S.
>Willige lDöbel'
— damit ist ein Gegenstand bezeichnet, über den jetzt
häufiger und häufiger gesprochen wird i es ist eine
Bewegung in Fluß gekommen, die sich mit Lntschieden-
heit gegen jene bei dem minder verständigen j?ub!i-
kum so beliebte uud von den Geschäftsleuten deshalb
so oft gexslegte Richtung in der Tischlerei wcndet, die
auch die billigen Möbel so zu bauen sucht, daß sie
aussehen, als kosteten sie heidemnäßiges Geld oder
wenigstens viel mehr, als sie wirklich kosten. protzig
soll die Sache dreinschauen, Gediegenheit ist weniger
wichtig — so wollen's die Leute, die „schön sein"
und „prunken" für dasselbe halten. Demgegenüber
hat in jüngster Zeit besonders ein Aufsatz unseres
Uiitarbeiters bsaus Schliepmann in der „Tägl. Rund-
schau" wieder kräftig betont, mit wie einfachen Mtteln
man für geringes Geld wahrhaft erfreuliche und
schöne Wirkungen erzielen kann, wenn man in solchen
Fällen nur das Nachahmen teuren Materials und
teurer Techniken entschlossen aufgiebt.
wir zeigen in der Abbildung einen Tisch und
einen chtuhl, die solchem Verlangen entsprechen. Die
Ausführung kann mit ganz geringen Aosten geschehen,
besonders, wenn man die nebensächlichen j)rofilirungen
noch wegläßt. Dann können alle Teile einfach mit
der chäge aus billigem heimischen bjolze geschnitten
werden. Die weitere Ausschmückung besorgt ja
die Bemalung, etwa so: die auf der Zeichnung heller
gehaltenen Teile in lichtem, grünlichem Gelb, die dunk-
leren Stellen auf tiefrotem Grunde mit grünem Laub-
ornament. Oder auch anders: dem Geschmack und
den Rücksichten auf Vrt und Gelegenheit ist aller
Spielraum gelassen. —- Die Ivirkung wird kräftig,
reich und eigenartig sein, wird das Grnamentale
nur straff und sinngemäß gestaltet und, die Farbe
mit gutem Auge gewählt. Übrigens lassen sich die-
sclben Formen natürlich auch „fein" ausführen, kost-
spieliger mcinen wir, und auch so kann man Treffliches
bieten. Zum Beispiel, indem man die Ornamente
nicht aufmalt, sondern einlegt und etwa Birke oder
Ahorn für die helleren, Tbenholz oder Nuß für die
dunklercn Teile nimmt, die man dementsxrechend be-
handelt. Dann können auch die immerhin wenigen
profilirungen ausgeführt werden, die in der Abbildung
angegeben sind. Übrigens möchten wir die Entwürfe,
wenn unseren Lesern auch deren beliebige^Benutzung
freisteht, doch wie all unsere derartigen Bilder nur als
Anregungen betrachtet wissen. Ls wird uns stets
sehr erfreuen, neue „Formgedanken" solcher Art aus
den Rreisen unserer bekannten und unbekannten Freunde
kennen zu lerneu und wo es angeht, im Bilde weiter-
zuzeigen.
Dbb. 14. «Uigc «öbcl.
Lur Artellsübuug.
Uuter diescr Ueberschrift werden wlr über Erzeugnlsse
dcs Uunstgewerbes Beurtcilnngen bringcn, die gceignet sind,
irgendwie anzuregcn — zu Zustimmung oder widersprnch,
gleichviol, jedenfalls aber znm Nachdenken nnd znr Besprechung
dcr Sache im Areisc von Fachgcnossen. Lingcdcnk dieses
Zweckes dcr Abteilung würden wir uns sogar nicht scheucn,
dann und wann cinmal Bcurtcilungen zu bringen, die sich
widersprechen.
Nscbcnbccber. (Abb. In einem Auffatze des
„Uunstwarts" hattc F. Avenarius gelegentlich die Anfgabe,
cincu Aschenbecher künstlerisch zu gestalten, in solgender
weise besprochen. „Nehmcn wir an, wir hcitten noch keine
künstlerisch gntcn Aschcnbecher sür Zigarrcnaschc in der welt,
und uiir läg' cs ob, einen zu sormen. Bin ich ein echter
Uünstler, so'fällt mir's uicht ein, an Dreifüße, Schalen, Urncn
odcr irgend welcho vorhandcnen Gcfäße zu dcnken, die an d crn
Zwecken dienten, als dcm kleinen sehr niodernen, den ich jetzt
im Uopfe habe. Ich mache mir vielmehr einfach klar, was
mein Gefäß soll, um dann aus meiner phantasie heraus
die Form zu erschaffcn, die feinen Zweck in der besonderen
Ausdrucksweise mcines Ukaterials nnd mciner Technik möglichst
kennzcichnend wiedcrgiebt. Das Ding soll Zigarrcnafche zu-
nächst aiifnchmen (es muß sich alfo leicht wclche daran abstrcichen
lassen), fodann bcwahrcn (ich habe also dafür zu sorgen, daß
sic schwer herausfallcn kann, daß mein Gefäß fest steht usw.);
Ascho und der Iigarrenstumiiicl sind kein erfreulicher Anblick:
das Gcfäß muß also verdcckt odcr so tief sein, daß es dcn
Inhalt dem Auge verbirgt. Ls soll im vorliegcnden Fallo
aus Schmiedeeiscn und getriebenem Auxfer bestehen. So
weiß ich, daß mein vollcndetes werkchcn deutlich zeigen muß:
ich bin ein Ding nicht ctwa aus schwarzlackirtem und teilweis
verkupfertem Guß, fondern eben aus Schmiedeeisen und ge-
triobencm Uuxfer. So gewinne ich ein stilgemäßes Gebilde,
cin Gerät. das gleichsam durch scine Lrscheinnng sagt: das
bin ich und das soll ich. Nnd ich habe für die Befriediguug
eines ncnen Bedürfnisses den künstlerischen, den charakteristischen
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