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zmii, WeMick mul zu,r Gescsmstsiiermiiickmlg zwisliren

Äünstlern. als KrUiteklen. NustermUnern. Nodellcuren, VildZauern usw.. KunstZandwerkern. Dekorateuren.
ck>roß- und Klein-Kandlevn. Iavrikanten, Vau-UnterneZmern. Patent-Knwälten. Knstalten sür Zerviel-
faltigung. KeWästen sür Lin- und Äussugr und Äuftraggebern des Kunstgewerbes überhaupt.

lerausgeöer: MdmaÄ KvmaMs.



Lvveiles

Dezember-Dett l8S0.

HreLs: 1 kldark vterteLMrlLcl).

Dett ö.

Lrster Aabrgang.

Gegen den s^stematLseken AnterrLekt Lm LtLlLsLren

von Dklnnzen

hat j)rof. Richard stofmann, der Direktor der
berühmten Lehranstalt in plauen, neuerdings in der
„Zeitschrift für qewerblichen Unterricht" (Nr. -j) sehr
gewichtige Bedenken ausgesxrochen, zu deren USieder-
gabe wir uns verpflichtet fühlen, ohne daß wir da-
durch alle Linwände des Lserrn Verfassers als
schlechterdings entscheidend auch für unsere Auffassung
der Lrage bezeichnen möchten.

Die Bestrebungen für die Linführung eines Unter-
richts in der bezeichneten Art nennt der Herr Ver-
fasser zunächst „in hohem Grade achtunggebietend."
Dann fährt er fort:

„USenn ich es unternehme, hierdurch mit einer
gegenteiligen Meinuug in die Bewegung hineinzu-
greifen, so geschieht dies nicht in der Absicht, zu schaden,
sondern nur, daß durch eine offene Aussprache Rlar-
heit in die Bache gebracht und damit wirklicher Nutzen
geschaffen werde. Ls gab eine Zeit, da auch ich der
festen Uberzeugung war, daß einzig uud allein in
der Stilisirung der pflanzenwelt der U)eg zu suchen
sei, um das deutsche Runstgewerbe uor „schematischer
versumpfuug" zu retten; es waren die ersten Zahre
meiner Lehrerthätigkeit in Plauen i. v., der Hauptstadt
des größten Textil-Zndustriebezirkes Sachsens. Zeder
der damaligen Bchüler der ueugegründeten Ukuster-
zeichenschule st877) mußte pflanzen stilisiren, und der
Gifer ging so weit, daß jeder sich nebenbei ein Lser-
barium anzulegen hatte, um auch für dcn langen
Wiuter U'iaterial einzuheimsen zum Lntwerfen von
U'iustern für Textil-Zndustrie. Die vor mir liegende
jShotographie eines Lntwurfes für Gardinen —
stilisirte passionsblumen — erinnert mich noch lebhaft
an diese Sturm- und Drangperiode. <Ls zeigte sich
aber uur zu bald, daß diese Art, Neues zu schaffen,
durchaus nicht Sache der Schüler sei, und als der
Tinblick in das Schaffen einer Runstindustrie, welche

jährlich Tausender von Mustern bedarf, mir den Blick
frei machte, da mußte ich, wenn auch schweren kserzens,
einsehen, daß die unmittelbare Naturstilisirung, auch
aus Meisterhand, durchaus nicht der einzig zum Ziele
führende kveg sei, weil damit allein nicht im ent-
ferntesten den großen Ansprüchen genügt werden kann,
welche die Zndustrie an die Akannigfaltigkeit der
Muster und Vrnamente stellt, um auf dem VVeltmarkte
bestehen zu können. Das unmittelbar aus der Natur
abgeleitete Manzenornament wird, wie ehedem, so
avch zukünftig gewiß einen kleinen Teil der ungemein
verschiedenen Verzierungsarten bilden, die heute jeder
tüchtige Zeichuer beherrschen muß; aber gebildet durch
die eingehende Renntnis der Natur, von dieser erzogen,
wird der Rünstler eine reiche Formenwelt erzeugen,
die wohl im innersten wesen den Zusammenhang mit
der Natur erraten läßt uud dennoch als freies Gebilde
künstlerischen Lrfindens bezeichnet werden dars. Der
Ztaliener Sansovino hat uns ohne Zweifel das herr-
lichste Beispiel gegeben, wie Natur und Runst zu einem
Runstwerke zu vereinigen sind; seine ornamentalen
Schöpfuugen atmen die feinste Naturempfindung, ohne
aber unmittelbare Naturstilisirungen vor-
zustellen! kVenn ich diesen großen Nieister der
italienischen Renaissance als vorbild hinstelle nament-
lich für das höhere Aunstgewerbe, so will ich damit
nicht gesagt haben, daß auch wir die Natur im Geiste
der italieiüschen Nenaissance erfassen sollen: aus seinen
unsterblichen lVerken mögen wir nur verstehen lernen,
wie Natur und Aunst zusammenzuwirken haben, da-
mit eine freie selbständige Runstschäxfung erstehe.

kvenn man das bedeutende kverk von Gerlach
und Scheuk „Die jDflanze" durchblättert (das bedeutendste,
was aus dem Gebiete der unmittelbaren Natur-
stilisirung erschienen ist), so macht dasselbe trotz der
talentvollen, oft genialen Darstellungsweise bald einen

Ä
 
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