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ziuii. UlierUiisi mul zur Gesksräfisnernüitesimg zmislsu'ii

Künjilmi, alß KNitekten, UustkkseiDnern. Nodelleuren, Bildgauern usw„ Kunstgandwerkern, Dekorakeuren,
Lroß- und Klein-Kändlern, §aßrikanlen, Vau-Unternegmern. Patenk-Anwälken. Knstalten sür Zerviel-
sSltigung, LeWäsken sür Lin- und Kussugr und Kuftraggebern des Kunstgewerbes übergaupt.

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Lrstes

Aanuar-Dckl ILSl.

DreLs: 1 Nldark pLertelzäkrlLcl).

Delt 7.

Lrster Aabrgang.

DisMnreu

und ihre Geschichte waren der Gegenstand eincs belehrenden
vortrags, den Direktor vr. Brinckmann am tsamburger
Museum sür Aunst und Gewerbe hielt. wir habcn von dem,
was Brinckmann nber die mechanische Technik der Uhren aus-
führte, hier nicht zn sprechen, nns geht nur die kunstgewerb-
liche Seite der 5ache etwas an. Abcr gerade hinsichtlich der
äußern Ansstattnng der Uhren bleibt von den Lrzeugnissen
srüherer Iahrhunderte auch auf diesem Gebiete noch viel zn
lernen und auch dcshalb ist für uns die Geschichte der Uhren
interessant, weil sie uns von mancher Lrscheinung Ursprung
nnd Sinn kennen lehrt, die wir sonst gewohnheitsmäßig mit
hinnehmen, ohne sie doch recht zn verstehen.

Die Form der Setzuhr im zs. Iahrhnndert war bedingt
von der Sitte, das damals noch seltene und kostbare werk
vor sich auf den Tisch zn setzen, es auch auf Reisen in Aästen,
welche den Blick anf das Zifferblatt gestatteten, wohlverxackt
mitzuführen. Das Gehäus wnrde demnach vierscitig gleich-
mäßig ansgebildet, ost in Gestalt eines Gebäudes mit einem
thurmartigen Aufsatz, in welchem dic Glocken sichtbar ange-
bracht waren. Vft sah man an den Seitenslächen fcnsterartige
Gffnungen vor, dnrch welche man die Bewegnng der Räder
betrachten konnte. Derartige Uhren dientcn gewissermaßew
als Seh- und Taschon-Uhren znglcich. UUt der größeren Der-
breitung letzterer verloren erstere ihren bevorzngten jdlatz aus
den Tischon und rückten an die wand aus Aonsolen, Ständer,
Börter. thiervon war die Folge, daß die Gehäuse nunmehr
nur noch dreiscitig ausgebildet wurden, mit einer bcvorzngten
vorderseite, und dio Rückseite ganz vernachlässigt blieb. Die
Anwendung des langen Pendels sührte dazu, den Ständer
hohl zu gestalten nnd damit kam gegen Lnde des l?. Iahr-
hunderts die Form der Dielennhren in Aufnahine. Um die
UUtte des 18. Iahrhunderts brachtc die in Frankreich ans-
kommende Sitte, der Setzuhr ihren platz anf dem niedrigen
Gesims des Utarmorkamines vor einem Spiegel zwischen vasen
und Aandelabern auzuweisen, einen nenen Umschwung in die
Form. Da der Spiegel die vernachlässigte Rückwand der Uhr
gezeigt hätte, suchte und fand man die Abhilfe darin, das
Gchäus unterzuordnen und reichen xlastischen Schmuck, welcher

sich auch im Spiegelbild gnt ausnahm, zur ksauxtsache in der
äußeren Lrscheinuug zu erhebcn. Auf diesem weg kam man
bald dahin, dem werk und dem Zifferblatt, welche doch die
ksauptsache an einer Uhr sein sollten, nur noch einen Platz
in einer Art Sockel anzuweisen, auf wclchem beliebige voll-
runde Figuren Staud erhielten. Don solcher Art waren die
unzähligen Setzuhren, mit welchen Paris in der ersten ksälfte
des IZ. Iahrhuuderts alle Länder überschwemmte, Uhren, bei
denen dic Anweudung des billigen Zinkgusses anstatt der
Brouze und des Marmors der Louis XVI. und Lmpire-
Stilweisen eine weitere verwilderung des Geschmackes zur
Folge hatte. Roch hente inachen sich diese Verirrungon in
der Gestaltung unserer Uhren auch da, wo die Rücksicht auf
das Sxiegelbild fortsällt, bemerklich. — was den Stoff und
dic verzierung der Gehäuse betrifft, so finden wir gegen Lude
des Uttttelalters solche aus Lisen in den zierlichen Fornien der
spätgotischen Bau - Drnamentik, im is. Iahrhundcrt Gehäuse
ans Bronze, Rot- nnd Nlessingguß mit Reliefs und Gravir-
ungen. Beliebt waren damals auch Spielereien mit mannig-
faltigen Zeigerwerken; Allegorien und die Autike liehen be-
ziehungsvolles Beiwcrk. Im 1?. Iahrhundcrt, als die Uhren
größer und nur dreiseitig ausgebildet wurden, traten metall-
beschlagcne ksolzkasten in den vordergrund; zur Zeit Ludwig XIV.
kam zu ihrer Ausschmückung die Boule-Technik, das Fournieren
mit Schildpatt, Lbenholz und gravirten Ulessing - Linlagen in
Aufnahme und blieb bis weit in das 18. Iahrhnndert Ulode.
Das Rokoko wandte sich mit vorliebe dem Bronzeguß zu,
welchen es mit Nleisterschast übte. Auch der Stil Ludwig XVI.
arbeitete mit großem Lrfolg in dieser Richtung. verwendete
aber häufig neben und in vcrbindung mit der Bronze den
weißeu Marmor. Auch das Porzellan und die Fayence, welche
im 18. Iahrhundert blühten, dienten vielfach zu Uhrgehäusen;
sür hängende Wanduhren, sog. Aartels, wurde der geringeren
Schwere wegen gern auch vergoldetes ksolz verwendet. wäh-
rend der Stil Ludwig XVI. den figürlichen Schmuck seiner
Uhr fast uur in den ernsten Gestalten das Antike snchte, traten
an die Stelle des die Sonnenrosse lenkeuden Apolls, des ernsten
Saturn und der Parzen im 1Z. Iahrhuudert die Liebesgötter,



öl —
 
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