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Lwcites

Auni-Dett lSSt.

DreLs: l LldavA vLertelMdrlies).

Dekt 18.

Lrster Aabrgaug.

Lekte Zfarben kür unser Ikunstgevverbe!

Das ist die ksauptforderuug, die Zulius Zanitsch,
der Direktor des Schlesischeil dNuseums der bildeudeu
Küuste, iii eiuer Schrift aufstellt, die unter dem Titel
„Der orieutalische Tepxich als Dorbild" soebeu bei
Maruschke 6c Behreudt in Breslau erschieueu ist,
„Aritik uud vorschläge" bieteud. Die Gruudzüge
dieser Lchrift kcuueu uusere Leser schou aus dem
Berichte, deu wir nach eiuem vortrage Iauitschs
bereits im vierzehuteu Hefte des „Äuustgewerbes" ge-
gebeu habeu — wir köuueu uichts bessercs thuu, als
sie zwecks geuauerer Reuutuisuahme auf das höchst
leseuswerte bseft zu verweiseu. N)i e leseuswert es
ist, das mögeu die folgeuden Ausführuugeu uoch iu
ein helleres Licht setzen.

Nach vortrefflicheu Bemerkuugeu über deu reiueu
Flächeustil als das eiue der wichtigeu Diuge, die der
Grieut iu seiueu Textilarbeiteu vor uus voraus Hat,
sagt der verfasser:

„Des wichtigeu Tlemeutes der Farbe wird bei
uus meisteus uur uebeubei gedacht; eiue Sache wird
mit weuig bvorteu abgethau, die im vordergruud des
Iuteresses steheu muß. Deuu das abstrakte Flächeu-
oruameut läßt sich alleufalls theoretisch ergründeu
uud darstelleu, die Larbe aber, ihr Lharakter, ihre
verteilung, ihce eigeuartige wirkuug kauu uur durch
die Anschauuug erkauut uud verstauden werdeu. Ls
ist hier selbstverstäudlich vou deu Farbeu iu srischem
Zustaud, uicht vou deu durch hohes Alter verblicheueu
die Rede, was gegeuüber gewisseu abfäliigeu Nrteileu
über »die verkehrte Bchwärinerei für alte geduukelte
oder verblicheue Farbeu« uusdrücklich bemerkt werdeu
muß. vorbildlich ist uuu zuuächst die Art, wie diese
Lärbuug der Natur des zu färbeudeu Materials
Nechuuug trägt. Die Lmpfäuglichkeit der wolle für
Larbe uud ihre Lähigkeit für tiefe Sättiguug ist stil-
bestimmeud. währeud uus jedoch das Gefühl für
diese Stilforderuug läugst abhaudeu gekommeu, hat
es sich der Grieut iu seiuem uaiveu Schaffeu unbeirrt
bewahrt. Seiue Teppiche zeigeu lauter tiefe satte
Larbeu, reiu uud uugetrübt, wie sie ebeu das uatür-
liche Lärbemittel liefert, prächtig uud doch mild, warm,

aber uicht stechend. Zu eiuer Zusammenstelluug ferner,
die zwar uugekünstelt, doch küustlerisch wirkt: da jeder
dieser Larbeutöue mit seiuer volleu ursprüuglichen
Äraft wirken soll, da er also weder au Zutensität
uoch au Gualität Tiubuße erleidet, fo besteht diese
Änust einmal in der richtigeu Auswahl verwaudter
Täue, dauu aber weseutlich in deren geschickter Ver-
teilung uud der Abgreuzuug der Larbeuflächen. Lnt-
weder bezweckt die verteiluug die Iserstelluug eines
Gleichgewichts der kalten uud warmen, duukelen uud
helleu Larbeutöue, oder die Vorherrschaft eines gewissen
Toues, der die Gesamthaltung bestimmt. Auf das
Auseinauderhalten der verschiedeuen Larbeuflächeu ist
die größte Sorgfalt verweudet, die selbst bei den eiu-
fachsteu gewöhulichen Rlustern der gröberen ware
uoch nachwirkt. Last jede Lläche, auch die vielfach
verschluugeneu Iüge der reichsteu persischeu Muster
sind vou schmalen anderssarbigen Liuien eingefaßt,
uud wo diese Liufassuug sehlt, macht der eigeuartige
Lindruck die bestimmte künstlerische Absicht deutlich.
Zndessen wären all solche Leiuheiteu uicht im Stande,
die allgemeiue kjarmoiiie zu sichern, wäreu uicht die
weseutlichen vorbedingungen iu der Natur des Larben-
materials selbst gegebeu. Dies ist eiu punkt, aus den
mit um so größerem Nachdruck hiugewieseu werdeu
muß, als uur weuige feiusiuuige wläuner ihn in
seiner gauzen Bedeutuug erkaunt haben und ihre
worte fast uugehört verhallt sind. wir aber folgen
hier dankbar der Lührung G. Sempers, der unter
diesen wenigeu wohl als der Lrste seiue Stimme voll
Überzeuguug uud wärme erhoben und sein Urteil am
treffeudsten sormulirt hat.

Das Geheimuis jeuer uus wunderbar erscheinen-
den Larbenharmouie, die uicht dadurch erzielt wird,
daß die Larben zu eiuauder gestimmt, das heißt, so
lauge im Lharakter gefälscht uud gebrocheu werden,
bis sie kraftlos uebeneiuauder sich vertragen, löst sich
bei nähercm Iusehen durch das aus antikeu Tradi-
tioneu beruheude Prinzip der Lärberei des Grients
auf. Der Grient bedient sich vorzugsweise der tsrre-
uischeu Larben des plinius, derjenigen, die das

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