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HerausgMr: IerdmaM Mnarms. ^

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Leptcmbcr-Dett I8St.

Dreis: 7Z I^feNÄmE^ierteljädrlick.

Dekt 24.

Lrster Aabrgang.

c-ET ZM IagMUslvkktzftl.

o steht denn das „Aunstgewerbe" vor seiner ersten Gebnrtstagsfeier! Das meistgefährdete Lebens-
jahr eines jeden und insbesondere eines Zeitungs-Kindes hat es glncklich zurnckgelegt.

ll)ir wollen unsern tresern nicht verhehlen, daß wir im Zlnfang wegen des jungen Sxröß-

lings manche Sorge hatten. Der Gedanke war kühn, zu so niedrigem preise ein illustrirtes Blatt

zu geben, das seine Leser nicht nur ausschließlich unter Berufsleuten und Freunden des U u n stg e w e rb es,
sondern sogar allein unter solchen von diesen suchen sollte, denen es uin ihren Beruf oder um ihre Freund-
schaft ehrlicher Grnst und Gewissenssache war. Der plan unseres Blattes ergab es, daß es ganz und gar
auf eigene Araft angewiesen werden mußte — keinerlei Geldunterstützung also, weder von Staats-
wegen, noch von vereinen, noch von privaten konnte uns zu Teil werden, wie sie in irgend einer Lorm
fast sämtliche Runstgewerbeblätter besitzen, die doch trotzdem weit höhsres Bestellgeld verlangen, als wir.
Auch inachten wir's natürlich zunächst nur Wenigen recht: von hundert Aöpfen wunderten sich neunzig, ein
jeder für sich, daß das Blatt nicht gerade nach ihin gemacht wnrde. vieles gefiel den Freunden nicht, Alles
gefiel den Gegnern nicht, von denen dieser und jener zudem sich gegen uns auch wohl unreinlicher waffen

bediente. Rurz, es war keine vergnügliche Zeit, und auf die verschiedenste weise, derb oder fein, mußten

wir unsern armen Zungen, das „Aunstgewerbe", verteidigen, daß er nicht gar gesteinigt wurde.

dlber inerkwürdig, die Dinge änderten sich allinählich, wie inan mehr und inehr sah, was wir
eigentlich erstrebten. Mr wollen den Lesern das nicht weiter schildern. Ls genüge, ihnen nützuteilen, daß
unser erstes Ziel heute erreicht ist: das Bestehen des „ Aunstg ew erb es " ist vollständig gesichert.

Damit tritt nun an uns die schöne Pflicht heran, uns für diesen ersten Lrfolg dankbar zu erweisen.
Das „Aunstgewerbe" hat sich zu eiuem Blatte entwickelt, das möglichst weiten Rreisen künstlerische Anregung
bieten will. Ls möchte sprechen zu den Beichen wie dlrnien unter all denen, die uicht als stuinpfsinnige
Lsandlanger des Lrwerbs, sondern als weiter uin sich schauende, bewußt und einpfindend betrachtende Menschen
schaffen, das Geschaffene Anderer förderlich verwerten oder auch nur an ihm sich erfreuen und bilden wollen.
So haben wir weiter zu wirken für die verbreitung des guten Geistes, der nüt unsern Lesern uns verbindet,
weiter zu wirken für die verbreitung unserer gemeinschaftlichen Zdeen.

Nun mußten wir bemerken, daß thatsächlich das Bestellgeld von einer Mark vierteljährlich immer
noch für viele Leute eine zu hohe Auslage war. Lür gar inancheii kunstgewerblichen Zeichner, manchen
kleinen Gewerbtreibenden, manchen bjandwerker gilt dies — leider! — allen Lrnstes, wir aber brauchen
nicht nur die großen Labrikanten und sonst Bemittelten, wir brauchen auch die „kleinen Leute" zu unsern
Lesern, soll das „Runstgewerbe" wirklich der Allgemeinheit nützen. Und wir brauchen außer den „Lach-
männern" auch das große publikum, das Aufträge giebt und Linkäufe macht. von diesem aber hat nun
einmal in unserm Deutschland gar mancher keine Nlark übrig für „nichts als eine Zeitschrift", dem für einen
Ball- oder Theaterabend das Goldstück selten fehlt. So wagen wir denn, den j)reis für dieses Blatt noch
niedriger anzusetzen:

llas „KunstgWkrße" kostei sorkan nur 75 MnnW merteWrliN

bei Buchhandlungen und postanstalten. Allerdings müssen wir nun den Umfang ein wenig beschränken:
wir werden in Zukunft statt, wie bisher, zwei nur anderthalb oder auch eiiien Bogen geben. Aber zunächst:
die Linschränknng wird mehr den Anzeigen-, als den Textteil treffen, dann: sie wird durch um so sorgfältigere
wabl und knappere Fassung der Beiträge und durch weglassung aller nicht wirklich charakteristischen Zllustrationen

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