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so ausgeglichen werden, daß unser Blatt nicht schlechter, sondern mit Gewißheit besser sein und aussehen
wird, als jetzt, und schließlich: sie ist eine Notwendigkeit, die in besonderer kVeise auch die Vertretung unserer
guten Sache verlangt. Das letztere aus folgenden Gründen. Nnsere Leser wissen, daß durch Beilegen zu
anderen Zeitungen, sowie durch die freundliche vermittelung einer Anzahl von Runstgewerbevereinen bisher
die Anzeigeblätter der Zeitschrift im weitesten Areise der Leute, die sie angehen, verbreitet wurden. Der kvert, den
das für unsere Znserenten hat, brachte uns der Niöglichkeit näher, die bserstellungskosten des „Aunstgewerbes" vor
Allem von denen tragen zu lassen, die sich seines Anzeigeteils bedienen und denen wir durch die unentgeltliche ver-
breitung wiederum nach Aräften nützten. Nun aber wollen wir thun, was von Anfang an bei dieser
„wechselweisen versendung" in unserer Absicht lag: wir wollen nicht mehr blos Anzeigeblätter, sondern
ganze Nummern abwechselnd an ein weitestes publikum verbreiten, damit dieses immer kräftiger aufmerksam
gemacht werde auf die hier ausgesprochenen Gedanken. Das aber geht ohne einige Beschränkung des
räumlichen Umfangs aus rein technischen Gründen nicht an.*

Zum chchluß die Bitte an unsere Leser: Fördert das „Runstgewerbe", wenn ihr ihm
freundlich gesonnen seid, wenn ihr seinen Linfluß für gut haltet! Fördert es vor allem durch mündliche
oder schriftliche Lmxfehlung im Freundeskreise, macht Lure vereinsgenossen, macht Lure Gehilfen, Lure
chchüler darauf aufmerksam — auch darauf, daß fede Nummer nicht mehr, als ein Glas Bier kostet! Zm
Besonderen bittet noch der „Uunstwart-Verlag", ihm auf der beiliegenden postkarte Adressen solcher Leute
mitzuteilen, die sich unsern Lesern zugesellen könnten. vereinen und Lehranstalten wollen wir bei Bezug von
mindestens 20 Lxemxlaren unter ein und derselben Adresse das Vierteljahr-Bestellgeld mit nur 50 j)fennigen
berechnen. kvir werden es stets als unsere Micht betrachten, für jede Förderung, die wir genießen, durch
verbesserungen zu danken. Lin praktischer „Anreger", der in den Alltagsbrei des Daseins etwas Sauerteig
bringen will, hofft das „Runstgewerbe" auf die Freunde nicht süßlichen, sondern gesäuerten geistigen Brotes.

Msden, im Veplemöer VHifileitung des .Mnstgewkröes".

Mas soll der ^eLebenunterrLekl lekren?

„Das Zeichnen!" — die Antwort klingt sehr
einfach, aber sie nennt nicht alles. kvir richteten an
Fedor Flinzer, den weitbekannten „Resormator
des Zeichenunterrichts", nach desseu Methode allein
in Leipzig etwa 50 ooo Schüler jährlich unterrichtet
werden, dis Bitte, uns zu schildern, was ihn zur
k^erausgabe seines „Lehrbuchs für den Zeichenunter-
richt an deutschen chchuleu" Auflage, Leipzig,
Velhagen ch Alasing) bestimmt habe. bsier, was er
uns schrieb — es giebt auf die obeugestellte Frage
vortreffliche Autwort, ohne daß es sie absichtlich be-
handelte:

„Das Buch ist das Lrgebnis einer 27jährigen
praktischeu Lrfahrung. Die unheinilichen Rriegs-
drohungen des Zahres t85S hatten mich zum Zeichen-
lehrer gemacht, Napoleou schloß den Frieden von
villafranca, ich blieb in der nür interessant ge-
wordenen Thätigkeit. Nlit dem Feuer künstlerischer
Begeisterung, erfüllt von den Zdeen meines Meisters
chchnorr von Tarolsfeld über die Aufgabe des blünstlers,
Anteil zu uehmcn au der Lrziehung und Bildung des
Nkenschen, hatte ich meine Thätigkeit begonnen. Ls
gelang nür dadurch leicht, die emxfänglicheu bserzen
der Rnaben zn entflammen, ihnen durch kvort uud
Beispiel eineu ahnenden Linblick in den kvundertemxel
der Runst zu eräffnen, den mancher von ihnen sxäter
mit Glück betrat. Der Lrfolg niachte nüch glücklich,
und immer eifriger suchte ich zu werbeu. Auch die
Geringbegabten, die ich bisher nach alter Über-
lieferung uur weiüg beachtet hatte, versuchte ich,
wenn auch nicht zu Züngern, so doch zu verehrern
der Nunst auszubilden. lvaren es doch, wie ich zu
meinem Leidwesen bemerkte, zienilich viele. Zch legte
daher mehr Gewicht auf diejenigen Belehrungen,

welche von alleu Schülern verstandeu werden konnten,
und besprach jede nüt allen, iudeni ich durch Frage
und Autwort eutwickelte. Dabei erfuhr ich zu nieiuem
Lrstauuen, daß selbst die Befähigsten, welche nüt
gewandter kjand und scheinbar nüt viel Verständnis
Aopieeu nach guten Griginalen ausgeführt hatten,
trotz nieiner bei alleu Gelegenheiten gegebeneu Lehren
über keine derselbeu klar und sicher waren. Zch fand
nach laugen oft vergeblichen Mühen, daß ich vor
Allem das Zeichuen einfacherer Forineu, und zwar
unnüttelbar nach deni plastischen, nach wirklichen
Rörpern lehren niußte, bevor ich eine verständnisvolle
Roxie uach irgendwelcheni einen Rörxer darstellendeu
vorlegeblatt verlangeu konnte. Zmiuer klarer kani
nür die Überzeugung, daß ich niit den alten
Ü b e r li e f e ru n g en der 2lkademie brechen
mußte, nach denen diese Nopieen vor dem Zeichnen
uach dem jDlastischen verlangt wurden. Zemehr es
nür gelang, die Llementarfornien so zu ordnen, daß
die erste Übung scheinbar nur Selbstverständliches,
daß jede neue nur wenig Schwierigeres brachte und
dennoch in einer geringen Anzahl von Übungen sänit-
liche wesentliche Lehren vou der Verkürzung und die
der Beleuchtungskunde leichtfaßlich gegeben wurden,
umsoniehr wuchs die Zahl der «befähigten» Schüler,
die Zahl der befriedigenden Nesultate. Durch eiuige
leichtzufassende Unterweisungen vermag nian, wie nüch
die Lrfahrung belehrte, auch dem scheinbar Unbe-
fähigten eine völlig genügende Technik beizubringen,
wodurch jeder Lchüler hindernislos durch seiue Zeich-
nung nachzuweisen vermag, wieviele von deu kvorten
des Lehrers er begriffen, wieviele von den Formen
des Griginals er verstanden hat. Bo unbedeutend
diese zeichnerischen Übungen auch für Diejenigen er-

* Der „Aunstwart-Verlag" in Dresden kann keine viertel- oder halbjährlichen-, sondern nur Jahres-Abonnements an-
nebmen, die er durch direkte Areuzbandsendungen nach Linschickung von 3 Nlark ausführt.


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