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ckßmomtWü, LMW- M ZWMlall

ZIIM Merlilick mril ziir Vescsriistsiiermiiirliiiig zwisklieii

Künstlern, als MDitekten. Uuster^eWnkrn, Uodelleuren. VildZauern usw.. KunWandwerkern. Dekorateuren.
«Kroß- und Klein-Kandlern, Iaörikanten, Vau-UnterneZmern, Patent-Knwälten. Knstalten sür 8erviel-
saltigung. KeWflen für Lin- und Kussugr und Kustraggeßern des Kunstgewerßes üßergaupt.

^ DMusgeßer: IerßmaM Mnmüs. ^

15. Vktober 1990.

DreLs: 1 NbaMWrteWbrlLcb. l.Zabrg.,DettL

IKeuleaux über ^Mser Ikuustgevverbe.

wie cs gcgenwÄrtig ist, ein viel günstigeres Urteil sprechen
zu hörcn, als sencs allbekannte, das er über das frühere
deutsche Uunstgewerbe mit scinem „billig und schlecht" gefällt
hat, inuß jedein Kunstgcwcrbtrcibenden zur Freude gereichein
Wir entiiehincn eincin Briese dcs lssrrn Gcheimrats Rculeaux
an F. Avenarius, den kserausgeber dicser Blätter, mit §r-
laubnis des Absenders das Folgcnde:

Die iheranbildung des deutschen volkes zu gutem
Geschmack geht langsam vor sich, weil, wie Sie sagen,
„die jDhantasis des großen publikums durch s)ahr-
hunderte verkümmert >st". — Freilich, „durch j)ahr-
hunderte" ist ein etwas zu starker Ausdruck; man
denkt an vier, fünf, sechs Iahrhunderte, und doch
sind es nur anderthalb bis zwei. Unser volk besaß
einen guten, gesunden Geschmack und wird ihn auch
hofsentlich wieder bekommen. Aber Geduld ist dazu
erforderlich. Auch müssen wir uns hinein finden
in die Grzeugung der Gegenstände durch die Rlaschine,
welches versahren die Übelstände, die Sie rügen*, sa
in der That herbeigeführt hat; wegschaffen künnen
wir das verfahren nicht, dürfen ihm aber keinen zu
großen Linfluß einräumen, keinen zu großen wert
zuerkennen. Für das eigentliche gewerbliche Aunst-
erzeugnis leistet die Rbaschine sehr wenig. Auch

* Reuleaux bezieht sich auf eiuen Aufsatz „Nouveautss",
der im „Aunstwart" (I, 7) erschienen ist.

können wir Trost darin finden, daß einzelne Fächer
den richtigen weg zur Hervorbringung des Runst-
gebildes gar nicht verlassen können, wie die Glas-
bläserei. Und doch hat gerade diese in den letzten
zehn bis zwölf Iahren große Fortschritte auf dem
üunstgebiete gemacht. Sehen Sie Theresienthal,
Iosephinenhütte und Lhrenfeld, draußen Salviati:
da sind große, treffliche Lntwickluugsvorgänge wirk-
sam gewesen. Sehen Sie unsere Aböbelindustrie!
welcher Aufschwung, welche Tüchtigkeit! Immer
nur bei einzelnen Lsäusern, allerdings; aber der Auf-
schwung ist doch da und hat mächtige Fortschritte,
treffliche Leistungen unter unsren Augen gemacht.
Sehen Sie die Gdelschmiederei und vergleichen Sie
dieselbe mit dem Stande von vor zwanzig, fünfzehn
Iahren. Da ist Regsamkeit und Leistung. Das
jchiblikum ist ja freilich an diesem letzten punkte
noch sehr der Bildung bedürftig, hat aber doch schon
gelernt und sich gebessert. Sehen Sie die Architektur.
was heißt es jetzt noch, eine Sandsteinfassade bauen,
und was hieß das vor erst zwanzig Iahren. khier
hat also das publikum gelernt, wirklich gelernt, und
zwar im ganzen Reich. Also wir brauchen nicht zu
verzweifeln am deulschen Volk, am deutschen Geschmack,
dürfen aber nicht aufhären, denselben in guten Bahnen
zu halten, auf guts Bahnen zu leiten zu suchen.

Sesckätt und Sesekmuek.

Deine Ware behagt mir nicht. Du mußt doch
wissen, wo Stilisiren und wo Naturalismus am platze
sind: das ist doch Mode, was Du mir da zeigst,
aber seiner Lebtag nicht Aunst. So spricht der
Rritiker er pflückt dem Runstgewerbler fein säuberlich
seine Arbeit auseinander, legt sie ihm so vor die
Nase zeigt darauf und schüttelt den Ropf. Der
Fabrikant'jedoch autwortet: weißt Du was? Rauf

Du mir alle schönen Sachen ab, dann mach ich Dir
welche. Das f?ublikum aber — das große wenigstens
— will nicht Schönheit, es will wlode. Abwechslung,
„Driginelles", „Nouveauts". Und wenn Du nichts
dagegen hast, so ist es mir lieber, ich nnd meine
Arbeiter verdienen ihr Brod an wlodezeug, als wir
verhungern bei tadellos Schönem.

So geht der Streit hin und her: wir hören ihn
 
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