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https://doi.org/10.11588/diglit.20651#0123
Hllüstmlk Salßmonalssgllü.
^ Herausgköer: IerdinaM Kvknavms. ^
Lvveiles
/IKAlz-Delt I8SI.
DreLs: 1 MyM NMelMrLLck.
Dclt 12.
Lrstcr Aabrgang.
LLne VerteLdLgung und M Slaubellsbekenntnis.
An eigener Sncbe.
Zeitschriften haben ein schnelles Alterwerden: sc>
ein sechsmonatliches Dinq von Zeitnng ist an Lr-
sahruna schon ein ziemlich großer Bnrsche. Sechs
!1lonatchanch zählt erst nnser „Annstgewerbe". Und
ist doch schon lange genna i>> die chchnle aeaangen,
nm hent cinmal ans der Schnle plandern zu können.
Ls lvat Lob und Tadel bekonnnen, unser Blatt
während seiner knrzen Mirksamkeit, Lob auch öffent-
lich reichlich genng, Tadel nnr unter vier Angen im
Stillen. Tben deshalb ivollen wir hente nicht vom
Lobe reden, sondcrn vom Tadel. Der Branch ist
das sreilich nicht bei nenen Zeitschriften: sie lieben
es meist, den Lesern ein schönes lebendes Bild zu
zeigen, in dem sich die Melt vor ihnen, die lorbeer-
bekränzt in der Mitte stehen, dankbar bewnndernd
verneigt. Das „Rnnstgewcrbe" bildet sich ein, es
habe derlei nicht nötig. Ts macht ihm sogar Der-
gnnqen, seinen Liescrn zu sagen: seht, das tadelt man
an mir, nun laßt mich Lnch bekennen, was ich selber,
so dnmm oder aescheit ich bin, als gerechtfertigt an-
erkennen kann nnd was nicht. Und nehmt mir's
nicht übel, wenn ich Schüler in dem nnd sencm sogar
ein wenig den Lehrer spiele: das geschieht sa nur
so, natürlich, wie dies z. B. der cheminarist in seiner
chchnlprobenstunde thnt: ich, das „Uunstaewerbe", will
sa anch mit der Zeit so etwas wie ein Lehrer werden,
wenn anch wie cin Lehrer, dessen chchüler anch wieder
seine Lehrer sind. Zhr dürst mir's also nicht übel
nehmen, lern ich mich anf mcinen künftigen Bernf
etwas ein, wie ein zukünftiger Schulmeister ans dem
Lehrerseminar.
Znr Sachc. lsören wir zuerst den Text, der nns
über nnsern Text gelesen wnrde. Dorwurf Nr. t an
denlserausgeber: 5ie gcben zu wenig Geschästli ches,
Bester! Lin satalcr Dorwnrf - ich krane mir
hinterm Bhr und nicke: viel wahres daran, leider
Gottes, viel wahres! Zch frage mich: wo ist eigent-
lich das knnstgewerblichc 1s and el sblatt geblieben,
das Dn Dir vor dreiviertel Zahren so nett im Kopse
zurechtgelegt hattest? „Zm Storchteiche", sagen die
verehrten Leser. Nichtig, mcine Iserren: im Dtorch-
teiche.
dlber lachen Die mich nicht gar zn sehr aus: der
Dtorch, der ein knnstgewerbliches Isandelsblatt aus
diesem Teiche fischen könnte, ist überhaupt noch nicht
aus der Ivelt. Das hab ich vordem nicht gewnßt,
jetzt hab ich's eingesehen. Ts liegt nicht nnr daran,
daß die Isandelsinteressen im Ännstgewcrbe ungemein
verschieden sind, daß der Runsttischler, der Unnst-
schlosser, der Glas-, der porzellanformer, der Tape-
zirer nsw., usw. zumeist ganz verschiedene Absatzweisen
nnd Absatzgebiete haben, von denen die Fachblätter
der betreffenden „Branchen" reden -- dieses hatte
ich mit in die Nechnung gczogen.
Ts liegt noch an anderen Dingen. Ts liegt z. B:
anch daran, daß die großen Iserren in der Annst-
indnstrie zum gnten Teil außerordentlich vornehme
Leute sind, die denkcn: was kann IINch so ein Blättel
nützen? Ivir Zeitungslente wissen, daß in jeder
Zndnstrie das Fach-Geschäftsblatt bei seinem Lrscheinen
mit überlegenem Lächeln begrüßt zu werden pflegt.
Da aber in anderen Zndustrien die Dinae viel ein-
facher liegen, als beim Nnnstgewerbe, dieser Nrone,
zn der gar manche Bänme ihre höchsten Zwcige
znsammenrechen, so erkennt man anderwärts schneller
den Ivert eines Geschästsblattes, sieht man schneller,
wie kräftig ein solches sördern kann, wenn es selber
gesördert wird dnrch rege Teilnahme, dnrch Mitarbeit,
durch Ivissens- und Trfahrnngsaustansch nach dem
Grundsatz: Alle sür Alle. Nlöglich ist solch ein
Geschäftsblatt anch in der Annstindnstrie, nnd wenn
es einnial da sein wird, wird es von hoher wirt-
schastlicher Wichtigkeit sein: aber es kann nicht dnrch
die Arbeit Linzelner, es kann qerade hier nnr durch
das Znsammenwirken vieler berusener praktiker ae-
schasfen werden. vorlänfig sahen diese jdraktiker bis
anf Ivcnige der chache zn, schwiegen nnd wunderten
sich, daß keiner von ihnen was sagte. Illanche der
- no -
^ Herausgköer: IerdinaM Kvknavms. ^
Lvveiles
/IKAlz-Delt I8SI.
DreLs: 1 MyM NMelMrLLck.
Dclt 12.
Lrstcr Aabrgang.
LLne VerteLdLgung und M Slaubellsbekenntnis.
An eigener Sncbe.
Zeitschriften haben ein schnelles Alterwerden: sc>
ein sechsmonatliches Dinq von Zeitnng ist an Lr-
sahruna schon ein ziemlich großer Bnrsche. Sechs
!1lonatchanch zählt erst nnser „Annstgewerbe". Und
ist doch schon lange genna i>> die chchnle aeaangen,
nm hent cinmal ans der Schnle plandern zu können.
Ls lvat Lob und Tadel bekonnnen, unser Blatt
während seiner knrzen Mirksamkeit, Lob auch öffent-
lich reichlich genng, Tadel nnr unter vier Angen im
Stillen. Tben deshalb ivollen wir hente nicht vom
Lobe reden, sondcrn vom Tadel. Der Branch ist
das sreilich nicht bei nenen Zeitschriften: sie lieben
es meist, den Lesern ein schönes lebendes Bild zu
zeigen, in dem sich die Melt vor ihnen, die lorbeer-
bekränzt in der Mitte stehen, dankbar bewnndernd
verneigt. Das „Rnnstgewcrbe" bildet sich ein, es
habe derlei nicht nötig. Ts macht ihm sogar Der-
gnnqen, seinen Liescrn zu sagen: seht, das tadelt man
an mir, nun laßt mich Lnch bekennen, was ich selber,
so dnmm oder aescheit ich bin, als gerechtfertigt an-
erkennen kann nnd was nicht. Und nehmt mir's
nicht übel, wenn ich Schüler in dem nnd sencm sogar
ein wenig den Lehrer spiele: das geschieht sa nur
so, natürlich, wie dies z. B. der cheminarist in seiner
chchnlprobenstunde thnt: ich, das „Uunstaewerbe", will
sa anch mit der Zeit so etwas wie ein Lehrer werden,
wenn anch wie cin Lehrer, dessen chchüler anch wieder
seine Lehrer sind. Zhr dürst mir's also nicht übel
nehmen, lern ich mich anf mcinen künftigen Bernf
etwas ein, wie ein zukünftiger Schulmeister ans dem
Lehrerseminar.
Znr Sachc. lsören wir zuerst den Text, der nns
über nnsern Text gelesen wnrde. Dorwurf Nr. t an
denlserausgeber: 5ie gcben zu wenig Geschästli ches,
Bester! Lin satalcr Dorwnrf - ich krane mir
hinterm Bhr und nicke: viel wahres daran, leider
Gottes, viel wahres! Zch frage mich: wo ist eigent-
lich das knnstgewerblichc 1s and el sblatt geblieben,
das Dn Dir vor dreiviertel Zahren so nett im Kopse
zurechtgelegt hattest? „Zm Storchteiche", sagen die
verehrten Leser. Nichtig, mcine Iserren: im Dtorch-
teiche.
dlber lachen Die mich nicht gar zn sehr aus: der
Dtorch, der ein knnstgewerbliches Isandelsblatt aus
diesem Teiche fischen könnte, ist überhaupt noch nicht
aus der Ivelt. Das hab ich vordem nicht gewnßt,
jetzt hab ich's eingesehen. Ts liegt nicht nnr daran,
daß die Isandelsinteressen im Ännstgewcrbe ungemein
verschieden sind, daß der Runsttischler, der Unnst-
schlosser, der Glas-, der porzellanformer, der Tape-
zirer nsw., usw. zumeist ganz verschiedene Absatzweisen
nnd Absatzgebiete haben, von denen die Fachblätter
der betreffenden „Branchen" reden -- dieses hatte
ich mit in die Nechnung gczogen.
Ts liegt noch an anderen Dingen. Ts liegt z. B:
anch daran, daß die großen Iserren in der Annst-
indnstrie zum gnten Teil außerordentlich vornehme
Leute sind, die denkcn: was kann IINch so ein Blättel
nützen? Ivir Zeitungslente wissen, daß in jeder
Zndnstrie das Fach-Geschäftsblatt bei seinem Lrscheinen
mit überlegenem Lächeln begrüßt zu werden pflegt.
Da aber in anderen Zndustrien die Dinae viel ein-
facher liegen, als beim Nnnstgewerbe, dieser Nrone,
zn der gar manche Bänme ihre höchsten Zwcige
znsammenrechen, so erkennt man anderwärts schneller
den Ivert eines Geschästsblattes, sieht man schneller,
wie kräftig ein solches sördern kann, wenn es selber
gesördert wird dnrch rege Teilnahme, dnrch Mitarbeit,
durch Ivissens- und Trfahrnngsaustansch nach dem
Grundsatz: Alle sür Alle. Nlöglich ist solch ein
Geschäftsblatt anch in der Annstindnstrie, nnd wenn
es einnial da sein wird, wird es von hoher wirt-
schastlicher Wichtigkeit sein: aber es kann nicht dnrch
die Arbeit Linzelner, es kann qerade hier nnr durch
das Znsammenwirken vieler berusener praktiker ae-
schasfen werden. vorlänfig sahen diese jdraktiker bis
anf Ivcnige der chache zn, schwiegen nnd wunderten
sich, daß keiner von ihnen was sagte. Illanche der
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