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Künstlcrn, nls KrSitekten, Nuster;eiUnern. Noöelleurcn, Vildgauern usw., KunstZandwerkern. Detoraleuren.
Lroß- und Klein-Kandlern. Fabrikanlen, KaU'Unlernegmern, Patent-Änwällen. Knstalten sür 8erviel-
fältigung. «KesWften für Lin- und Kusfugr und Kuflraggeöern des Kunstgeweröes üöergauxt.

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Lrster Agbrgaiig.

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— über diesen Gegenstand handelt ein ganz trefflicher
Aufsatz, den unser Mitarbeiter Lsans Schliepmann
in der „Tägl. Rundschau" (ss) veröffentlicht und
durch die er auch unsere Leser erfreuen inöge. 5ie
werden nicht meinen, chchliepmann sei dc>ch etwas zu
„nervös" in seinem Lmpfinden gegen allerlei Modisches

— sie werden mit uns glauben, man könnte mit
mehr Recht uns steutigen Abstumpfung der natür-
lichen Feinfühligkeit nach der tüeite des Äünstlerischen
hin zusprechen. Die Überreiztheit in anderen Dingen
rächt sich durch Trmattung hier. cho gefällt uns
denn an Schliepmaims Ausführungen besonders gerade
der geringe Linfluß, den er allerhand Theorien
und der große, den er jenem „gesunden Menschen-
gefühl" vergönnte, das, unangekränkelt von der Blässe
der Theorien, in Dingen der chchönheit das letzte
wort zu sprechen hat. Lreilich werden die Aunst-
gewerbtreibenden im Lolgenden manchem begegnen,
was scheinbar gegen ihre wirtschaftlichen Interessen
geht, manchem auch, was lange liebgehaltenen Ge-
wohnheitsmeinungen widerspricht. Aber wir sind
keine vögel Strauß, wir glauben nicht, uns ungünstige
Gedanken wären nicht da, wenn wir sie nicht sehen

— die Schriftleitung des „Runstgewerbes" schätzte
ihre Leser sehr niedrig ein, wollte sie ihnen die Aritik
der Runstfreunde verheimlichen, statt sie ihnen init
dem Rate zu unterbreiten: antwortet, wo ihr glaubt,
es geschähe Unrecht. wir sind sehr gern bereit, auch
die Antwort zu Gehör zu bringen, wo sie sachlich ist
und mit Gründen heimzuzahlen weiß.

„lVandten sich meine früheren Ausführungen vor-
nehmlich an den Architekten und dann an den Bau-
herrn, so möchte ich diesmal zu den Bewohnern selbst
sprechen. lViederum habe ich dabei hauptsächlich
unseren gebildeten Mittelstand im Auge. Dem Aeichen
ersetzt entweder Tapezierer und Architekt das Denken,
und für seinen verwöhnten Gaumen hetzen sich die
üilodelieferanten um neue chchnurrpfeifereien ab, denen

mit der Ästhetik nicht nachzukommen ist, — oder sein
künstlerisches Leingefühl ist durch keine wirtschaftlichen
Rücksichten am Schaffen behindert. Ts gilt aber vor
Allem. üunst, mindestens das Gefühl für Aunst, zu
den Geringeren zu tragen, zum eigentlichen Volke, zu
Leuten, „die sich einzurichten haben" — in beiden
Bedeutungen hier.

Meist gehört diesen das löaus selbst nicht an, in
dem sis wohnen; die Zimmer sind vom Architekten
mehr oder weniger nach der chchablone für „Miets-
kästen" hergestellt; über Lsimmelsrichtung, Raumfolge
und -größe ist bereits bestimmt worden.

Selbst die Tapeten und die Deckenbemalung findet
man vor — und was für welche! Unsere Augen sind
zu Dickhäutern erzogen; würden die schreienden Bicsen-
blumenmuster neuesten Stils auf unsere Ghren wirken,
so hielten wir's nicht fünf Attnuten in diesen Bäumen
aus. Lür den, der sehen gelernt, giebt's da nur zwei
Radikalmittel, die freilich Geld kosten und den ge-
bildetenstaustyrannen wahrscheinlich obenein beleidigen.
Überkleben mit cinem möglichst neutralen altmodischen
guten stilisirten Muster oder noch besser Überstreichen
mit Blfarbs. Merden bei letzterer Arbeit nur die
Llächen mit andersfarbigen Linien abgesetzt, wird ein
ruhig sich abhebender schablonirter Fries unter der
Dccke angebracht, so ist unter allen Umständen das
Beste erreicht. Denn sede größere Tapetenfläche -
nur bei reicheren Zimmern kann die Ivand durch
chockel und senkrechte Teilungen angenehm zerlegt
werden —- erregt schließlich durch den eintönigen
Rhythmus der tViederholung des Atusters, zumal
wenn dies lebhaft ist und in deutliche Abschnittc
zerfällt, ein Gefühl des Zwanges und der (Üde zu-
gleich, das sich bis zum Tntsetzen steigern kann. Zeder,
der einmal im Lieber die Tapetenblumen rasend ge-
zählt, weiß, daß der eintönige Nhythmus dann wie
taktmäßiger Keulenschlag auf das ksirn fällt. Daß
Taxeten «feiner» seien, ist einfach ein Aberglaube.
 
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