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alle Wochcn eimnal inil unsern leiblichen Mhren und
und mit unsern geistigen Ghren alle Tage, sehen wir
nur iu die Zeituuaeiu Reiuer aus der einen j)artei
will den chtandpunkt der andern anerkeunen. Uud
doch köuuen sich Uritik und produktion nur uützen,
wenn sie auf einauder einaehen.

Tin ideal gesinuter Zndustrieller, der einmal
gegen die Ukode streitetz kann seiner Zndustrie uud
seinem volke förderlich sein, aber doch nur unter a u s-
nahmsweise glücklichen Umständen, und wenn er
über ein mächtiges Uapital verfügt, ohne damit er-
werben zu müssen. Lür die Allgemeinheit gelten eben
keine Ausnahmefälle. Liu Geschäftsmauu muß vcr-
dieneu, eiue Zudustrie muß wirtschaftlich in dic Höhe
kommcn: das liegt im Ndesen der Sache. Alacht
einer für die Textilindustrie ein für unser Gefühl
höchst geschmackloses Muster mit geplatzten Granaten
als Ornamentmotiv und erzielt dadurch drüben in
chpanisch-Amerika ungewöhnlichen Absatz, so hat er
als Geschäftsmann ein Rccht, das zu thuu.

Aber er thut wohl daran, nun uicht zu deuken,
sein Rkuster sei wirklich was großartig chchöncs, weil
es' ihm so viel Geld gebracht hat. <Lr soll seineu
Geschmack durch die Geschmacklosigkeit uud sei es vou
Lsunterttausenden nicht ansteckcn und verderben lassen.
Denn sonst sinkt er unmerklich auf eineu uicdrigern
Lntwicklungszustand herunter und verliert mit der Zeit
überhaupt das Gefühl für Schön und köäßlich.
Dom Dersorger der Lremdeu wird er zu ihrem
chklaven. Dadurch hingegen, das er jenes Gefühl
erhält, dadurch, daß auch der Geschäftsmanu fähig
blcibt, zu prüfeu uud zu bcuiteilen, dadurch, daß er
selbstherrlich über der Arbeit steht, die er aus wirt-
schaftlichen Gründen vertreibt, dadurch bleibt er nicht
uur iu seiucm Liiipfinden dem Rünstler nahe, nein,
gerads dadurch bleibt er auch der echte, kühle, vom
Augenblicke nicht beherrschte^ weitsehende R a u f m a u u.
Macheu wir Warcn für ck-üdamerika oder Australien,
die dem Geschmack der chüdamcrikaner oder Australier
eutsprecheu und bleibeu wir im Zunern, was wir
sind, so werden wir, will es das Geschäft, ein ander
Rlal auch Lxportartikel für 2lfrika oder Asieu au-
fertigeu köuneu. Nicht aber, weuu wir in unserm
Geschmack wirklich halb und halb chüdamerikaner oder
Australier geworden sind, wcnn wir uns wirklich ge-
wöhnt haben, für das chchönste auch unscrerseils zu
halten, was denen drüben für das chchönste gilt.
Das ist nun ein extremer Lall, wie er nie vorkominen
kann — er soll auch uur die Anschauung, die wir
bekämpfen, in ihrer Ronsequenz bis zum Unsinn weiter-
führen uud dadurch widerlegen. Durch seinen Geist
beherrscht Luropa die welt, uud zum Geiste gehört
auch der Geschmack — was häufig vergesseu wird.

kVie mit dem Lxportfähigen geht es auch mit
der o d e, diesem Ausdruck des Tages, des Wechseln-
deu, uicht des Dauernden. Die Labrikanten müsseu

ihr gehorchen, weil das Geschäft es verlangt. Lühren
wir aber die Mode nicht an der Lsand, sondern hängen
wir uns bewundernd an ihre Rockschöße, so kann uns
leicht geschehen, daß auch wir kommen und gehen,
wie die Mode geht.

Lreilich, auch die Anschauung von dem, was wahr-
haft schän ist, wechselt im Laufe der Zahrhunderte.
Zn jedcr Aunslperiode ist vieles schön gefunden
worden, was die nachfolaende Zeit verwarf. kVaren
aber die Rlenschen weit genug entferut von einer Lpoche,
um sehen zu köunen, welche Spitzen wirklich hoch
waren und welche den Nahestehenden nur hoch er-
schienc», hatteu sie dabei geuug Derstäudnis, um sich
iu das Mollen und chtreben der Dergangenheit zu
versetzen, so erkannten sie noch immer, daß von jeder
Runstzeit auf ihre Iveise chchönes geschaffen worden
ist sowohl wie Unschönes. Und inmier wiederkehrend
zeigtcn sich am chchöncu der verschiedensten Zeiten
und der verschiedensten Lormen einige Lrschein-
ungen, die zu verlangen also doch wohl iu unserm
Geiste begründet sein muß: so der „Stil" im Siune
einer Tharakteristik der Sache durch die Lorm, so
die Linhcitlichkeit der Teile im Ganzeu, so das ver-
langen nach Sinnvollem statt nach Blödsinnigem.
Stärkere Neize, U'koden zum Beispiel und ähnliche
Rultureinflüsse, köunen das Bedürfnisnach Befriedigung
dieser feiueren Reize übcrtäuben, aber daß sie dennoch
die dauernden sind, wird dadurch bewiesen, daß
das Bedürfnis nach ihnen immer wieder auftaucht,
weun Lrau Mode j)latz gemacht hat.

Die Anforderungcu dieses Dauernden uun sind
es, die eine vernünftige Rritik auch der Runstiudustrie
gegeuüber vertreten soll. Sie soll durch ihre chtimme
das Bcwußtseiu dessen, was wirklich schön ist, in uns
wach halten, damit wir innerlich auf der ksöhe bleibeu
und nicht unsern guten Geschmack langsam ersticken
lassen vom Geschäft. chagt der Rritiker — ich nehme
natürlich immer an, daß wir's mit einem ehrlichen
und feinsühligen, kurz: daß wir's mit einem echteu
Rritiker zu thun habcn — sagt der Rritiker zu uns:
Du sollst das anders machen, denn es ist häßlich,
so habcn wir ein Recht, ihm lächelnd auf die Schulter
zu klopfen und zu autworteu: das verstehst du uicht
— ich muß es so machen, denu das Geschäft zwiugt
nüch dazu. Aber du thust wohl daran, Lreund
Rritikcr, daß du zu meiuein künstlerischeu Gewissen
sprecheu willst. Denn bin ich ein ganzer, ein freier
Rtann, frei auch im Geiste vou der Tyrauniu Mode, so
will ich wenigstens immer fähig sein, wirklich chchönes
zu schaffen — danüt ich's schaffen kann, wenn es
die Umstände erlauben. So können Geschmack und
Geschäft in mir zusammen wohuen, ohne sich gegen-
seitig zu schaden, bis sie sich zu gelcgeuer Zeit ver-
büuden können. Derbünden sie sich, so giebt das
freilich erst das höchste: künstlerische und wirtschaft-
liche Blüte zugleich.

Die Mac «nley-Wll

bcschciftigt selbstvcrständlich auf das Letchaftcstc alle, dic nüt
dcin töandel nach Amerika zu thun Iiaben.

Tröstlich bei der 5ache ist iiimierbin, daß auch iu Aiuerika
selbcr die Lcutc nicht fechlcn, die gegen das ueue Zollgesetz

iu encrgischcc weise sprcchen. Mau lchrc dic „New-t.jorker
tjaudelszeitung": „Zunächst ist durch die lange Uiuziehuug
der Dcbatten übcr diese Bill denjenigen Iinxorteurs, die weit-
slchtig genug waren, Gelegeicheit gegcben wordcn,zu alten
 
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