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Dbb. Z2 bis SZ. Stucbornamcnte^von'dcr /Doscbcc bcsrAbn Lulum. Nus Äticgl, „Itttoricntuliscbc Hcppicbc" iLcipzig, L. D. Mlcigcl

ikncbk.), irclcbcs Wucb nnr im nücbstcn Dektc bcsprccbcn.

daher wird er von den bessern Ulassen Nlcht gebraucht. Der
gewöhnliche Arbeiter wendet ihn abcr vielfach an, und auch
niitunter alte personen, wohl weil sie sich außerhalb des Be-
reiches solchen Urteils, wie des erwähnten, glauben. In Lanton
verfertigt man ebenfalls schwarze Fächer mit fchwarz lackirten
Grisfen, die aber fast ausschließlich ins Ausland gehen.

N)eiße 5cide, welche straimn über einen schmalen Fächer-
rahmen — der rund, scchs-, acht- oder vielcckig sein kann —
gespaniit ist, wird in höheren chinesischen Gesellschastskreiscn
fnr die höchste Elcganz angesehen, vornehmlich wenn anf der
cinen Scite des Fächers ein Bluinenstrauß odcr eine Land-
schaft gemalt und anf der andcrn eine hochpoetischc Strophe
geschrieben ist. Lin solcher Fächer bildct untcr Lhiuesen ein
Lteblingsgeschenk, auch ist die lserstellung dersclben für jder-
sonen, die entweder gut zeichnen oder verse machen können,
höchst einträglich.

Der sog. Swatau - Fächer, der sich nicht zusammenfalten
läßt, ist der nützlichste und hat in Bezug auf Leichtigkeit nnd
Dancrhaftigkeit nicht seines Glcichen. Gr wird ans einein
Stiick Lainbns gemacht, ungefähr einen halben Fnß lang und einen
halben Zoll im Dnrchmcsser; in einer Länge von etwa t^Ioll
wird das Bambusstück in eine Anzahl von dünnen Streifen
gespaltcn, die dann halbkreisförmig ausgespreizt und am Lnde
etwas umgebogen werden. So weit wio die Rippen gehen,
überklebt man sie mit starkem jdapier; der untere Teil dient
als Griff.

Der fog. Landkarten-Fächer, welchen man vielfach in den
größern Städten vorfindet, iiainenllich in jdeking und Lanton,
zeigt den Plan solcher Städte, gicbt ferner die Namen der
Straßen, öffenilichen Gebäude und oftmals sogar auch Ieich-

nungen des ganzen Bezirks. Da die Lntfernungen von Drt
zu Drt ziemlich gcnau vermerkt sind, so wird dcrselbe namentlich
von Reisenden viel gekauft, die auf diese weiso um eine kleine
Sumino einen recht brauchbaren topographischen Führer er-
halten. Mtunter wird auch ein wichtiges nationales Lreignis
dadurch, daß es auf dem Fächer abgebildct ist, im ganzen
Landc verbreitet.

In Formosa wird eine eigentümliche Art von Fächern
verfertigt; sie besteht aus einem dicken markigen Blatte, welches
die ^orm eines Uegels hat, dessen Spitzc abgeschnitten ist;
auf dem Blatte sind Figurengruppen oder Landschaften mit
einem heißen Lisen eingebranut. Diese Fächer, die Lrfindung
eines armen Studcnten in Tainanfu, der Lsauptstadt For-
mosas, der damit viel Geld machte, waren einst fehr in Nkode,
sind aber heutzntage unmodcrn geworden und werden mehr
als Seltcnheit wie zum Gebrauch gekauft. Fächer sind nämlich
in Lhina, eben so gut wie andere Luxusartikel, dcn Grillen
der Mode ausgesetzt. Iedes Iahr sieht eine neue Art; der
Unterschied ist vielleicht so klein, daß ihn der Ausländer gar
nicht bemerkt, und doch weichen sie in den verschiedenen Iahres-
zeiten in Form, Größe und Material von einander ab; die,
welche iin Frühjahr und kjerbst gebraucht werden, sind kleiner
als die, welche im Sommer zur Anwendung kommen. Man
sieht es auch als ungehörig an, wenn man zu früh oder zu
spät im Iahr mit einem Fächer gesehen wird. Sind auch
keine Tage für den Anfang und das Lnde der Fächer-Saison
sestgesetzt — wie solches der Fall ist in Bctreff der Sonimer-
und Mnterhüte, die von allen Regierungsbeamtcn getragen
werden —, so würde man doch in Lhina eine Person aus-
lachen, die einen Fächervor odernach einem gewissen Tage trüge."



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