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Hand eingemalt oder mit besondcren bsolzstöcken, viel-
leicht auch mit chtempeln, i» Rot und Blau einge-
druckt. Zllustrirte Bücher, bei welchen die Bilder
und der Text aus einer und derselben Holzplatte ge-
schnitten waren, hatte es schon vor Guttenbergs Lr-
findung gegeben. Sehr bald wurden auch in den
mit beweglichen Typen hergestellten Satz bsolzstöcke

Druck, da die Rupserplatten, bei welchen die Schwärze
die vertieften Ltriche süllt, sich nicht wie die Lsolz-
stöcke, bei welchen die 5chwärze aus den iin wegge-
schnittenen Grunde erhaben stehen gelassenen Flächen
liegt, in der Buchdruckerpresse abziehen lassen. Nach-
dem die s)llustratio» mit bsolzschnitten unter dem Tin-
siuß der Nenaissanoe in Deutschland, Frankreich und
Italien zu hoher Blüte gelangt war, drängte sich
gegen Lnde des tö. Zahrhunderts der Rupferstich
wieder vor und beherrschte im t7. Iahrhundert die
innere Buchausstattung, während der Holzschmtt in
technischer und künstlerischer Hinsicht verkam. Auch
während des t8. Iahrhunderts beharrte man bei
der Buch-sZllustration mittelst Rupferdrucks, nur daß
man mit vorliebe an Stelle der mit dem Grabstichel
gestochenen sAatten solche anwendete, welche radirt
und nüt der kalten Nadel bearbeitet waren — ein
verfahren, welches weichere, zartere und malerischere
bVirkung erreicht. Die so geschmückten Bücher der
Nokoko-Zeit und des Louis XVI. Stiles in Frankreich
wetteifern an feinem Geschmack und künstlerischem
Wert nüt den besten bsolzschnitt-Büchern der Ne-
naissance. Zm t d. Zahrhundert nahm man zuerst in
Tngland den bsolzschnitt wieder auf. Tr wurde bald
zu einem wichtigen Faktor in der Volksbildung, in-
dem mau sich ssiner für die Ausstattung von billigen
Zeitschriften ipfennig-AIagazinen) und Ralendern be-
diente. weiter erhob er sich zu technischer Nleister-
schaft, teils im Anschluß an die einfache, stilvolle Art
der deutschen Nenaissance, teils im Streben nach
malerischcn Tfsekten, wie sie in den Zllustrirten
Zeitungen unserer Tage beliebt sind. Gegen Lnde
des t°>. Zahrhunderts ist ein neuer Aufschwung durch
die mit Isülfe der Photographie bewirkte kjochätzung
von Zinkplatten eingetreten, welche ganz wie bsolz-
stöcke in der Buchdruckpresse abgedruckt werden.
Neuestens hat man vielfach gelungene Versuche gemacht,
dieses Verfahren zur Ausstattung der Bücher rrüt farbigen,
in den Text gedruckten Abbildungen zu verwenden.

Für die Besprechung der äußeren Buchaus-
stattung legte Brinckmann seinen Zuhärern eine Aus-
wahl alter gebundener Bücher aus der Sammlung
des Nluseums vor. Die mittelalterlichen metallbe-
schlagenen prachtbände für kirchliche Zwecke waren
durch das der Rirche St. petri gehörige Lectionarium
des t-- Zahrhunderts und den durch die alte Be-
malung ausgezeichneten Tinband nüt dem Ls. Zohannes
aus dem k^erwardeshuder Rloster vertreten, die ge-
punzten Lederbände durch dcn auch außerhalb Lsam-
burgs berühmten Nürnbcrger Linband mit der Lsasen-
jagd v. Z. t475. Die landläufigen Tinbände der
Spätgotik mit Biinddruckpressungen mittelst ksand-
stempeln, die chchweinslederbände der deutschen Re-
naissance mit feinen Reliefs in jDlatten- und Rollen-
pressung, die deutschen bemalten und mit plattenver-
goldung verzierten Ralblederbände, die Renetianer-
Tinbände des t ü. Zahrhunderts, die unter dem Lin-
siuß persischer und türkischer vorbilder entstanden, die
mit zierlichen goldenen Arabesken und Land ver-
schlungenen, mittelst Lsandstemxeln vergoldeten und
teilweis, jedoch ohne Aufgabe des Flächencharakters
der Ornamente, bemalten Bucheinbände der italienischen
und französischen Renaissance, die mit zierlichem Laub-
werk in den Zwischenräumen von Bandstreifen ver-

Nbb. 77. rrrinkgckiiss rius ctncm Str.iusscnci, in kostbarcr Fassung
uon Lli-is Lcnckcr uus Mürnbcrg <IS7l). vcrklcincrtc wacbbildung
cincr kkukcl uus L. II. vou Drucbs „Ilcltcrcn Lilbcrurbcitcn in dcn
Lröniglicbeii Ssmmlungcn zu Lusscl" (klburbricb, M. S. Llivcrtscbc
vcrlugsbiicbbundlung)

eingesetzt und mit letzterem zugleich auf der Buch-
druckpresse abgezogen. Die Zllustration der Bücher
mit Lsolzschnitten blieb dieses technischen vorteiles
halber bis gegen Tnde des fü. Zahrhunderts im
Gebrauch. Versuche, Bücher mit eingedruckten Rupfer-
stichen zu illustriren, kommen in Ztalien schon im
tS. Zahrhundert vor. Sie forderten einen dopxelten

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