ist die «5 ti le ch th e it» die ärgste aller Abcrglaubens-
sorderungeiu
Aber ich fürchte, daß ich dadurch die verwirruug
unr uoch vergrößere. Wird doch vou auderer uud
«berufeuer» 5eite wieder gepredigt, daß die Zu-
sammeustelluug vou Gerät aus alleu Zahrhuuderteü
eiue greuzeulose Barbarei sei, daß mau weuigsteus
eiue Ätileiuheit wahreu müsse — so z. B. iu eiueiu
außerordeutlich leseus- uud beherzigeuswerteu lllufsatz
vou Aobert Zlg in der «Lraukfurter Zeituug» : «Voiu
moderuen Auustbazillus» (vgl. Ag. Lseft 8). Das
jAiblikum, iu seiner Ghrfurcht vor deiu Liupaukbareu,
versteht darunter Merke derselbeu Zeitcpoche, desselbeu
historischeu Stils. AÜer aber uur hieriu das wahre
erblickt, wird vou assoziativeu Dorstelluugeii sicherlich
uugeu eutspruugeii siud, wie die nüttelalterliche
Auust aus der streugeu Aoustruktion nud im Gegeu-
satz dazu das Nokoko aus fesselloser phautasie. Die
iiieist uoch üblicheu Foriueu der Lsochreuaissauoe mit
Ubcrgaug ius Barock siud iu dieser biiusicht uahezu
die duldsaiusteii.
Dies aber uur für die Äugstlicheu; wer seiueiu
Gefühl vertraut, wird schou vou selbst zu freiereu
Auschauungeii gelaugeu. Freilich, eiu Attiseuiii aus
seiueiu Ziiuiuer zu macheii, hat auch wieder uur daiiu
eiuen Reiz für die Dauer, weuu sich au jedeu Gegeu-
staud besoudere persöuliche Griiiueruugeu kuüpfeu,
wesentlichere, als etwa Auktious- oder Aauflokal, Dor-
besitzer oder Raufpreis.
Das - Lsauptsächlichste bleibt ! ^dich Aiiorduuug
Nbb. 84. Killige bemalte /Döbcl. Stubl. Ilorderansicbt.
Lntvvurt von D. Scbliepmann. IDergl. den Nutsatz „Killige /lböbel."
des Lsausrates. Die kostbarstcu 5acheu lasseu uuter
Niustäudeu eiu Ziiuiuer doch uufreuudlich erscheineu,
uud bei dcu eiusachsteu Möbelu kauii es außer-
ordentlich behaglich seiu. kfier muß freilich der
iudividuelle Geschmack das Beste thuu; eiuige 2lu-
deutuugeu lasseu sich aber iiiiiuerhiu gebeu. Zede
weitgetriebeue Regelmäßigkeit ist vom Übel. kfaus-
geräte uud Aköbel (vou luobiliu), sie siud beweglich;
werdeu sie strcug architektouisch georduet, so verlieren
sie dieseu Eiudruck, sie seheu wie uutzlos aus uud
wirkeu erkälteud. Das übliche Sofa au der Alitte
der kvaud uüt deiu ovaleu Tisch davor uud deu beideu
«Fauteuils» iu abgezirkelter Dreiviertelweuduug beider-
seits iu uusereu Besuchsziiiiiiieru ist wohl Zedem uu-
bewußt eiuiual zum Stimiiiuugsverderber gewordeu
Nbb. 8Z. Milllgc bcmaltc «öbcl. Ltubl. Lcitcnunsicbt,
Lntivurt von D. Lcbiicpninn». Vcrgl Lcn Tlutsntz „Willigc Möbcl."
mehr beeiuflußt, als vou freiem ästhetischeu Feingefühl.
Ls kommt uur darauf au, daß mau uicht Gcgeu-
stäude uebeueiuauder setzt, dereu Wirkuugeu sich gegeu-
seitig aufhebeu. Zapauische Bambussacheu gehcu mit
gotischem Gerät ebeuso gut zusammen wie Rokoko
mit orieutalischeu Töpferwareu, weil die Bilduugs-
gesetze sich vielfach berühreu. Aud je weuiger sklavisch
stilccht das eiuzelue Gerät ist, desto besser fügt es
sich iu eiuem moderiieu Zimmer zu deu übrigeu.
Nicht mit eiuauder vereiubar siud uur solche Gegeu-
stäude, deren Farbeu eiueu Alißklaug gebeu, die
ausgesprocheu eutgegeugesetzte Nichtuugeu betoueu:
z. B. eiu steiler gotischer Lehustuhl uud eiu uiedriges
orieutalisches Lotterbett, uud dereu Bilduugsgesetze
aus gauz eutgegeugesetzteu geistigeu Ström-
— iio —
sorderungeiu
Aber ich fürchte, daß ich dadurch die verwirruug
unr uoch vergrößere. Wird doch vou auderer uud
«berufeuer» 5eite wieder gepredigt, daß die Zu-
sammeustelluug vou Gerät aus alleu Zahrhuuderteü
eiue greuzeulose Barbarei sei, daß mau weuigsteus
eiue Ätileiuheit wahreu müsse — so z. B. iu eiueiu
außerordeutlich leseus- uud beherzigeuswerteu lllufsatz
vou Aobert Zlg in der «Lraukfurter Zeituug» : «Voiu
moderuen Auustbazillus» (vgl. Ag. Lseft 8). Das
jAiblikum, iu seiner Ghrfurcht vor deiu Liupaukbareu,
versteht darunter Merke derselbeu Zeitcpoche, desselbeu
historischeu Stils. AÜer aber uur hieriu das wahre
erblickt, wird vou assoziativeu Dorstelluugeii sicherlich
uugeu eutspruugeii siud, wie die nüttelalterliche
Auust aus der streugeu Aoustruktion nud im Gegeu-
satz dazu das Nokoko aus fesselloser phautasie. Die
iiieist uoch üblicheu Foriueu der Lsochreuaissauoe mit
Ubcrgaug ius Barock siud iu dieser biiusicht uahezu
die duldsaiusteii.
Dies aber uur für die Äugstlicheu; wer seiueiu
Gefühl vertraut, wird schou vou selbst zu freiereu
Auschauungeii gelaugeu. Freilich, eiu Attiseuiii aus
seiueiu Ziiuiuer zu macheii, hat auch wieder uur daiiu
eiuen Reiz für die Dauer, weuu sich au jedeu Gegeu-
staud besoudere persöuliche Griiiueruugeu kuüpfeu,
wesentlichere, als etwa Auktious- oder Aauflokal, Dor-
besitzer oder Raufpreis.
Das - Lsauptsächlichste bleibt ! ^dich Aiiorduuug
Nbb. 84. Killige bemalte /Döbcl. Stubl. Ilorderansicbt.
Lntvvurt von D. Scbliepmann. IDergl. den Nutsatz „Killige /lböbel."
des Lsausrates. Die kostbarstcu 5acheu lasseu uuter
Niustäudeu eiu Ziiuiuer doch uufreuudlich erscheineu,
uud bei dcu eiusachsteu Möbelu kauii es außer-
ordentlich behaglich seiu. kfier muß freilich der
iudividuelle Geschmack das Beste thuu; eiuige 2lu-
deutuugeu lasseu sich aber iiiiiuerhiu gebeu. Zede
weitgetriebeue Regelmäßigkeit ist vom Übel. kfaus-
geräte uud Aköbel (vou luobiliu), sie siud beweglich;
werdeu sie strcug architektouisch georduet, so verlieren
sie dieseu Eiudruck, sie seheu wie uutzlos aus uud
wirkeu erkälteud. Das übliche Sofa au der Alitte
der kvaud uüt deiu ovaleu Tisch davor uud deu beideu
«Fauteuils» iu abgezirkelter Dreiviertelweuduug beider-
seits iu uusereu Besuchsziiiiiiieru ist wohl Zedem uu-
bewußt eiuiual zum Stimiiiuugsverderber gewordeu
Nbb. 8Z. Milllgc bcmaltc «öbcl. Ltubl. Lcitcnunsicbt,
Lntivurt von D. Lcbiicpninn». Vcrgl Lcn Tlutsntz „Willigc Möbcl."
mehr beeiuflußt, als vou freiem ästhetischeu Feingefühl.
Ls kommt uur darauf au, daß mau uicht Gcgeu-
stäude uebeueiuauder setzt, dereu Wirkuugeu sich gegeu-
seitig aufhebeu. Zapauische Bambussacheu gehcu mit
gotischem Gerät ebeuso gut zusammen wie Rokoko
mit orieutalischeu Töpferwareu, weil die Bilduugs-
gesetze sich vielfach berühreu. Aud je weuiger sklavisch
stilccht das eiuzelue Gerät ist, desto besser fügt es
sich iu eiuem moderiieu Zimmer zu deu übrigeu.
Nicht mit eiuauder vereiubar siud uur solche Gegeu-
stäude, deren Farbeu eiueu Alißklaug gebeu, die
ausgesprocheu eutgegeugesetzte Nichtuugeu betoueu:
z. B. eiu steiler gotischer Lehustuhl uud eiu uiedriges
orieutalisches Lotterbett, uud dereu Bilduugsgesetze
aus gauz eutgegeugesetzteu geistigeu Ström-
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